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6850 Nichtamtlicher Teil. ^ 190, 17. August 1904. Das bisher von einigen Dienststellen beobachtete Verfahren, beim Fehlen einzelner Teile der Sendung den Frachtbrief mit dem An nahmestempel und dem bahnamtlrchen Vermerk -Nr fehlte bei der Annahme« zu versehen, ist für die Zukunft untersagt worden. (Leipziger Ztg.) Botaniker-Versammlung. — Die Freie Vereinigung der systematischen Botaniker und Pflanzengeographen, die vor kurzem in Stuttgart getagt hat, beschloß, ihren nächsten Kongreß zu Pfingsten 1905 in Wien abzuhalten. Deutscher Protestantentag. — Der 22. deutsche Pro testantentag wird in den Tagen vom 4. bis 7. Oktober d. I. in 11. September eröffnet werden. Ministerpräsident vr. v. Korber hat an den Präsidenten des Kongresses, Herrn Wilhelm Singer, folgende amtliche Zuschrift gesendet: ->Se. k. und k. Apostolische Majestät haben Se. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Rainer mit Aller- höchstihrer Vertretung bei der am 11. September d. I. statt findenden Eröffnungssitzung des Neunten internationalen Preß- kongresses in Wien allergnädigst zu betrauen geruht.« Max Klingers »Drama«. — Max Klingers neues Marmorbildwexk »Drama« ist in der vorigen Woche im Haupt saale der Großen Kunstausstellung zu Dresden ausgestellt worden. Geschäftsj ubiläum. — Der Verlag von Erd- und Himmels globen I. Felkl L Sohn in Roztok bei Prag (gegründet 1854), der sich seit dem 1. April 1894 im Alleinbesitz des Herrn Ferdinand Felkl befindet, konnte am 29. Juni d. I. auf ein halbes Jahrhundert seines Bestehens und erfolggesegneten Wirkens zurückblicken. Amerikanische Gefängnisbibliothek. — Der Biblio thekar des großen Zellengefängnisses in Sing Sing, einem kleinen Orte am Hudson im Staate New Jork, hat eine interessante Statistik über die Lektüre der dort untergebrachten 1200 Straf gefangenen aufgestellt. Von ihnen wurden im letzten Iahte 40500 Bücher gelesen, und davon gehörten 29381 der Schönen Litera tur an. Die zweite Stelle der Beliebtheit nahmen Werke über Reisen und Abenteuer ein, aber doch nur mit 1575 Bänden. Es folgen Biographien 1227, Essays 1028, Geschichte 953, Religion 792, Poesie 205. Von Büchern in fremden Sprachen wurden begehrt: deutsche mit 1686 Bänden, hebräische 1259, italienische 1067; am wenigsten französische Werke: 545. Unter den Romanschriftstellern ist bei den Sträflingen Dumas weitaus der beliebteste; 1413 Bände von ihm wurden ausgeliehen. Nach ihm kommt CH. Reade (720 mal), Collins, Corelli, Doyle (584), Dickens (567>, Haggard, Crawford. Da die Gefangenen in ihrer Lektüre durchaus freie Wahl haben, so sind die hierüber aufgestellten Listen für das Studium der Kriminalistik und Verbrecherpsychologie eine ganz ungetrübte Quelle. (kublisbsrs' ^Vsslrl^.) »Lessinghaus« in Berlin. — Das alte Lessinghaus in Berlin, am Königsgraben 10, dessen Abbruch bevorstehen sollte, wird, wie die Nationalztg. meldet, noch auf längere Zeit erhalten bleiben. Zunächst wird cs gründlich ausgebessert. Am Königs graben 10 wohnte Lessing bei seinem vierten Aufenthalt in Berlin von 1765—67 und brachte hier seine Minna von Barn helm zur Vollendung. Das Haus ist Eigentum der Stadt. Das Weltpost-Denkmal. — Aus Bern wird der All gemeinen Zeitung (München) geschrieben: Die vom Bundesrat be stellte internationale Jury für das Denkmal zur Erinnerung an die Gründung des Weltpostvereins hat am 8. d. M. nach langer findlichen Entwürfe zu beurteilen. Sie hat beschlossen, dem Bundesrat den von Herrn Rens de St. Marceaur, Bildhauer in Paris, eingesandten Entwurf endgültig zur Ausführung tigen Wettbewerben durch erste Preise ausgezeichnet worden. Für die Errichtung des Denkmals hat der Weltpostverein die verhältnismäßig geringe Summe von 136 000 aus geworfen. Das Denkmal, das in zwei Jahren fertig sein muß, soll in Bern in der Mitte des Steinhauerplatzes, an der oberen Bundesgasse, aufgestellt werden. Die Entwürfe, die an der engeren Konkurrenz teilgenommen haben, werden jetzt in der Parlamentsbibliothek ausgestellt und können bis zum 30. August besichtigt werden. Der zur Ausführung vorgeschlagene Entwurf von Rens de St. Marceaux war bei der ersten Berner Aus stellung viel angefochten worden. Er stellt die an einer Felsen spitze klebende Erdkugel dar; ringsumher schweben tanzende Frauengestalten, die sich Briefe von Hand zu Hand reichen. Das Ganze ist kühn hingeworfen und sehr fein gearbeitet; als monu mentales Denkmal aber schien es keinen Eindruck zu machen. Man wundert sich daher, daß die vom Bundesrat eingesetzte Jury gerade diesen Entwurf gewählt hat. Weltausstellung in ^St^Louis. —- Als Preisrichter für Bücher für Blinde. — Die Königin von Schweden hat laut Mitteilung des Sekretärs des Esperanto-Vereins in Lyon bei einer dort veranstalteten Lotterie, deren Einnahmen zum Druck von Büchern in der Esperanto-Sprache für einkaufen und zugleich ihr hohes Interesse für das edle und nütz liche Vorhaben bezeugen lassen. Der Vorstand des Vereins hat darauf durch den französischen Gesandten in Stockholm der 4. September in Salzburg stattfinden soll, sind ü. a. folgende Vorträge angemeldet: Professor vr. Rigl (Wien): -Salzburgs Stellung in der Kunstgeschichte« — Professor vr. Dopsch (Wien): »Uber Herausgabe von Quellen zur Abrargeschichte des Mittel- zur Geschichte des Wiener Kongresses« — Professor vr. v. Volte- lini (Innsbruck): »Die Entstehung der Landgerichte auf bayrisch österreichischem Rechtsgebiete«. Besonderes Interesse für die Kongreßteilnehmer verspricht eine Ausstellung von Urkunden und Handschriften, die vom Prälaten W. Hausthaler im Stift St. Peter veranstaltet wird. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Katalogs äsr kirma ö. 8. Ll8.elrwsll in Oxkorck, 50 Lvck 51, Remple.^ Zo. 22 p. 788 urs. Lllä8uramer 1204.^ Ltunckarcl vi^sraturs. 8". 32 p. 860 urs. lul^, 1904. vra-nä), ^ntiHuaria-t Lu Lrssla-u II. 8". 34 8. 805 8rn. ^urässsüLa. Ln Koma, Via äsll'vnivsrmta 42/43. 8". 201 8. 4388 Nrn. Personalnachrichten. Jubiläum. — Ein seltnes akademisches Jubiläum, den sechzigsten Jahrestag des Beginns seiner Lehrtätigkeit an der Universität Berlin, konnte am 10. d. M. der berühmte Lehrer des deutschen Strafrechts Herr Professor vr. Albert Friedrich Berner in Berlin begehen. Geboren 1818 in Stratzburg in der Uckermark, studierte er die Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universität zu Berlin. 1842 erwarb er den Doktorgrad. 1844 trat er als Prioatdozent in den Lehrkörper der Berliner ordentlichen Professor für deutsches Strafrecht auf, und bis vor wenigen Jahren, wo er sich zurückzog, ist er ohne Unterbrechung der Universität Berlin als Lehrer erhalten geblieben. Dem Buch handel sind seine zahlreichen und bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondre sein Lehrbuch des deutschen Strafrechts, bestens bekannt.