10906 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 218, 18. September 1912. C ^ nter den vier fröhlichen Abenteurern, die dieses Buch ^T-zu einer lustigen Kumpanei vereint, sind der Lllen- spiegel, Gulliver und Münchhausen wohl jedermann dem Namen nach bekannt. Leider kennt man aber ihre Aben- teuer und Streiche zumeist nur aus Bearbeitungen für die Zugend, und das heißt sie so gut wie gar nicht kennen; denn diese Bearbeitungen, löblich in ihren Absichten, sind doch nur blaffe Verfärbungen der ursprünglichen Dichtungen. Weder der Lllenspiegel, noch Gulliver und Münchhausen sind Zugend- bücher, vielmehr haben alle drei gerade den Erwachsenen unter der Maske des Scherzes bittere Wahrheiten zu sagen. Denn hinter der grotesken lachenden Komik dieser Gesellen steht durchaus der höchste sittliche Ernst. Lind nicht Lllenspiegel allein führt den Spiegel im Wappen. Zn grotesken Spiegeln fangen sie alle die Narrheit der Welt aus, und indem wir über sie lachen, lachen wir über uns selbst und erkennen betreten hinter dem Gelächter die ernste Wahrheit. Wie überraschend versteht lllenspiegel, dieser derbe, gesunde niederdeutsche Bauer, der unserer verzärtelten Zeit ein wenig auf die Nerven geht, den fetten Bürger, den abergläubischen Bauern, die klatschsüchtige Frau Base, den heuchlerischen Pfaffen und selbst die kurz sichtigen hohen Herren mit der klatschenden Pritsche zu treffen. Typisch wie Lllenspiegel für das 16. Jahrh. ist Schelmuffsky für das Ende des 17., und es ist wohl nur ein Zufall, daß dies zu den eigentümlichsten witzigsten Büchern unserer Literatur gehörende Werk nicht ebenso bekannt ist wie der Lllenspiegel. S> L