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^ 252. 29. Oktober 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Drschn. Buchhandel. 12999 weitere Verfahren der Schriftfixierung, der Einfärbung und des eigentlichen Abdrucks. Besonders schwierig und umständlich dürfen wir uns das Verfahren wohl kaum vorstellen, denn nach der ausdrücklichen Nachricht, auf die sich Ramsay beruft, hatte Hartnach das Ganze »selbsten angefertiget«, kostspielige Vor richtungen oder Maschinen werden also nicht dazu erforderlich gewesen fein. Vielleicht findet sich in einem von den vielen Büchern geschichtlichen, politischen, philologischen und literarischen Inhalts, die Hartnach verfaßt hat, irgend eine Bemerkung über das von ihm angewandte und möglicherweise auch erfundene Verfahren der Schriftvervielfältigung. Einstweilen möge es genügen, die Aufmerksamkeit der Fachkreise auf diese mutmaßliche Vorstufe der Autographie hingewiesen zu haben. Iwan Fedorow, der erste Buchdrucker Rußlands. Im Börsenblatt*) wurde schon mitgeteilt, daß dem ersten russischen Buchdrucker kürzlich in Moskau ein Denkmal errichtet worden ist. Es ist daher wohl am Platze, auf die Tätigkeit Fedorows und die damaligen Verhältnisse (2. Hälfte des 16. Jahr hunderts) etwas näher einzugehen. Kaiser Karl V. hatte dem Zaren Iwan dem Schrecklichen außer andern Handwerksmeistern auch Buchdrucker zu senden versprochen, wenn er ihn im Kriege gegen die Türken unter stützte und die orthodoxe Kirche mit der lateinischen (d. i. der katholischen) vereinigte. Dieser Vorschlag kam nicht zur Aus führung. Der Wunsch, in Moskau Buchdrucker zu haben, hatte seinen Grund darin, daß die kirchlichen Bücher unkorrekt ab geschrieben wurden und sich dadurch immer mehr Jrrtümer in Glaubenssachen verbreiteten. Dem sollte die Herstellung dieser Bücher durch den Buchdruck abhelfen. Der Zar wandte sich schließlich in dieser Angelegenheit an König Christian III. von Dänemark, und dieser schickte 1552 den Buch drucker Hans Missenheim nach Moskau, forderte aber zugleich den Zaren auf, den Protestantismus anzunehmen. Dem dänischen Buchdrucker schlossen sich Iwan Fedorow und Peter Timofij Mstislawez an. Fedorow stammte aus dem Gouvernement Kaluga und war Diakon im Kreml. Der Zar befahl, eine Buchdruckerei zu bauen, die von dem Metropoliten Makarius eingeweiht wurde. Nach zehnjähriger Vorbereitung druckte Fedorow mit seinem Gehilfen Mstislawez den »^po-ckol« (d. i. das Neue Testament außer den Evangelien; 1664) und im Jahre darauf den »6s,8ovni1r« (Horologium). Inwieweit beide an den Vorbereitungen teilnahmen, ist nicht festgestellt; aber Tatsache ist, daß sie die Buchdruckerei einrichteten und das erste Buch druckten. Diese Tätigkeit gereichte ihnen aber nicht zum Nutzen; sie mußten aus Moskau fliehen. Das Volk in seiner Unwissenheit, aufgehetzt von den Bücherabschreibern, die sich in ihrem Erwerbe bedroht sahen, hielt sie für Zauberer und verbrannte die Buch druckerei. Die Flüchtlinge fanden Unterkommen in Litauen bei dem Hetman Chodkiewicz. Dieser errichtete auf seinem Gute Zabludow eine Buchdruckerei, in der Fedorow und Mstislawez das »Lehr - Evangelium« (eine Auswahl von Abschnitten aus den Evangelien, den Predigten des Chrysostomus u. a.; 1669) und den »Psalter« mit dem »c^asoslov« (1570) druckten. Von hier aus trennten sich die Genossen. Mstislawez ging nach Wilna und druckte dort kirchenslawische Bücher. Iwan Fedorow begab sich nach Lemberg und druckte in einer dort von ihm errichteten Druckerei die zweite Ausgabe des »^.postol« (1574). Durch Krankheit in Not gekommen, mußte er seine Druckerei verpfänden. Später siedelte er unter Zurücklassung seines Sohnes, der ebenfalls Buchdrucker war, nach Ostrog in Wolhynien über, wo er im Auftrag des Fürsten Konstantin Ostroshsky den »Psalter«, das »Neue Testament« und die berühmte »Ostroger Bibel« (1680 und 1681), die älteste vollständige Bibel in russisch-kirchenslawischer Sprache, druckte. Darauf kehrte er nach Lemberg zurück und starb dort 1683 in größter Armut. (Nach Ottüv Llovniir NauönF, Bd. 9 s. v. k'eäorov, Prag 1895.) alten Sälen des dortigen Druckhofes (der Synodaldruckerei) eine Ausstellung alter Bücher cyrillisch-slawischen Druckes veranstaltet worden. Sie umfaßt gegen 250 Bücher. Es sind dies Muster von mehr als 40 slawischen Buchdruckereien, die mehr als 200 Jahre (1491—1708) des russisch-kirchenslawischen Druckwesens umfassen, angefangen von der ältesten slawischen Druckerei 1491 in Krakau, der Prager und Wilnaer Buchdruckerei Skori- nas, der Venetianischen Buchdruckerei mit ihren serbischen montenegrinischen und rumänischen Zweigen und endigend mit den Moskauer und überhaupt russischen Unternehmungen bis in die Zeiten der Regierung Peters I. Einige Bücher sind Unika; von andern, die sich nur im Auslande oder in St. Petersburg befinden, sind die Kopien ausgestellt. Darunter findet sich auch Fedorows »^xostol«; er wurde, wie in dem Buche selbst bemerkt ist, im Druck begonnen im Jahre 7071 (von der Erschaffung der Welt), 19. April, und beendet 1. März 7072. Das Buch macht in technischer Beziehung einen vortrefflichen Eindruck. Der Druck ist schwarz in ununterbrochenen Zeilen mit roten Anfangs- und Endvignetten, die Schrift ist gleichmäßig und schön geschnitten. Endlich befinden sich in der Ausstellung auch noch einige Handpressen, darunter die Presse Peters I., bei deren Bau die Ausländer mithalfen, die damals die neueingeführte sogenannte Zivilschrift (das ist die jetzt ge bräuchliche russische Druckschrift) schnitten. (Nach 8t. ketsr- Kleine Mitteilungen. * HandelSsachverftändiger in Rio de Janeiro — Der Handelssachverständige bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Rio de Janeiro Herr Or. Voß hält sich vom 25. bis 29. Ok tober d. I. in Berlin auf und ist während dieser Zeit täglich von 11 bis 1 Uhr und von 4 bis 6 Uhr für Interessenten, die über die Verhältnisse in Brasilien Auskunft wünschen, im Auswärtigen Amt, Wilhelmstraße 75, zu sprechen. Darauf wird der Handels sachverständige diejenigen größeren Handelskammern, die mit Rücksicht auf den Außenhandel und die Industrie ihres Bezirks ein besonderes Interesse bekundet haben, besuchen, um durch ihre Vermittlung mit den beteiligten Firmen nach Möglichkeit persönlich Fühlung zu nehmen Der Rundreise des Handels sachverständigen soll folgender Reiseplan zugrunde gelegt werden: Am 29. Oktober Abreise von Berlin, in Hamburg (Altona, Har burg) am 30. Oktober und 1. November, — Bremen (Oldenburg) 2. November, — Hannover 3. und 4.November, — Braunschweig 5. November, — Bielefeld 6. November, — Münster 8. November, — Bochum 9. November, — Elberfeld (Hagen, Iserlohn, Altena, Solingen) 10. und II. November, — Duis burg (Ruhrort, Essen, Wesel, Mülheim a. Ruhr) 12. und 13. November, — Düsseldorf 16. und 16. November, — Cöln (Aachen, Stolberg) 17. November, — Koblenz (Lim burg, Wetzlar) 18. November, — Frankfurt a. M. (Hanau, Fulda, Offenbach, Wiesbaden, Höchst, Mainz) 19. bis 22. November, — Darmstadt 23. November, — Mannheim (Ludwigshafen, Worms, Heidelberg) 24. und 25. November, — Karlsruhe (Pforzheim, Mülhausen, Freiburg) 26. und 27. No vember, — Stuttgart (Reutlingen, Ulm, Rottweil, Heilbronn, Villingen) 29. und 30. November, — München (Augsburg) I. und 2. Dezember, — Nürnberg (Würzburg) 3. und 4. Dezember, — Cassel 6. und 7. Dezember, — Erfurt (Nordhausen, Arnstadt) 8. und 9. Dezember, — Weimar (Saalfeld) 10. Dezember, — Chemnitz (Altenburg, Greiz) II. Dezember, — Dresden (Görlitz, Zittau, Schweidnitz) 13. und 14. Dezember, — Leipzig 16. und 16. Dezember, — Magdeburg (Halberstadt) 17. und 18. Dezember. Den Interessenten aus den in Klammern beigefügten Orten wird anheimgestellt, sich bei den Handelskammern der gesperrt gedruckten Orte an den dabei ver merkten Tagen einzufinden, da es Herrn vr. Voß unmöglich ist, in der ihm zur Verfügung stehenden Reisezeit alle in Betracht kommenden Plätze zu besuchen. * Allgemeine Bereinigung Deutscher Buchhandlungs- Gehilfen. Landesvereinigung Brandenburg-Pommern, Öst- und Westpreußen. — Eine Landesversammlung der vorge nannten Landesvereinigung findet am Sonntag den 7. November, vormittags '/--IO Uhr in Berlin (im »Wilhelmshof«, Anhalt straße 15) statt. Gäste sind willkommen. °) 1909, Nr. 245, S- 12 538. 1687*