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2322 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 43. 22. Februar 1910. Preisen unterzubringen, oder die es sich zur Aufgabe machen, die direkten Kunden der Zeitungen oder der anderen Annoncen- Expeditionen durch Unterbietungen an sich zu reißen, dann wird dies ganz erheblich zur Gesundung des Annoncen-Geschäfts bei tragen. II. Die zweite Frage, deren Beratung dem Unterzeichneten Aus schuß übertragen worden ist, bezieht sich auf die Einführung gebundener Tarife im Jnseratengeschäft. Die Mißstände auf diesem Gebiet haben früher in gleichem Umfang bestanden bei allen Arten von Zeitungen und Zeit schriften. Im Laufe der letzten 20 Jahre haben aber bei einzelnen Arten von Blättern zweifellos gesündere Verhältnisse Platz gegriffen. Dies ist insbesondere der Fall bei den illustrierten Zeitschriften und bis zu einem gewissen Grade auch bei der Tagespresse. Nur bei der Fachpresse liegen, abgesehen von ver einzelten Verlegern, die auf diesem Gebiete gesunde Geschästs- grundsätze vertreten, die alten Mißstände auch gegenwärtig noch vor. Es ist die höchste Zeit, daß auf diesem für die Verleger so überaus wichtigen Gebiete einmal der Anfang gemacht wird, ge ordneten Zuständen und kaufmännischen Grundsätzen zum Durch bruch zu verhelfen. Erstes Erfordernis auf diesem Wege sind aber feste Preise. Wo bleiben Treu und Glauben im Geschäftsleben, wenn dem einen Inserenten ein Rabatt von 50 Prozent als das Höchste be zeichnet wird, einem anderen aber nach langem Hin und Her schließlich 60 Prozent und einem dritten vielleicht 70 Prozent Rabatt bewilligt werden? Kann sich ein Verleger darüber be klagen, wenn ihm angesichts der gegenwärtigen, geradezu halt losen Zustände, angesichts der ruinösen Preise, die von vielen Verlegern akzeptiert werden, Aufträge sowohl von Inserenten direkt als von Annoncen Expeditionen zu Preisen angeboten werden, die weit unterhalb seines Tarifs liegen? Solche Angebote werden so lange gemacht werden, als der Verleger nicht absolut feste Preise ohne jede Ausnahme für sein Blatt eingeführt hat, an denen er unverbrüchlich festhält und an denen festzuhalten auch die Annoncen-Expeditionen verpflichtet sind. Daß auch die Inserenten selbst den gegenwärtigen Zustand als unerquicklich ansehen, beweist die Begründung einer Jnsereuteu- Vereinigung, der jetzt schon eine große Zahl hervorragender Inserenten angehört. Neben dieser allgemeinen. Inserenten. Vereinigung sind aber neuerdings Fach-Vereinigungen in der Bildung begriffen. Während die erstere vornehmlich für die Tages presse und die illustrierten Blätter Bedeutung hat, kommen die fachlichen Vereinigungen hauptsächlich für die Fachpresse in Frage. Der Grund zu diesem Zusammenschluß der Inserenten ist überall derselbe: die Unsicherheit bezüglich der Jnsertionspreise und deshalb die Befürchtung jedes Einzelnen, er könnte doch noch übervorteilt sein, wenn es ihm schließlich gelungen ist, bei den verschiedenen Blättern nach langwierigen Verhandlungen Preise zu erlangen, die weit unterhalb der ursprünglich angestellten Preise liegen. Die schädlichste Seite nicht fester Preise liegt gerade in dem Umstand, daß der Käufer — in diesem Falle der Inserent — ein Gefühl des Mißtrauens und des Mißbehagens nicht los zu werden vermag, selbst wenn er schließlich einen billigen Preis durchgesetzt hat. Er sagt sich dann: vielleicht hätte ich doch noch weitere Vorteile erzielen können, wenn ich weiter »ge drückt« hätte. Jeder Ausnahmepreis, den ein Verleger macht, ist als ein Krebsschaden zu bezeichnen. Es ist eine alte Erfahrung, daß Ausnahmepreise nicht geheim bleiben. Wenn sie der Inserent nicht den übrigen Mitgliedern der Vereinigung mitteilt, der er an gehört — was zumeist der Fall ist —, so wird dieser Ausnahme preis durch Angestellte an andere Inserenten bekanntgegeben. Fast jeder größere Inserent hat heute einen sogenannten Re klame-Chef, zum mindesten einen Angestellten, der das Jnseraten- wesen zu verwalten hat. Bekanntlich wechseln gerade Reklame- Chefs sehr häufig ihre Stellungen, und so wird die Kenntnis von Ausnahmepreisen von einer Firma zur andern getragen, bis schließlich die ganze Branche unterrichtet ist und dem betreffenden Verleger nur noch Ausnahmepreise von seiten seiner Inserenten diktiert werden. Abgesehen davon entstehen aber Mißstimmungen bei den Inserenten, wenn sie in Erfahrung bringen, daß ihrer Konkurrenz billigere Preise eingeräumt worden sind. Was sich im allgemeinen Geschäftsleben als förderlich und nützlich erwiesen hat, das Prinzip fester Preise, kann auch für das Jnseratengeschäft nur dringend empfohlen werden. Daß es nicht nur seine moralische Berechtigung hat, sondern sich auch in hohem Grade bewährt, wird durch das Beispiel derjenigen Fach blatt-Verleger bewiesen, die bisher schon an ihren Tarifpreiseu streng festgehalten haben. Das Ansehen eines Blattes wird unbedingt gehoben, wenn der Inserent die Erfahrung macht, daß streng an den Preisen festgehalten wird, daß von der Expe dition des Blattes der gleiche Preis offeriert wird wie von jeder Anuoucen-Expedition. Geht wirklich einmal ein Auftrag durch das Festhalten am Tarif verloren, so wird dieser Verlust mehr als ausgewogen durch den ideellen und materiellen Gewinn auf der anderen Seite. Die Unterzeichnete Kommission ist daher der Überzeugung, der Verband der Fachpresse Deutschlands würde sich ein hohes Verdienst um die Gesundung des Jnseratenwesens und um die materiellen Interessen seiner Mitglieder erwerben, wenn er mit aller Energie der Regelung der beiden vorerwähnten Fragen nähertreten würde. Der Ausschuß hat zu diesem Zweck mit den drei größten Annoncen-Expeditionen Fühlung genommen und festgestellt, daß diese den oben dargelegten Standpunkt des Aus schusses vollständig teilen. Um zu zeigen, wie die beiden Fragen einer praktischen Lösung entgegengeführt werden können, wird gleichzeitig Abschrift einer Eingabe überreicht, die gemeinsam von den Firmen: Rudolf Mosse, Haasenstein L- Vogler Akt.-Ges. und Daube L Co. m. b. H. an den Verein Deutscher Zeitungs-Verleger in gleicher Angelegenheit gerichtet worden ist, sowie der Entwurf, wie er für eine Vereinbarung zwischen Verleger und Annoncen- Expeditionen über die Einführung eines festen Insertions-Tarifs in Vorschlag gebracht wird. Berlin, 13. Januar 1910. (gez) Der Ausschuß für das Inseraten wesen des Verbandes der Fachpresse Deutschlands (E. V.). Der Denkschrift sind 2 Anlagen beigefügt: 1. ein gemeinsames Schreiben der Firmen Rudolf Mosse, Haasenstein L Vogler A.-G. und Daube L Co. G. m. b. H. an den Verein Deutscher Zeitungsverleger in Hannover; 2. ein Entwurf für die Vereinbarung von Höchstrabatten zwischen Verleger und Annoncen-Expeditionen: a) Schreiben des Verlegers an die Annoncen-Expeditionen; d) Verpflichtungsschein der Annoncen-Expeditionen. Kleine Mitteilungen. Londoner Biicherversteigernngen. — Bei einer Versteige rung von Büchern und Handschriften verschiedener Herkunft, die am 3. Februar und den folgenden Tagen bei Sotheby, Wilkin- sonLHodge in London stattsand, wurden folgende Höchst preise erzielt: Lord John Napiers Beschreibung der wunderbaren Loga rithmentafel, übers, von E. Wright, 1618, 12 Pfund 10 Schilling; — Luseia ^utiyua et, Lockiema, 2. Bde., 1693—1714, 6 Pfund 15 Schilling (Batsford); — I. A. Assemanns Ooäsx lüturxieus keelesiae Universal;, 13 Bde., 2. Ausl., Paris 1902, 11 Pfund 5 Schilling (I. Baker); — Mstoire I-itteiaire cke Irr krauee, Vols. 17—26, Paris 1895—98, 5 Pfund 2 Schilling 6 Pence (Picard); — 31 farbige Karikaturen von I Gillray und G. Cruikshank, mit zwei Original-Aquarellen, 5 Pfund 5 Schilling (Spencer); — I. Gvar's UuoboloAlon, sive liituale Oraeeoruw, zweite Ausl., Venedig 1730, 5 Pfund 5 Schilling (I. Baker); — llomerus Opera Ownia, 2 Bde., berühmte Ausgabe von Aldus, Venedig 1517, 5 Pfund 5 Schilling (Tregaskis); — F. I. Child, 3?be AuSlisb anä Leot-tisb populär Lallacks, Boston 1882—98, 7 Pfund 7 Schilling 6 Pence (Maggs); — Ilidlia Laera Patina; Uckitio Vulgata, in Nürn berg 1478 von Ant. Coburger gedruckt, II Pfund (Hornstein); — I. de Turrecremata (Torquemada), llxposituo Lrevis et Otilis Luper toto ksalterio, von P. Schaeffer 1478 gedruckt, 7 Pfund; — Oetkrez' Obauesrs Worices, ivitb tde Lie^e auck Oest-rueoicm ok tbe 6 Pfund 10 Schilling (Spencer), — Sebastian Brants Narren schiff (l^e 8bip ok Cooles), ins Englische übersetzt von Alexander Barclay (mit dem lateinischen Text), 1570, 7 Pfund 5 Schilling