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Redaktioneller Teil. X- 26, 4. Februar ISIS, liche Waffen wird, denke ich, das entstehende Werbeamt des Börsenvereins zu schmieden bereit sein, und dessen Sache wird es auch sein, über die Ausgestaltung dieser Waffen sich mit den verschiedenen Firmen des Auslands zu beraten, um sie so wirksam wie immer möglich zu gestalten. Zu diesen Waffen wird es auch gehören, so weit als immer möglich in der Frage der Gewährung von Rabatt nach dem Aus land eine Einigung zu erzielen. Wir wissen alle, wie arg die Verhältnisse hier liegen, und wissen wohl auch alle, daß es nicht leicht sein wird, hier eine Verständigung herbeizuführcn. Son derbar, höchst sonderbar ist es ja, daß dieser Rabatt nach dem Ausland vom Sortimentsbuchhandel gewährt wird, der jetzt erklärt, ohne Preisaufschläge müsse er zugrunde gehen. Mich hier des länger» hierüber auszulassen, kann ich mir Wohl ver sagen. Streifen möchte ich nur noch, daß hierher wohl auch noch der Ausbau unsrer buchhändlerischen Organisation und der Leipziger Einrichtungen gehört, wozu ich z. B. auch die sorgfällige Prüfung und gegebenenfalls die Ausführung der be kannten Max Merseburgcrschen Vorschläge zur Errichtung einer Paketbestellanstalt mit Bllcher-Bahn und Postanstalt und Bank institut zähle. Klarheit wollen wir uns womöglich auch dar über verschaffen, in welchem Maße es angebracht erscheint, daß die Barsortimente oder besser, ich möchte leider sagen, das Barsortiment die Arbeit im Ausland in die Hand nimmt. Welche Wege müssen wir beschreiten und welche unterlassen? Hier, meine ich, sollten wir diejenigen einschlagen, die schon vor dem Krieg uns vor allem zu dem Ziel führten, das deutsche Buch in alle Lande zu tragen, und nicht nur dieses, sondern auch vielfach, wie wir alle wissen, die literarische Produktion anderer Länder dazu. Aber auch an manches andere ließe sich denken, die romani schen Länder zu bearbeiten und verlorenen Boden für das deutsche Buch wiederzugewinnen. So bestand z. B. jetzt schon die Absicht, oder sie besteht vielleicht noch, in derSchweiz eine Zentralstelle für die Versorgung dieser Länder mit deutschen Büchern und mit deutscher Musik zu errichten. Von der Schweiz aus sollten die Länder bereist und den Firmen neue und so weit als möglich auch ältere Bücher und Musikalien zum Kauf angeboten werden. Manchem von Ihnen wird dieser Plan wohl schon unterbreitet worden sein. Man hat auch uns, meinen Teilhaber und mich, gefragt, ob wir uns gegebenenfalls an dessen Vorbereitungen und au seiner Ausführung beteiligen, d. h. etwa die Bücherabteilung übernehmen würden. Wir haben uns kürzlich diese Frage überlegt und sind zu der Ansicht gekommen, daß es unbedingt jetzt verfrüht wäre, eine Entschei dung darüber zu treffen. Für Italien muß dabei auch in Be tracht gezogen werden, daß Buch- und Musikalicnhandcl zwei vollständig getrennte Zweige sind, so getrennt, daß cs vor dem Krieg eine feste Vereinbarung seitens der Musikalicnvcrleger war, an Buchhändler ihre Artikel nicht zu liefern. Indessen, man kann den Plan im Auge behalten, vielleicht stellt es sich später als wünschenswert heraus, ihm näherzutreten. Zweck mäßiger erscheint es mir auf jeden Fall, in den Ländern selbst wieder Verkaufsstellen zu besitzen und nach dem Krieg diejenigen Verkaufskräfte für den deutschen Buchhandel wirken zu lassen, die früher darin tätig waren, diese also soweit als immer möglich zu fördern. Hier aber dürfte es nach den vor dem Krieg gemachten Erfahrungen sicherlich für den Verleger das Richtigste sein, sich bei größeren Unternehmungen vor allem an einzelneHirmen anzuschlietzen, die schon eine bestimmte Rich tung in ihrer Belricbsarbeit verfolgen, also entweder technolo gischer, medizinischer oder allgeineinwissenschaftlicher Literatur ihre besondere Aufmerksamkeit widmen; an Verleger, um Ausgaben oder Übersetzungen deutscher Werke für die Italiener oder Franzosen auf den Markt zu bringen, an S o r tim e n t e r, um bestimmte deutsche Werke in die weitesten Kreise zu tragen. Inwieweit es sich dabei für den deutschen Buchhandel empfehlen wird, die im Entstehen begriffenen Einrichtungen des De iri sch enAusland-Museums zu verwerten, bleibt abzuwar ten, jedenfalls möchte ich bezüglich dieses Punktes mit allem Nachdruck auf diese neue Schöpfung Hinweisen. Sie wird be- 84 rufen sein, dem deutschen Buchhandel im Ausland die besten Dienste zu leisten. Dies über die Frage, was die deutschen Verleger zu gegebe- ner Zeit tun könnten und sollten. Was sic nicht tun sollten, das wäre meines Erachtens, etwa de» Gedanken zur Aussüh rung zu bringen, in den romanischen Ländern selbst eine An zahl Verkaufsstellen zu errichten oder etwa durch Reisende alle irgendwie in Frage kommenden Wiedervcrkäufer ein- oder zwei mal im Jahr zu besuchen, wie das auch schon von irgend einer Seite einmal ausgesprochen würde. Ein solcher Versuch würde meines Erachtens sehr viel Geld kosten und Wohl kaum die ent sprechenden Erfolge zeitigen, höchstwahrscheinlich aber die Ar beitslust derjenigen Sortimenter schwächen, die bereit sind, die Arbeit nach dem Krieg wieder in alter Weise aufzunehnien. Ich wiederhole: Kräftigen Sie diese so viel als immer möglich, geben Sie ihnen Helfer, tüchtige Mitarbeiter, und cs muß ge lingen, dem deutschen Buchhandel wieder in dem Maße Ein gang zu verschaffen, als es die Verhältnisse ge statten. Ebenso bedenklich erscheint cs mir, etwa eine Gesellschaft zu gründen, die Verkaufsstellen deutscher Bücher in verschiede nen Städten errichten soll. Die Angestellten einer solchen Ge sellschaft werden nach meinem Dafürhalten niemals das Maß von Energie aufwenden wie ein Geschäftsmann, der nur sich gegenüber verantwortlich ist und somit ganz anders am Ge winn oder Verlust, am Wohl und Wehe eines Unternehmens be teiligt ist. Ebenso bedenklich finde ich das Vorgehen der Franzosen, in den befreundeten und neutralen Ländern selbst eigene Sorti mente ins Leben zu rufen. Das hat z. B. die Pariser Firma Georges Eres L Co. schon in Zürich getan, und wie ich höre, soll sie das auch in Lugano beabsichtigen. Ob und in wel chem Maße auch in Italien und den andern Ländern, ist mir nicht bekannt. Ich glaube nicht, daß die doch als rührig be kannten Züricher Sortimenter, die vielfach schon bisher fran zösische Literatur reichlich Vertrieben, davon entzückt sein wer den, daß man ihnen in dieser Weise das Wasser abgräbt, statt ihnen den Verkauf der französischen Bücher noch mehr als bis her nahczulegen und ihnen dies durch besonderes Entgegen kommen zu erleichtern. Und was wir auch unterlassen sollten, das sind die über triebenen Zugeständnisse, die häufig genug nur von kleinen Kreisen gefördert werden und die nicht dadurch berechtigter werden, daß man sie immer wieder und möglichst laut bean sprucht. Dazu rechne ich z. B.. das Verlangen, des Auslands wegen in unseren Büchern die Antiqua anzuwenden. Nach meinen Erfahrungen wird derjenige, der Deutsch gelernt hat, ein deutsches Buch lieber mit deutschen Lettern lesen als mit An tiqua, und ich meine, daß denjenigen, der Deutsch lernen will, deutsche Buchstaben ganz bestimmt nicht davon abschreckc» werden. Zum Erlernen des Lesens und Schreibens dieser deut schen Buchstaben gehört höchstens der tausendste Teil derjenigen Mühe, die zum Erlernen der Sprache selbst aufgewendet wer den muß. Von Zeitungen, deren Lesen doch stets ein be sonderes Mittel zur Fortbildung in der Sprache bildet, wird kaum eine in Anliqua gedruckt, und von deutschen Zeitschriften erscheinen erfreulicherweise immer mehr in deutschem Kleid. Schließlich einige Worte über die Aussichten, die sich dem deutsche» Buchhandel in Frankreich und Italien nach dem Kriege bieten. Nach meinem Dafürhalten dürften wir zu große Hoffnungen darauf nicht setzen. Mehr Wohl als alle übrigen Länder werden nach diesem Krieg Italien, das in den letzten 20 Jahren so vorankam, und Frankreich, das ehemal» reiche Frankreich, wirtschaftlich darnicderliegcn, die Kauf- kraft wird deshalb gering sein, und dazu wird voraussichtlich der hohe Preis des deutschen Buches ein weiteres Hindcrnis sllr die Verkäuflichkeit bilden. Das sollten übrigens auch d i e Industrien bedenken, die bei der Herstellung des Buches beteiligt sind, die Papierfabriken, Buchdruckereien, Buchbinde reien usw., namentlich aber auch unsere Arbeiter bei ihren Lohnforderungen. Noch andere Umstände werden schwächend auf den Absatz deutscher Bücher,, in Italien wenigstens, einwirken.