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42, 20. Februar 1899. Nichtamtlicher Teil. 1409 Nichtamtlicher Teil Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. Herausgegeben von der Historischen Kommission des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Band XX. Redactenr: Richard Alberti. Nebst Register zu Band I—XX (1878—98). Bearbeitet von Philipp Vorhaner smit besondrem Titel). Gr. 8°. (VI, 208 u. IV, 346 S.) Leipzig 1898, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Die Herstellung des dem Bande beigefügten Registers hat zwar eine Verzögerung des Erscheinens herbeigefiihrt, läßt dafür aber auch diesen Band wertvoller als alle früher ausgegebenen erscheinen, denn erst durch das Register wird die Nutzbarmachung aller bisher erschienenen Bände in vollem Maße ermöglicht und die Reichhaltigkeit des Gesamt inhaltes klar vor Augen geführt. Aber auch sonst bietet der vorliegende Band höchst schätzenswerte und interessante Beiträge. An den Anfang und Schluß des eigentlichen redaktionellen Teiles sind die beiden »Berichte über die Arbeit für die Ge schichte des deutschen Buchhandels« von vr. Oskar von Hase, vom 1. April 1897 und vom 9. März 1898 gestellt worden. Aus den: ersten ist ersichtlich, daß Herr vr. von Hase zum siebzigsten^Geburtstage des Herrn vr. Albrecht Kirchhofs, dem die Widmung des ganzen Werkes zugedacht ist, einen vorläufigen Sonderdruck zur Geschichte des deutschen Buch handels drucken ließ, daß aber erhöhte Anforderungen eigener Berufspflichten die Arbeit an der Geschichte des Buchhandels wesentlich erschwert haben. Unter diesen Umständen konnte es von den Mitgliedern der Historischen Kommission nur ge billigt werden, daß Herr vr. von Hase die Mitarbeiterschaft des Herrn vr.W. Köhler, der bekanntlich 1896 eine Schrift: »Zur Entwicklungsgeschichte des Buchgewerbes« veröffentlicht hat, für grundlegende Arbeiten in Anspruch nahm. Von sonstigen Publikationen würde für die fernere Arbeit besonders auch das inzwischen erschienene Verzeichnis der Buchhändlercirkulare förderlich sein. Der am Schluß befindliche weitere Bericht (1898) giebt Auskunft über wichtige und sozusagen unerläßliche Vorarbeiten, besonders statistischer Natur. Schwetschkes und Friedrich Zarnckes (in Kapps Geschichte d. dtschn. Buchh. I veröffent lichte) Zusammenstellungen der Meßkataloge weisen beträcht liche Lücken auf. Durch eine von Herrn vr. von Hase im zweiten Halbjahr 1897 an alle größeren Bibliotheken versandte, drei Bogen umfassende Druckschrift sind 120 Meßkataloge er mittelt, die Schwetschke nicht verzeichnet. Eine fast lücken lose Reihe der süddeutschen Meßkataloge wurde im Breitkopf L Härtelschen Geschäftsarchiv aufgestellt. 244 von Schwetschke nicht unmittelbar benutzte Meßkataloge wurden bibliographisch und statistisch verarbeitet. Um diese und andere Vorarbeiten machte sich besonders Herr vr. W. Köhler verdient. Weitere Förderung wird von der erhofften Veröffentlichung des zweiten Katalogbandes der Bibliothek des Börsenvereins er wartet. Der erste Hauptartikel des Bandes lautet: »Das Ver lagsrecht im Preußischen Landrecht und der Einfluß von Friedrich Nicolai darauf«. Herr Robert Voigtländer hat sich vom Preußischen Justizministerium eine genaue Abschrift des unterm 6. Dezember 1790 als »Gehorsamstes vromsworis,« eingereichten und nicht weniger als zwei enggedruckte Bogen des vorliegenden »Archivs« umfassenden Gutachtens von Friedrich Nicolai nebst anderen bezüglichen Materialien zur Geschichte des preußischen Landrechts erbeten, diese Akten hier SkLSundskckpalikr Jahrgang. zum ersten Male veröffentlicht und mit großen: Fleiß Punkt für Punkt die Beeinflussung der verlagsrechtlichen Para graphen durch das Nicolaische Gutachten nachgewiesen. Das vromsmoria bespricht in eingehender, noch heute wie vor bald 110 Jahren interessanter Weise u. a. Fragen des Urheberrechts an: Titel; es spricht über die Rechte an neuen Auflagen eines Werkes, besonders, wenn dieses der Idee des Verlegers entsprang und die Möglichkeit weiterer Aus nutzung zuläßt, über die Befugnis, den Verfasser in zu großer Ausdehnung zu beschränken, und über die Höhe der Auflagen. Nicolai wünscht ferner die Möglichkeit des Rückkaufs der ersten Auflage von seiten des Schrift stellers beschränkt. Auf die Vorstellung, dem Schriftsteller die Möglichkeit zu benehmen, nach 20 Jahren ohne weiteres eine neue Auflage veranstalte:: zu können, wurde der be treffende Paragraph gestrichen. Angenommen wurde Nicolais Vorschlag, neue Auflagen verstorbener Schriftsteller betreffend. Noch verschiedene Paragraphen werden so im Sinne Nicolais umgestaltet. Herr Voigtländer spricht die Vermutung aus, daß der »eigentliche Schöpfer des Landrechts«, der be kannte Jurist Svarez, nicht allein durch das »vromsmoria«, sondern auch durch mündliche Verhandlungen mit Nicolai zu erheblichen Aenderungen sich veranlaßt gesehen haben werde. »Sieht man sich das sachliche Gewicht der Vor stellungen Nicolais an«, heißt es u. a. weiter, »so kann eine unbefangene Würdigung kaum zu einem anderen Urteil führen, als daß das Landrecht durch ihre Berücksichtigung nur gewonnen habe. Vor allem beziehe ich dies auf die HZ 1021 u. 1022, die dem Verleger als Auftraggeber eine Vorzugsstellung einräumen«. Es folgt eine: »Geschichte der Verlagsgeschäfte und Buchdruckereien zu Würzburg 1479—1618«, von Archivar F. W. E. Roth, die einen Aufsatz in Band XV des Archivs ergänzt. Die ersten Buchdrucker standen wesentlich im Dienste der Fürstbischöfe von Wiirzburg und waren be sonders mit dem Druck von Brevieren und anderen kirchlichen Schriften beschäftigt. Das erste Privileg wurde 1479 den Genüssen Dold (Verleger), Georg Reyser (Buchdrucker) und Johann Beckenhub (Korrektor) erteilt. Reyser scheint dann, 1480—1500, das Geschäft allein fortgefllhrt zu haben. Im 16. Jahrhundert folgen ihm zunächst Martin Schubart, Johann Lobmeyer und Balthasar Müller. Außer den religiösen Schriften gaben sie, wie auch schon Reyser, Almanache heraus. Die von Müller 1528—39 herausgegebenen, im ersten Jahr durch einen symbolischen Scherz eingeleiteten Wappenkalender des Domkapitels zeichneten sich durch schöne Ausstattung aus. Von Mitte des Jahr hunderts waren weiter thätig Hans Myller, Johann Bau mann, David Heyn, Wolfgang Hoffmann und Heinrich von Aachen (1578—90). Heinrich war der erste Universitäts buchdrucker Würzburgs, von den: auch bekannt ist, daß er als erster Würzburger Drucker mit Frankfurt in regelmäßigem Meßverkehr stand. Sein Nachfolger als Hof- und Unioer- sitätsbuchdrucker wurde durch Heirat Georg Fleischmann. Dessen Witwe und das Geschäft fielen seinem Korrektor- Conrad Schwindtlauff (1610—29) zu. Neben ihm traten noch Stefan Fleischmann (1618) und Johann Volmar (1620) auf, und die Zeiten, wo nur ein privilegierter Buchdrucker in Würzburg thätig sein durfte, hatten ein Ende. Manches Interessante bietet auch der Artikel: »Aus den: Briefwechsel des Frankfurter Buchdruckers Johann Arnold Cholinus (1664—78). Mitgetheilt von Pfarrer v. Gevrg Buchwald in Leipzig.« Die Briefe befinden sich in der Hamburger Stadtbibliothek. Sie rühren teils von Buch- 189