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IM76.) Gemeinnützige, belehrende und erheiternde Zeitschrift: Wiener allgemeine Thcatcrzcitung und Originalblatt fü r Kunst, Literatur, Musik, Mode u. geselliges Leben. Neun und zwanzigster Jahrgang. 1836. Mit Beiträgen von M. G. Saphir (der die Hauptartikel die ses Blattes übernommen und sich mit der Redaction ausschlie- ßcnd verbunden hat), Castelli, 0. Manfred-Drä'xlcr, Hofrath Ritter ».Hammer, v. Wähncr, C. I. Metzger, v. und Professor Sedlaczcck, Prof. Seidl, Johann Lan ger, F. C. Weidmann, Heinrich Adami, v. Svbcrn- hcim in Berlin, v. Meincrt in Dresden, I). Darbur- ger in München, v. Gustav Schilling in Stuttgart, v. Schuster in Frankfurt, v. Grattcnaucr in Breslau, v. Richter in Leipzig, v. Gcrle in Prag, Kriegs - Commiffair Schicßlcr in Lemberg, v. Rump in Gran u. s. w. Dieses gemeinnützige, belehrende und erheiternde Journal ist die seit 23 Jahren viclvcrbreitcte Thcaterzcitung, mit dem zweiten, ihren Inhalt weit bezeichnenderen Titel: Ori ginalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben, welche mit dem 1. Jänner 1836 ihren 29. Jahrgang beginnt. Obgleich die Benennung Thcatcrzcitung viele Lcctür- frcundc auf die Idee bringt, dieses Journal enthalte nur solche Gegenstände, welche zunächst dem Theater angchören, so berich tigt doch der zweite, wie bemerkt, bezeichnendere Titel: Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben, diese Meinung und zeigt, daß dieses Blatt sich einen vielseitig anziehenden Wirkungskreis eröffnet habe, in welchem cs Alles zur Sprache bringt, was der gebildeten Lesewclt wiffcnswcrth, nützlich, lehrreich und angenehm sein kann. Es möge daher Niemand wähnen, diese Zeitschrift sei blos dem Theater gewidmet; allerdings gibt sic Berichte von den bedeutendsten Bühnen Deutschlands, gibt Kunde, inwiefern Theater - und Schauspiclwcsen auf die Veredlung der Sitten und Beförderung der Moral gewirkt haben, aber das Theater soll nicht allein die Hauptsache ausmachcn, im Gcgcnthcile wird diese Zeitschrift sich eine höhere, weit wichtigere Tendenz zum Ziele setzen. Vor Allem wird sic aus den sämmtlichcn Fächern der Wis senschaften die gediegensten Erfahrungen und Ansichten verkün den; sie wird das Gute verbreiten, unter welchen Gestalten cs immer vorkommt, und das Schlechte, Seichte und Gemeine be kämpfen, in welchem Gewände cs sich Bahn brechen möchte. Sie wird einen beträchtlichen Spielraum den Verhältnissen des geselligen Lebens widmen. Unter der Ueberschrift: „Bil der aus Wien" soll der bunte» Mischung des öffentlichen Wirkens und Treibens eine neue Tendenz gegeben werden, das die Behandlung des Lebens und Wcbcns der Residenz, mehr als sonst geschah, auffaßt, in bestimmten Umrissen schildert, das geringere Detail damit verbindet und so dem oft und viel fach getäuschten Auslande einen treuen Spiegel von Wien vor- hält, wie cs war und ist und allem Anscheine nach noch im Wesentlichen lange bleiben wird. Diese Bilder werden verschie dene Verfasser haben; demnach fliege die Malcrpalctrc von Hand zu Hand, wirke bald in dieser, bald in jener Farbe, diene jetzt einem ernsten, dann wieder einem muntern Stoffe. Ist das Vorbild getroffen, so kann LaS Nachbild den Effect nicht ver fehlen. In Betreff des Auslandes sollen eben so die wichtigsten Tags-Ereignisse und Begebenheiten, zuweilen auch allgemein interessante Personen, Gesellschaften und ihre Verhältnisse ge schildert werden, vermischt mit pikanten Charakterzügen und Anekdoten. Das Welttreibcn in seinen mannichfaltigen Gestalten, das Gewühl der grossen Städte, der Zusammenfluß ihrer Bevölke rung, das Schauspiel ihrer Sitten, Leidenschaften, Bedürfnisse, ihren Uebcrfluß, ihren Mangel; ihre Freuden, ihre Leiden; ihren Lurus, ihre Noth; ihre Feste und Zerstreuungen; ihre Trübsal« und Verirrungen, mit einem Worte, schildern wird diese Zei tung die Welt in einem Spiegel; wie lockend und zurückstoficnd, wie blendend und düster, wie so oft reich-an lärmenden Freu den und arm an stillem Frieden. Als Centralblatt will diese Zeitung gelten für Jeder mann; für den Siktenlchrer wie für den Studircndcn; für den Krieger wie für den Staatsdicner; für den Kaufmann wie für den Gewerbtrcibcndcn; für den Wißbegierigen, so wie für den, der sich nur durch Lectürc zerstreuen will; immer aber los- stcucrnd auf das einzige Ziel, durch Verbreitung des Schönen, Wahren und Rühmlichen zu erfreuen, zu erheben, zu begeistern; dabei soll das Belehrende nie pedantisch, das Nützliche nie lang weilig vorgetragen werden. Eine ausgedehnte Corrc- spondcnz, wie sie vielleicht kein deutsches belletristisches Blatt aufzuweisen hat, der Besitz aller Zeitungen, welche in unserer Sprache gedruckt werden / und jener, welche in Frankreich, England und Italien u. s. w. erscheinen, werden uns cs leicht machen, die Leser von Allem in Kcnntniß zu setzen, was wis- senswerth und interessant ist. Es ist zu diesem Ende eine eigene Rubrik mit der Ueberschrift „Weltpanorama" begonnen worden, in welcher in gedrängten Notizen von allen bedeuten den Plätzen der bewohnten Erde ein telegraphischer Be richt erstattet wird, Alles berührend, Alles besprechend, was für geistvolle Conversation geeignet, für die Leser zur Vermei dung eines weitläufigen Briefwechsels und zur Ersparung be deutender Summen, welche für kostspielige Zeitungen häufig in das Ausland gehen, unumgänglich nöthig ist. Eine besondere, ganz neue, Rubrik hat die Rcdaction für die Ansprüche des Gcwcrbs- und Kunstfleißcs eröff net, worunter eine jede Geschäftsthätigkeit begriffen ist, die auf irgend eine hervorstechende Weise dem öffentlichen Nutzen und Geschmack, der Verschönerung des Lebens und seiner bildenden Güter, so wie den erhöhten Forderungen eines veredelten Le bensgenusses dient. Zu diesem Ende ist sie nicht nur bemüht, sachverständige Mitarbeiter zu gewinnen, sondern sie ist auch bereit, den Producentcn über jeden beliebigen Gegenstand in diesen Blättern eine Stimme zu gönnen, auf welche Weise nicht nur für die Wünsche der gewerbtrcibcndcn Classen nach ihren verschiedenen Abstufungen hinlänglich gesorgt sein, sondern hieraus dem kauflustigen und wißbegierigen Publicum ein nam hafter Vortheil erwachsen dürfte- Im Bereiche des Literarischen hat sic ebenfalls zweck mäßige Einrichtungen und Verbesserungen getroffen. Bisher beschränkte sich dieses Blatt darauf, die interessantesten Erschei nungen der väterländischen Literatur anzuzcigcn, von jetzt an wird sie ein vollständiges Repertorium derselben liefern, natürlich nach Maßgabe der verschiedenen Gegenstände auch verschiedentlich ab gemessen und geformt. Mau will jedoch kein todtcs Register geben, eben so wenig breite Rccensionen, ja nicht einmal An zeigen in der sonst gebräuchlichen Manier, sondern Andeutungen in kurzen, markigen Strichen. Eine vorzügliche Beachtung ist zunächst den Werken der Geschichtsschreiber, Biographen, Statistiker, Naturforscher, Kriegsschriftstcller zugedacht, über haupt solchen Geistesproducten, die mit überlegener Macht das öffentliche Leben, dessen Gestalten, Verbindungen, Fortschritte, Zwecke und Beförderungsmittel darstellen. Die Erzeugnisse der ernsthaften und heiteren Autoren, der gesellschaftlichen und hu moristischen Literaten, werden ebenfalls nach Beschaffenheit ihres Werthes mehr oder weniger berücksichtigt werden. Was Deutsch land, England, Frankreich und Italien in vorstehenden Fächern Anziehendes, Gediegenes und Rühmliches hcrvorbringt, — soll, so weit cs Verhältnisse gestatten, seinen Platz finden. Man hofft damit besonders solchen Lesern gefällig zu sein, die in Er mangelung kostspieliger Hülfsqucllen, gefesselt durch ihren Auf enthalt dem Entwicklungs- und Bildungsgänge vorerwähnter Länder nicht in dem erwähnten Maße folgen könnten; cinfluß- ! reiche Entdeckungen aus dem Gebiete der Wissenschaften; der