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Börsenblatt s. d. Dtschtl. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 137, 17. Juni 1914. schen Instituts das Konversationslexikon, um das sich die übrigen Verlagswerke gruppieren. Der Raum bildet mit seinen hellbraunen Möbeln und seinem grünen Wandbelag ein sehr vor nehm wirkendes Bibliothekszimmer. Die von diesem Verlag ge pflegten Literaturzweige sind mit Inschriften an den Re- positorien gekennzeichnet. An der Wand angebrachte Re liefs des Gründers Joseph Meher und des späteren Inhabers Hermann Julius Meyer, sowie ein wohlgelungenes Öl- bildnis des ersteren deuten auf die°' Firmengeschichte hin, im übrigen steht die Idee der Darstellung der Verlagsarbeit und Verlagsleistung im Vordergrund. Sehr wir kungsvoll bringen die Firmen Velhagen L Klasing und Rich. Bongdie Vielseitigkeit ihrer Unternehmungen und deren Nebenfirmen zur Geltung. Velhagen L Klasing stellen in drei Räumen aus, einem vornehmen Bidiiothekszimmer mit dunkel grünem Wandbelag und Schränken und Repositorien in dunkler Eiche, einem Zeitschriftenzimmer und einem Schulbibliothekszim mer. Dem Bibliothekszimmer ist ein kleiner Leseerker für die Dame des Hauses in Biedermeierstil angefügt, um die Rücksicht nahme zu kennzeichnen, die der Verlag in seinen Unternehmungen den Interessen der Frau zuteil werden läßt. Im Zeitschristen zimmer wird die Herstellung einer Seite des »Daheim« von der Handschrift des Autors bis zur Fertigstellung des Bildschmuckes in Dreifarbendruck gezeigt. Korrekturen Bismarcks und Hand schriften Moltkes, Manuskripte hervorragender Autoren und an dere interessante Dokumente lassen die Bedeutung dieser Zeit schrift erkennen. In der Schulbibliothek ist in Schränken die pädagogische Literatur des Verlags und seiner Nebenfirmen (Rengersche Buchhandlung, Stubenrauch'sche Buchh. usw.) unter gebracht, während das reiche und schöne Kartenmaterial des Ver lages Georg Lang (Hilmar Klasing) einen wirkungsvollen Wandschmuck bildet. Die Ausstellung der Firma Bong ist als kleiner Sortimentsladen mit Schaufenster gedacht. Ein großer Schrankumbau enthält neben den umfangreicheren Verlagswerken die verschiedenen Ausgaben der Goldenen Klassiker-Biblio thek, darüber die Büsten Schillers und Goethes. Eine sta tistische Tafel an der Wand zeigt die Darstellung des Klassikerabsatzes. Aus ihr kann man erkennen, daß auch heute noch Schiller und Körner sich einer größeren Volkstümlichkeit als Goethe erfreuen. Im übrigen findet der Raum in den Kunst blättern des Verlags einen sehr dekorativ wirkenden Schmuck. Interessant ist die Art, in der die großen Kollektionen zur Dar stellung gebracht werden. Da ist vor allem die Re- clamsche Universalbibliothek. Man hat die in Nischen von geringer Tiefe eingeteilte Koje einfach mit den bekannten gelb roten broschierten Bänden tapeziert, nicht etwa in wahlloser Anordnung, sondern in wohlüberlegter sorgfältiger Zusammen stellung zu Einzelbibliotheken; auch hat man für entsprechenden Bildschmuck an den einzelnen Wandfeldern gesorgt. So erblickt man dort einen nach Feierabend lesenden Arbeiter innerhalb einer Arbeiterbibliothek, einen ebenfalls lesenden Musensohn in einer Studentenbude, um das Bild eine Studentenbibliothek gruppiert, usw. Das Ganze, das auch die übrigen Verlagsartikel mit einschließt, z. B. die Helios-Klassiker, macht in seiner vor nehm und gediegen wirkenden Farbenzusammenstellung einen überraschend schönen und nachhaltigen Eindruck. Eine Büste des Gründers vor der Koje und ein schönes Porträt in Öl des gegenwärtigen Seniorchefs stellen die persönliche Verbindung zwi schen Verleger und Beschauer her. Ganz auf Massenwirkung abgestimmt ist die Darstellung der T a u ch ni tz - E d i t i o n. In dunklen Regalen ist dort ein vollständiges Exemplar dieser Biblio thek untergebracht, das in seiner Weißen Broschur mehr monu mental als orientierend wirkt. Handschriften der Autoren in einer Vitrine und ein Porträt des Gründers vervollstän digen die Einrichtung. In einem schönen Bibliotheks zimmer mit dunkel gebeizten Möbeln wird der Verlag der Firma B. G. Teubner zur Darstellung gebracht. Mit Goldlettern sind die verschiedenen Literaturgebiete gekennzeichnet und lassen die Vielseitigkeit des Verlages erkennen. Eine Büste des Gründers, Benediktus Gotthelf Teubner, und Bilder aus der Verlagsabtei lung Steinzeichnungen zieren den geschmackvoll ausgestatte ten Raum. In Vitrinen wird in anschaulicher Weise der Werde- 976 gaug eines Buches vom Manuskript an bis zum fertigen Exem plar dargestellt. Bemerkenswert ist auch das vor der Koje an gebrachte Schaufenster mit Wandschmuck. Fast etwas zu prächtig ist der nach Entwürfen von Professor Georg Belwe ausgeführte Rundpavillon der Firma Quelle L Meyer ausgefallen. Wandtäfelung, Schränke und Vitri nen in hell glänzender, polierter Holzverkleidung beher bergen den in rascher Entwicklung zur Blüte gelangten Verlag, und große Wandtafeln schließen das Bild nach der Decke zu ab. Gemeinsam mit der geographischen Anstalt WagnerLDebes, deren Ausstellung aus Karten und Atlanten besteht, hat die Firma Karl Baedeker einen Raum inne, der bei dem Zusammen hang der Verlagsrichtungen durchaus einheitlich wirkt. Bei Bae deker steht die Darstellung der Entwicklung des Reisebuchwesens und des Werdeganges einer Reisebuchkarte im Vordergründe. Eine Büste Karl Baedekers über einem vollständigen Exemplar der Sammlung Reisebücher stellt die persönliche Verbindung mit dem bekannten Schöpfer des modernen Reisehandbuches her. Einen wesentlichen Teil des Leipziger Buchhandels bildet der schwerwissenschaftliche Verlag. Man durfte gespannt sein, wie er sich mit der für ihn schweren Aufgabe der Ausstellung abfinden würde. Deutlich kann man beobachten, wie ihm die intimere Ge staltung der Abteilung zugute gekommen ist. Zunächst möchte inan bei den beteiligten Firmen eine strenge Wahrung ihres würdigen Charakters feststellen, wozu nicht wenig die Betonung des firmen geschichtlichen Moments und die ernst wirkenden, langen, meist in soliden Haldfranzbänden gebundenen Reihen Bücher und Zeit schriften beitragen. Einer der schönsten dieser Räume ist der der Firma F. C. W. Vogel. Von Grund aus vornehm und gedie gen in der Ausstattung haben wir das Zimmer eines Gelehrten vor uns mit alten bequemen Lehnsesseln, einem wundervollen, altertümlichen Tisch mit feiner Intarsia-Arbeit, an den Wänden die langen, schön gebundenen Reihen der Zeitschriften und mehr oder weniger umfangreichen Verlagswerke, darüber die Ölbilder von Siegfried Leberecht Crusius (dem Verleger Schillers) und von Friedrich Christian Wilhelm Vogel. In einem Glasschrank befinden sich ältere Verlagswerke, z. B. Schiller, Gedichte, sowie Autogramme, darunter ein Brief Schillers an Crusius. Der Wandschmuck besteht neben den bereits genannten Ölbildnissen aus den Porträts alter und neuer Autoren. Bei geringerer An zahl, aber nicht weniger gut wirkt die Gelehrtengalerie der Firma Georg Thieine, die in mattgrauen Schränken und Regalen die Werke von Robert Koch und anderen hervorragenden Autoren ausgelegt hat. Eine der Seitenwände wird von den gebundenen Jahrgängen der Deutschen medizinischen Wochen schrift vom ersten Jahrgange 1875 bis zum letzten 1913 einge nommen. In Vitrinen und an den Wänden befinden sich Ab bildungen aus den Verlagswerken. Die Entwicklung der Zeit schrift wird sehr gut durch die immer stärker werdenden Jahres bände veranschaulicht. Ein ähnliches, auf Reihenwirkung be rechnetes Bild zeigt die Ausstellung des Verlages Johann Ambrosius Barth im Rahmen des Privatkontors eines Verlegers vor 100 Jahren. Das in Biedermeierstil gehaltene und mit Hellen Möbeln in echt Kirschbaum ausgestattete Zimmer wird beherrscht durch ein vollständiges Exemplar der seit 1799 ununterbrochen erscheinenden Annalen der Physik. Unter einer Glasvitrine erblickt man ältere Verlagswerke, sowie einen be merkenswerten Liebhaber-Pergamentdruck, an den Wänden die Ölbildnisse des Gründers und der späteren Inhaber. Eine unter Glas und Rahmen befindliche Briefmarken-Ganzsachen- Sammlung deutet auf die weitverzweigten Geschäftsverbin dungen des Verlags hin. Sehr ernst wirkt die Koje der Firma Veit L Comp., mit ihren dunklen Möbeln auf grünem Hintergründe und einer Galerie von Autoreuphotographien an der Wand. Außerordentlicher Mittel, die Aufmerksamkeit der Besucher anzuziehen, bedient sich die Firma Alfred Kröner, die zwei Marmorplastiken Friedrich Nietzsches ausgestellt hat, einmal eine die Koje beherrschende, auf hohem Sockel stehende Büste, von keinem Geringeren als Max Klinger, und an der Wand eine Totenmaske Nietzsches von Rudolf Saudek. Die ausgestellten, neuerdings um die Springersche Kunstgeschichte bereicherten Ver lagswerke treten durch dieseSkulpturen etwas in den Hintergrund.