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430 Nichtamtlicher Teil. 10, 14. Januar 1904, Augenblick, wo sie aus der Hand des Druckers kommen, und dem Augenblick, wo sie ihre Leser erreichen, wollen wir annehmen, ^e^wä^en^ un ^ eu,c ^ nen^T^ >>^n>u7/,ugeben iin^d nissc der Presse rvird in dem Strandrescrvoir gesammelt, uin von da aus nach allen Seiten durchzusickern. Nehmen wir an. Ihr neues Unternehme« sei eine Tageszeitung. Sie wenden sich nach in dem ein Herr sitzt, der seine Zeitungen genau kennt. Er schenkt Ihnen eine berechnende Sympathie. Es ist durchaus nicht sein Geschäft, Ihre Politik zu berichtigen oder über Ihr religiöses Bekenntnis zu urteilen. Wenn Sie etwas zu sagen haben, was wahrscheinlich eine Annahme Ihres Antrags hcrbeiführen kann, so berechnet die Sympathie den ungefähren Umfang des Auftrags. Dies ist ein sehr wichtiger Augenblick im jungen Leben einer Zei tung. Denn »Smiths« können hunderttausend Exemplare abnehmen und die Bookstalls des vereinigten Königreichs mit Ihrem Unter nehmen in Schwung bringen — sie können sich auch höflich herbei bestellt. schrift? Tann müssen Sie eine Treppe hoch zu Mr. Kingdon gehen. Es ist Ihre Aufgabe, ihn zu überreden, daß eine große Anzahl Leute Ihre Begeisterung teilt und die Bookstalls nach Exemplaren Ihrer Zeitschrift stürmt. Es ist Mr. Kingdons Aufgabe — mit Sympathie —, die Anzahl der Personen zu be rechnen, die wahrscheinlich an der Ausgabe eines Sixpence oder Schillings für Ihren Lebenszweck interessiert sind. Diese qualvolle Unterhaltung haftet im Gedächtnis vieler Zeitschriftcnverleger, und Tbe ^Vorlä's ^Vorlc z. B. hat besondere Ursache, sich der Dar legung des kühnen Plans zu einem Angriff auf die ernsthafte Seite der britischen Nation zu erinnern. Würde dieses Zeugnis vieler Mühe, diese Quelle von Gedanken für weitere Arbeit den Schilling des eilig am Bookstall Vorübergehenden festhalten? Herr Kingdon hatte völlig recht. Sein erster Auftrag lautete auf zehn tausend Exemplare, und niemand hat bisher'diese Entscheidung bedauert. Der neue Durchschnittsroman hat in den Bookstalls einen überraschend geringen Absatz. In dem Hause im Strand kann hatte, deren Wiedergabe im einzelnen natürlich unstatthaft ist, kam ich zu dem Schlüsse, daß von einer Million Personen nur eine sechs Schilling ausgibt, um im Bahnzug einen Roman zu lesen. Von einem aussichtsreichen Roman fand ich in einem ge wissen bedeutenden Eisenbahnbookstall in London nur ein Exem plar auslicgen. Aber Smiths haben auch die über ganz England ausgebreitete Leihbibliothek. Wir steigen ein Stockwerk höher, wo wir Herrn Faux hinter Stößen von Büchern vergraben finden. Herr Faux hat neue Bücher durchzusehen und zu beurteilen, wie viele glückliche englische Heime von dem nächsten Bookstall sofort Exemplare davon verlangen werden. Der Gehilfe im Boolstall kennt seine Kunden und den örtlichen Geschmack und erlangt darin eine erstaunliche prophetische Gabe, wenn er ein etwas aufgeweck ter und aufmerksamer Mensch ist. Auf Paddington - Station ist B. einer, der den kommerziellen Wert eines Romans in fünf inuten abschätzen kann und die Lektüre eines großen Teils von Bayswater leitet. Hin und wieder ist gesagt worden, daß »Smiths« eine Zensur über Romane ausüben. Dies geschieht aber nur, wenn sich Leute über die schlimme Tendenz eines Romans beklagen; dann setzt sich Herr Faux hin und untersucht dessen Moralität. Sehen wir uns das Treiben in der Zeitschriftenabteilung an. Es ist Donnerstag Vormittag und noch ziemlich ruhig; der wöcheniliche Sturm beginnt erst. Gleichwohl läßt sich das System erkennen, nach dem die Arbeit erfolgt; sie geht mit einer Schnellig keit vor sich, die auch dem ungeübten Auge nicht entgeht. Vor jedem Mann liegt auf den laugen Ladentischen seine Kontinuations- liste, die Titel, Besteller, Anzahl usw. enthält. Jeder Mann hat nur mit seiner Zeitschrift zu tun und Sie würden staunen über eine vollständige Liste mit den Titeln aller der Zeitschriften, von denen Sie niemals etwas gehört haben und für die »Smiths« jeder, der zu lesen wünscht, in den nächsten Stunden lesen kann, was er wünscht. Hier ist ein kleines Paket für Fräulein Jones, eine Zeitungshändlerin irgendwo in Wales, ausgesetzt, deren Namen wir auf dem braunen Paket lesen. Hier kommen 2600 Exemplare des Strand Magazine (ein Teil der ganzen KonUnuaNon) im Aufzug herunter und werden stalls zu bauen. »Smiths Bookstalls« für ganz England werden sämtlich in diesem Gebäude hergestellt. Sie sind so konstruiert, daß sie selbst bei reichster architektonischer Ausgestaltung zerlegt werden können. Jn ^einer ^an^ern oder ausgcbessert werden, und die Tafel, die Sie aufforderte, Browns Lebertran zu nehmen, ändert zurzeit ihr dreifarbiges Kleid und warnt Sie vor wertlosen Nachahmungen von Robinsons Lebenselixier. Der Haupttrubel bei Smiths beginnt in dem Augenblick, wenn die in FK'ot ^Street und^ Strand ^^^^arl^ei 1 endei, Le^t^ fahren oder zur Obacht auffordern, wenn das Geklapper von Hufen näher kommt. Die meisten Wochenzeitschriften, die am Sonnabend er^ieii^n,^ sin^ bereits an^iDo^cr^a^ gedruckt. ^n satz »ein Mann, eine Arbeit« wird die Arbeit bezwungen. Tat sächlich sind Mann und Arbeit so sehr eins, so miteinander ver schmolzen, daß der Name des einen die Bezeichnung der andern blickte. «Davis' seine, Herr X!« war die Antwort. Davis hatte seinen freien Tag. Welchen Posten hatte denn nun Davis? Sein Stellvertreter hatte neben sich drei Stöße Zeitungen stehen, von denen sich einer mit Hunden, der zweite mit Frauen, der dritte mit Enthaltsamkeit beschäftigte. Cr nahm nun seine Listen her und setzte mit deren Hilfe die betreffenden Zeitschriften usw. für die Kunden und Bookstalls aus. Die einzelnen Stöße wuchsen je nachdem, wurden schließlich nachgeseheu, gebucht und gepackt und auf den wartenden Wagen geworfen. Alles war im Handumdrehen geschehen. Die Wagen sind übrigens immer da; denn sie haben sozusagen nur eine Minute Spielraum, und jeder Kutscher weiß, daß diese Minute die tägliche Krisis seines Lebens bildet. Er muß den Zug rechtzeitig erreichen und zu den Morgenzeitungen wieder zurück sein. Inzwischen ist es fünf Minuten nach vier Uhr geworden; die Wochenzeitschriften sind alle hinaus; nun kommen die Morgen- Leitungen an die Reihe. Schon steht der Daily Graphic draußen in gewaltigen Stößen. Drinnen ist innerhalb zehn Minuten eine merkwürdige Veränderung vor sich gegangen. Rund herum in Nun kommt die Flut, die das Reservoir fast überfließen macht. Es ist sieben Minuten nach vier und die Leute stehen Schulter an Schulter mit ihren Listen vor sich, mährend die Morgenblätter hereingerollt werden. Draußen ist der Strand von allen ver lassen; nur ein freundlicher Schutzmann steht da, und eilige Wagen gehen und kommen und laden ihren Inhalt im Nu auf die Karren ab. Drinnen hat jeder Mann au seine Zeitungen und an seine Eisenbahn zu denken. Standard, Telegraph, Chronicle, Mail, Daily News, Advertiser werden von den jungen Leuten verteilt, von denen jeder im Kopfe das Problem behandelt, wie der Anschluß an die nacheinander abgehcnden Züge zu erreichen ist. Fünf Uhr geht der erste, und zur Abfertigung einer Linie hat inan gerade drei Viertelstunden. Es handelt sich um Minuten. Auf den Tischen, die im Augenblick höchster Eile nach den Eisenbahnlinien geordnet sind, hier die Midlandlinie, dort die