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5610 Nichtamtlicher Theil. ^ 275, 28. November. O. A. Schulz, der wir nicht beipflichten konnten. Diese Ab lehnung veranlaßte mit Anderem die Einbringung des bekannten Antrages aus Herstellung einer allgemeinen Stammrolle und Zusammenfassung derselben zu einem Adreßbuche bei der dies jährigen Delcgirten-Conferenz in Leipzig. Vor Weihnachten v. I. wurde wiederum eine Erklärung gegen die bekannten Schleuder-Anzeigen in den mecklenburgischen Zeitungen zum Abdruck gebracht. An der Delcgirten-Conferenz in Leipzig nahmen die College» Witte und Ritter theil. Der vom Verein eingebrachte An trag, „Errichtung von Stammrollen" betreffend, fand auf der selben, wie es schien, einstimmige Annahme. Die ausführlichen Berichte über die Conserenz sind den College» durch die Mit theilungen des Verbandes bekannt gegeben. Eine Beschwerde des Vorstandes bei der Magdeburg-Halber- städter Eisenbahn-Direction wegen Verlegung der Züge wurde abschlägig beschicken mit dem Hinweis, daß im Güterverkehr nicht solche Störungen eingetreten seien, wie sie von den Leipziger Commissionären behauptet wären, und daß den vorhandenen Un bequemlichkeiten möglichst Abhilfe geschafft würde, was auch ge schehen ist. Ueber den Stand der Casse, die mit einem Deficit von 84 Mk. SO Ps. aus den laufenden Einnahmen abschließt, berichtet College Opitz. Die Rechnung wird von den ernannten Revisoren richtig befunden und dem Cassensührer Entlastung ertheilt. Der Crjsenbestaud beträgt zur Zeit 540 Mk. 29 Ps. Auf Antrag wird beschlossen, auch in diesem Jahre den be kannten Schleuder-Offerten vor Weihnachten eine Erklärung ent gegen zu setzen. Nach einer kurzen Besprechung über einige Punkte in den „Mittheilungen für die Provinzial- und Local-Vereine" wird die Stammrolle der mecklenburgischen Buchhandlungen durchgesehen, berathen und von Neuem sestgestellt. Der von College Heidmüller, Vertreter der Hinstorff'schen Hofbuchhandlung, Verlags-Conto in Wismar, eingebrachte Antrag (Motive untenstehend): „Die Versammlung wolle beschließen, den Vorstand des Verbandes der Provinzial- und Localvereine im deut schen Buchhandel durch unseren Vorsitzenden zu ersuchen, eine Vereinbarung mit dem Verein Leipziger Commis- sionäre zu erstreben, laut welcher von den Vortheilen der Leipziger Betriebsinstitutionen diejenigen Handlungen aus zuschließen sind, deren Inhaber oder Leiter, sowie deren Geschäftsvermittler keine Buchhändler sind. Ausschlaggebend sollen die, laut Beschluß der Delegirten- Versammlung zur Ostermesse 1884, von den Provinzial- und Local-Vereinen demnächst zu veröffentlichenden Buchhändler rollen werden. (Die Mitwirkung des Vereins der Buch händler zu Leipzig ist anzustreben.)" sowie der von College Opitz: „Der Kreisverein mecklenburgischer Buchhändler wolle be schließen: beim Vorstand des Börsenvereins den Antrag zur nächsten Hauptversammlung einzubringen, daß der Börsen verein sich in den alleinigen Besitz aller buchhändlerischen Ver kehrsanstalten Leipzigs zu setzen habe, deren Benutzung nur seinen Mitgliedern zur Verfügung stehen darf, resp. falls die Erwerbung der bestehenden Anstalten nicht zu ermöglichen sei, eigene entsprechende Einrichtungen in's Leben zu rufen" wurden lebhaft debattirt. Die Versammlung erklärt sich ein verstanden mit der Tendenz dieser Anträge und ermächtigt den Vorsitzenden, über Antrag 1 sich mit dem Berbands-Vorstande in's Einvernehmen zu setzen, während, da eine dem Anträge 2 ganz ähnliche Resolution (s. Mittheil. 1884 Nr 2 S. 8) für O.-M. 1885 bereits in Aussicht steht, solcher eventuell von den Delegirten zuzustimmen sei. Auf mehrseitige Anregung, eine Liste fauler Kunden inner halb des Kreises aufzustellen, wird beschlossen, die Vereins-Mitglieder zu ersuchen, die Namen derartiger Leute dem Vorsitzenden zur weiteren Kenntnitzgabe an die Mitglieder mitzutheilen. Wir fordern deshalb hiermit alle unsere Vereinsmitglieder auf, alle wirklich faulen Kunden unserem Vorsitzenden namhaft zu machen. Als Versammlungsort für nächstes Jahr wird Güstrow in Aussicht genommen. Beim Schlußwort an die Versammlung weist der Vorsitzende u. A. besonders noch darauf hin, daß jedes Mitglied an seiner Stelle die moralische Verpflichtung hat, die Bestrebungen des Verbandes zu fördern dadurch, daß es Freund und Feind der selben unterscheide und thatkräftig für die Freunde (bei Ver legern also durch besondere Verwendung für deren Verlag) ein trete. Recht genaue Kenntnißnahme des Berichts über die letzte Hauptversammlung des Börsenvereins sei allen Mitgliedern des Vereins an's Herz gelegt. Nach Schluß der Versammlung fand ein heiteres Mittags mahl, gewürzt durch Tischlieder und Toaste, statt, an das sich bei Meeresstille eine so glückliche Seesahrt mit Caffee und an deren Erfrischungen unter Musikbegleitung anschloß, daß selbst dem ängstlichsten Damengemüthe nicht das Gespenst der Seekrank heit erschien. Der Abend vereinigte bei Musik und Tanz Einheimische und Auswärtige mit den zahlreich erschienenen Damen bis tief in die Nacht, nachdem die liebenswürdige Gastlichkeit der Wis- maraner Collegenschaft die Abreise verhindert hatte. Güstrow, Rostock, Schwerin, Wismar, Oktober 1884. Der Vorstand des Kreisvereins mecklenburgischer Buchhändler. Motive. Daß die fernere Entwickelung des soliden Sortiments-Be triebes eines Schutzes gegen die andrängende Schleuderconcurrenz bedarf, ist anerkannt worden, und die zu diesen: Zwecke unter nommenen Schritte haben die Zustimmung und Unterstützung eines großen Theils des deutschen Verlagsbuchhandels gewonnen. Dahingegen ist die noch fühlbarere und bedenklichere Beeinträch tigung noch wenig oder gar nicht erörtert worden, welche der solide und veritable Sortimentsbuchhandel, namentlich in der Pro vinz, durch das geflissentliche Hereinziehen nicht buch händlerischer Elemente in den buchhändlerischen Ver kehr erleidet. Kein einsichtsvoller Verleger wird sich der Ueberzeugung ver schließen, daß der Erfolg neuer Unternehmungen, vor Allem solcher auf fachwissenschaftlichem Gebiete wesentlich abhängig ist von der Thätigkeit, welche seitens der Sortimentsbuchhändler für dieselben eingesetzt wird. Andererseits ist es unbestreitbar, daß — abgesehen von den Sortimenten in großen Städten, und selbst hier trifft es bei vielen zu, — der reelle Sortimenter von dem Vertriebe der Bücher im engeren Sinne, der Fachliteratur und schönen Literatur, an welche er sein buchhändlerisches Wissen und Können setzen muß, allein nicht zu existiren vermag, daß er vielmehr auch auf den Vertrieb von Artikeln angewiesen ist, welche zwar ein besonderes bnchhändlerisches Wissen nicht erfordern, ! an denen er aber zumeist verdienen muß, um Lust, Kraft und