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N 19. 23. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. ein oder zwei Nächte zu mieten. Bei der Ermietung auf eine Nacht kommt auf den Zimmerpreis ein 50prozentiger Aufschlag. Eine Neu einrichtung bilden die Gutschcinhefte für Meßbesucher; der Erwerber eines solchen bezahlt für Zimmer mit Frühstück, Mittagessen und Abendessen insgesamt 9.60 Mark pro Tag. Die Hefte lauten auf eilte Dauer von fünf Tagen. Außerdem werden Gutscheinhefle ohne Zim merabschnitte zum Preise von 4.50 Mark täglich bei einer Mindest- daucr von drei Tagen ausgegeben. Nm Mißverständnissen bei der Berechnung der Hotelzimmer vorzubcngcn, sei noch darauf hinge wiesen, daß nach einem Beschluß des Leipziger Gewerbeamts wieder in jedem Hotelzimmer der Zimmerpreis ausgehängt werden muß. Eine Herabsetzung haben sodann noch die Preise für das zu jeder Messe ftattfindcnde Gcwandhauskonzert und die städtischen Thcater- aufführungen erfahren. Alle diese Maßnahmen dürften dazu bei tragen, den Besuch der Frühjahrsmesse auf das weitestgehende zu fördern. Wilhelm Busch in unbezahlten Stiefeln. — In Geldsachen war der große Humorist in seinen älteren Jahren etwas merkwürdig, von peinlichster Gewissenhaftigkeit, alles, was auch nur von ferne wie Schuldenmachen aussah, war ihm in der Seele zuwider. Am liebsten bezahlte er alles schon vor Empfang. Einst wollte er sich — erzählen seine Verwandten — in Hannover ein Paar Stiefel kaufen; aber er fand keine passenden, ließ sich deshalb welche anmessen, bezahlte sie sofort und fuhr befriedigt nach Hause. Diese Stiefel hat er nie be kommen ; das Geschäft kam in Konkurs, und das Geld war weg. Großes Bedauern, schmunzelnde Teilnahme im Familienkreise: siehste Onkel! Er aber meinte lächelnd, daß das ganz in der Ordnung sei, denn die Sache habe eine tiefere Bewandtnis. Einst als junger Kunststudent habe kr in Düsseldorf ein Paar Schuhe gekauft, ohne sie gleich zu be zahlen. Er habe den Namen des Schusters vergessen und ihn absolut nicht wieder finden können, sodaß er wohl oder übel das Geld habe schuldig bleiben müssen. Na, und da sei cs doch sehr drollig, daß er die Stiesel nach so langer Zeit nun doch noch habe bezahlen müssen, wenn auch auf eine etwas unvorhergesehene Weise. - Man muß sich zu helfen wissen. — In einer fröhlichen Gesellschaft erzählte der bekannte, leider früh verstorbene Lyriker Karl Busse ein mal, welche merkwürdigen Schicksale sein erster Gedichtband gehabt hat. Die Geschichte spielt in der Zeit, als Busse achtzehn Jahre alt war, für Storni, Liliencron und den Prinzen Schönaich-Carolath schwärmte und unentwegt Verse machte. Nach bangem Zögern faßte er sich ein Herz und schrieb an Liliencron und den Prinzen (Storm war damals bereits tot) und erbat ihr Urteil und ihren Nat. Der schnell begeisterte Lilien cron antwortete sogleich, sprach sich lobend über die Verse des Achtzehn jährigen aus und ermunterte in der Folge den jungen Poeten ohne Unterlaß. Schließlich fragte er bei Arno Holz an, ob er einem neuen Dichter, der keinen Verleger finde, nicht helfen könne. Holz ließ ficy Busses Manuskript kommen und ging damit zu dem Berliner Verlage Fontane L Co. Und als der höflich ablehnte, sammelte er Subskri benten; ein kleiner sächsischer Verleger wollte nämlich bei genügenoer Beteiligung das Buch drucken. Und siehe, die nötige Zahl Opferwilliger kam zusammen. Nun sollte der Druck beginnen. Aber die Druckerei war noch kleiner als der Verlag und hatte Mangel an großen W, dagegen Überfluß an großen A. Leider begannen aber die meisten Gedichte Busses mit W. Doch den Faktor des winzigen Betriebes brachten solche Kleinigkeiten nicht aus der Fassung. Kurz entschlossen, schrieb er mehrere Gedichtansänge so um, daß er seine schönen A ver wenden konnte. Als Busse das erste Exemplar seines Opus erhielt und cs in freudigem Stolze durchblätterte, mar er nicht wenig erschrocken. VerlelirsMrWeii. Wohlsahrtsbricfmarkcn-Woche. — Um die notwendigen Mittel zur Bekämpfung der immer mehr um sich greifenden Not unter der Leip ziger Bevölkerung zu gewinnen, beabsichtigen die unter der Führung der Leipziger Winterhilfe zum Vertrieb der Wohlfahrtsbriesmarken zusammengeschlosscnen Verbände in der Zeit vom 7. bis 13. Februar eine allgemeine Wohlfahrtsbriefmarken-Woche in Leipzig zu ver anstalten. Es sollen in diesen Tagen möglichst alle Postsendungen mit Wohlfahrtsbriesmarken frankiert werden. Jedermann hat dadurch I Gelegenheit, mit einem kleinen Scherflein zu helfen, die Not zu lindern ^ und Tränen zu stillen. Da der Verkauf der Marken nicht mehr durch die Postanstalten, sondern nur noch durch die Wohlfahrtsverbände stattsindet, wird gebeten, schon jetzt den Bedarf in deren Geschäftsstellen zu decken. Verkaufs st ellen in Leipzig: Geschäftsstelle der Leipziger Winterhilfe, Stadthaus, Burgplatz Nr. 1, Hauptgeschoß, Zimmer 793; Sämtliche Stadtbank- und Sparkassenstellen; Theaterkasse des Meßamtes, Markt 4 (Alte Waage); Allge m. Deutscher B u ch h a n d l u n g s g e h t l f e n - Verband, Hospital st r. 25; Evangelischer Wohlfahrtsdtcnst, Noßstr. 14; Ortswohlfahrtsausschuh Leipzig der christlichen Arbeiterschaft, Dtttrichring 3e; Israelitische Neligionsgemeinde, Löhrstr. 10; Kleinrentner-Schutzverband, Städt. Kaufhaus, Neumarkt, Hof, Laden 45, geöffnet Mittwochs von 4—6 Uhr; Albertzweigverein, Marienstr. 17; Studtercnden-Ausschuß der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe, Wächterstr. 11. Erstattung der Kosten für das Aufstellcn von Zcitungsbezieher- listen. — Das Amtsblatt des Reichspostministeriums (Nr. 6) ver kündet folgende Verfügung: Die für das Aufstellen von Zeitungs- bczieherlisten von den Verlegern zu erhebenden Kostenbeiträge werden in den Fällen, in denen die Zahl der Anschriften das Zehnfache der Zahl der für die Aufstellung der Listen in Betracht kommenden Absatz- Postanstalten übersteigt, mit sofortiger Wirkung von 8 auf 5 Pf. für jede Anschrift ermäßigt. Nach dem bisherigen Satze bereits gezahlte Beträge werden nicht erstattet. Die neuen Vorschriften sind indessen auch auf die vor Eingang dieser Verfügung gestellten, aber noch nicht endgültig erledigten Anträge anzuwenden. Umfang des Postscheckverkehrs im Deutschen Reich Ende Dezember 1925. — Zahl der Postscheckkunden Ende Dezember 1025 856 979 Zahl der Postscheckkunden Ende November 1925 855 175 mithin Zugang im Dezember 1804 Auf den Konten sind im Dezember 1L25 ausgcflihrt 31 527 000 Gutschriften über 4 873 778 000 RM. 17 840 000 Lastschriften über 4 842 563 000 RM. Umsätz^O 367 000^Buchungen^ttber^ 9 716 341 OOS NM. Davon sind bargeldlos beglichen 7 470 914 000 NM. Durchschnittliches Guthaben der Postscheckkunden im Dezember 587 947 000 RM. Im Überweisungsverkehr mit dem Ausland sind umgesetzt 2 455 000 RM. Berliner amtliche Devisenkurse. am L> Januar ,986 a» S?. Januar ,986 «eldkur. v'-terkur» »eldkur- Briefkurs > t«S,9S i L ,, I Yen Rio de Janeiro Prag . . . ux> Dinar I kllrk L W-r,«-u . . 5?M - - » wn°, . <l,1S 104