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Redaktioneller Teil. 238, 12. Oktober ISIS. darob verwundert hätten. Und doch handelte es sich dabet UNI ganz I bestimmte Tatsachen, die aus streng wissenschaftlichem Gebiete liegen, j und wo die übliche vorgesaßte Meinung zugunsten des Gelehrten hätte § entscheiden sollen. Kleine Borlommnisse solcher Art sprechen Bände, sür die geistige Beschränktheit, in der wir leben. Alle diese Gründe zeigen, daß Herrn Kranyois Lcbons Betrach tungen, so richtig und nützlich sie an sich sind und mit denen er (wie ich annehmc) zu entsprechendem Vorgehen aussordern will, nicht genügen. Es kann sein, daß die lonimerzieilc Organisation, wie sie der Buchhandel zeigt, in Deutschland die Hauptsache bei jedem Geschäfte ist. Immerhin dürft» wir nicht vergessen, daß eine gut geleitete Ver breitung der geistigen Werte die Grundlage seines Gedeihens ist. Auch bin ich anztinehmeii geneigt, daß solche Verbreitung bei uns von noch größerer Bedeutung wäre. Aber »einl Ganz sicher wird man es nicht durchsetzen, daß die Franzosen ihr Nichts kommerziell organisieren. Und ohne diese Orga nisation des Handels ist es außer Zweifel, daß man nicht zun, Ziele tommen wird. Denkt man aber an einen Diktator oder eine Diktatur des Buchhandels, wie unser Kollege das verlangt, so würde auch das wenig nütze», so lange sich andrerseits keine Organisation sür das Erwachen der Geister findet. Kleine Mitteilungen. Zur Erziehung des Publikums. — Aus Anlaß der Veröffent lichung der Skizze Emil Sandls: »Die Feinde des Schriftstellers- in Rr. 23V des Bbl. übermittelt uns die Firma Otto F. Dabclow in Hamm i. W. einen in Form eines Buchzeichens gehaltenen Zettel mit folgendem Text, den sie allen Büchern schönwissenschaft- lichen Inhalts lc si ch: Schonet die Bücher! 1. Schiefgelescne Rücken, anfgcbrochene Schnitte, Fingerabdrücke aus und in Büchern klage» an, daß die Bücher wenig gut behandelt wurden. 2. Bücher zur Auswahl oder Ansicht sind fremd es Eigentum! Leset sie also n i ch t! Schonet siel Bei Prüfung Vorsicht! 3. Mutet keinen, Buchhändler zu, gelesene Bücher zurückzuneh men oder cinzutanschen. Eine genossene Speise oder getragene Wäsche kann auch nicht znrückgcgebcn werden. 4. Sie werden unsaubere oder gelesene Bücher znriickweisen; andere Bücherfreunde tun es auch. Nehmet Rücksicht auch ans Andere! Der Verleger und Buchhändler. Wenn sich die »Erziehung des Publikums«, wie das hier der Fall ist, in angemessenen Formen hält und nur zu dem Zweck er folgt, dem Rechte des Publikums das Recht des Buchhändlers gcgen- iiberznstellen, so wird der Ersolg nicht ausbleiben, wenn er auch viel leicht nicht von heute aus morgen in Erscheinung tritt. Es ist nun einmal notwendig, das vielköpfige Ungeheuer Publikum, bas, ge recht und ungerecht, gutmütig und boshaft, willig und unwillig zu gleich, alle Tugenden und Untugenden i» sich vereinigt, hin und wieder aus das, was sich schickt und nicht schickt, hinzuweiscu, sei es auch weniger, um es zu beherrschen, als um nicht von i h m beherrscht z» werden. Aus solchen Auslassungen sicht es wenigstens, daß der Buchhändler nicht gewillt ist, alle Unarten ruhig hinzunchmcn, und sehr wohl die Schliche und Kniffe kennt, durch die ein nicht geringer Teil des Publikums sich oft seiner rechtlichen und moralischen Ver pflichtungen ihm gegenüber zu entziehen sucht. Bekanntmachung, bctrcsscnd die Fristen des Wechsel- und Schcck- rechts für Elsaß-Lothringen. Vom tz. Oktober 1916. — Der Buiidcsrat hat aus Grund des 8 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundcsrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen „sw. vom 4. August 1914 sRcichs-Gesctzbl. S. 327) im Anschluß an die Bekanntmachung vom 13. Juli 1916 sRcichs-Gesctzbl. S. 694> folgende Verordnung erlassen: Die Friste» für die Vornahme einer Handlung, deren cs zur Ausübung oder Erhaltung des Wechsclrechts oder des Regreßrechts ans dem Scheck bedarf, werden, soweit sie nicht am 31. Juli 1914 ab- gelaufen waren, für die i» Elsaß-Lothringen zahlbare» Wechsel oder Schecks in der Weise verlängert, daß sic mit dem 31. Januar 1917 ablanfcu, sofern sich nicht aus anderen Vorschriften ein späterer Ab laus ergibt. Diese Vorschrift sindct keine Anwendung auf die Frist, innerhalb dccc» nach den gesetzlichen Vorschriften der Regreßpflichtige von der Nichtzahlung des Wechsels oder Schecks zu benachrichtigen ist. Berlin, den li. Oktober 1916. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. »»»>>> ,»»,,» ... > - . PersoualnMichteu. Jubiläum. — Die Firma Eduard Hampe in Bremen be geht am heutigen Tage den Gedenktag ihrer vor 75 Jahren er folgten Gründung. Sie ist in dieser langen Zeit nur vom Vater ans den Sohn übcrgegangen, also in zwei Generationen geblieben. Eduard Hampe gründete am 12. Oktober 1841 eine Mnsikalien- und Kunsthandlung, der er 1846 nach erhaltener Konzession eine Buch handlung angliedertc. Die wachsende Bevölkerung und Wohlhaben heit Bremens und der zunehmende Verkehr nach außereuropäischen Staaten,von denen Hampe namentlich mitAmerika bereits Verbindungen unterhielt, verhießen dem neuen Unternehmen einen guten Erfolg. Diese Erwartung hat auch nicht getrogen, denn unter der umsichtigen Leitung des Gründers wuchs das Geschäft immer mehr, so daß er sich nach einer Unterstützung umsehen mußte. Da die Ausbildung seines Sohnes noch nicht beendet war, so nahm er am 1. Mai 1882 Gustav Albert Emil Winter als Teilhaber auf. Dieser schied 1885 wieder aus, und nun trat Hampes Sohn, Herr Georg Eonrad Hampe, als Teilhaber ein, nachdem er schon einige Jahre im Geschäft tätig ge wesen war. Vier Jahre lang haben Vater und Sohn gemeinsam ge schafft, bis sich 1889 Ednard Hampe zur Ruhe setzte und seinem Sohn das Geschäft allein überließ. Der Erbe fuhrt es in den alten Bahnen weiter und hat ihm seinen guten Nus beim Buchhandel und im Publikum zu erhalten und zu mehren gewußt. Seit 1911 ist Herr Georg Conrad Hampe auch Mitinhaber der Musikalienhandlung von Praeger L Meier in Bremen. Mit unfern Glückwünschen zum Jubiläum seines Hauses sprechen wir die Hoffnung aus, daß es Herrn Hampe gelingen möge, in friedlicher Zeit das alte Geschäft bis zum vollen Säkulum erfolgreich weiter zu führen! Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse wurde ausgezeichnet Herr Alfred Grensser, Unteroffizier in einem Neserve- Jnfanterie-Negiment, Inhaber der Musikalienhandlung Adolph Nagel in Hannover. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt Herr Wilhelm Lobcck, Geschäftsführer der Firma C. Negen- hardt, G. m. b. H. in Berlin-Schöncberg, nach den Kämpfen an der Somme. Dora Duncker f. — Am 9. Oktober ist die Schriftstellerin Dora Duncker in Berlin im Alter von 6! Jahren gestorben. Als Tochter des Verlagsbuchhänölers Alexander Duncker in Berlin geboren, stand sie in engsten Beziehungen zum Berliner literarischen und buchhändle- rischen Leben, in dem schon ihr Großvater, Karl Duncker, der Ehef der Verlagsfirma Duncker L Humblot, und die Brüder ihres Vaters, der Geschichtsschreiber Max Duncker und der Sozialpolitiker Franz Duncker, eine Nolle gespielt hatten. Sie begann ihre Tätigkeit als Übersetzerin und wandte sich, nachdem sie eine Zeitlang um den drama tischen Lorbeer gerungen, dem Roman zu. Auf diesem Gebiete ent wickelte sie eine erstaunliche Fruchtbarkeit, die ein ebenso schönes Zeug nis für ihre Gestaltungskraft und Erfindungsgabe wie für ihren Fleiß ablcgt. Es seien hier aus der großen Zahl ihrer Schöpfungen nur genannt: »Großstadt« (1899), »Die große Lüge« (1900), »Die graue Gasse« (1907) und der Buchhändlerromau > Bergeholz Söhne« (1912). Ihre letzten Werke (»Ein Liebesidyll Ludwigs XIV.«, »Die Marquise Pompadour« und »George Sand. Ein Buch der Leidenschaft«) beruhen auf eingehenden Quellenstudien und sind von Publikum und Kritik ebenso günstig ausgenommen worden wie ihre dem modernen Groß- stadtlcbeu entlehnten Romane. Auch im Börsenblatt war sie gelegent lich als Mitarbeiterin vertreten, so noch in Nr. 60 dieses Jahrgangs mit einem Aufsatze über Carmen Sylva. Otto Zacharias f. — Der Begründer und Leiter der biologischen Station zu Plön, Professor Dr. Otto Zacharias, ist in einem Sana torium in Kiel im Alter von 70 Jahren gestorben. Zuerst Schlosser lehrling, wandte er sich später zoologischen Studien zu, nach deren Beendigung er zunächst größere Reisen nach Frankreich, Italien und Nordafrika unternahm. 1891 rief er mit Unterstützung der preußischen Negierung die Pläner hydrobiologische Station ins Leben und widmete sich der systematischen Erforschung des Süßwasser-Planktons, für die er 1892 einen Mittelpunkt in den »Forschungsberichtcn aus der Bio logischen Station zu Plön« und dem »Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde« schuf. Von seinen Schriften nennen wir: »Bilder und Skizzen aus dem Naturlebcn« (1889), »Katechismus des Dar winismus« (1892) und »Das Süßwasserplankton« (2. Ausl. 1911). 11,-. Helffcrich. (Deutscher Neichsanzeiger Nr. 237 vom 7. Oktober 1916.) Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Ter vvrfe«vcrctn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Vuchhändlerhaus. Druck: Namm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse derNedaktton und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BuchhändlcrhauS). ^ 1296