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L51, 29. October. Nichtamtlicher Theil. 4395 Verlegervereine, die Bestrebungen aus Bekämpsung der Schleuderei zu unterstützen? Müßte nicht in dem oben citirten Falle der Verleger den betreffenden Sortimenter sofort auffordern, sein Circular zurück- zunehmen, oder ihm im Weigerungsfälle die Rechnung schließen? Müßten nicht sämmtliche Berlegervereine in einem solchen Falle gemeinsame Sache machen? Der Mensch müßte eben nicht Mensch sein, wenn er einem solchen Einschreiten gegenüber den betretenen Weg nicht verließe. Sollte aber ein solches Verfahren den Einen nicht abschrecken, so wird es hundert Andere verhindern, den gleichen Weg zu gehen. Der Wunsch um Unterstützung in der Bekämpfung der Schleuderei von Seiten der Verleger ist in ihrem eigenen Interesse gelegen und vollauf berechtigt. Der andere Factor aber, der ebenfalls die Hand dazu bieten kann, der Schlendere! entgegenzutreten, ist der Commissionshandel. Auch ihm können die Consequenzen der Schleuderet, die Vernichtung des mittleren Sortiments, nicht gleichgültig sein. Und zwar um so weniger, wenn er, wie in diesen Blättern behauptet wurde, den größten Theil des Sortimentshandels in der Tasche hat. Ich will dies nicht weiter aussühren, sondern zum Schluffe nur noch bemerken, daß ich befürchte, ein weiteres ablehnendes Ver halten von Seitendes Verlags- und Commissionshandels, in die Bekämpsung der Schleuderei einzutreten, werde das Signal werden zur Ausgabe aller bestehenden Usancen. — Beim Niederschreiben dieser Gedanken kam ich in den Besitz des Artikels in Nr. 245 d. Bl.: Zwei Wege oder Statutenrevision und Vereins-Sortiment". Es würde zu weit führen, am Schluffe obiger Ausführungen noch in eine größere Erörterung dieses Artikels einzutreten. Da aber zum Beweise für das Zutreffende des Artikels am Ende desselben die Casseler Generalversammlung des Mitteldeutschen Buchhändlerverbands angeführt wird, möchte ich zur Vermeidung von Mißverständnissen als einer der Theilnehmer bemerken, daß der Bortrag des Hrn. I. B—r., der mit diesem Artikel identisch ist, durchaus nicht in seiner Tendenz oder in seinem ganzen Umfange den Beifall der Versammlung fand, sondern daß die Statutenrevision des Börsenvereins ebenso als ein Weg zur Besserung angesehen wurde, wie das Vereins-Sortiment. (Es wurde hierüber sogar ein Beschluß gefaßt, der einstimmig angenommen wurde.) Beide Wege sind schon bei Gründung des Mitteldeutschen Verbandes als einzuschlagen empfohlen worden. Auch die dritte Generalversammlung hat an diesen beiden Zielen festgehalten. L. 8—r. Die Zeitungspreisliste der deutschen Reichspostvcrwaltung. Die Zeitungspreisliste der deutschen Reichs-Postverwaltung für das Jahr 1879 gewährt einen hochinteressanten Einblick in unser Zeitungswesen, und wenn man aus der Zunahme der Zeitungen auf Zunahme des Bedürfnisses nach Bildung schließen darf, einen nicht minder interessanten Schluß auf die Fortentwickelung deutscher Intelligenz. Einem ausführlichen, im Post- und Telegraphenarchiv veröffentlichten statistischen Artikel entnehmen wir hierüber folgende Einzelheiten. Seit dem Jahre 187K beziehentlich 1877 hat nicht allein die Zahl der Blätter in deutscher Sprache und in fremden Sprachen, sondern auch die Zahl der Verlagsorte einen wesentlichen Zuwachs erhalten. So ist gegen 1877 die Zahl der zum Postbetriebe an gemeldeten Blätter in deutscher Sprache um nicht weniger als 330 Stück — von 4350 aus 4680 — und die Zahl der zum Post betriebe angemeldeten Blätter in fremden Sprachen um 247 Stück — von 2020 aus 2267 — gestiegen, während gegen das Jahr 1876 sich die Zahl der Verlagsorte um 302 Orte — von 1557 aus 1859 — gesteigert hat. Von den in der neuesten Zeitungspreisliste ausgesührten 2267 Blättern in 29 fremden Sprachen erscheinen: in französischer Sprache 829, in englischer 678, in russischer 69, in spanischer 35, in holländischer 83, in schwedischer 98, in italienischer 147, in polnischer 63, in dänischer 68, in böhmischer 18, in ungarischer 28, in griechischer 10, in rumänischer 32, in norwegischer Sprache 61. Die übrigen hier nicht ausgesührten 15 Sprachen erscheinen in 1 — 6 Blättern. Von den 4680 Blättern in deutscher Sprache entfallen ans das Deutsche Reich 4030, auf die Schweiz 228, auf Oesterreich- Ungarn 319 und auf die Bereinigten Staaten von Amerika 70 Stück; von den 829 Blättern in französischer Sprache entfallen auf Frankreich 593, auf die Schweiz 77 und auf Belgien 110 Stück; von den 678 Blättern in englischer Sprache entfallen aus Groß britannien und Irland 541 und auf die Bereinigten Staaten von Amerika 124 Stück. Die wichtigste Stellung in der Zeitungsliteratur im Deutschen Reiche nehmen unstreitig die beiden Städte Berlin und Leipzig ein. Auf dieselben allein entfällt der dritte Theil der weniger als wöchent lich einmal durch dis Post zu beziehenden deutschen Zeitschriften (295 von 839 Stück), sowie überhaupt der siebente Theil sämmt- licher deutschen Blätter (582 von 4112). Im Durchschnitt kommen von den durch die Post zu beziehen den deutschen Blättern je 3 Zeitungen rc. auf einen Verlagsort. Am günstigsten stellt sich das Verhältniß im Königreich Sachsen und zwar wie 4 zu 1. Mehr als 50 zum Postbetriebe angemeldete Zeitungen und Zeitschriften werden veröffentlicht in 6 deutschen Städten: Berlin (350), Leipzig(232), Stuttgart(76), München (65), Dresden (64), Hamburg (58), aus dem Auslande in 5 Städten: aus Paris (495), London (428), Wien (199), Brüssel (67), Petersburg (50). Von 1792 der gegenwärtig erscheinenden 4112 deutschen Blätter ist das ermittelte Alter folgendes: Es sind von diesen 1792 Blättern erschienen vor dem Jahre 1700 5 Stück, von 1700 — 99 46 Stück, von 1800—50 465 Stück, von 1851 — 70 643 Stück, von 1871—77 206 Stück und im Jahre 1878 427 Stück. Diejenigen Blätter, welche vor dem Jahre 1700 begründet worden sind, betiteln sich: Frankfurter Journal 1618, Magde burger Zeitung 1628, Königsberger Hartung'sche Zeitung 1640, Jenaische Zeitung 1674, Gothaische Zeitung 1691. Von den 44 Blättern, welche vor dem Jahre 1800 begründet worden sind, nennen wir: Königlich Privilegirte Berlinische Zeitung von Staats und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) 1722, Anhaltischen Staatsanzeiger 1764, Greizer Amts- und Nachrichtsblatt 1771, Bautzner Nachrichten 1780, Hallesches Tageblatt 1799, Schle sische Zeitung 1741, den Schwäbischen Merkur 1785, Regie rungsblatt siir das Herzogthum Sachsen-Meiningen 1763, Hild burghauser Kreisblatt 1766, und Arnstädter Nachrichten und Jn- telligenzblatt 1769. In England sind vor dem Jahre 1700 begründet und er scheinen gegenwärtig noch: London Gazette 1665, Saunder's News Letter 1688 (seit dem Jahre 1755 News Dublin Letter betitelt), Edinburgh Gazette 1690, Course of the Exchange 1697, Berrow's Worcester Journal 1690, Stamford Mercury 1695. Nach der Kopszahl der Bevölkerung gerechnet kommen (indem) wir aus einer größern Tabelle nur folgende Angaben hervorheben) aus je eine Zeitung Einwohner: in Sachsen 5738, in der Provinz Brandenburg 6012, dagegen in Ostpreußen 19749, in Westpreußen 19912, endlich in Posen 22001. (Dtsch. Allg. Ztg.) 601*