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86, 15. April. Nichtamtlicher Theil. 1407 Stadtbibliothek gegenüber und neben dieser reichen und großartig erstandenen Kaiserl. Univcrsttäts- und Landes-Bibliothek, die jedem Gebildeten offen steht, für einen Zweck haben? Die Herren Muni- cipalitäts-Mitglieder scheinen eben nicht mit Freudigkeit das schnelle, ja glänzende Anwachsen der, wie sie sagen ,,von der Deutschen Re gierung" begründeten Universitäts-Bibliothek zu betrachten. Leipzig, 10. April 1872. Carl Geibel sen. Oorman ^morivau Vidrur)- c> k Ollioago. — Vor kurzem bildete sich in Chicago ein Comitö zur Gründung einer allgemeinen deutschen Bibliothek, um dem dortigen Deutschthum (Chicago zählt unter seinen 300,000 Einwohnern über 80,000 Deutsche), welches durch die verheerende Feuersbrunst vom 8. und 9. October v. I. im Allgemeinen seine ganze Habe ver loren, für die großen Verluste so vieler Privatbibliothekcn und fast sämmtlicher Bibliotheken von deutschen Vereinen und Logen einigen Ersatz zu bieten. Zu diesem Ende hat sich das Comite in einem besondern Circulare an die Generosität'der Verleger von Deutsch land, Oesterreich und der Schweiz mit der Bitte gewendet, durch freiwillige Gaben von Büchern und Zeitschriften ans allen Fächern der Wissenschaften, Künste und Gewerbe dem schönen Institute ihre wohlwollende Unterstützung angedeihen zu lassen. Mit der Grün dung dieser Bibliothek beabsichtigt der Verein gleichzeitig durch massenhafte Ausgabe von Katalogen (mit Angabe der Ladenpreise) die Verbreitung deutscher Literatur in den Vereinigten Staaten thatkräftig zu fördern und dadurch deutsche Bildung zu nähren und zu heben. Ueber die eingegangenen Gaben, welche durch die Ver mittlung der Dürr'schen Buchhandlung in Leipzig an die Vsrmau ^merieLu Iübrar^ okObieago zu adressircn sind, soll im Börsenblatt öffentlich quiltirt werden. — Es ist gewiß nicht zu bezweifeln, daß die bewährte Liberalität der deutschen Verleger sich bei dieser Ge legenheit auf's neue glänzend bewähren und sich damit ein ehrendes Denkmal unter den Deutschen Amerikas gründen wird. Durch die öffentlichen Blätter geht gegenwärtig die interessante Notiz, Laß in den besseren japanischen Schulen deutscher Unter richt von deutschen Lehrern ertheilt wird, und daß die im Verlage von Otto Meißner in Hamburg erschienenen Gurcke'schen Lehr bücher (Grammatik, Hauptpunkte, Uebungsbuch und Fibel) dort eingeführt sind. Neuer /ur üib/ivAra^/iie unck Vrb/iot^e1-ip!;;en§cä<i/k. vor- uusgogsbsu von l)r. d. kstrliolät. llalirg. 1872. voll 4. In sialt: Neuester Naositrag 2ur Vaspar-Vnuser-Vitteratur. — llavanisobs Uanllsellriktso in der krin2>. Loeundoge- nitur-öibliotkiek rm Dresden. — Oie Vittsratur des veutsesi-vranLösiselien Krieges 1870—71. (vortsstLirng.) — Vitteratur null iUisoellen. — Allgemeine öiblio- grspliis. Personalnachrichten. Am 11. ds. feierte Herr Stadtrath Carl Friedr. Wilh. Geibel, Besitzer der Firma Carl Geibel hier und Mitinhaber der Verlagsbuchhandlung von Duncker <L Humblot, sowie der Pierer'schen Hofbuchdruckcrei (Stephan Geibel L Co.) in Altenburg, sein SOjäh- riges Buchhändler-Jubiläum. Derselbe trat am 11. April 1822 in die Buchhandlung von Wilh. Lauffer hier als Lehrling ein, und gründete im Jahre 1841 die Geibel'sche Hofbuchhandlung in Pest, von wo er 1850 wieder nach Leipzig übcrsiedelte. Trotz dieses lan gen, rastlosen Wirkens, sowohl als Sortimenter wie als Verleger, arbeitet der Jubilar gegenwärtig noch ganz rüstig in seinem Berufs kreise. Möge dies dem tüchtigen und verdienten Manne noch recht lange Jahre vergönnt sein! Dem technischen Leiter des typographischen Instituts von Gie- secke <L Devrient in Leipzig, Herrn AlphonseDevrient, ist von dem Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha das Ritterkreuz erster Classe des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens verliehen worden. Zum Vollzüge des Reichsgesehes vom 11. Juni 1670, betref fend das Urheberrecht an Schriftwerken u. s. w., resp. hinsichtlich der Bildung von Sachver st ändigen-Vereinen hat das königl. württembergische Justiz-Ministerium unterm 15. März bekanntge macht, daß nach einer Uebereinkunst mit der großh. badischen und der großh. hessischen Regierung gemeinschaftliche Sachverständigen- Vereine für Württemberg, Baden und Hessen mit dem Sitz in Stuttgart gebildet und württembergischer Seits 1) in den literari schen Verein: als Vorsitzender der vr. jur. Oskar Wächter, als Mitglieder der Buchhändler Freiherr Carl von Cotta und der Professor I. Klaiber, sämmtlich in Stuttgart, als Stellvertreter der Buchhändler Hochdanz ebendaselbst und der Kanzler Staats rath von Rümelin in Tübingen; 2) in den musikalischen Verein: als Vorsitzender der Obertribunalrath von Köstlin, als Mitglieder der Hofkapellmeistcr Abert und der Professor vr. Faißt, als Stellvertreter der Musikalienhändler Zumsteeg und der Professor Stark, sämmtlich in Stuttgart, berufen worden sind. Die National-Zeitung bringt aus Rom die Trauerkunde von dem dort am 2. April erfolgten Tode des früheren Besitzers der Nicolaischen Buchhandlung in Berlin, Herrn vr. Gustav Par- thcy. Der Verstorbene, Mitglied der Akademie der Wissenschaf ten in Berlin und einer der gründlichsten Kenner des elastischen und ägyptischen Alterthums, war geboren den 27. October 1798 zu Ber lin, studirte hier und in Heidelberg und unternahm von 1820—24 eine wissenschaftliche Reise durch Frankreich, England, Italien, Aegypten und Vorderasien, deren Resultate er theilweise in dem Werke: „Wanderungen durch Sicilien und die Levante" niedergelegt hat. Am 1. Januar 1830 übernahm er die Nicolaische Buch handlung, welche sich seit dem Jahre 1713 im Besitz seiner Familie befand, und gekörte eine Reihe von Jahren mit zu den Zierden unseres Standes, bis er erst das Sortimentsgeschaft (15. Juli 1858) und später auch den Verlag (>. Januar 1866) in andere Hände übergehen ließ. Wiederholt nahm er für längere Zeit seinen Aufenthalt in Rom, dort ereilte ihn auch der Tod, nachdem er unge fähr vor einem Jahre dorthin zurückgekehrt war. Die Liebens würdigkeit seines Charakters, seine freie Gcistesrichtung und der Adel seiner Sitten machten ihn Allen, mit denen er in Berührung kam, lieb und Werth. In der am 5. April abgehaltenen Generalversammlung des „Buchfink", Verein jüngerer Buchhändler in Wien, wurde der bisherige Präsident, Herr Emil Kosmak (bei Gerold L Co.), als Präsident für das Sommersemester wiedergewählt, und Herrn Ru dolf Barth (bei W. Braumüller L Sohn) das Schriflführeramt für das zweite Quartal 1872 übertragen. Briefwechsel. Herrn G. R. in P. — Abgegeben davon daß Ihre „Bitte um Belehrung" als anonym cingesandt nicht ausgenommen werden konnte, so eignete sich dieselbe überhaupt nicht zum Abdruck, weil darüber kein Zweifel besteht, daß der Verleger berechtigt iit, über LiSponenden zu jeder Zeit im Jahre zu verfügen und eventuell nach Ablaus einer gewissen Prä klusivfrist die Annahme zu verweigern und Zahlung zu verlangen.