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,v 273, 2 4 November Nichtamtlicher Theil. 5555 auch seinem Etablissement jenen Ruf, der weit über die localen Grenzen hinausging und allmählich auch die anderen Offizinen zwang, ihm auf dem betretenen Wege zu folgen. Die Aner kennung, welche sich die Wiener Satz- und Druckkunst seitens der typographischen Welt zu erringen wußte, ist zum guten Theile aus die Initiative Fromme's zurückzusühren. Eine seiner schönsten Leistungen aus diesem Gebiete war das Ehrendiplom des Wiener Factoren - Vereins, Wäre nichts Anderes aus dieser Ossizin hervorgegangcn, dies eine Blatt sicherte den unbegrenzten Ruhm für alle Zeiten, Fromme spendete dem Vereine diese Meisterleistung, dessen Ehrenmitglied er seit dem Jahre 1878 war. Die graphische Ausstellung Fromme's im Jahre 1873 in der Rotunde in Wien erregte in Fachkreisen das größte Aussehen, Damals hatte noch Niemand eine Idee, welch' großes Feld die Kunst des Accidenzsatzes in sich birgt, und als die Hunderte und Hunderte von Nippsachen in tadelloser Form aus dem Schatz- kästlein Fromme's zur Schau gelegt wurden, da ging durch die Fachpresse nur eine Stimme: die des ungeteiltesten Beifalls, Damals erwarb sich Fromme in Ehren das Prädicat „Meister", wie er auch bis an sein Lebensende stolz auf diesen Titel war, den ihm die ganze Buchdruckerwelt verlieh. Wie glücklich war damals Fromme, als Se, Majestät bei dem Rundgange in der Rotunde vor der Vitrine stehen blieb, huldvolle Worte der An erkennung sprach und namentlich die ureigenste Schöpfung Fromme's, die vielsprachigen Portemonnaie-Kalender, bewunderte. Das sicht bare Zeichen dieser Anerkennung kunstgewerblichen Strebens ließ auch nicht lange auf sich warten, denn Fromme erhielt alsbald das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, Die Jury aber er kannte durch Verleihung der Medaille „Für guten Geschmack" seine Verdienste; eine Auszeichnung, die nur Fromme zu- theil wurde. Von diesem Zeitpunkte an datirt der Ruf der Anstalt in aller Welt, und die Kunstsätze Fromme's wurden aller orts als Kleinodien betrachtet. Auch bei der Kunstausstellung in München im Jahre 1876 erhielt Fromme den ersten Preis, die große goldene Medaille, kurz vorher den Titel eines k, k, Hosbuchdruckers, In demselben Jahre verlieh ihm Se, Majestät die goldene Medaille mit dem allerhöchsten Wahljpruche, wie überhaupt die Anstalt bei all' den von ihr beschickten Ausstellungen die ersten Preise erhielt. Aber auch in anderer Weise war sein Streben zur Hebung der Wiener Druckindustrie von Bedeutung, Er gründete einen oesterreichischen Kalender-Verlag, der sowohl durch seine typo graphische Ausstattung, wie durch die wachsende Ausdehnung nahezu einzig in seiner Art dasteht. Die Fromme'schen Kalender sind beinahe in der ganzen civilisirten Welt bekannt und jedes Exemplar trägt durch seine mustcrgiltige Ausstattung zur Glori- ficirung der Wiener Druckindustrie bei. Was Fromme als Kalender-Verleger geschaffen und — ge opfert hat, ist in hohem Grade anzuerkeunen. Mit Vogl's Volks kalender, dem Nader'schen Medicinal-Kalender und einigen Wand kalendern begründete er im Jahre 1867 den eigentlichen oester reichischen Kalender-Verlag, Fast für jedes Gebiet des Wissens und der Technik schaffte Fromme ein Vademecum in Form des Kalenders, und trotz der großen Concurrenz, die nicht immer wählerisch, das sonst lohnende Gebiet zur Marktwaare hcrab- drückte, bewahrte Fromme in seinen Ausgaben die elegante Aus stattung, den gediegenen Inhalt, Roch heute, obwohl sich schon mancher Buchdrucker herangewagt, steht der Druck der Porte monnaie-Kalender unerreicht da, trotzdem die Auflage nahezu bis zu 100,000 Exemplaren zählt. Was er also in dieser Richtung! für den eigenen Ruhm geschaffen, kam auch der Allgemeinheit zu gute. Das größte literarische Werk, das Fromme's Pressen schassten, waren die bei Braumüller erschienenen Memoiren Metternich's, Damals, als der Druck vergeben wurde, schwankte es zwischen Holzhausen und Fromme; elfterer hatte allerdings den Weltruf des besten Bücherdruckers für sich, trotzdem erhielt Fromme den ehrenden Auftrag, und wie außerordentlich zufriedenstellend er ihn löste, darüber kann allerdings der um einige Monate im Tode vorangegangene Freund und Verleger Braumüller nichts mehr sagen; allein die mit der Redaction betrauten hochgestellten Personen waren und sind des Lobes übervoll ob der exactcn Durchführung, Ueberhaupt war der Verkehr mit allen Autoren ein mehr freundschaftlicher als trocken geschäftlicher, und das Comptoir Fromme's glich eher einem Rendezvous wissenschaftlicher Berühmtheiten als einer Geschäftsschreibstube, Mit großer Aengst- lichkeit bewahrte Fromme eine Mappe aller jener Schreiben, die ihm von Autoren über die musterhafte Durchführung der be treffenden Werke zukamen. Was er in dieser Richtung geleistet, war nicht minder ge eignet den guten Ruf der Wiener Druckindustrie zu befestigen, und somit hat er bewiesen, daß man ein berühmter Buchdrucker werden kann, wenn inan das Gewerbe auch nicht zunstmäßig er lernt hat, sondern nur eine gewisse Begeisterung für den Berus und Geschmack und Verständniß dafür besitzt. Fromme war gelernter Buchhändler, Am 24, April 1843 trat er bei Hosfmann L Campe in Hamburg in die Lehre, wo er nach Vollendung derselben bis zum Jahre 1851 in Condition verblieb. Dann wendete er sich nach Oesterreich, das ihm ein zweites Vaterland werden sollte. Er trat als Gehilfe in das Hauptmann'sche Geschäft in Brünn, blieb aber nur ein Jahr daselbst, da ihm eine Stelle in der alt- renommirten Buchhandlung Tendier L Co, in Wien angeboten worden war. Schon 1853 übernahm er in Gemeinschaft mit Sylv, Pötzelberger das Geschäft für eigene Rechnung, 1862 wurde er alleiniger Besitzer desselben, verkaufte es fünf Jahre später an Jul, Grosserund erkaufte dafür von Carl Winternitz die Keck L Pierer'sche Buchdruckerei und Schriftgießerei, Die selbe bestand damals nur aus drei Maschinen und zwei Hand pressen, Türke, der technische Leiter, den Fromme mit übernahm, war ein Feind jeder Vergrößerung, und erst mit der Thätigkeit Vogl's fällt eine rapid gesteigerte Leistungsfähigkeit zusammen. Für die bis zum Jahre 1874 in seinem Besitze befindliche Schriftgießerei brachte Fromme unendliche Opfer, Sein Verdienst ist es, die Schriftgießerei aus ihrer primitiven handwerksmäßigen Lage auf die künstlerische Höhe gebracht zu haben, in welcher edlen Aufgabe er durch den genialen Stempelschneider Carl Brendler kräftigst unterstützt wurde. Die Prohcn dieser Gießerei wurden mit großem Luxus ausgestattet und waren unstreitig die Bahnbrecher des heutigen kunstvollen Schristprobendruckes, Es gab keine Novität, die Fromme nicht für seine Gießerei erwarb; aber die Arbeitslast wurde denn doch mit der wachsenden Aus dehnung der Buchdruckerei eine zu große, und so zog es Fromme vor, die Schriftgießerei im obgenannten Jahre an Brendler ab- zutreten. Mit Leib und Seele hing er an den Errungenschaften der Buchdruckerkunst, Es gibt kein heimisches oder fremdländisches Fachjournal, das er nicht hielt, kein graphisches Werk in welcher Sprache immer, das er nicht bezog, und mit besonderem Stolze wies er auf seine Fachbibliothek, die die seltensten Perlen in sich birgt; namentlich waren es alte Drucke, die er mit Kennerblick ! bei Auctionen erstand. Auch Kalender sammelte Fromme, und 7 KU"-