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^ 83, 11. April 1814. Nedaltioiiellcr Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. UM so weniger Kataloge in England und Deutschland im hiesigen Austrage gedruckt werden. Die Rücksicht aus die Drucker und die einflußreichen Verbände dieser wie ihrer Arbeiter dürfte allein völlige Zollfreiheit für die Büchereinfuhr verhindert haben. Während somit der neue Tarif liberal genug ist und bei nächster Revision vielleicht mehr erreicht werden mag, suchen die Buchhändler im Interesse ihres Geschäftes so wenig Zoll wie möglich zu zahlen. Dazu werden wissen schaftliche Bücher ungebunden oder in Druckbogen importiert, um sie hier binden zu lassen, und es ist vorgekommen, daß diese Bogen zu einem zu dem tatsächlichen Preise des betreffenden Buches in keinem Verhältnis stehenden, niedrigen Werte deklariert worden sind. Das bedeutet für die betreffenden Importeure natürlich eine ansehnliche Ersparnis. Doch die zu niedrige Bewertung ist im Zollamt schließlich ausgefallen und daher die neue Anordnung. Trotzdem ist der Zoll auf diese Ein fuhr immer noch ein sehr geringer, sie wird nicht dadurch wesent lich verteuert, und wenn jemand ein wertvolles wissenschaftliches Buch erstehen will, zahlt er erfahrungsgemäß den dafür geforderten Preis. Doch, wie gesagt, im Prinzip sollte für die Büchcreinfnhr überhaupt keine Zollschranke bestehen. Die 55. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure, die vom 8. bis 10 Juni in Bre m e n stattfindet, bringt folgende Vor träge: Prof. Or. Schumacher in Bann spricht über die deutsche Schiff fahrt im Weltverkehr; Staatsbaurat Elaußen in Bremerhaven hält über den gegenwärtigen Stand der staatsbremischcn Hafenbauten in Bremen einen Vortrag; Fr. Neuhaus, Gencraldir. von A. Borsig in Tegel, behandelt das Thema: Der Vereinheitlichungsgedanke in der deutschen Maschinenindustrie; Otto Cornels, Direktor der Neiherstieg- Schiffswerft und -Maschinenfabrik Hamburg, gibt Aufschluß über: Die neuere Entwicklung des Schiffsmotors einschließlich des Schiffs- antricbes und Pros. Dipl.-Jng. C. Matschoß in Berlin über die Ge schichte des Norddeutschen Lloyd. Daran schließen sich Besichtigungen vieler technischen Anlagen in Bremen, Geestemünde, Delmenhorst, des Hafens von Bremerhaven und der Kaiserlichen Werft in Wilhelms haven. Russisches Künstlerclend. — Aus Petersburg wird dem B. L.-A. gemeldet: In der Generalversammlung des Vereins russischer Schrift steller und Komponisten, dem insgesamt 751 Mitglieder angehören, wurde eine interessante Statistik über deren Erwcrbsverhältnisse be kanntgegeben. Danach verdienten 254 Mitglieder im verflossenen Jahre überhaupt nichts, 282 nur 100 Rubel, 42 Mitglieder 1000 bis 5000 Rubel, darüber hinaus nur 6 Künstler. Ein Mitglied verdiente über 10 000 Rubel. Für die diesjährigen wissenschaftlichen Vorlesungen znm Studium des Alkoholismus, die in Berli n im Landeshause der Provinz Bran denburg stattfinden, ist folgendes Programm festgesetzt worden: Am !4. April, vormittags Eröffnungsansprache: Wirkl. Geh. Oberrcg.- Nat 1). Dr. vr. von Strauß und Torney; Die Bedeutung der Alkohol srage für den kommunalen Haushalt: Stadtrat Nosenstock, Königs berg i. Pr.; Beobachtungen meiner Orient-Studienreise im Herbst und Winter 1009 über Trunksucht und Geisteskrankheit im Orient: Pfarrer G. Berendt, Berlin-Buch; abends Alkohol und Infektionskrankheiten: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ewald, Berlin; Die Alkoholfrage in den Kolonien: vr. Warnack, Berlin. Am 15. April, vormittags Alkohol und Individualität: Geh. Ob.-Med.-Nat Prof. Dr. Moeli, Berlin; ttber die durch geistige Getränke im menschlichen und tierischen Körper verursachten Veränderungen: Geheimer Med.-Rat Professor Or. Orth, Berlin; abends Stand der Konzessionsgesetzgebung und Forderungen fiir die Zutun st: Professor vr. Trommershausen, Marburg. An den Nachmittagen finden Führungen durch Groß-Berliner sozial-hygienische Einrichtungen statt. Das Zentralinstitut fiir Erziehung und Unterricht. — Der Kaiser hat eine Stiftung genehmigt, die den Namen »Jnbilüumsstiftung für Erziehung und Unterricht« trägt und ihren Sitz in Berlin hat. Der Zweck der Stiftung ist die Gründung und der Betrieb einer zentralen Sammlungs-, Anskunfts- und Arbeitsstelle für das Er- zichungs- und Unterrichtswesen. Das Ziel soll erreicht werden durch das Sammeln von Material für die wissenschaftliche Forschung und praktische Arbeit auf dem Gebiete des deutschen Unterrichts- und Er- ziehnngdwesens, durch die Erteilung von Auskünften auf Grund des vorhandenen Materials, durch Forschung auf dem Gebiete der Jugend sünde und Jugendbildnng und dauernde und wechselnde Ausstellungen sowie durch Sammlungen, Bibliotheken und Werkstätten zu theore tischen und praktischen Arbeiten über Jugendkundc, Jugcndbildung und sonstige pädagogische Angelegenheiten aller Art. Die Stiftung richtet ferner Vorträge, Führungen und Kurse ein für Fachleute wie auch für andere an der Erziehung und Bildung der Jugend teilnehmende Kreise. >Z"r Unterbringung des Zentralinftituts hat sich die Stadt Berlin ^ unter Voraussetzungen, deren Erfüllung so gut wie gesichert ist, bereit erklärt, einen monumentalen Bau zur Verfügung zu stellen, den sie aus Anlaß des Rcgierungsjubiläums des Kaisers unmittelbar bei der Universität errichten wird. Als Organe der Stiftung sind vorgesehen ein Vorstand ans 7 und ein Verwaltungsausschuh aus 23 Mit gliedern. Letzterer bildet für die einzelnen Arbeitsfächer Ausschüsse aus den Kreisen der Sachverständigen, sowie aus Vertretern von Kor porationen, Vereinen und Verbänden, die auf dem Gebiete des Er- ziehungs- und Untcrrichtswesens tätig sind. Die Arbeitsausschüsse sollen so zusammengesetzt werden, daß sie auch die Zentralstelle bilden können für die wissenschaftliche Fortbildung der Lehrer. Wenn für diesen Zweck die Gewinnung maßgebender Universitätslehrer gelingt, so ist die Entwicklung dieser Stelle zu Fortbildnngsinstituten von hoch- schnlartigem Charakter gesichert. Die Gesamtheit dieser Institute wird die so lange ersehnte pädagogische Akademie bilden. Ein Tolstoi-Museum und eine Tolstoi-Bibliothek in Moskau. — -Wie aus Moskau berichtet wird, hat die unter dem Vorsitz N. I. Gutschkows arbeitende städtische Kommission die Frage der Ehrung Leo Tolstois dahin entschieden, daß das Tolstoische Haus in Ehamow- niki in seinem heutigen Zustand erhalten bleiben und daß auf dem selben Grundstück ein großes Gebäude zur Unterbringung einer Bibliothek, eines Museums und einer Elementarschule auf den Namen Leo Tolstois errichtet werden soll. Was Musenms-Sammlungen be trifft, so sollen die Gräfin S. A. Tolstaja und die Tolstoi-Gesellschaft gebeten werden, ihre Sammlungen dem Moskauer Stadtamt zu über lassen. Schließlich faßte die Kommission den Entschluß, in einem anderen Stadtteil Moskaus ein Volkshaus auf den Namen Leo Tolstois zu errichten. Das Gegenstück zu diesen Tolstoi-Ehrungen bildet ein Beschluß der Moskauer Gerichtskammer, Leo Tolstois Broschüre »Ich kann nicht schweigen« zu vernichten! Kolonialwirtschaftliche Ausstellung der Deutschen Kolonialgesell schaft. — Gleich wie in Hamburg, Kassel und Straßburg wird die Deutsche Kolonialgesellschaft auch auf der vom 18. bis 23. Juni stattfin denden Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschast in Hannover eine Kolonialwirtschaftliche Ausstellung veranstalten. Der 5. internationale Kongreß fiir Philosophie wird in der ersten Septemberwoche des nächsten Jahres in Londo n abgehalten werden. Nach dem vorläufigen Programm werden sich die Arbeiten der Ver sammlung in acht Abteilungen vollziehen, nämlich für allgemeine Philosophie und Metaphysik, Logik und Erkenntnistheorie, Geschichte der Philosophie, Psychologie, Aesthetik, Moralphilosophie, Sozialphilo- sophie und Gesctzesphilosophie und Philosophie der Religion. Den Vorsitz des Kongresses wird Or. Bernhard Bosanguet führen. Die Geschäftsstelle des Kongresses leitet vr. Wildon Carr, der gleichzeitig Ehrensekretär ist. Die Zentralstelle für künstlerische Wettbewerbe, die ans eine Initia tive des Bundes deutscher Architekten beschlossen wurde, ist jetzt ins Leben getreten. Der Zentralstelle gehören die führenden Verbände der bildenden Künstler an, wie die Allgemeine Deutsche Kunstgenosscnschaft, die Berliner Bildhauervcreinigung, der Bund deutscher Architekten, der Deutsche Künstlcrbund, der Deutsche Werkbund, der Künstlerverband deutscher Bildhauer, der Verband deutscher Architekten- und Jnge- nicurvereine, der Verband deutscher Illustratoren und der Verband deutscher Knnstgewerbevereine. In den Grundsätzen der Zentralstelle heißt cs u. a.: »Eine Hanptberatnngsstelle für bas Wettbewerbswesen (mit dem Sitz in Berlin) ist auf Wunsch der Auftraggeber bereit, in aUen Wettbcwerbsangclegenheiten, besonders bei der Wahl der Wett- bcwerbsart und bei der Wahl des Preisgerichts, Rat zu erteilen. Es wird empfohlen, die Beratungsstelle schon bei der Vorbereitung hinzu- zuziehen.« Der Verband rheinischer Genossenschaften hat seine diesjährige Ta gung auf den 25. und 26. Juni nach Köln einbernfcn. Die geschäft lichen Versammlungen und geselligen Zusammenkünfte finden im Fest hause der Deutschen Werkbund-Ausstellung statt. Der Parteitag der bayerischen Konservativen wird am OsteröienS- tag in N ü rnberg stattfinden. Neichstagsabgcordneter Weilnböck erstattet den Bericht über die Neichstagsverhandlungcn. Generalsekre tär Kuntze spricht über das Thema »Wo steht der Feind?« und Guts besitzer Prieger über die Wichtigkeit eines abgestnften Grundbesitzes für die landwirtschaftliche Produktion. 523