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1539 1450^ hindern oder um denselben zu regeln, verschiedene Eintrittspreise machen wird. Im ersten Monat nämlich, sagt man, wird das Entree »Person eine Guinee, dann 15 Schillinge, dann 10 sh., 5 sh., 2 sh. 6 d-, spä ter 1 sh. seyn; so geht das Gerücht, und ich zweifle nicht, daß eine solche Anordnung getroffen werden wird; denn, da man allgemein annimmt, daß anderthalb bis 2 Millionen Menschen die Ausstellung besuchen werden, so wird eine derartige Regelung unumgänglich nothwendig. Juli, August und September dürften deshalb die besten Monate für Deutsche Fremde seyn, weil die Eintrittspreise dann niedrig gewor den und die Jahreszeit zur Reise die zweckmäßigste seyn dürfte. Was die Tour anbetrifft, so wird wol ein Jeder, je nach der Ent fernung von Hamburg, oder Ostende oder Calais sich dieselbe selbst wählen; die Eisenbahncompagnien werden hoffentlich in Deutschland liberal genug seyn, Excursionszüge zu veranstalten, um die Kosten der Reisenden zu vermindern; thun dieselben dies nicht aus freiem An triebe, so werden Corpocationen sich mit den Eisenbahnen dieserhalb wol verständigen müssen; denn bei einer Excursion, wo, wie man mir schreibt, ganze Städte sich auf die Völkerwanderung begeben werden, hat das Publicum im Interesse des gesammten Gewerbewesens wol ein Recht, eine Herabsetzung der Fahrtaxen zu fordern. Eine lange Seereise werden wol die Meisten, der Unbequem lichkeit der Seekrankheit halber, zu vermeiden suchen; auch werde ich abrathen, mit den Booten der 8te«m-kisviAstion-6omp»nx von Ham burg aus zu fahren, wenn dieselben den hohen Preis von 3 D. nicht herabsetzen, der Fall ist denkbar, daß eine Concurrenz-Compagnie von Hamburger Kaufleuten zu Stande käme, was in jeder Hinsicht wünschenswert!) wäre. Der schnellste Weg würde über Calais seyn, denn von dort nach Folkstone oder Dover fährt man in 2 Stunden über den Canal, und die schwächsten Naturen haben sich bei gutem Wetter vor der Fahrt nicht zu ängstigen. In Folkstone oder Dover angekommen, würde die Visitation von der Douane vor sich gehen, und vernünftige Reisende werden sich we der mit Gepäck beschweren, noch Versteuerbares mit sich führen. Cigarren und Tabak dürfen nur in kleinen Quantitäten mitgenommen werden, da man höchstens ^ Pfd. zollfrei einführen kann, der Zoll kostet 9 sh., also 3 -/S für das Pfund Cigarren. Die Eisenbahnen führen von beiden Städtchen Folkstone und Dover den Fremden bald nach London. Erst tritt nach Ankunft in London nun die Hauptschwierigkeit für den Fremden ein, -in passendes Logis zu finden. Ich habe zu diesem Zweck einen „praktischen Führer durch London" anfertigen lassen, der binnen Kurzem erscheint, und ich weise schon jetzt darauf hin, weil derselbe gerade über das Wünschenswertheste in bündigster Form Aus kunft giebt, was der Fremde bei seiner Ankunft braucht, um sich schnell zu orientiren. Dieser Führer ist keine Uebersetzung, sondern einzig und allein für die Bedürfnisse des „Deutschen" verfaßt worden, und wird sich gewiß ganz zweckmäßig erweisen, weil er Preise der Wohnungen angiebt und ihre besten Localitäten, weil er die Ausgaben für Lebens bedürfnisse angiebt und dem Fremden Mittel und Wege an die Hand giebt, sich schnell in dieser großen Stadt zurecht zu finden. Auf dem schönen ganz neuen Plane von London, der dem Werkchen beigegeben wird, sind das Gebäude der Ausstellung und die Omnibus-Touren zu demselben angezeigt. Allein bei so außerordentlichen Fällen, wie dieser der Ausstellung, werden die Preise, namentlich der Wohnungen, außer Rand und Band gehen, die gewöhnlichen Mittel werden sich als ungenügend beweisen, man wird deshalb in allen Theilen der Stadl Bureaux anlegen, um den Fremden Wohnungen schnell zu verschaffen. Jeder ansässige Landsmann wird sich gewiß nach Wohnungen umsehen müssen, denn wie zu er warten, werden Freunde und Bekannte ihm truppweise über den Hals kommen — es werden deshalb viele dafür zu sorgen haben, daß die Fremden unter Dach und Fach kommen. Nun zu den Preisen. Ein Schlafzimmer in Hotels 1. Classe kostet jetzt pro Tag 5 bis 10 Schillinge, in Hotels 2. Classe und in „Commercial-Hotels" 1 sh. 6 d- bis 2 Schillinge, täglich; in Privathäusern kann man je nach der Lage der Wohnung ein Schlafzimmer für 8 bis 12 sh. pro Woche, mit Wohnzimmer von 12 sh. bis 20 sh. pro Woche leicht finden, in der Saison kosten dieselben in den besten Theilen der Stadt 2 6. bis 4 E. pro Woche. Diese Preise werden aber während der Zeit der Aus stellung nicht Stich halten, und ich bin nach dem, was ich höre, der Meinung, daß sich die Preise eines Schlafzimmers in den sonst billigen Theilen der Stadt wol bis auf 1 E. pro Woche heben werden. Diesen Ansatz also muß derjenige Reisende festhalten, welcher ökonomisch zu Werke zu gehen gedenkt. Die wöchentlichen Ausgaben dürften sich deshalb ungefähr so stellen: Logis für Schlafzimmer 1 L. — sh. — d. Frühstück 7 Tage » 1 sh. 6 d. — - 10 - 6 - Mittagessen » 2 sh. — - 14 - — - Abendbrod » 1 sh. 6 d. — - 10 - 6 - Erfrischungen » 1 sh. 6 d. täglich. — - 10 - 6 - Omnibuße u. Dampfboote » 3 sh. 1 - 1 - — - Für Sehenswerthes s 3 sh. 1 - 1 - — - Summa 5 - 7 - 6 - Die wöchentlichen Ausgaben würden sich also auf circa 30 bis 40 belaufen; diese Preise sind ganz gering und ökonomisch angenommen; wer mehr Ansprüche macht, muß seine Ausgaben aus 60 bis 100 ^ wöchentlich anschlagen, falls ec sich nicht zu täuschen gedenkt. Somit hätte ich die mir eingesandten Fragen beantwortet, später eingehende werde ich ähnlich zusammenfassen und sehr gern bereit seyn, jede fernere Auskunft über diese Ausstellung zu geben, wenn sie im Bereich meines Wissens liegt. London, im November 1850. Franz Thimm. Die Industrie-Ausstellung aller Nationen. Aufforderung an die Aussteller. Die Industrie-Ausstellung aller Nationen und die Leipziger Jllustrirte Zeitung. Die Industrie-Ausstellung aller Nationen soll mit einem Blicke die Quellen der Reichthums der Welt, die Früchte des Unternehmungsgeistes von Jahrhunderten, die tausendfältige Anwendung der Kunst auf die Ge werbe, und die Wunder der Mechanik und der Chemie, welche des Menschen erfinderischer Geist und sein rastloses Forschen hervorgezaubert aus den Schachten der Wissenschaft, um seine Arbeit zu erleichtern und seine Hilfs mittel zu vergrößern, vor die Augen von Millionen bringen. Sie dient da her allen als ein Sporn zu erneuten Anstrengungen und bildet den Aus gangspunkt eines großen Wettkampfes, aus welchem das ideenreichste Volk als Sieger hervorgehen wird. Darum wächst auch mit jedem Tage die Spannung, welche der groß artige Gedanke der Industrie-Ausstellung aller Nationen hervorgerufen hat. Jedermann ist begierig zu erfahren, was nach allen Richtungen hin geschieht: was die Engländer und was die Franzosen vorbereiten? was die Amerika ner zu liefern denken? was aus Indien kommen wird? was in unftrn Eisen- und Glashütten, Porzellan- und Thonwaarenmanufacturen, Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und Strumpfwaaren-Fabriken, Werkzeug- und Maschinenbau- Anstalten geschieht? wie es mit der Jndustriehalle, diesem Glaspalaste, vorwärts geht? wann sie fertig seyn und ob die Ausstellung wirklich ein so großes, schönes Schauspiel der Weltindustrie werden wird, wie man von allen Seiten hört? Alle diese Fragen will die Leipziger Jllustrirte Zeitung beantworten. Sie wird von Woche zu Woche das wachsende Interesse zu befriedigen suchen, das sich an die große Industrie-Ausstellung knüpft, wie sie schon seit Beginn der Vorkehrungen für dieselbe allwöchentliche Berichte über den Fortgang dieses großartigen Unternehmens gegeben und alle Nachrichten zusammengestellt hat, welche für den Industriellen, wie für den Freund der Gewerbe und Künste wifsenswerth erscheinen; sie wird nicht nur einen eig nen technisch-gebildeten Berichterstatter nach London senden, sondern auch ihre Berichte mit Abbildungen der vorzüglichsten Ausstellungsgegenstände begleiten.