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8890Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Von der Werbestelle. — Sprechsaal. 149. 27. Juni 1924. Kli'nkhardt Sc Bicrmann, Verlag. Leipzig, stellt Material bei folgenden Lorlrä^cn^ Zur^Vcr^lgung: Walden. ^ - H ) Bücher von Johnston-Siwons bei Vorträgen des Herrn Fr. W. Vollin. Werke über Kultur und Geschichte Spaniens bei Vorträgen des Herrn Leopold Hagemann. Kulmen, „Im i/ande meiner Modelle" bei Vorträgen des Herrn Artpur Heye übe« Afrika. Wcike über Kuliur und Geschichte Italiens bei Vorträgen des Herrn I)r. W. von Wasielewsli. Werke von Tornius bei Vorträgen des Herrn vr. Valerian Tornius. R. Oldcnbourg Verlag, München-Berlin, stellt Material für Sonder- fenster und em vollstär>dig ausgcarbeitctcs Manuslript für einen Vorirag nebst zugehörigln L^riitbilddiapositiven über Julius^ Zwi'silers Verlag, Woliei bütlel: Material für Sonderfenster führern usw ^ Josef Singer AG., Leipüg stellt „Singers große Detektiv-Serie" am 4 Woct in in Kommission zur Verfügung, sofern Sonder- schausenster veranstaltet werden. Angebote für den Verlag. Condersenster stellen aus nnd Werbematerial wünschen Altmärkisches Dürcr-Haus, Stendal, veianstaltet Condersenster mit Material der Verlage kultureller Richtung. Bertl-old Sc Ectwcrdlner, Stuttaari: Buch- und Musikliteratur an läßlich des vom l2. bis 14. Juli in Stuttgart stallfindenden XII. Deut chm Vachfestes. Dürer-Haus, Pöß, eck, wünscht für ein Anfarg Juli zu veran staltendes Sondersensler astrologische und okkulte Werke in fe zme^ Exemplaren in Kommission. Lieferung wenn möglich Kunst- und Bücherstube Richard Christ, Coblenz, wünscht Material für Sonderfenster »Das gute Buch - und Diapositive für Kinos. Preuß L Jünger, Buchhandlung, Breslau, n iinlcht Material für ein Amang Juki zu veranstaltendes Sonderschauscnstcr »Das Märchen«. Jgua; Schweitzer, München, veraiista'let Sonderschaufenster über Philosoptzie und Kuliurgeschiä te und wünscht Überlassung geeigneter Werke mit mindestens 40'^ sowie große, möglichst farbige Plakate; beteiligt sich an den Werbekosten. Vorherige Anfrage ist nötig. M. Waldbauersche Buch- und Papierhandlung, Passau. wünscht Material für Sonderfenster »Das gute Buch« und Diapositive anläßlich der un September in Giülitz statt findenden Jacob Böhme-Gedächtnisfeiern zu veranstaltendes Jacob Böhme- Son'cnrfenster Buch- und Bildmaterial. SMWlll. Zum Dortragswesen. Der Bericht über den Vortrag des Herrn Karl Rauch-Dessau über das V o r t r a g s w e s c n (Bbl. Nr. 132) bot eine derartige Fülle von Anregungen, daß ich eine rege Diskussion erwartete. Da sie ausge blieben ist, seien mir einige Bemerkungen gestattet, zumal da ich mit dem Buchhandel einigermaßen, mit dem Vortragswesen recht gut ver traut bin. Was Herr Rauch in so schöner und treffender Weise schilderte, »die Buchhandlung als geistige Pflege- und Heimstätte«, die Dichter »ein Stück ihres Lebens jenem vom Buchhändler gesammelten Kreise schenkend«, ist sicher ein Ziel, aufs innigste zu wünschen. Indessen darf nicht verkannt werden, daß die solchen! Ziel zu bringenden Opfer meist über die Kraft des Einzelnen hinausgchcu. sodaß er tbesonders wenn skrupellose Konkurrenz seinen idealen Bestrebungen bloße Ge- fchästsmache gegenübcrstellt) schwer getroffen auf der Strecke bleiben würde. Darum dürfen die Forderungen nicht gleich von Anfang an zu hoch geschraubt werden. Ter Sortimenter ist in erster Reihe Ver mittler kulturelle? Werte. Seine Aufgabe besteht — ähnlich der des Missionars — darin, die Kulturschätze bis in die entferntesten Menfch- heitswinkcl zu tragen. Daher soll er nicht nur, wie es der Herr Referent wünscht, die bereits Gewonnenen bzw. die geistige Elite auf immer höhere Erkenntnisstnfen führen, er muß vielmehr auch darauf bedacht sein, seine Gemeinde durch Ncnwerbnng stetig zu vergrößern. Das kann durchaus ohne Vernachlässigung der eigenen Interessen und der von ihm angestrebtcn Ideale geschehen. Immer aber wird er verschiedene geistige Entwicklungsstufen und demgemäß verschiedenartige Bedürfnisse zu berücksichtigen haben. Ans das Vortragswesen übertragen heißt das: dem vorgeschrittenen Teile der Lcsergemeinde die literarischen Führer des Volkes vor führen im Sinne der von Herrn Vr. Menz und Herrn Ranch ge gebenen wichtigen Anregungen, zugleich aber neue Leser werben, um auch sie nach und nach ans der Menschheit Höhen zu führen. Letzteres kann nur geschehen durch Heranziehung weitester Kreise aller Bevölkerungsfchichten, in denen sich erfahrungsgemäß recht gutes Er- ziehnngsmaterial findet. Mag dazu immerhin etwas »Vortragsmache« notwendig sein und eine gewisse Propaganda aus breiter Grundlage, der Wert des Gebotenen muß deshalb durchaus nicht auf ein tieferes Niveau herabgedriickt werben. Jeder Bühnenleiter und Konzertoer- anstaltcr ist gezwungen, sein Programm wie seine Propaganda den Kreisen anznpafsen, ans die er rechnet, wenn er ein Fiasko vermeiden will. So wird auch der Buchhändler die geistige Einstellung seines Publikums berücksichtigen müssen. Er wird »intime Soupers« für literarische Feinschmecker veranstalten neben »größeren Gesellschasts- abenden«, die der belehrenden Unterhaltung bienen, Wcrbekraft haben und die Kosten der vornehmen »Soupers« decken helfen. Ich habe im Verlauf der letzten 30 Jahre weit über 4 0 00 Vor träge gehalten, war der erste, der damit die Werbung für das Buch ver band nnd naturgemäß auch Lehrgeld zahlen mußte, das ich dem ohnehin schwer ringenden Sortiment ersparen möchte. Mit der Art meiner Ankündigung usw. waren durchaus nicht alle Kreise einverstanden, während die Kritik in Nord und Süd mit der Anerkennung nicht kargte. Ich aber sagte mir, daß der beste Vortrag vor leeren Bänken seinen Zweck verfehle und daß man die Leute erst heranholen müsse, wenn man sie gewinnen wolle. Die Eigenart meiner Propa ganda hat nach den üblichen Stadien der Ablehnung, Bekämpfung und Anerkennung schließlich Schule gemacht, weil sie sich bewährte nnd mir eine Lesergemeinde brachte, mit der auch der Buchhandel rechnen bürste. Sicher ist es eine der edelsten Aufgaben des Buchhändlers, den Kauf lustigen, der seinen Laden betritt, auf den rechten Weg zu führen und sich nicht nur mit dem Verkauf des Geforderten zu begnügen. Aber er muß den zu beratenden neuen Käufer erst einmal haben. Ja, ich meine, er leistet damit ein wichtigeres Stück Kulturarbeit, als mit der — sicherlich wertvollen und notwendigen — Erhaltung »des Kreises lebendiger Menschen, der um den Betrieb bereits gelagert ist und ihn mitträgt«. Mit meinen Ausführungen, die Produkte jahrzehntelanger Erfah rungen in den verschiedensten Ländern sind, möchte ich keineswegs die von Herrn Rauch nnd der Wcrbcstclle gegebenen Richtlinien durch kreuzen, sondern wagemutige, idealen Zielen z-ustrebendc Buchhändler vor verbitternden Enttäuschungen bewahren. Dashalb kann ich mich auch den im letzten Absatz des Berichts erteilten Ratschlägen hinsichtlich »gastlicher Unterbringun-g der Vortragenden«, »Deckung des Defizits« und endlich der »Beschränkung des Bücherverkanfs nur ans den Laden« nicht anschließen. Ter Unternehmer der Vorträge würde damit ledig-- lich die Geschäfte seiner Kollegen am Ort besorgen, die doch zugleich seine Konkurrenten sind. Bekannte und gute Redner fordern ange messene, oft hohe Honorare, die ihnen von gut fun dierten Vereinen und gewandten Unternehmern auch be reitwilligst > geboten werden. Unbekannte oder minderwertige Redner üben keine Anziehungskraft aus und bringen, auch wenn sie auf jegliches Honorar verzichten, nur Enttäuschungen. Wenn alle oder mehrere Buchhändler an einem Orte Vorträge veranstalten, wird der Segen lwld so groß, daß er für die Unternehmer zum Unscgen wird. Es müßte entweder ein Zusammenschluß einiger Ortsbnchhändler statt- -finden, oder die Verleger müssen Zuschüsse zu den Kosten der Veran staltungen leisten, da sie ja letzten Endes den Nutzen von der Werbe tätigkeit des Sortimenters haben. R e i n h. Gerling.