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zu Philipp Erasmus Reich, dem alten Freunde Schwans, mnd war bei diesem von 1775—8V tätig. Mit dem ^chwanscheu Hause blieb er in steter Verbindung. Ein Kindlich naiver Brief der Margaretha, an Gütz nach Leipzig gerichtet, zeigt uns das freundschaftlich kindliche Verhältnis, in dem er zur Familie stand. Im Sommer 1780 kehrte er nach Mannheim zurück. Schon vorher scheint er sich mit dem Gedanken getragen zu haben, Teilnehmer oder Besitzer des Geschäfts zu werden; ein Brief von ihm an Reich kündigt oies an: »Kürze der Zeit und Geschasste erlaubten bisher nicht, daß Hr. Schwan und ich unsere Lik-ären in Ordnung ge bracht hätten. Ich vor mein Theil eile auch damit nicht. Sobald wir richtig sind, werd ich mir's zur Pflicht machen, Ew. Hoch Edelgebohren davon Nachricht zu geben, weil ich weiß, daß Sie an meinem Schicksahl gütigst Antheil nehmen.» Vor 1782 ist es aber nicht zur Regelung des Verhält nisses gekommen; wiederholt klagt Schwan Reich gegenüber, daß cs noch nicht so weit sei; im Mai 1782 hofft er. daß die Absicht bald verwirklicht wird. »Es wäre schlimm, sehr schlimm für mich, wenn es anders wäre. Ich möchte die paar Tage, die ich noch in der Welt zu leben habe, gern ruhig und ganz der Er ziehung meiner Kinder gewidmet zubringen. Müßig werde ich nie sei», sondern immer etwas Nützliches zu thun finden; aber mit dem Detail der Handlung möchte ich mich nicht gern mehr abgeben. Ich würde mich vielleicht zum ersten mal in meinem Leben unglücklich schätzen, wenn ich mich wieder in dieses Joch einspannen müßte, nachdem ich 17 Jahre darunter geschwitzet.« Endlich einigte man sich, und zwar so. daß von Neujahr 1782 alles auf Götzens Konto kam, wiewohl immer unter Schwans Namen. »Wir fanden — schreibt Schwan an Reich — nach langer Überlegung den Zeitpunkt von Neujahr an am bequemsten, weil ich ohnehin um diese Zeit mit allen Reichsbuchhändlern abzuschließen gewohnt bin, und den Leipziger und andren Herren wird es hoffentlich auch einerlei; seyn, wenn sie nur richtig bezahlt werden.« Hiernach scheint Schwan nur noch in einem losen Ver band zur Handlung gestanden zu haben, und das bestätigen uns auch seine Briefe an Reich; auch seine eignen Mittei lungen, ferner der Umstand, daß er größere Reisen unternahm, .sprechen dafür. So dürfen wir denn auch getrost die Unan nehmlichkeiten. die Schiller durch die Handlung hatte oder zu haben glaubte, von Schwans Konto absetzen, um so mehr als Götz auch einige Jahre später wegen Nachdrucksachen größere Ungelegenheiten mit Babo und der Theaterintendanz halte und Schwan hierzu erklärte, daß er keinen Anteil an diesen Sachen habe und sich längst vom Geschäft zurückgezogen habe. 17S5 scheint Götz jedoch erst alleiniger Eigentümer geworden zu sein, wenigstens hat Schwan in diesem Jahre be wirkt. daß der Titel eines Hofbuchführers auf Götz über tragen wurde. Möglicherweise und sogar sehr wahrschein lich hängt dieses aber mit dem Fortzug Schwans von Mannheim zusammen, da vielleicht der Titel mit seiner -Person vereinigt war. — Götz starb bereits 1803; sein Sohn tiedrich Götz übernahm später, nachdem er erwachsen war. ois Geschäft. Er ist der Herausgeber der »Geliebten Schatten», die eine unschätzbare Fundgrube für die Schiller zeit bilden. Daß Schwan auch sonst mit der später» Geschäfts führung nicht zufrieden gewesen ist, bezeugt eine Anmerkung zu einem in meinem Besitz befindlichen Schreiben des be rühmten Mediziners Frank aus dem Jahre 1803. Frank hatte ansehnliche Lieferungen von dem Schwanschen Geschäft jahrelang bezogen; dieses hatte dann, als Frank nach Wien gezogen war. die Lieferungen eingestellt, und der Professor mußte daher, worüber er sich bei Schwan beklagt, seine Sachen in Wien bestellen. Schwan bemerkt dazu, indem er den Brief an die Handlung weiterbefördert: »Das ist die nämliche Geschichte als ehemals mit den Fortsetzungen für die Bibliothek des Regiments Darmstadt in Holländischen Diensten, die über zwep Jahre lang gebunden in einem offenen Verschlag des Fuchsischen Hauses im Laden standen und die immer nicht abgeschickt wurden, weil man keine Zeit dazu hatte, oder, womit man sich entschuldigte, weil man nicht wisse, ob man sie sicher bis Köln abschicken könne. Die Handlung hatte die Bücher nicht zu affecuriren. Wären sie nach der Ordre abgeschickt, und hernach auch verloren gegangen, so hätte der Herr Oberst sie vor 2 Jahren, als er in Holland war, und Abrechnung pflog, so wie mehrere andere Sachen, die für das Regiment verloren gegangen, bezahlt bekommen. So aber mußten wir sie behalten. — Man wußte ja aus allen Zeitungen, daß H. D. Frank nach Wien versetzt worden. Warum schickte man ihm die Fortsetzungen nicht dahin? Antwort: Man hatte keine Zeit; man hatte so viel zu thun u. s. w. Das war immer die ewige Leyer; und bey dem allen blieb doch so vieles hängen, weil man die Zeit nicht einzuteilen wußte.« Man kann sich lebhaft die Entrüstung des alten Herrn vorstellen, und ebenso darf man annehmen, daß es zwischen ihm und Götz auch in den Schillerschen Streitsachen zu Aus einandersetzungen gekommen ist. — Durch Huber und Körner trat Schiller bald in ein näheres Verhältnis zu Göschen. Aus dem Briefwechsel zwischen Schiller. Körner und Huber hatten wir schon in großen Zügen ein Bild von dem Verhältnis zwischen Schiller und seinem neuen Verleger erhalten, durch das Lebensbild Göschens ist dieses Verhältnis in das rechte Licht gestellt, find dem Bilde die richtigen Lichter und Schatten gegeben. Schon bald wurde der Verkehr zwischen beiden ein sehr freundschaftlicher, beide wohnten zusammen in Gohlis in dem noch erhaltenen Häuschen, und ein Brief Göschens an Bertrich vom 28. Februar 1788") zeigt so recht, wie wert und teuer der Dichter dem Geschäftsmann in der kurzen Zeit der Bekanntschaft geworden war: »Ich habe mit Schillern ein halbes Jahr auf einer Stnbe gewohnt, und er hat mir die zärtlichste Freund schaft und Achtung eingeflößt. Es ist mir sein sanftes Betragen und die sanfte Stimmung seiner Seele im ge selligen Cirkel, im Vergleiche mit den Producten seines Geistes ein großes Rätsel. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie nachgebend und dankbar er gegen jede Critik ist, wie sehr er an seiner moralischen Vollkommenheit arbeitet, und wie viel Hang er zum anhaltenden Denken hat! — Dieser Schiller hat mich und den jungen Huber, künftigen Legationssekretär in Madrid, den Oberkonsistorialrath Körner, «»jetzt in Dresden. Jüngern, den Dichter, oft mit dem größten Ernst, mit hinreißender Beredsamkeit, mit Thränen in den Augen ermuntert, ja alle unsere Kräfte, ein jeder in seinem Fach, anzuwenden, um Menschen zu werden, die die Welt einmal ungern verlieren möchte. Wir alle haben ihm viel zu verdanken, und in der Stunde des Todes werde ich mich seiner mit Freuden erinnern.» Die »Thalia« erschien also fortan bei Göschen; aber sie schritt nur langsam voran, und da auch die bei der Post in Mannheim eingegangenen Subskriptionsgelder ausblieben, so kam Schiller bald in die bitterste Verlegenheit. Göschen *) Göschens Leben, l, 58. Börsenblatt für den denis^n Bnchbandel. 72. Jahrgang. 805