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210, s. September 1SI2. Nichtamtlicher Teil. «»-tniil-tt I. » Dgq». vuch«»nd,I. 10391 zu schützen. Er glaubt deshalb den Höchstrabatt auf 10 Prozent heraufsetzen zu müssen und hofft hierdurch den Frieden im deutschen Buchhandel wiederherstellen zu können. Da der Berliner Antrag auf Statutenänderung satzungSgemätz in der nächsten Hauptversammlung nicht einmal zur Beratung gestellt werden könne, biete den einzigen Ausweg die Anwendung des K 21 Ziffer 12 der Satzungen. Auf Grund dieses Paragraphen beschließt der Vorstand das vorgängige Einverständnis der Hauptversammlung mit folgender Resolution herbeizuführen: »Die Hauptversammlung, durch die Erfahrungen des letzten Jahres von der Undurchführbarkeit verschiedenen Höchstrabatts in den verschiedenen Gebieten des Börsen- Vereins überzeugt, erklärt ihr Einverständnis damit, wenn der Vorstand, Gebrauch machend von 8 21 Ziffer 12 der Satzungen, die Vereinsmaßregeln wegen K 3 Ziffer 5 nicht in Anwendung bringt, falls der gewährte Rabatt 10 Prozent nicht übersteigt«. Nachdem noch eine Besprechung des Vorstandes mit den Herren I)r. Geibel, B. Hartmann, R. Kretzschmann, H. Wichern und Gells stattgesunden hat, sind auch diese Herren mit Aus nahme des Herrn Hartmann davon überzeugt, daß dem Vor stand nichts andres übrig bleibe, als die Resolution einzu- bringen, während Herr Hartmann bei der Zusammenfassung seiner Meinung »die Schwierigkeiten wohl anerkennt, aber nicht .Iw und nicht ,Neiw sagt«. Im Börsenblatt vom 11. Mai veröffentlichte der Vorstand des Börsenvereins einen Bericht über die Versammlung der Vereinigung und begründete seinen Beschluß, die oben er wähnte Erklärung der Hauptversammlung zur Annahme vor- zulcgcn, damit, daß ihm die satzungsmäßige Frist, den Antrag der Vereinigung auf Statutenänderung der Hauptversammlung zur Entscheidung zu unterbreiten, mangele. Der Vorstand fügt hinzu, daß er es nicht verantworten könne, anders zu handeln, und er würde, wenn die Hauptver sammlung seiner Ansicht nicht beiträte, gezwungen sein, sein Ami niederzulegen. Dieser Beschluß zeitigte verschiedene Briefe und Tele gramme zwischen tzartmann und Kröner, Pareh und vr. von Hase. In seinem Briefe vom 10. Mai 1889 gibt Hartmann Kröner eine Darstellung der Konferenz, die zwischen dem Vor- stand und den Herren, die ich schon genannt habe, wegen des Beschlusses der Berliner Vereinigung stattgefnndcn hat. Er beschwört Kröner, wieder die Zügel zu ergreifen, um zu der- hindern, daß »die größte buchhändlerische Er rungenschaft, die Erhaltung der Provinz gegenüber dem Wasserkopf Berlin, sang- und klanglos — satzungswidrig zu Grabe getragen werde in der ersten im neuen Buchhändler hause adgehalienen ordentlichen Hauptversammlung«! Am 16. Mai fand die außerordentliche Hauptversamm lung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig statt. Auch in dieser Versammung bildete der Beschluß der Ber liner Vereinigung den Haupigegenstand der Beratung, neben der Zurückweisung der in der Bekanntmachung des Börsen vereins ausgesprochenen Beschuldigung, daß Leipzig sich Über griffe gestattet habe. Auch in dieser Versammlung wurde die Art des Vorgehens des Börsenvereinsvorstandes auf Grund des K 21 Ziffer 12 der Satzungen, einen Beschluß herbeizu führen, der satzungsgemäß nicht herbeigesührt werden konnte, mit scharfen Worten verurteilt. In einem Briefe an Or. Eduard Brockhaus legte der erste Vorsteher des Börsenvercins Verwahrung ein gegen die Deu tung des Wortes »Übergriff« in der Vorstandsbekannimachung vom 9. Mai und erklärte es für unverständlich, daß dieser Aus druck zu irgendwelcher Mißdeutung habe Anlaß geben können. Er erklärt, daß er niemals daran gezweifelt habe, daß Leipzig sein Interesse stets demjenigen des Gesamibuchhandels ange- paßt habe und anpassen werde. Eine mittelbare Folge des Vorstandsbeschlusses war der Rücktritt der Mitglieder des Vereins-Ausschusses, wenn auch die Hauptursache die Aufhebung der Sperre über Cohen in Bonn war. über den Kopf der Mitglieder des Vereins-Aus- schusses hinweg wurden hierüber ausführliche Briefe zwischen Geibel, Pareh und Hartmann gewechselt, ohne daß der Zweck, die Mitglieder des Vereins-Ausschusses zu einer Zurücknahme ihrer Amtsniederlegung zu bewegen, vorläufig erreicht wurde. Freilich erklärten die Mitglieder des Vereins-Ausschusses, so weit sie nicht in der inzwischen staitgefundenen Hauptversamm lung in den Börsenvereins-Vorstand gewählt worden waren, dem neu gewählten Vorstande die Rücknahme ihres Ent lassungsgesuchs. Die Delegiertenversammlung des Verbandes sollte am 17. und 18. Mai, die Hauptversammlung des Börsenvereins am Sonntag, den 19. Mai, 1889 stattfinden. Jeder war sich be wußt, daß diese Versammlungen vor eine ernste Entscheidung gestellt werden, und daß der Beschluß, den sie fassen würden, weittragende Folgen haben werde, die unter Umständen unab sehbare sein konnten. Deshalb rüsteten sich auch die einzelnen Lager, um ihren Anschauungen Geltung zu verschaffen. Unter dem 12. Mai richteten Hartmann und Genossen an die Börsenvereinsmiiglieder in der Provinz ein Rundschreiben, in dem diese aufgefordert werden, Mann für Mann in der nächsten Hauptversammlung zu erscheinen, in der ohne Stimm vertretung abgestimmt werde, um durch eine einmütige Haltung dem Vorstand den Mut zu stärken, seinen Beschluß rückgängig zu machen und zum Schutze des Ganzen seines Amtes weiter zu walten. Auch der Vorstand der Berliner Vereinigung war nicht müßig. Auch er suchte seine Mitglieder vollzählig zu den Versammlungen nach Leipzig zu bringen und erklärte ihnen in einem Rundschreiben: »Eine einzige Stimme kann unter den obwaltenden Verhältnissen den Ausschlag geben, darum bleibe niemand zurück!« Um seinen Mitgliedern die Reise nach Leipzig zu erleich tern, stellte er ihnen eine Fahrkarte 2. Klasse für Hin- und Rück fahrt unentgeltlich zur Verfügung. Unter dem 9. Mai ging ein Antrag Brockhaus, Kröner, Wagner ein zu der Erklärung, die der Börsenveretnsvorstand in der Hauptversammlung in Vorschlag bringen wollte. Er lautet: »Die Hauptversammlung wolle es ablehncn, über einen Antrag, welcher mit der von dem Vorstand angeregten Er klärung übereinsümmen würde, einen Beschluß zu fassen.« In einer ausführlichen Begründung wird der Nachweis versucht, daß der Vorstandsantrag gegen den klaren Sinn und Wortlaut der Satzungen verstoße. Diesem Anträge schlossen sich durch eine in Leipzig am 7. Mai abgegebene Erklärung die Vertreter von 21 Kreis- und Ortsvereinen an. Am 17. und 18. Ma! fand die Delegtertenversammlung des Verbandes statt, in der der Vorstand des Verbandes den Jahresbericht erstattete. Der Rabattkampf des Jahres nahm selbstverständlich in diesem Bericht den allergrößten Raum ein, und auch in ihm spiegelt sich die große Erregung Wider, die die Weigerung der Berliner Vereinigung, sich dem Rabaitab- kommen des übrigen deutschen Buchhandels anzuschließen, her vorgerufen hatte. Der schon erwähnte Antrag Brockhaus, Kröner, Wagner wurde einstimmig angenommen. Da nach der Erklärung des Börsenvereinsvorstandes mit Recht angenommen werden mußte, daß bet Ablehnung der von ihm etngebrachten Resolution der Vorstand in earpnro sein Amt niederlegen werde, bildete auch die Personenfrage eines neuen Vorstandes den Gegenstand der Besprechung. Theodor Ackermann-München erklärte, daß er als wesentliches 1854»