Volltext Seite (XML)
10414 MrlenNattd. Dt,4n. «uchh-nd-I. Künftig erscheinende Bücher. 210, S. September 1912. Verlag ?ür Litteratur und Kunst Albert Langen München Neue wertvolle, schöne Romane! Mitte September werden erscheinen: Lydia Darröfen, Maruschka Roman Umschlag und Einband von Alphons Woelfle Ladenpreis geheftet 2 Mark 50 Pf., gebunden 3 Mark 50 Pf. Oydia Danöfen, die mit ihrem ersten Roman „Der Charlatan" einen so schönen Erfolg hatte, ist mit diesem neuen Buch wieder ^cine gute und schöne Leistung geglückt. Maruschka, das Mädchen aus Rußland, reift in München zur vollen Weiblichkeit und begeistert mit ihrer Schönheit einen jungen Kaufmannssohn, der sie heiraten will, ihren Bruder, der die Halbschwester wahnsinnig liebt, und ihre Eltern, die mit dem Mädchen besondere Geschäfte Vorhaben Die eigenartige Mischung der Typen, und vor allem deren echte Verkörperung, gelingen Lydia Danöfen ausgezeichnet. Die Entwicklung des Mädchens, das vor der ungezügelten, gewaltsamen Art des Bruders sich dem wohltemperierten Wesen des jungen Deutschen zuwendet und schließlich, reif und blutvoll geworden, sich doch ihrer wahren Natur und Bestimmung nicht entziehen kann, dem Verlobten abschreibt und in das Land mit reichen Fürsten und schönen Mätressen zurückkehrt, ist überaus interessant und mit lebendiger Wirklichkeit geschildert. Es ist weit mehr als Unterhaltung, was das gute Buch bietet. Deledda, Liebe Roman Einzige berechtigte Übersetzung aus dem Italienischen von E. Müller-Röder Umschlag und Einband von Alphons Woelfle Ladenpreis geheftet 4 Mark 50 Pf., gebunden 6 Mark. /TZrazia Deledda ist zurzeit Italiens bedeutendste Schriftstellerin. Ihre Romane und Novellen, deren es schon eine sehr statt- >2^ liche Zahl gibt, genießen in Deleddas Heimat eines großen Rufes, und kaum weniger geschätzt sind ihre Schriften in Deutsch land. Die Reihe der Übersetzungen, die uns die schönen Werke der Italienerin seit Jahren übermitteln, wird in schönster Weise durch die vorliegende deutsche Ausgabe des Romans „Liebe" erweitert. Grazia Deledda geht gerne ihre eigenen Wege, und so wird der Leser auch hier etwas anderes finden, als der Titel der Erzählung selbst ihn erwarten ließ. „Liebe" ist nicht einfach die Geschichte einer Liebe, es ist die Geschichte des individuellen Problems: ob Primitive Naturschönheit glücklich macht oder differenziertere, erlebnisreichere Kulturschönheit; es ist weiter die Geschichte einer Blutseindschaft. die Geschichte eines verhängnis vollen Diebstahls, die Geschichte eines ganzen Dorfes, ja zweier Welten, und schließlich zweier Lieben. Die Ereignisse gehen auf der Insel Korsika vor sich, ein Milieu, dessen Eigenart Deledda mit aller Feinheit ausgenutzt hat. An allem, an der Fabel, an den Figuren, an der Art des Vortrags kann man seine Freude haben. Doch insbesondere an dem inneren Leben, an der reich erfahrenen Menschlichkeit, die aus dem Werke spricht, das ein wirklich schönes und gutes Buch ist. München, im September 1912