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L4S, 2S. Ottober IS11. Nichtamtlicher Teil. vörkenvlatt f. d. Dtschn. VuchhandeU 12807 Rubrik? Die Verleger wollen doch auch berücksichtigt werden, ihre Umsätze, die sie direkt, unter Umgehung des Sortiments ousführen, betreffen doch in der Mehrzahl Behörden, An stalten und Vereinigungen. Werden diese, die niemals Zug um Zug regeln, auf eine Vergünstigung verzichten? Es denkt wohl selbst der größte Skonloverehrer nicht daran, den Ver legern besondere Bedingungen zu gewähren, denn sofort würden auch die Sortimenter sich mit vollem Recht mit Wünschen aller Art einstellen. Dann gäbe es tatsächlich eine kleine Regel mit großen Ausnahmen! Die prinzipielle Aushebung des Kundenrabatts wäre unbedingt eine Verteuerung des Notenmaterials, dem er- sahrungsmäßig eine Verminderung des Konsums Nachfolgen würde, wenigstens der neueren modernen Musik. Das hieße also den Teufel durch Beelzebub vertreiben, wobei in erster Linie die Verleger der modernen Musikliteraiur den größten Schaden hätten. Die 10 H- und 20 H-Ausgaben, die durchaus ihre Berechtigung haben, würden freilich dadurch florieren, aber damit ist dem Sortiment nicht gedient. '. Wir kranken im Musikhandel nicht an ungenügendem Verdienst (der verhältnismäßig viel höher ist als in anderen Branchen), sondern an ungenügendem Umsatz, und der kann durch verstärkte Gangbarkeit der billigen Ausgaben erst recht nicht erweitert werden. Auch das Verhältnis des Sortimenters zum Musik- lehrcr darf man unter keiner Bedingung über einen Kamm scheren. Einige bestreiten ihm die Berechtigung einer be sonderen Vergünstigung, andere betrachten ihn als unent behrlichen Agenten ihres Geschäfts, in dessen Hand es liegt, den Umsatz zu vermehren. Der Verlag geht ja hierbei dem Sortiment mit gutem Beispiel voran, ihm ist kein Musik lehrer zu gering, um ihn nicht für seinen Verlag zu inter essieren. Möge das Recht auf dieser oder auf jener Seite sich befinden, ein neuer Beweis ist es sicher, daß wir im Verlag wie im Sortiment eine Bewegungsfreiheit, einen Ausgleich besitzen müssen, um den ganz verschiedenen Lebens bedürfnissen der Plätze, auf denen wir arbeiten, gerecht werden zu können. Dieser Ausgleich kann nur in einem Rabatt mit einer festgelegten äußersten Grenze bestehen, die nicht überschritten werden darf, in der aber jeder nach seinem Ermessen von Fall zu Fall zu entscheiden hat. Ernst Challier sen.-Gießen. Kleine Mitteilungen. Die Bereinigung der Freunde deutscher Schrift (ge- gründet 1910 in Darmstadt) versendet nachstehenden »Anruf bei Lateinschrift«, der in solcher Kürze die Vorzüge der deutschen Weltletter gegenüber der Allerweltsletter vor Augen führt, daß er hier abgedruckt sei. Das Blatt ist allen Exemplaren der Nuprechtschen Broschüre über die deutsche Schrift und das Aus land beigefügt, deren Vertrieb vom Buchhändlerifchen Fraktur- Bunde in Leipzig empfohlen wird. — Der Text des Blattes lautet: Weit besser als die Lateinschrift eignet sich zur Darstellung deutscher Wörter die deutsche Schrift (Bruchfchrift, Fraktur). Ihre Buchstaben sind sehr mannigfaltig: während die lateinischen sich vorzugsweise nur innerhalb der Mittelstücke, die das Auge schwerer erfaßt, unterscheiden (b, k; ck, d; 8, x, -r), haben die deutschen beträchtlich mehr Ober- und Unterlängen (k f, b h. 8 s s, x x, L z) und kennzeichnend gestaltete Oberstücke (d, k), und diese hervorstechenden Buchstaben sind großenteils solche, die in der deutschen Sprache häufiger Vorkommen als in fremden. Da nun der geübte Leser nicht wie das lautierende oder buch stabierende Kind die einzelnen Zeichen ins Auge faßt, sondern ganze Wörter aufnimmt, so sind die Wörter mit eigenartigen Buchstaben rascher lesbar als die schlechter gegliederten. Zudem macht unser Sprachbau neben dem Schluß-s das lange s ebenso notwendig wie das ß, zwei Buchstaben, die in der nun einmal welschen Lateinschrift fl und 6) nicht heimisch werden wollen, und vorteilhaft wirken auch die eng ^verbundenen sch, ch, ck und tz; wie überhaupt der durch die Brechung naturgemäß schmälere Schnitt unsrer Fraktur die Übersichtlichkeit begünstigt, während die breiteren lateinischen Lettern unsre Wörter, die durchschnittlich viel mehr Buchstaben als etwa die. englischen haben, übermäßig lang machen, — vgl Exerzierplatz Nähkästchen Gericht-.assessor VoIll-zeÜLrskter 8obis8s1>Lu 8trL886 DockurobäriQxliodlröit. Volkscharakter Schießhausstraße Undurchdringlichkeit — und oft auch, besonders Ausländern, das Verständnis unserer ohnehin schwierigen Sprache noch weiter erschweren, z B. 2eotrom8turlli (Zentrumsturm oder Zentrumsturm?) und vco lüu8ss Ü68 Lreisodenti (tue Masse des Kreischens oder die Masse des Kreischens oder die Maße des Kreischens oder die Maße des Kreischens?). Als echte Leseschrift ist somit unsere deutsche Druckschrift un- übertroffen (wie auch in unserer Schreibschrift die Wortbilder viel deutlicher sind als in gleich flüchtig ausgeführter Lateinschrift). Zu unserem Bedauern ist jedoch anliegende Anzeige — Ihr Werk, Ihre Zeitschrift: in Lateinschrift gedruckt. Nach dem Urteile ausländischer Gelehrter, und Deutscher, die im Auslande wirken, sowie nach den Erfahrungen des deutschen Buchhandels ist es ein Irrtum, wenn man den Fremden die deutsche Sprache durch das lateinische Gewand anziehender zu machen glaubt. 1911 ergab eine Umfrage der deutschen »Pariser Zeitung«, daß sich die erdrückende Mehrheit ihrer abstimmenden Leser für deutsche Schrift entschied. »1 v. H-, von denen ein Drittel Franzosen waren. Der Herausgeber der Pariser Zeitung, Julius Loeb, bedauert in der Nummer vom 8. Juli, nur 20 der Hunderte von Antworten abdrucken zu können und fügt hinzu: »Ein Einblick in die Briefe ergäbe, daß fast ausnahmlos alle Lehrer von der Leichtigkeit sprechen, mit der die deutschen Kinder zwei Schriften lernen, und daß gerade die Franzosen erklären, wie mühelos sie die deutsche Schrift gelernt haben . . . Alle möchten die deutsche Schrift nicht missen und behaupten, in ihr nie ein Hindernis, eher eine Anregung zur Erlernung der deutschen Sprache gesehen zu haben«. (Die betr. Nr. der Pariser Ztg. kann von unserem Schriftführer zur Einsicht bezogen werden.) Die Schwierigkeit, vor der der Fremde zurüchchrickt, liegt allein in unsrer Sprache; die deutschen Buchstaben sind so nahe mit den lateinischen verwandt, daß sie im englischen wie im romanischen Sprachgebiete als Zierschrift gebraucht w rden und man ebensogut von einer deutschen Weltletter reden kann wie von einer lateinischen. Auch erlernt der Ausländer die deutsche Sprache ausnahmslos im deutschen Kleide, so daß er sein Auge an ganz veränderte Wortbilder gewöhnen muß, wenn wir ihm unsere Sprache in Lateindruck vorsetzen. »Solche Preisgabe einer berechtigten und notwendigen, Niemand beeinträchtigenden deutschen Eigenart« — besagt eine am 1. April 1911 im Buch händler-Börsenblatte mit den Unterschriften der angesehensten Verleger veröffentlichte Erklärung — »lehnen wir als deutsche Verlagsbuchhändler ab. Wir werden vielmehr, ohne der lateinischen Schrift, wo sie am Platze ist, feind zu sein, in unserer Berufsarbeit helfen, die deutsche Schrift zu hüten und zu ver breiten.« Die uneingeschränkte Anwendung unsrer deutschen Weltletter ist ein Wahrzeichen des Deutschtums, ein Einheitsband zwischen Heimat und Ferne, und wir bitten Sie, dieses wertvolle Erzeugnis heimischer Kunst nicht zu verachten. In vorzüglicher Hochachtung Der Arbeitsausschuß' der Vereinigung der Freunde deutscher Schrift, dem der Absender dieses Blattes hiermit zustimmt. sL. Zahlungspflicht für »icht aufgenommene Inserate. Urteil des gemeinschaftlichen Thüringischen OberlandesgerichtsJena vom 6. Oktober 1911. (Nachdruck verboten.) — Ein Zeitungs verleger erhielt von der Firma A. zwei Jnsertionsaufträge. Er sollte für sie zwei Inserate von verschiedener Größe je 26mal 16S0*