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!28V6 MN-ntl« ,. d. Such,«»-,. Nichtamtlicher Teil. ^ 249. rs. Oktober rsil. die Zoologischen, Palmen- und sonstigen Sommergärten, die Konzertvereine und wissenschaftlichen Vorträge, dann habe ich eine kleine Auslese aus den Vielen entnommen, die durch einen Rabatt ihren Umsatz erweitern und sich eine feste Kundschaft heranziehen wollen. Keiner der Geber oder der Empfänger denkt dobei ein Geschenk gegeben oder erhalten zu haben, jeder betrachtet es als etwas ganz Selbstverständliches und würde über den Vorwurf der Un moralität vollständig baff sein.« Bei allen den vorgenannten Rabattgebern, wird man mir einwerfen, handelt es sich lediglich um reine Bar geschäfte, darum weise ich besonders daraus hin, daß der Rabatt für den Mustksortimenter viel mehr bedeutet, als lediglich einen Preisnachlaß; er ist der Regulator, der die grundverschiedenen Bedürfnisse von Nord und Süd, Ost und West, Groß-, Mittel- und Kleinstadt ausgleicht. Die Ge- schäflshandhabung eines Sortimenters, der mit einer Platz- kundschast arbeitet, ist eine ganz andere, als die sich zur Erhöhung des Umsatzes nach auswärts wendende. Grundver schieden von diesen wieder sind die reinen Versandgeschäfte. Städte mit großem Fremdenverkehr haben ein viel kauf lustigeres und kaufkrästigeres Publikum, als solche, die mit einer an einigen Tagen in der Woche zuströmenden Land kundschaft verkehren; Unterschiede findet man ja bereits in den verschiedenen Vierteln einer Großstadt. Es denkt wohl niemand daran, einen hohen Rabatt fest zulegen, den jeder in jedem Orte seinen Kunden bewilligen soll, sondern einen solchen, möglichst bescheidenen, über den niemand hinausgehen darf, den man aber zu seinem eigenen Vorteil fortläßt oder doch so niedrig wie möglich stellen wird. Also, eine kleine Bewegungsfreiheit von Fall zu Fall, die Dehnbarkeit einer elastischen Kette, mit der wir mit eigener Zustimmung gefesselt sind. Den geistreichen Einwurf: »wenn niemand Rabatt geben darf, so wäre das ein aus reichender Schutz«, können doch wohl nur die Leute machen, die fest an der Scholle kleben und nie ihre Nase in die Welt hinausgesteckt haben. Diejenigen aber, die sich umgesehen haben, wissen genau, daß der Weizen der raffinierten Über geschäftskundigen, sobald der Rabatt aufgehoben ist, erst recht blühen wird. Schon aus dem Gesagten ergibt sich, wie hinfällig und gedankenlos solche Einwürfe sind; es kommt aber noch hinzu, daß außer den versteckt Sündigenden, die schwer zu ermitteln und nie ganz auszurotten find, eine andere Schar von Schädlingen den Sortimentern das Leben verkümmern: Da ist in erster Linie das Urheberrecht bzw. das von ihm abgeleitete Verlagsrecht. Wer sich darin ver tieft hat, wird überzeugt sein, daß letzteres so eigentlich nur den Autor schützt, dem Verleger aber eine Verpflichtung nach der andern ausbürdet. Da ist ein famoser Paragraph, der dem Autor das Recht gibt, seine Werke zu den niedrigsten Händlerpreisen, ganz abgesehen von den gesetzlich festgelegten Freiexemplaren, zu verlangen. Dazu kommen die Komponisten, die als Selbstverleger fungieren, sie suchen heute schon ihre oft traurigen Erzeugnisse zu jedem Preis an den Mann zu bringen. Namentlich in der Männer chorliteratur treiben einige Herren mit ihren Werken geradezn Wucher. Derselbe Chor, den sie bei Wettgesängen den blind in den Kampf ziehenden Vereinen zum doppelten Ladenpreis aufhalsen, wird später zu jedem Preis auf den Markt ge worfen. Auf kleineren Plätzen sind es die Buchhändler, denen die Verkaufsbestimmungen des Musikalienhandels nicht immer genügend bekannt sind und die deshalb oft unab sichtlich Preisunterbietungen begehen. Auch darf man die Buchbinder nicht unterschätzen, zu denen sich weiter noch die Reisenden, die Private besuchen und die namentlich in der Landkundschast ihr Wesen treiben, Sängerbünde, die eigene Liederbücher verlegen, dafür aber auch außerhalb ihres Kreises Propaganda machen, und andere Schädlinge gesellen. Ein weiterer recht unangenehmer Konkurrent ist der Musiklehrer, der sich für den eigenen Bedarf das Mäntelchen eines zunft mäßigen Musikalienhändlers umhängt, wobei er bei manchen Verlegern, die für i>ne Überproduktion mit Gewalt Absatz suchen müssen, ohne ernste Prüfung die gläubigste Bereitwillig keit findet. Es wäre unrecht, hierbei zu verschweigen, daß die Zahl der schädigenden Musiklehrer eine geringe ist, der größte Teil ist der geborene Verbündete des Sortimenters. Die gefähr lichsten jedoch find die Warenhäuser, die ganz anders kal kulieren, als der Sortimenter und ihre Waren rein kaufmän nisch vertreiben. Der Kunde, der ein Spezialgeschäft betritt, kann dasselbe schwer ohne Kauf verlassen, in einem Waren haus zwingt ihn weder die Liebenswürdigkeit, noch die Auf dringlichkeit des Personals dazu. In einem der letzteren verteilen sich die Geschäftsspesen auf tausende ganz verschiedener Gegenstände, so daß es gar nicht darauf ankommt, einen oder den anderen Artikel mit weniger oder mehr, auch wohl mal ohne Nutzen, als Lockmittel abzugeben. Darum lehnen auch heute noch die Warenhäuser in ihrer Mehrzahl jeden Anschluß an den Buch- und Mustkhandel ab. Denn selbst wenn sie aus dritter Hand beziehen müssen, können sie billiger als die Sortimenter sein. Von einschneidender Bedeutung ist dann noch der Umstand, daß jede Ware in verschiedener Güte zu haben ist, die die Mehrzahl der Konsumenten nicht beurteilen kann. Musikalien aber sind Mufikalien, ob gut oder schlecht, ist Geschmackssache; der eine schwärmt für die Lustige Witwe, der andere für die Salome. Außerdem entscheidet ja auch im Mustkalienhandel nicht die Güte der Musikalien über den Preis, sondern mit Ausschluß der billigen Ausgaben der Umfang, bzw. die Bogenzahl, eine Berechnungsweise, die die Verleger nur aus nahmsweise verlassen. Dann aber ist wieder nicht die Güte entscheidend, sondern der klangvolle Name des Komponisten, ganz gleich, welcher musikalischen Richtung. Dem Musik sortimenter fehlt also, das wird wohl niemand bestreiten, ein Hauptfaktor in seiner Reklame, er kann nicht gleich dem Kaufmann seine Ware als von größerer Güte als dis seines Konkurrenten anpreisen und empfehlen; ihm find dann weiter die oft sehr erfolgreichen Mittelchen wie »Saison-Ausver käufe«, »Besonders günstige Gelegenheitsangebote« usw. ver sagt, denen namentlich das schwache Geschlecht so gläubig nach läuft. Für den Musikalienhändler ist der Rabatt in ver nünftig angewendeter Abstufung die einzige Möglichkeit, von einem nicht zu sehr vom Baume der Erkenntnis gesättigten Publikum als günstige Bezugsquelle angesehen zu werden. Und nur als Ersatz für den Rabatt sin Skonto für größere Barbezüge? Dem treten, ganz abgesehen von der Dehnbarkeit des Begriffes »größer«, am schärfsten die Geschäfts usancen, die grundverschiedenen Geschäftsgepflogenheiten in den verschiedenen Gegenden des deutschen Vaterlandes ent gegen. Mag in großen Städten der Barverkehr dominieren, an vielen andern Plätzen entnimmt der Kunde, wenigstens der mit größerem Bedarf, seine Bezüge auf Buch und be gleicht sie in bestimmten Zeiträumen. In vielen Fällen setzt sich dieser Bedarf, der sich im Semester oft hoch gesummt hat, aus vielen kleinen Ankäufen zusammen. Und diesen guten Kunden soll ich einen Vorteil verwehren, den ich einem andern, der ganz vereinzelt einmal einen entsprechenden Barkauf macht, gewähre? Viele Plätze sind auch stark auf auswärtige Kundschaft angewiesen, die auf Grund von Ansichtssendungen ihren Bedarf auswählen, einmal mehr, einmal weniger. Sollen die Kunden bei jedem einzelnen Ankauf zum Ausgleich ungehalten werden, um vielleicht einen Nutzen zu haben, der durch die Porto- kosten mehr als aufgezehrt werden würde, oder fällt aus Ansichtssendungen Bezogenes überhaupt nicht in die Bar-