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218, 18. September. Nichtamtlicher Theil. 3431 deutscher Reichsmünze fordern; — und wozu soll das verwendet werden? Nun man könnte ja etwa den Kirchen eine Beisteuer zuwcnden, die noch könnte den Beitrag zu demselben Zweck bestimmen, zil welchem einmal später über den Ueberschust der Sparcassen verfügt wird, da das doch sicher ein um so edlerer Zweck sein wild, als man sich schon lange auf ilm ver geblich besinnt; — aber ich weist noch etwas Besseres. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen eine 'Geschichte erzähle. Ein bedeutender und ehrenwcrther Maurermeister, so wird mir erzählt, war schon lange darüber ungehalten, daß einer der angesehensten Buchhänd ler Hamburgs ihn mit „Zusendungen zur Ansicht" incommodirtc; er wubte aber dem Dinge ein Ende zu machen, da alles Bitten nicht hals, und er zu fein war, als dass er hätte grob werden können. Eines Tages der Buchhändler sucht die eifrigen Ablader zu bindern; er wolle nic^I bauen lasse»; Hilst nicht; schon der zweite Wagen wird abgeladen, man kann kaum mehr den Flur rassiren. Und als der zu dem Meister geschickte Bote zu rückkommt, bringt er die Antwort, Herr Maurermeister N. N. schicke dem Herrn Buchhändler M.M. diese Steine zur Ansicht! engagiren — ich erwähnte dieser deshalb schon im Anfang meines Briefes —, die allen Buchhändlern, die uns unausgesordert Bücher zur Ansicht schicken, dann gleich Steine zur Ansicht bringen müssen! Indem ich u. s. f-, verfehle ich nicht n. s. f. als Ihr wohlaffcctionirtcr X. V. 2. Miscellrn. Aus Berlin, 13. Sept. schreibt man dem Nürnberger Korre spondenten; „Im Reichskanzleramte sind jetzt endlich von den einzelnen Bundesregierungen die Gutachten über den von Preußen ausgearbeiteten Entwurf eines Preßgesetzcs vollständig einge gangen. Auf Grundlage dieser Aeußerungen ist jetzt das Reichs- kanzleramt bemüht, eine wirkliche Vorlage auszuarbeiten, welche dem im Herbste zusammcntretenden Bundrsrathe zur Beschlußfassung vorgelegt werde» wird." Aus Halle. Das hiesige Tageblatt bringt folgendes Inserat, das einen Beleg von einer Schleuderei liefert, die mit allem auf diesem Gebiete denkbar Möglichen wetteifert; „Das Colportage- grofsogeschäft von A. Erlccke ofserirt den hiesigen Herren Wieder- vcrkäusern jeden Bedarf an Zeitschriften und Romanen zu den Originalnettop reisen der Verleger mit unbedeutender Pro- vistonsberechnung. Sammelmaterial in jeder Anzahl." — Ich bi» der Meinung, daß eine solche Handlungsweise dem Buchhandel nicht vorenthalten werden darf, und empfehle dieß Inserat zur gehörigen Beachtung. --- - Aus London. Der große vorläufige Katalog der Hand schrift en imBrit tisch enMuseum ist beinahe fertig. Man hofft, daß er zu Weihnachten gänzlich fertig sein wird. Der Aufseher, Hr. Bond, hat mit seinen Leuten sieben Jahre daran gearbeitet. Alsdann soll eine zweite Prüfung aller in den alten Kataloge» unvollständig beschriebenen Manuscripte und zu der vorhandenen Classification nach den Gegenständen eine zweite, nach Sprachen geordnete, vorgenommen werden. Vom Brittischcn Museum. — In einem soeben im Ver lage von Richard Bentleh erschienenen Buche, das Hrn. Robert Cowtan, einen der ältesten Beamten des Brittischen Museums, zum Verfasser hat, und den Titel „Aomorios vs tbo Rritislr blusoum" führt, finden sich manche Notizen, die in weitern Kreisen bekannt zu werden verdienen. Der Verfasser berichtet über das Entstehen und Zunchmen des Museums, das gegenwärtig allein in feiner Art in der Welt dasteht. Die Bibliothek des Museums enthält eine Mil lion Bücher. Von Milton's „Rsruäise l-ost" sind 72 englische Ausgaben, außerdem 52 andere: wie amerikanische, dänische, hol ländische, französische, deutsche, italienische, lateinische, schwedische, isländische u. s. w. vorhanden. Dazu kommen die verschiedenen Ausgaben von Milton's gesammelte» Werken. „Robinson Ornsoo" ist in der Bibliothek in 74 englischen Ausgabe» zu finde». Außer dem gibt es daselbst Ilebersetzungc» des „Robinson Orusos" i» 26 verschiedenen Sprachen, wie: dänisch, deutsch, französisch, lettisch, holländisch, lateinisch, polnisch, spanisch, türkisch u. s. w. „Robinson Orusoo" erschien zuerst in den Nr. l25—289 in „Tiro Original I-onäon Rost". In der Bibliothek des Musemns befindet sich das allein übrig gebliebene Eremplar von der in einer Auflage von 3000 Eremplaren in Cöl» im I. 1525 gedruckten Uebersetzung des Neuen Testaments von Tyndall; dieselbe ist das erste in englischer Sprache gedruckte Buch. Zwei Foliobändc des großen Katalogs geben Auskunft über die Shakspcare-Litcratur allein. In dem allgemeinen Kataloge sind 1836 Angaben über Shakspearc gemacht, zu denen noch 23 i» der Grenville-Bibliothek hinzukommen. Von außeror dentlichem Interesse ist die Mazarin-Bibel im Museum, so genannt, weil sie in der Bibliothek des Kardinals Mazarin gesunden worden ist. Es ist diese Bibel, soviel man weiß, das erste mit beweglichen Typen gedruckte Buch, und, wie man glaubt, aus der Druckerei Gutenberg's und Faust's (oder Fusl's) in Metz im Jahre >455 hervorgegangen. Noch jetzt sehen Buchdrucker mit Bewunderung auf das schöne Papier, die scharfgeschnittcnen Buchstaben und die vorzügliche Tinte dieses Erstlings der Buchdrnckcrkunsi. Abgesehen davon, daß das Museum die beste Büchersammlung jeder europä ischen Sprache außerhalb des Gebiets besitzt, wo die Sprache ge sprochen wird, hat es auch die beste amerikanische Bibliothek, die mit ihren 100,000 Büchern selbst von keiner amerikanischen Büchcr- sammlung übertroffe» wird. (Allg. Ztg.) Ueber de» neulich schon erwähnten Rechtshandel zwischen dem Er-Kaiser Napoleon III. und dem Verleger von dessen „Ristoiro cko Oulos Oösar", Henri Plon, bringt die Allg. Mil.- Ztg. folgende Details; Plon hatte aus eigene Kosten und Gefahr den Verlag des Werkes übernommen und für das Verlagsrecht an den kaiserlichen Autor nicht weniger als 192,000 Frcs. bezahlt Die Höhe der Auflage ist nicht bekannt geworden, dagegen sollen nicht wenigcr als 30,000 Eremplare unverkauft geblieben sein, außerdem „montnxuos äo ourtos et äo plaus". Der Vertrag ent hält jedoch eine Clansel, auf welche gestützt der Verleger jetzt Klage erhebt. Es heißt nämlich darin, daß der Autor in dem Falle, daß er seine Arbeit unterbrechen oder auf ihre Vollendung verzichten sollte, für einen bestimmten Preis die Herstellungskosten mit den nicht verkaufte» Exemplaren übernehme» muß. Nun ist der 2. Band aber bereits vor 7 Jahren erschienen und der Absatz des unvollendeten Werkes soll ein äußerst geringfügiger gewesen sein. Der Kaiser hat nun die Abnahme der Eremplare, sowie die Ersetzung der Kosten bestimmt abgelehnt; ein Richterspruch muß also die Sache entscheiden. Die Leipziger Bank erhöhte unterm 16. ds. den Diskont für Wechsel und Anweisungen auf 5>^ Proc., für Lombardgeschäftc auf 6>ch Proc. Personalnachrichten. Dem Herrn Commerzienrath Otto Zanke in Berlin ist vom Deutschen Kaiser für seine Thätigkeit in der freiwilligen Kranken pflege für die Armee imFclde und in Lazarethen der preußische Kronen orden 4. Classe mit dem rothcn Kreuze auf weißem Felde am Erinne rungsbande und die Kriegsdenkmünzc von Stahl für 1870—1871 verliehen worden; ferner vom König von Württemberg: der Olga- Orden „für Verdienste aus dem Felde der freiwillig helfenden Liebe im Kriege oder Frieden"; vom König von Sachsen; das Erinne- rungskrcuz für 1870—1871; und vom Großherzog von Baden; der Orden vom Zähringcr Löwen 1. Classe. 465"