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3430 Nichtamtlicher Theil. 218, 18. September. Handlung im Börsenblatt, also der Zahl der versandten Bücher nach betrug: I. Quart. 2. Quart. 3. Quart. 4. Quart. Zusammen 1865: 2590 2581 2855 3693 11.719 1869: 2875 2968 3524 4284 13.651 1870: 3102 3107 2544 3987 12,740 1871: 2864 2952 4010 4045 13,871. Wir finden also 1871 in der Gesammtsumme ein Plus von allerdings 1100 Nummern gegen 1870, aber von nur 200 Num mern gegen 1869, ein Resultat, über welches wir uns nur freuen können, da es wahrlich an der Zeit wäre, daß die mehr und mehr ins Unübersehbare anschwellende Fluth unserer literarischen Production einmal quantitativ etwas ins Stocken käme. Der Qualität und dem Absatz guter Bücher könnte das ja nur äußerst heilsam sein. Wenden wir uns nun zu dem wichtigsten Punkt unserer Auf stellung, zu dem in klingender Münze sich ausprägenden Erfolg der Versendung, so sehen wir die bedeutendste, eine wahrhaft gewaltige Steigerung abermals in den Baarpacketen. Sie betragen I. Quart. 2. Quart. 3. Quart. 4. Quart. Zusammen Thlr. Thlr. Thlr. Thlr. Thlr. 1865: 486,000 423.000 414.000 553,000 1,876,000 1869: 658,000 561,000 568,000 742,000 2,529,000 1870: 686,000 614,000 480,000 757,000 2,537,000 1871: 853,000 800,000 739,000 1,058,000 3,450,000 während die Summe der Zahlungen für das in Rechnung Er haltene, zur Ostermesse und an den Börsentagen im Laufe des Jahres war: Rechnungsjahr 1865: 3,510,000 Thlr. — 1869: 3,900,000 „ — 1870: 3,706,000 „ 1871: 4,165,000 „ was also, wenn wir die Summe der Zahlungen für das in Rechnung Erhaltene gleich Eins setzen, folgendes Verhältniß zeigt: Umsatz in Rechnung Umsatz gegen baar 1865: 1 0,53 1869: 1 0,65 1870: 1 0,68 1871: 1 0,83 Man kann demnach für das laufende Jahr bei normalen Ver hältnissen wohl prophezeien, daß der Verkehr in Baarpacketen dem in Rechnung ungefähr gleichkommen wird. Verändert sich aber das Verhältniß in der bisherigen Weise, wonach wir vor sieben Jahren etwa die Hälfte der zur Messe bezahlten Summe für Baarpackete brauchten, im letzten Jahre aber mehr als 4/5, so scheint die Zu kunft, materiell betrachtet, allerdings den Verlegern von Baar- Artikeln zu gehören und ein wirklich gewinnbringendes Geschäft nur in Colportage- und Massenartikeln, sowie durch das Anlegen größerer fester Lager möglich zu sein. Ein großer Theil derartiger Geschäfte wird freilich von den aller Ecken und Enden und vorzüg lich in den großen Städten wie Pilze aus dem Erdboden schießenden neuen Handlungen gemacht, die darauf angewiesen sind, theils kaute cie mieux, d. h. weil ihnen nur schwer Credit eröffnet wird, theils wegen der Natur ihres Publicums, das mit souveräner Verachtung jeden geistigen Genuß verschmäht, der ihm nicht durch die bekannten schauerlich-schönen und dabei „bespiellos billigen" (?) Romane in 30 Lieferungen s 3 Gr. (!) geboten wird. Als Endergebniß unserer Betrachtungen finden wir, daß die Zunahme der Versendung, also der Production des Jahres 1871 gegen 1869 — das Kriegsjahr 1870 lassen wir als anormal bei Seite — etwa 4^^, die des Absatzes aber mehr als 18U beträgt, ein Erfolg, mit dem der Buchhandel zufrieden sein kann. Das „zur Ansicht Schicken" der Buchhändler. DerHamburgischeCorrespondent bringt folgenden beherzigens- werthen Artikel: Hochgeehrter Herr Redakteur! ^dieser ^Zeit,^ da ^die^Politik wie alles Fcneei hm — nur die aber sich speciell einen Läufer zu halten, der Tag aus Tag ein unverlangte Zusendungen ihnen wieder zurückträgt. Dies sogenannte „zur Ansicht Schicken^ ist eine, wahre Landplage am hiesigen Orte. ^ Man mag es sich mer sind, als doch nicht jeder Mensch in der glücklichen Lage ist, in der Sie, verehrter Herr Redactcur, wohl sein werden, eine dienstbare Seele zu besitzen, die ein solches Buch wieder cinpacken, adressiren und zurücktragcn kann, sondern manch' ein so Heimgesuchter dies alles selbst thun muß. Ich ver sichere Sw, wenn ich an manchem Tage nach vielstündiger, angestrengter zum Lesen Zeit zu haben meinte, vielleicht nur ein halbes Stündchen, und mich dann noch mit der Zumuthnng eines solches Buchhändlers, ein Packet zu öffnen, wenigstens doch oberflächlich anzusehen und dann so hinzulegen, daß ich nicht vergesse, es morgen oder übermorgen ihm wieder hinzutragcn. beschäftigen muß, — dann steigt ein stiller oder lauter Seufzer in mir aus über den Mangel an christlicher Nächstenliebe, dessen Opfer ich bin. ^ Und ^waS^für Zeug schicken einem die Herren mitunter ins Hauö! keit möglicherweise geneigt sein könnte, das Zugesandte zu lesen. ES versteht sich, daß auch ich eS als eme Wohlthat empfinde, daß mein Buchhändler, d. h. derjenige, von dem ich meinen Bedarf an neuen Büchern beziehe — und ich habe nur einen, bei dem ich kaufe. weil eS mir anständig scheint, wenn ich dem Mann Mühe mache, ihm auch so viel zu verdienen zu geben, als in meinen geringen Kräften steht —, mir solche Werke zur An sicht schickt, von welchen er weiß, daß ich sie geradezu für meine Studien beschränkten Zeit le cht sonst Erscheinungen, die mir wichtig sind, übersehen oder ihr Dasem erst zu spät merken würde. Geschieht solche Zusendung von Werken zur Ansicht mit Geschick und Umsicht von diesem euren, eben meincrn^Bu^händ^r, ^vieich m tcr Lagees zu^babkn^ io fre^e^ich^mi^ das ist, nach meiner Art zu denken^ eine solche Ungehörigkeit und Unart, daß ich wirklich nicht weiß, was dagegen zu thun, da einem bekanntlich gegen alles, was Mangel an Zartgefühl einschließt. eigentlich alle Waffen nichts helfen. Ich will aber noch eins versuchen! Und dazu richte ich diese Epistel an Sie, hochzuverehrender Herr Redakteur. Setzen wir eine ungeheure Agitation ins Werk! Stiften wir einen Anti - Buchhändler-Lusendunas- freiheitö-Berein — es ist doch so lange kein neuer Verein gegründet! Alle unaufgefordert oder unverabredet etwas zur Ansicht schickt, je etwas abzn- kaufen oder zurückzusenden, sondern höchstens den Absender schriftlich auf zufordern, sein Eigenthum innerhalb der nächsten Woche wieder abholen zu lassen. Sic meinen vielleicht, ein Verein sei unpraktisch, wenn die Mitglied schaft nicht vor allem dadurch geregelt ist, daß sie Geld kostet; man müßte also auch bei unserm Vereine eine jährliche Leistung von etwa 3 Mark