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654 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 12 16. Januar 1912. nur solche Einbände anzusehen sind, deren Rücken aus Pappe, wenn auch mit Papier beklebt, besteht. Diese Auffassung hat zur Folge, daß fast alle gebundenen deutschen Bücher als zollpflichtig behandelt werden, da der nichtzollpflichtige »Pappband« von deutschen Verlegern fast gar nicht in den Handel gebracht wird. Wenn auch die frühere Erschwerung, daß die russische Postverwaltung gebundene Bücher nicht mehr unter Kreuzband, sondern nur als Postpaket nach Rußland eingehen ließ, gegenwärtig dadurch beseitigt erscheint, daß die unter Kreuzband eingehenden Drucksachen nicht wie bisher wieder an den Absender zurückgeleitet, sondern den Adressaten unter Erhebung des Zolles ausgehändigt werden, so wird doch dadurch die nach der Auslegung der russischen Zollverwaltung sich ergebende fast allge meine Behandlung der gebundenen Bücher als Halbfranzbände nicht beseitigt. Infolgedessen hat sich der Vorstand des Börsen- Vereins vor längerem an das Auswärtige Amt in Berlin mit der Bitte gewandt, durch Vorstellung bei der Kaiserlich russischen Regierung darauf hinzuwirken, daß die russische Zollverwaltung die in der Zollverfügung (6 91, Nr. 24 902) ausgesprochene Auf- fassung des Halbfranzbandes, wonach unter diesen Begriff fast jedes deutsche gebundene Buch fällt, aufgibt und sie mit der deutschen, auch in anderen Ländern geteilten Auffassung in Ein klang bringt. Infolge dieser Anregung hat nunmehr im Aufträge des Aus- wärtigen Amtes in Berlin neuerdings der Kaiserliche General- konsul in St. Petersburg den Versuch unternommen, beim russischen Zolldepartement in St. Petersburg unabhängig von der schwebenden Tarifrevision eine Abänderung des Zollerlasses Nr. 24602 vom Jahre 1891, betreffend die Verzollung gebundener Bücher, zu erwirken. Nach einem Bericht des gedachten General- konsuls steht man jedoch an der genannten russischen Stelle auf dem Standpunkt, daß zu einer Abänderung der in dem Zoll zirkular vom Jahre 1891 enthaltenen Begriffsbestimmung keine Veranlassung vorliege. Es bleibt daher nur übrig, das Ergebnis der Revision des russischen Zolltarifs abzuwarten, die sich jedoch nach neueren Nachrichten sehr in die Länge zu ziehen scheint. Sobald eine Entscheidung in der Angelegenheit vorliegt, soll dem Vorstande des Börsenvereins Mitteilung gemacht werden. Termine der Leipziger Messen 1912. — Nach einer Mit- teilung der »Ständigen Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie« sind die Termine der Leipziger Messen vom Meß, Ausschuß der Handelskammer Leipzig für das Jahr 1612 wie folgt angesetzt: Oster - Vormesse, 4. bis 16. März (die Musterlager messe erstreckt sich nur auf die erste Woche) (Ausstellung von Musterlagern keramischer, Glas-, Metall-, Holz. Papier-, Leder-, Gummi-, Bein- und Zelluloidwaren, Kunst- und Luxusgegenständen, Haus- und Küchengeräten, Zimmerschmuck, Kurz-, Galanterie- und Spielwaren, Karneval- und Kotillonartikeln, Attrappen, Christbaumschmuck, künstlichen Blumen, Seifen und Parfümerien, Toilette-, Reise- und Sportartikeln, Schreib- und Zeichenwaren, Schul- und Bureauutensilien, Musikinstrumenten und Musikwerken, Auto maten, wissenschaftlichen und gewerblichen Instrumenten und Be darfsartikeln sowie verwandten Waren aller Gattungen) Ostermesse, 14. April bis 5. Mai (hauptsächlich für Rauch waren, Leder u. dgl. sowie für Textilerzeugnisse, gleichzeitig auch Kleinhandels- und Schaumesse). Michaelismesse, 25. August bis !5. September (die Musterlagermesse erstreckt sich nur auf die erste Woche) (für Rauchwaren, Leder u. dgl., sowie für Textilerzeugnisse, gleich- zeitig auch Kleinhandels- und Schaumesse sowie Ausstellung von Musterlagern derselben Geschäftszweige wie zur Oster - Vormesse, vgl. oben). Die sogenannte Papiermesse (Ausstellung des Mittel- deutschen Papier » Industrie - Vereins) findet im Zusammenhang mit der Oster-Vormesse und der Michaelismesse statt, desgleichen die sogenannte Kartonnagen-Messe (Ausstellung des Zentral-Ver- Landes Deutscher Kartonnagenfabrikanten) und die sogenannte Sportartikel-Messe. Der 2. Internationale HanSbesitzerkongretz findet in der Zeit vom 6. bis 8. Mai in den Räumen des Landwehr-Offizier- Kasinos am Zoologischen Garten in Berlin statt. Auf der Tages ordnung stehen insbesondere drei Hauptthemata: Die beste Lösung der Realkreditfrage, das Heimstättenrecht und die vergleichende Wohnungsstatistik. Unter den Referenten seien die folgenden genannt: Geheimrat Prof. vr. Josef Köhler, Professor I)r. Karl Grünberg, Regierungsrat vr. Seibt, Mitglied des Kaiserlichen Statistischen Amtes, Professor vr. Silbergleit, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Berlin, vr. Georg Minden, Direktor des Berliner Pfandbriefamtes, Senator Otto Stenroth, Helsing, fors, Axel Ramm, Göteborg, M. Mourgues, Paris, C. di Monte- mayor, Neapel. Russische JubiläumSmarken. — Im nächsten Jahre begeht Rußland das 300jährige Jubiläum der Thronbesteigung des Hauses Romanow. Die russische Postverwaltung hat aus diesem Anlasse beschlossen, eine neue Briefmarkenserie einzuführen. An Stelle des kaiserlichen Adlers, der die jetzigen Briefmarken ziert, sollen sie die Bildnisse der verschiedenen Kaiser tragen, die im Laufe der Zeiten das Zarenreich beherrscht haben. Die Kopekenmarke z B. wird das Bildnis Peters des Großen tragen. Sprechsaal. Weitere Beiträge zum Kapitel Bücherbettel. Wie an meine Verlagsfirma, so werden wohl an jede größere Verlagsbuchhandlung des öfteren Gesuche folgender Art einlaufen; »Da ich vor einer ausführlichen Arbeit über moderne deutsche Frauenlyrik stehe, die als Buch erscheinen und das liebevolle Interesse an unserer Frauendichtung in weitere Kreise tragen soll, so bitte ich Ew. Hochwohlgeboren, die ja auch in diesem Werke die entsprechende Würdigung finden soll (!), meine Arbeit frdl. unterstützen und beschleunigen zu wollen, indem Sie mir Ihre (gedruckte) Lyrik, ferner kurze biographische An gaben und Besprechungen und Urteile, auf die Sie Wert legen, einsenden mögen. Falls Sie über Ihre literarischen Vorbilder und Anreger etwas angeben könnten, so wäre auch dies mir sehr erwünscht. Ebenso die Einsendung von nichtlyrischen Pu blikationen, falls Sie auf diese Vervollständigung Ihres litera rischen Porträts Wert legen sollten. Indem ich hoffe, aus Ihre freundliche Unterstützung rechnen zu können, zeichne ich hochachtend ergebenst Vr. N. N., Professor am in N N. »Da ich in der Zeitung — deren zuständ. Rezensent ich ebenso wie an anderen Zeitschriften bin — einen Aufsatz über den Böhmerwald-Lehrer-Dichter Anton Schott bringen will, wende ich mich auf Herrn Schotts Rat an Sie nnt der er- gebenen Bitte, mir von den bei Ihnen erschienenen Werken des Dichters gütigst Rezensionsexemplare zu übermitteln. Ver lag und Preis des Buches gebe ich in der Arbeit genau an. Ihrer recht baldigen freundlichen Berücksichtigung entgegen setzend, hochachtend N. N., Lehrer und Literaturhistoriker in N. N. Bei diesen Gesuchen handelt es sich um nichts mehr und nichts weniger, als um die kostenfreie Lieferung einer ganzen Reihe von Büchern, die den Gesuchstellern bestenfalls als Hand werkszeug für ihre Arbeit dienen sollen. Sie sind zwar durchaus bereit, für letztere ein Honorar anzunehmen, dagegen fällt es keinem ein, sich die Bücher anzuschaffen. Sie wenden sich nicht einmal an eine Bibliothek um leihweise Überlassung, sondern setzen voraus, daß der gutmütige Verleger ihnen die Bücher schenkt. Ich kann kaum annehmen, daß der deutsche Verlagsbuch handel in seiner Gesamtheit auf solche Gesuche eingeht, und halte eine Aussprache an dieser Stelle für im allseitigen Interesse liegend. Köln, im Januar 1912. I. P. Bachem, Verlagsbuchhandlung.