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648 f. d. D>!ch». «uchhlMdel. Amtlicher Teil. 12, 16. Januar 1912. Verbotene Druckschriften. Durch Beschluß des König!. Amtsgerichts Berlin-Mitte vom Iv. Dez 1911 ist auf Grund der §§ 130, 111, 40, 41 St-G.-Bs., § 94 St.-P.-O., § 20 des Preßgesetzes die Beschlagnahme der Druckschrift »Von unten auf«, ein neues Buch der Freiheit, gesammelt und gestaltet von Franz Diederich, Berlin 1911, Verlag Buchhandlung Vorwärts (Hans Weber), 2 Bände, soweit folgende Gedichte darin enthalten sind: 1. Der Tag wird kommen, 2. Den Reichen, 3. Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, 4. Die Arbeiter an ihre Brüder, 6. Die Internationale, 6. Gesang der Arbeiter: Wehe der Welt, 7. Am Ausgang des Jahrhunderts, 8. Selbstgespräch eines Proletariers, 5. Achtzehnter März, angeordnet. 38. I. 1223. 11. Berlin, 6. Januar 1912. Der Erste Staatsanwalt beim Landgericht I. Durch rechtskräftiges Urteil der Ersten Ferienstrafkammer des Landgerichts Breslau vom 8. 8. 1911 ist die Unbrauchbar machung sämtlicher im Gebiete des Deutschen Reiches ausgelegten oder öffentlich angebotenen Exemplare, des Lieferungswerkes: In paradiesischer Schönheit. Farbiges Freilichtakte nach künstlerischen Aufnahmen des Kunstmalers M. Schneider erschienen im Verlage Richard Eckstein Nachfolger, Berlin ^V.67, sowie der zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen soweit sie folgende Nummern betreffen, mit der aus § 41 Abs. 2 St.-G.-B. sich ergebenden Einschränkung angeordnet worden: 1. zwei nackte Mädchen, ein nackter Knabe im Freien spielend; 2. ein nackter Mann hinter einem nackten Weibe stehend, ihr das Haar küssend; 3. ein nacktes Weib auf einem Baumstumpf neben einem im Grase sitzenden Mann sitzend; 4. ein nacktes Weib neben einem liegenden nackten Manne stehend; 6. ein weiblicher Akt von vorn an eine Kiefer gelehnt, diese hinten mit den Händen fassend; 6. ein weiblicher Akt an einem Baum fast von vorn, mit einem rosa durchsichtigen Schleier, der, von der linken Schulter fallend, fast den ganzen Körper bedeckt; 7. ein weiblicher Akt vorn, im Schilf stehend, leicht vorgeneigt, in spähender Stellung, beide Arme seitlich ausgestreckt, ein grünlich.bläulicher Schleier fällt (vorn von unten herauf bis fast zum Schoße geschlitzt) über Leib und Schenkel; 8. ein weiblicher Akt (dieselbe Person wie zu Nr. 7) in ge bückter Stellung mit der Rechten Schilf abpflückend; 9. ein weiblicher Akt am Wasser, ^-Profil, leicht gebückt, mit der Rechten und der Linken nach Binsen greifend; 10. ein weiblicher Akt im Gebüsch, von vorn, mit offenem braunen Haar, rechts und links nach Rohr greifend, rechtes Bein spielend, ein bläulicher Schleier bedeckt linke Hüfte und Schenkel; 11. ein weiblicher Akt im Profil, links von einer Pappel Blüten herabbiegend; 12. ein weiblicher Akt im verlorenen Profil, an einem See auf der Spitze eines Bootes sitzend; 13. ein weiblicher Akt von vorn, im Schilf mit beiden Armen einen Zweig herunterbiegend, ein grünlicher Schleier diagonal von der linken Schulter bis zum rechten Unterschenkel; 14. ein weiblicher Akt auf einem Aste liegend, Körper im Profil, Gesicht von vorn, ein Schleier liegt quer über dem Bauch und kommt zwischen den leicht geöffneten Schenkeln wieder hervor; 16. ein weiblicher Akt von vorn, frei zwischen Kiefern, mit der Linken nach einer ausgreifend, linkes Bein spielend; 16. ein weiblicher Akt ^-Profil, auf einem mit hängendem rechten Bein sitzend, mit beiden Armen zum Stützen rechts übergreifend, ein lila Schleier an Schulterbändern, bedeckt (die Brüste hervorlassend) Leib und linken Schenkel. 7. I. öl. 651 a/11. Breslau, 8. Januar 1912. Der Erste Staatsanwalt. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 3901 v. 13. Januar 1912.) Nichtamtlicher Teil. Aus dem französischen Buchhandel. i. Die in den Monaten November und Dezember für die beiden besten Romane des Jahres zur Verteilung kommenden großen Literaturpreise sind Ereignisse, denen das gebildete französische Publikum mit Spannung entgegensieht. Autoren, Verleger und Sortimenter sind naturgemäß ebenfalls stark interessiert, da das mit einem dieser Preise ausgezeichnete Buch als Geschenkwerk für Neujahr in erster Linie in Be tracht kommt. Der Preis der »Vis bsurouss«, der bei Hachette er scheinenden illustrierten Monatsschrift für Damen, ist an Louis de Robert für »I-s Roman 6a Llalsäs« gefallen. Der Verfasser ist den literarischen Kreisen bereits durch eine Reihe Romane bekannt; in seinem letzten Buch läßt er einen Lungenkranken in Form von Tagebuchaufzeichnungen seine Leiden, Hoffnungen und Enttäuschungen ausdrücken. Wie erinnerlich, war dieser Preis, der 5000 Fies, ausmacht, im Jahre 1910 Marguerite Audoux für »Marie-Claire», den Roman der armen Näherin, zuerkannt worden. Von der Originalausgabe sollen über 70 000 Exem plare abgesetzt sein, und auch die deutschen und englischen Übersetzungen haben gute Erfolge zu verzeichnen gehabt. Der Preis von 5000 Frcs. der »Lss-äsmis ttonoourt« ist diesmal Alphonse de Chateaubriant für seinen Erst lingsroman: »bloosisur äos Louräinss« zugesallen, worin das Leben eines Landedelmannes von heute in eingehender Weise geschildert wird. Der Träger des Literaturpreises der Nobelstiftung war der belgische Philosoph und Dichter Maurice Maeterlinck. Es ist interessant, daß dem Dichter diese Auszeichnung vom schwedischen Parlament, also aus einem nordischen Lande, zukommt, und erklärlich dadurch, daß Maeterlinck sich gerade in denjenigen Ländern einer großen Wertschätzung er freut, in denen germanische Kultur vorherrschend oder anerkannt ist. Dies mag seinen Grund darin haben, daß die Jdeenrichtung Maeterlincks den nordischen Kulturen näher steht als den lateinischen. Daraus versteht man auch, daß gewisse seiner Bücher bereits in deutschen, englischen oder russischen Ausgaben vorliegen, während noch keine in französischer Sprache existieren, in der sie doch ur sprünglich verfaßt sind. Als Beispiel möchte ich die Werke »llbs vsatb» und -slarx llagäalsns« anführen, die seit längerer Zeit erschienen sind. Auch hat die Firma Eugen Diederichs in Jena bereits eine deutsche Ausgabe des erst genannten Werkes unter dem Titel »Vom Tode« als in Vorbereitung befindlich angezeigt. Maeterlincks meist- bekannte Prosawcrke sind »I-s Vrösor äos Hamblss«, »I.L Vis äos Lbsillos«, »Lagosss st Osstillös«, seine erfolgreichsten Bühnenwerke »Nonna Vanna«, »ksllsas st Nölisanäs» und sein letztes in französischer Sprache erschienenes Stück »I/Oisoau blsu«, das im Jahre 1911 lange Zeit auf dem Spielplan des Theaters Röjane stand und eine sehr günstige Aufnahme gefunden hat. Ein Buch, dessen Erscheinen viel Aufsehen erregte, ist