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300, 27. Dezember 1813. Nichtamtlicher Teil. ««ri-nU-ü,. ». «„chn. 1 s 3 2 3 Ausstellungen für das Sortiment um so mehr auszuwachsen droht, als die Verzeichnisse umfangreicher und die Ausstellun gen mannigfaltiger werden. Im nächsten Jahre werden die Kommisstonsmitglieder ihren Katalog sicher auf 2800 Num mern gebracht haben, wenngleich es wohl Leute geben wird, die bestreiten, daß es überhaupt 2000 gute, wertvolle Jugend- schriften gibt. Run muß man sich vergegenwärtigen, wie der Ankauf von Jugendschriften sich gegen früher durch die Aus stellung verschoben hat. Vor einigen Jahren noch kam der Kunde in den Sortimcntsladen und legte seine Wünsche dar. Hierauf wurde ihm von dem kundigen Buchhändler eine Aus wahl für Alter, Geschlecht, Religion, Liebhaberei usw. passen der Bücher vorgelegt. Der Käufer mutzte sich natürlich im wesentlichen auf den Sortimenter verlassen und tat tn den meisten Fällen gut daran. Er nahm ein oder mehrere Bücher mit, bezahlte sie, und das Geschäft war, wie der Berliner sagt, richtig. Heute braucht der Käufer keines Sortimenters Rat mehr; er »urteilt selbst« in der Ausstellung. Daß dies Urteil sich bei der Fülle der Erscheinungen auf nicht viel anderes als auf Äußerlichkeiten erstrecken kann, versteht sich von selbst. Die Bücher, die gefallen, werden im Katalog angemcrkt, und nun kommt der Käufer derart wohlbeschlagen zum Buchhänd ler. Manche nehmen noch so viel Rücksicht, daß sie wenigstens Verfasser und Titel nennen, andere bestellen einfach Jugend schrift Do 36 oder L! 10. Nun ist es doch platterdings nicht möglich, daß jeder Sortimenter die sämtlichen 2000 Jugend schriften, dis sich zufällig in einem solchen Katalog zusammen gefunden haben, in je 3—5 Exemplaren vorrätig halten kann. Jede Versicherung des Sortimenters, daß er ganz gleichwertige Sachen auf Lager hat, ist vergebens. Andere Shylocks, be stehen die Käufer oder solche, die es werden sollen, hart näckig auf ihren gedruckten Scheinen. Will der Sortimenter aber ein Geschäft machen, so mutz er die betreffende Jugend schrift von vielleicht l oder 2 Ladenpreis direkt vom Ver leger kommen lassen, das Porto natürlich zu seinen Lasten. Dann mutz er die so bezogenen Bücher buchen und an die Be steller befördern. Eine quittierte Recknung darf er noch nicht einmal immer mitsenden, und so mutz auch zu Neujahr noch eine Rechnung ausgeschrieben und versandt werden. So geht es in zahlreichen Fällen, und wenn dann der Käufer nicht nach ein paar Tagen zurückkommt und behauptet, das Buch gefiele ihm bei näherer Prüfung doch nicht, und es zurückgibt, um cs schließlich doch noch gegen ein vorrätiges umzutauschcn, dann hat der Sortimenter noch Glück. Denn wie kann ein Mensch mit beschränkter Zeit unter einer großen Zahl Bücher nach einem Katalog der lediglich Titel enthält, das richtige, das im Einzelfalle passendste herausfinden? Wäre es nicht vielleicht doch noch besser, man sparte Mühe, Arbeit und Kosten ^ für diese Ausstellung und alles, was drum und dran hängt, und predigte lediglich den Leuten eindringlich, datz sie, wie sie ihre Wohnungseinrichtung in bestimmten, darauf einge richteten Geschäften kaufen, auch Bücher beim Fachmann, dem Buchhändler kaufen sollen, der ihnen zugleich gewissenhafter Berater sein wird? In demselben Verwaltungsgebäude endlich ist in einem neben der Ausstellung befindlichen Lokale die Zusammen stellung des Ergebnisses des Preisausschreibens des Kölner Verkehrsvereins untergebracht worden, von dem jüngst an dieser Stelle die Rede war. Von seiten des Vereins war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden zur Erlangung künstle risch hochstehenden Bildmaterials für Buchzwecke, Druckschrif ten und Postkarten des Vereins. Im ganzen sind 671 bildliche Entwürfe eingeliefert worden, welche sich auf die drei verschie denen Gruppen: farbige Bilder, Schwarz-Weitz-Zeichnungen und Photographien verteilen. Wenn man diese Ausstellung »Köln im Bilde« durchwandert, kann man sich des Ein drucks nicht erwehren, datz das Ergebnis des mit großem Nachdruck geförderten Wettbewerbs geradezu kläglich ist. In erdrückender Mehrheit besteht diese Sammlung in Photogra phien, zu deren Erlangung mau einen solchen Aufwand Wohl nicht nötig gehabt hätte. Man brauchte nur einen Photo graphen mit ein klein wenig Geschmack mit seiner Kamera durch die Gassen zu schicken und knipsen zu lassen. Ein solcher hätte dann von der Aufnahme der bekanntesten Kirchen und Gebäude, die schon hundertmal vorhanden sind, abgesehen und nur die malerischen Winkel bedacht, die sich in alten Städten wie Köln vielfach finden. Jetzt sind auch diese noch bei weitem nicht erschöpft worden; selbst hierbei hat man sich im wesentlichen auf das Konventionelle beschränkt. Unter den an Zahl verschwindenden farbigen Bildern ist der erste Preis auf ein Werk gefallen, das der Unterschrift nach das Dominnerc wiedergeben soll, eine Art von impressionistischer Malerei, die lebhaft an die verflossene Sonderbundkunst erinnert. Von den paar Schwarzweiß-Zeichnungen spricht man am besten nicht. Selbstverständlich sind in dieser Schaustellung auch einige künstlerische Sachen zu sehen, aber ein schlagenderer Be weis, daß Köln im Gegensatz zu gewissen Ambitionen keine Künstlerstadt ist, konnte kaum erbracht werden, als es hier ge schehen ist. In der Rheinisch enGesellschastfürwisfe ri sch östliche Forschung, über die ich im vorigen Jahre einige nähere Mitteilungen gemacht habe, hat der Vorsitzende Gehcünrat Stcimnann-Bonn in ihrer Sitzung vom 8. Dezember in Köln eine erfreuliche Fortentwicklung feststellen können. U. a. wurden für die Fortführung der Biographie und Geschichte des rheinischen Unternehmertums 8000 ausgeworfen, fer ner 2000 .K an vi. Grebe-Bonn für die Arbeit Bestimmung der Sonnenstrahlung auf Ballonhöhenfahrten, 1000 an Pro fessor Dhroff-Bonn zu Forschungen zur rheinischen Gelehrten gesellschaft. Während bisher nur die etatmäßigen Dozenten der Universität Bonn, der Technischen Hochschule in Aachen und der Handelshochschule in Köln Mitglieder werden konn ten, ist dieser Kreis erweitert worden auf alle im Haupt- und Nebenamt zu wissenschaftlicher Tätigkeit beruflich ver pflichteten Lehrer der genannten Anstalten, der landwirtschaft lichen Akademie in Bonn-Poppelsdorf und der Akademien für kommunale Verwaltung und für praktische Medizin in Köln und Düsseldorf. Die Bedeutung Kölns für Kunstversteigerungen ist zwar im letzten Jahrzehnt gesunken, kann aber doch noch Beachtung verlangen, wie sich bei dem Verkauf der Sammlung Carl Röttgen am 11. bis 13 Dezember durch Peter Haustein, Teilhaber der Firma Math. Lempertz' Buchhandlung und Anti quariat in Bonn und Köln, gezeigt hat. Röttgen war ein Bonner Kaufmann, der bald in die angenehme Lage kam, ganz seinen Kunstliebhabereien zu leben. Er unternahm in den 70er Jahren ausgedehnte Studienreisen nach Spanien, Italien, in Westfalen, Nord- und Süddeutschland, wo er aus Kirchen und Schlössern, bei kleinen Händlern und Liebhabern seine Sammlung vervollständigte. Ein Kunststück ist es, das verstanden sein will, günstig zu kaufen. Ich kenne einen Mu seumsdirektor in einer großen westfälischen Stadt, der auf d i e Weise ein großes Museum zustande brachte, daß er als Bauer und Viehhändler verkleidet in den westfälischen Dör fern herumzog und den Bauern die kostbarsten Möbel und Kunstwerke zu billigen Preisen abkaufte. Das geht auch heute noch. Im vorigen Jahre hat einer meiner Bekannten ein gutes altes Bild, das freilich von dem Besitzer gar nicht ge würdigt wurde, in einem niederrheinischen Dorf für einige dreißig Mark gekauft, um es nach der Reinigung für 7000 an ein Museum zu veräußern. Die aus Holzskulpturen, Mo biliar und Gegenständen des Kunstgewerbes aus dem 13. bis 17. Jahrhundert bestehende Sammlung Röttgen ist die letzte große rheinische Kollektion in privatem Besitz, die ihren Lirz»