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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 32, 9. Februar 1914. Lebhafter Beachtung erfreuten sich die vom Verband geschaffenen Einrichtungen und die von ihm herausgcgcbcneu Druckschriften. Be sonders gute Dienste habe den Verbandsmitglicüern die vom Syndikus bearbeitete Broschüre: Die Jnseratfordcrungcn im Konkurs, geleistet, die genaue Anweisungen enthalte, wie die Verleger ihre Forderungen für erschienene und nicht erschienene Anzeigen in Konkursfällcn auzu- inelden haben und wie sie sich zu verhalten haben, falls das Erscheinen einer Anzeige infolge Verweigerung einer Textaufgabe unmöglich ge worden ist. Was die Geschäftslage des Fachzeitschristcugewerbes im Jahre 1913 aubetrifft, so seien die befragten Firmen zum überwiegenden Teile der Ansicht, daß zwar das 1. Halbjahr noch in zufriedenstellender Weise verlaufen sei, daß aber im zweiten Halbjahr das Geschäft eine wesent lich ungünstigere Gestalt angenommen habe. Auch für die Fachzeit schriften haben sich die Ungewißheit der politischen Lage, die Spannung des Geldmarktes, die allgemeine wirtschaftliche Depression als ernste Gcsahrcnmomente erwiesen, die namentlich die Kreise der Inserenten zu großer Reserve veranlaßt hätten. Große Anzeigenausträge seien nur noch durch persönliche Bemühungen zum Abschluß zu bringen ge wesen. Die Kosten der Jnseratpropaganda seien höher als je und ständen in absolutem Mißverhältnis zu den erzielten Erfolgen. Auch der Konkurrenzkampf habe sich in seinen Formen eher verschlimmert als verbessert. Besonders ungünstig sei das vergangene Jahr für die zahlreichen Zeitschriften gewesen, deren Interessen mit der Lage des Baumarktes zusammenhingen. Bei der andauernden Beschäftigungslosigkeit, die die in der Baubranchc vereinigten Industrien und Gewerbe in gleicher Weise in arge Mitleidenschaft ziehe, seien die Jnserataufträgc für diese Zeitschriften erheblich zurückgegangen. Über die Frage, wie sich die Abonnementsverhältnisse gestaltet Hütten, seien aus Mitgliederkreisen Äußerungen nicht abgegeben wor den, so daß der Bericht auf Mitteilungen hierüber verzichten müsse. Abweichende Meinungen seien festzustellen über die Frage, ob ein Ab wandern von Inserenten aus der Fachpresse in die Tagespresse zu be obachten sei. Während von beachtenswerter Seite die Wahrnehmung berichtet wurde, daß manche Inserenten, die in letzter Zeit der Tages- prcsse sich zugewendct hätten, neuerdings wieder die Fachpresse bevor zugten, wurde von anderen Seiten ein Abwandern in die Tageszeitungen zugegeben. Ernste Beachtung sei auch dem Bestreben vieler Rcklame- leiter von Großinsercnten zu widmen, die fortgesetzt neue Rcklame- wege suchten und in zunehmendem Maße die direkte Offerte zur An wendung brächten. Nachteilige Einwirkungen auf den Geschäftsgang seien auch von der deutschen Zollpolitik zu befürchten. Da ausländische Waren einem hohen Zoll bei der Einfuhr nach Deutschland unterliegen, so sind aus ländische Inserenten, weil ihre Spezialitäten die hohen Zollgebühren nicht vertragen konnten, zur Aufgabe ihrer Jnsertiousauftrngc in deut schen Zeitschriften veranlaßt wurden. Die Zahlungsweisc der Jnsercntenkundschaft während des abgelaufenen Jahres sei zum Teil als normal, zum Teil aber auch als schleppend bezeichnet worden. Auch der Besorgnis sei Ausdruck gegeben worden, daß die jetzt zwar besser als früher fundierte Industrie, die in den vergangenen Monaten noch viel fach über Reserven verfügt habe, diese jetzt zum größten Teile aufgc- braucht habe, so daß im kommenden Jahr die Zahlungsweisc sich noch verschlechtern dürfte. Von den Wünschen, die einzelne Mitglieder für die Vcrbands- iätigkeit ausgesprochen haben, sei der eines süddeutschen Verlegers her- vorgehobcu, der eine Vereinigung aller Zcitschriftenverleger im Ver bände empfiehlt, um dann eine intensive Agitation für die Gesundung der Nabattverhältnisse in die Wege zu leiten. Diese wird von anderer Seite nur für möglich gehalten, wenn die Besserung der verfahrenen Nabattverhältnisse von den einzelnen Zcitschriftengruppen der gleichen oder ähnlichen Branchen in die Hand genommen würde. Es sei im höchsten Grade beklagenswert, daß es bisher durch den fehlenden Zusammenschluß der an einer Branche beteiligten Verleger noch nicht gelungen sei, bessere Jnsertionsbedingungcn durchzusetzen. Nament lich seien auch Erhöhungen für die Beilagenpreise erforderlich, die einen Tiefstand erreicht hätten, daß von einem angemessenen Verdienst nicht inehr gesprochen werden könnte. Weitere Wünsche werden geltend gemacht hinsichtlich der Vcreins- zcitschriften, die vielfach nicht zu den steuerlichen Leistungen herangc- zogen würden. Auch die vou großen Firmen hcransgegebcuen eigenen Zeitschriften, deren Zahl stetig wachse, seien eine nicht unbedenkliche Konkurrenz für die Fachpresse, die noch empfindlicher werden würde, wenn diese Art Blätter auch noch ihren Inseratenteil weiter ausbauen, wozu sich bereits Anfänge finden. Unverständlich sei das Verhalten mancher Fachzeitschriften, die die Verbreitung der schädlichen Firmen zeitungen noch dadurch fördern, daß sie dieselben als Beilagen mit ihren Nummern zur Versendung bringen. 190 Eine Besserung der herrschenden Krisis glaubt der Bericht von der nächsten Zukunft noch nicht erwarten zn können, die noch weiter unter dem Einfluß des Druckes stehen würde, der zurzeit auf der ge samten deutschen Volkswirtschaft laste. Auch vou den bevorstehenden weiteren Belastungen der Bevölkerung durch den Wehrbcitrag und die Ausdehnung der Versicherungen würde die allgemeine Lage noch un günstig beeinflußt werden. Dazu komme noch, daß fast jeder Ver leger genötigt sei, fortgesetzt mehr zu leisten und seinen redaktionellen Teil zu erweitern und größere Aufwendungen dafür zu machen, ohne die Abonnements- und Inseratenpreise erhöhen zu können. Aus diesen unter den Mitgliedern angcstellten Ermittlungen er schließe sich dem rückblickeuden Auge ein wenig erfreuliches Bild der Lage des Fachzeitschrifteugewerbes, das noch vielfach mit dem Vorurteile zu kämpfen habe, als sei im allgemeinen dieser Geschäftszweig ei» besonders günstiger und aussichtsvoller. Diese falsche Vorstellung habe denn auch die vielen überflüssigen und ungesunden Neugrünbungcn zur Folge, die immer noch durch Buchdrucker und Papicrhändler Unter stützung fänden. Mit dem Wunsche, daß dem deutschen Wirtschaftsleben endlich dau ernde Beruhigung beschicden sein möge, damit auch die Fachzeitschriften wieder den Segen günstiger Konjunkturen zu empfinden in die Lage kämen, schließt der von der Versammlung ohne Diskussion angenom mene Jahresbericht. Geschäftsbedingungen für de» Handel mit Papier. — Die nach stehenden Geschäftsbedingungen für den Handel mit Papier sind in Anlehnung an die vom Verein Berliner Papiergroßhändler und die vom Verein deutscher Papierfabrikanten ausgestellten Verkaufsbediu- gungen nach Anhörung ihres Fachausschußes für Papier, Tapeten und graphische Gewerbe entworfen. Die Handelskammer zu Berlin beabsichtigt, diese Bedingungen, sofern sie im Geschäftsverkehr der beteiligten Kreise ihres Bezirks während geraumer Zeit regelmäßig Anwendung gefunden haben, später als Handelsgebräuche im Sinne des 8 340 des Handelsgesetz buches zu veröffentlichen. Geschäftsbedingungen für den Handel mit Papier. Nachstehende Bedingungen gelten mangels abweichender Verein barung für den Handel mit Papier, wenn der Verkäufer seine Ha» delsniederlaffung im Inlands hat: Menge. 8 1- Papier wird entweder nach tausend Bogen oder nach Gewicht berechnet. 8 2. Die Mindestmenge einer normalen, in allen Punkten einheit lichen Sonderanfertigung beträgt 1000 KZ, bei hochwertigen Papieren SOO Irx. 8 3- Der Empfänger ist nicht berechtigt, Ware zur Verfügung zu stellen wegen einer Mehr- oder Minderlieferung, wenn sie beträgt: bei Bestellungen normaler, in allen Punkten einheitlicher Sonder anfertigungen von 500-1500 kg 20 «x, von 1500—10 000 KZ . .10^. Bei Mengen über 10 000 kg bleiben besondere Vereinbarungen Vor behalten. Bei Mengen, die in Teilen geliefert werden, ist bezüglich der Berechnung des Zuviel- oder Zuwenig-Gelieferten jede Teillieferung als eine selbständige anzusehen, doch muß das Plus oder Minus der einzelnen Teillieferungen miteinander verrechnet werden. Bei denjenigen in Teilen gelieferten Mengen, die in einem Arbeitsgange hergcstellt werden, darf das Endergebnis nicht über den für die Gesamtlieferung vorgesehenen Spielraum hinausgehen. Bei denjenigen in Teilen gelieferten Mengen, die auch in Teilen hcrgestellt werden, ist vor Herstellung der letzten Teilmenge fest- zustcllen, was unter Berücksichtigung der früheren Teillieferungen noch von der gesamten Lieferung aussteht, und richtet sich der nach den vbigen Bestimmungen zulässige Spielraum nur nach dem Um fang der letzten Lieferung. Beschaffenheit. 8 4. Wegen geringer Abweichungen in Farbe, Reinheit, Festigkeit und Maß sowie wegen geringer Sortierungs- und Zählungsfehler darf die Lieferung nicht beanstandet werden. Bezüglich der Festigkeit gilt eine Abweichung bis zu 10U als gering. Für Normalpapier hat es bei den amtlichen Bestimmungen sei» Bewenden.