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8094 Biirsmbl-It s. d. Dtschn. Bucht,«„dkl. Nichtamtlicher Teil. ^ 155, 8. Juli 1909. Falle — ich habe es nach meinem Geschäft berechnet — ein Mehrgewinn von höchstens 1>/z°/« herans. So sehen die 10°/« Mehrgewinn in Wahrheit aus. Wenn nun in der Öffentlichkeit gesagt wird- seht, die Sortimenter, die ja 10"/« Mehrgewinn haben, verlangen noch mehr Rabatt, — meine Herren, ist das nicht geeignet, den Sortimenter als einen ganz begehrlichen Menschen hinzustellen und ihn in der Öffentlichkeit herabzusetzen? Sodann sagt Herr Niemeher, der Sortimenter solle prüfen, ob er seine Schuldigkeit tue und von morgens bis abends arbeite. Das ist natürlich eine selbstverständliche Voraussetzung. Wer nichts lut und sein Geschäft nicht versteht, kann 100°/« kriegen, und er wird nicht vorwärts kommen. Das ist eine Voraussetzung, von der man ausgehen muß, daß es sich um einen normalen tüchtigen Sortimenter handelt. Meine H">w"u, ich kann nur sagen: nach meinen Erfahrungen ist der Durchschnittssortimenter ein fleißiger, tüchtiger Mann, der sein Geschäst sehr gut versteht. Denn wer unter so ungünstigen Umstände» — ich erinnere nur an die Verleger-Konkurrenz und die Verlegerschlenderei und viele andere Dinge, die einem das Leben und das Geschäft schwer machen — wer unter solchen Umständen sein Geschäst in Ehre» führt, und das ist im Sortimente »och der Fall, ist ein Kauf mann, der wenigstens über den Durchschnitt tüchtig sein muß. Ein weiterer Punkt war die Behauptung von dem sogenanten Jahreskredit. Meine Herren, was es mit dem Jahreskredit ans sich hat, hat Herr Prager schon vor vier bis fünf Jahren Bücher gegenüber nachgewiesen. Nahezu drei Viertel des Gesamtbezngcs ist überhaupt Barbezug. Von dem, was in sogenannte Jahres rechnung geliefert wird, kommt das meiste im Herbst zur Ver sendung. Ich meine, wenn solche Behauptungen, die durch Sachkenntnis nicht getrübt sind, in die Welt hinausgeschleudcrt werden, wenn immer gesagt wird: die Sortimenter sind noch nicht zufrieden, und sie haben doch alle diese großen Vorteile, so ist das doch geeignet, das Sortiment herabzusetzcn. Ich bin der Meinung, es handelt sich für uns Sortimenter um weiter nichts als um — ich will es einmal brutal aussprechen — einen Lohnkamps; denn wir Sortimenter stehen zum Verleger in einem ganz andern Verhältnis als andere Detaillisten. Der andere Detaillist kan» schließlich mit seinem Lieferanten wechseln; das können wir nicht. Wir haben also um unsere Existenz einen Kampf gegen das Kapital und gegen das Monopol zu führen. Wer da glaubt, in wirtschaftlichen Kämpfen mit gutem Zureden vom Gegner etwas erreichen zu können, ja, ineine Herren, nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich sage: der ist Vertreter einer versinkenden Welt anschauung. Das hat inan früher geglaubt. Sehen Sie sich um im Leben, nehmen Sie die Arbeiter, nehme» Sie, wen Sie wollen: iver sich nicht organisiert mit seinen Standesgenossen, sondern für sich allein seine Interessen gegenüber dein Kapital vertritt, der kommt unter den Schlitten. Es ist eine Tatsache, daß die jetzige Organisation des Börsenvereins — ich »lache den Herren, die an seiner Spitze stehen, keinen Vorwurf — nicht imstande ist, »ns zu helfen. Es ist ja auch ausgesprochen worden: es soll einige Schwärmer geben, die die irrige Annahine haben, der Berleger- rabatt könne innerhalb des Börsenvereins durch Mehrheitsbeschluß geregelt werden. Ich gehöre nicht zu jenen Schwärmern. Wir müssen bessere Existenzbedingungen vom Verleger erzwingen durch eine Organisation, die außerhalb des Börsenvereins steht, durch einen großen, starke» Sortimenterverein, der zielbewußt und energisch geleitet ist, der, wenn es sein muß, vor einem Kamps nicht zurückschreckt; denn wenn Sie heute an den Verlag heran treten, ohne Machtmittel zu haben, und sageil: wir möchten das und das haben, so werden Sie nichts erreichen; wenn Sie aber die Macht haben und sage» können: wenn du das und das nicht bewilligst, so werden wir eventuell von den Mitteln, die uns zu Gebote stehen, Gebrauch machen, so liegt es ganz anders. Ich sage: wir werden nichts erreichen ohne Macht und ohne Kamps. Vorsitzender: Meldet sich noch jemand zum Worte? — Das ist nicht der Fall. Dann frage ich die Versammlung, ob sie den Jahresbericht genehmigen will. — (Zustimmung.) — Wenn sich kein Wider spruch erhebt, so erkläre ich den Jahresbericht für genehmigt. Wir gehen in unserer Tagesordnung weiter: 2. Rechnungsablage des Vorstandes für das Rechnnngsjahr 1908/09. Ich bitte Herrn Meißner, hierzu das Wort zu nehmen. Herr Otto Meißner: Sehr geehrte Herren! Aus dem vorigen Jahre übernahmen wir einen Saldo im Betrage voll 2646,32 Mk. An Beiträgen, die rückständig waren aus den, vorigen Bereinsjahr, wurden 214 Mk. vereinnahmt, dazu die laufenden Beiträge dieses Jahres in Höhe von 4423 Mk. zu sammen 4637 Mk. Zuzüglich der Zinsen von 4000 Mk. Deutsche Rcichsanleihe im Betrage der Zinsen von 120 Mk. haben wir eine Einnahme zu verzeichnen von 4757 Mk. — (Bravo!) An Ausgaben haben wir gehabt: Porti, Telegramme usw. 130,05 Mk. — (Voranschlag 300 Akk.), Schriftliche Arbeiten . 144,95 Mk. — (Voranschlag 300 Mk.), Diverses 313,36 Mk. — (Voranschlag 400 Mk), Drucksachen .... 691,30 Mk. — (Voranschl. 1500 Mk.), Bureaukosten, Reisen, Sitzungen usw. . 2698,30 Mk. — (Voranschl. 3000 Mk). Zusammen eine Ausgabe von 3977,96 Mk. Der Überschuß in diesem Jahre war 3425,06 Mk. Als wir vor sechs Jahren das Vorstandsamt Übernahmen, war der Saldo 2158,74 Mk. Also ein wenig mehr haben wir im Laufe der sechs Jahre sür den Verband hcrausgeschlagen. Biel ist es nicht; aber wir sind ja auch nicht daraus angewiesen, ein großes Vermögen zu sammeln, sondern wir haben vor alleil Dingen die Aufgabe, in richtiger Weise die Gelder zu verwenden, um der Gesamtheit zu nützen. Immerhin ist es doch eine ganz erfreuliche Sache, daß wir außer unseren gute» Papieren — 4000 Mk. in dreiprozentiger Reichsanleihe die zur Zeit allerdings nicht sehr schön steht — »och über eine» Betrag von 3425,06 Mk. verfüge». — (Lebhaftes Bravo.) Vorsitzender: Nieine Herren, Sie haben die Rechnungs- ablage des Herr» Schatzmeisters gehört. Ich bitte nunmehr einen der Herren Rechnungsprüfer, das Wort zu nehmen. Herr Gerhard Meier (Segeberg) als Rechnungsprüfer: Meine Herren, wir habeil die Rechnung des Herrn Schatzmeisters geprüft und können nur konstatieren, daß alles richtig ist sowie daß sich im letzten Jahre der Kassenbestand um 700 Mk. erhöht hat. Da alle Rechnungen stimmen, bitte ich, dein Herrn Schatz meister Entlastung zu erteilen. — (Zurufe: dem Vorstände!) Vorsitzender: Ich erweitere den Antrag des verehrten Herrn Vorredners dahin: dem Vorstand Entlastung zu erteilen, und frage, ob Sie diese Entlastung aussprechen wollen. — (Zustim mung.) — Ich danke Ihnen; die Rechnungsablage ist genehmigt. Wir kommen nun zu Punkt 3 der Tagesordnung: Festsetzung des Jahresbeitrages auf de» Kopf der Mit glieder der Verbände sür 1909/10. Meine Herren, wir sind nicht in der Lage, Ihnen eine Er höhung oder eine Herabmindcrung des Jahresbeitrages Vorschlägen zu können — Sic werden das »achempfinden können —, weil wir mit dem heutigen Tage unser Amt Niederlegen und es unseren Nachfolgern überlassen müssen, etwaige Änderungen zu beantragen. Somit kann ich im Namen des jetzigen Vorstandes nur bitten, es bei dem Betrage von 2 Mk. pro Kopf der Mit glieder zu belassen. — Erhebt sich dagegen Widerspruch? Herr Dehne: Meine Herren, ich möchte mir die Frage er lauben, ob es vielleicht dem jetzt neuzuwählenden Verbandsvorstand