Volltext Seite (XML)
12102 KS-l«»!-« k ». »«n. SuchS-ÄL Nichtamtlicher Teil. 236, S. Oktober 1912. normale Grenze überschritten haben, zur Schleuderei und Überfüllung des Berufes mit tingeeigneten Elementen führt, sondern in einer vernünftigen Spannung zwischen Laden- und Nettopreis, durch die ebenso die Existenzmöglichkeit des Buchhandels wie die Interessen des Publikums gewahrt wer den. Eine Erhöhung der Rabatte müßte aber zu einer Er höhung der Bücherpreise führen, und diese kann nicht im In teresse des Buchhandels liegen, weil sie die ohnehin nicht große Kauflust des Volkes verringern würde, während alles aus die Steigerung des Bücherkonsums ankommt.« An eine allgemeine Erhöhung des Verleger-Rabatts dürfte somit nicht zu denken sein. In einer Besprechung die ser Frage schreibt die Redaktion des Börsenblattes: »Weit wahrscheinlicher ist dagegen, daß nicht Sortiment und Ver lag, sondern Sortimenter und Verleger sich miteinander über diese Frage verständigen werden, und zwar im Sinne einer Gegenseitigkeitspolitik, die nicht durch die bloße Zugehörigkeit zum Buchhandel, sondern durch die materiellen Grundlagen der gegenseitigen Beziehungen bestimmt wird. Damit ist aber dem Sortimenter schon der Weg vorgezeichnct, de» er zu gehen hat, um schwer erfüllbare Wünsche an den Verlag in unschwer zu erreichende Forderungen an den Verleger umzu wandeln.« Den Gegenstand temperamentvoller Erörterungen bildeten im letzten Viertel des vorigen Jahres die neuen Liefe rungs-Bedingungen der Barsortimente, die weniger durch ihren materiellen Inhalt als vielmehr durch die rigorose Art ihrer Einführung den lebhaftesten Unwillen hervorriefen. Da die Angelegenheit inzwischen in befriedi gender Weise beigelegt worden ist, will ich nicht näher darauf eingchen und mich nur darauf beschränken, auch an dieser Stelle zu betonen, daß die Barsortimente an vielen der Unzu- lräglichkeiten und auch an ihrer Unrentabilität selbst die größte Schuld tragen, indem sie weit über ihren ursprüng lichen Zweck hinausgegriffen und lediglich der Konkurrenz wegen sich auch mit ungangbaren Artikeln belastet haben. Sie scheinen ja inzwischen auch selbst zu dieser Erkenntnis ge kommen zu sein und jetzt die Absicht zu haben, eine größere Anzahl älterer Artikel als sonst aus ihrem Lager auszu scheiden. In die Konzentration der Kommissionsbetriebe scheint infolge der Warnungsrufe im Börsenblatt ein Stillstand ge kommen zu sein. Die Besprechung in Eisenach über die Einführung einer Bestellgebühr für Z eitschriften brachte zu allgemeiner Kenntnis, daß in einer Reihe von Städten eine solche Bestellgebühr bereits seitens der lokalen Vereine zur Einführung gekommen sei, ohne auf einen Widerstand beim Publikum zu stoßen. Solange der Verein von Verlegern illustrierter Zeitschristen sich nicht zur obligatorischen Einfüh rung einer Bestellgebühr entschließen kann, mutz es den Lokal vereinen überlassen bleiben, diese Angelegenheit von sich aus örtlich zu regeln — eine Veranlassung mehr zu einem festeren Zusammenschlüsse der buchhändlerischen Firmen in den ein zelnen Orten auch unseres Verbandes. Auch die Aufstellung von Bücher-Automaten an anderen Stellen als den Bahnhöfen und den eigenen Ge- schäftslokalcn bietet eine Veranlassung des Zusammenschlusses der Kollegen an den einzelnen Plätzen. Die Firma Reclam vergibt mit Vorliebe ihre Automaten an die Ortsvereine oder an die zu diesem Zwecke vereinigten Firmen eines Platzes, natürlich schon aus dem Grunde, um sich die nicht beteiligten Firmen nicht vor den Kopf zu stoßen. Die Erweiterung der Sonntagsruhe ist das Ziel der Angestellten-Organisationen im Handelsgewerbe. Die örtlichen Verschiedenheiten innerhalb unseres Verbands bezirkes gestatten mir nicht, für oder Wider diese Ausdehnung Stellung zu nehmen, wenn ich auch persönlich der Überzeu gung bin, daß eine völlige Sonntagsruhe ebenso im Interesse der Geschäftsinhaber wie ihrer Angestellten gelegen ist. Das Publikum gewöhnt sich rasch an diese Neuerung. Natürlich muß auch in dieser Frage Einheitlichkeit innerhalb der Kol- legenfchaft herrschen. Die bevorstehenden Kämpfe in Leipzig wegen Abschlusses eines neuen Markthelferlohntarifs sind von großer Wichtig keit auch für den ganzen Buchhandel außerhalb Leipzigs. Eine wesentliche Erhöhung der Markthelfer- und Hilfs- arbeitcrlöhne des Leipziger Buchhandels kann sehr leicht da zu führen, daß diese Löhne höher werden als die Gehälter der jungen buchhändlerischcn Gehilfen. Daß damit die Frage auch der Erhöhung dieser Gehälter zum Gegenstände lebhafter Er örterung werden wird innerhalb der Gehilfenvereinigungen, die ohnehin auf die Festsetzung von Minimalgehältern hin drängen, ist vorauszusehcn. Dies dürfte nicht ohne Rückwirkung auf den Gesamtbuchhandel bleiben und bedars somit auch unseres Interesses, umsomehr, als die ständig wachsenden Spe sen der Leipziger Kommissionsgeschäfte auch einmal zu einer Erhöhung der Gebührensätze führen könnten. So ist der Buch handel mit einer ständigen Zunahme aller seiner Aufwen dungen bedroht, ohne doch auf der anderen Seite die Aussicht zu haben, feine Gewinne entsprechend erhöhen zu können. Zu diesen wachsenden Lasten tritt nun noch die neue Be lastung durch das Versicherungsgesetz für Singe st eilte, das mit dem neuen Jahre in Kraft treten wird. Es steht schon heute fest, daß dieses Gesetz, welches dem An gestellten für seine spätere Lebenszeit nur ein unzulängliches Almosen sichert, die Geschäftsinhaber und die Angestellten schwer belastet, ohne doch eine entsprechende Gegenleistung gewähren zu können. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Buch handels sind zurzeit derart, daß es ihm nicht möglich ist, über die vom Gesetz geforderte Mindestleistung hinauszugehen und die Leistungen für die Angestellten mit zu übernehmen. Es mutz deshalb daraus gehalten werden, daß die Angestellten den auf sie entfallenden Beitragsteil unter allen Umständen selbst tragen. Ist ja doch die Befürchtung nicht unbegründet, daß sie diese angesichts der bestehenden Teuerung besonders empfindliche neue Abgabe von ihren festen Bezügen zum An laß nehmen werden, aus eine Erhöhung der Gehälter hinzu wirken! Damit die Beitragsleistung angesichts der unzuläng lichen Gegenleistung, die das Gesetz vorsieht, nicht noch hin aufgesetzt wird und somit eine noch stärkere Belastung ein- tritt, ist den Geschäftsinhabern auf das ernstlichste zu empfeh len, sich an den demnächst stattfindenden Wahlen für die Rentenausschüsse zu beteiligen. Eine Fürsorge-Einrichtung für den deutschen Buch handel, die dazu geeignet ist, Chefs und Angestellten in glei cher Weise wirklich zu dienen, ist dagegen das Erholungs heim für Deutsche Buchhändler, das seine segens reiche Wirksamkeit schon begonnen hat. Ich möchte auch an dieser Stelle unsere Mitglieder darum bitten, diese Einrich tung durch Gewährung eines jährlichen Beitrages nach Maß gabe ihrer Mittel zu unterstützen. Der Vorstand des Erho lungsheims ist an uns herangetreten mit der herzlichen Bitte, daß auch unser Verband als solcher einen Jahresbeitrag ge währen möge, und ich bitte Sie, dies heute in wohlwollende Erwägung zu ziehen. Die Bekämpfung des Schmutzes und Schundes in der Literatur seitens Berufener und Unberufener nimmt ihren Fortgang und ist nun schon soweit gediehen, daß es angezeigt erscheint, sie aus die ihr gesteckten Grenzen nachdrücklich hinzuweise». Wie alle Schlagworte, so hat auch dieses Wort eine starke suggestive Kraft bewiesen, und schon mehren sich die Anzeichen dafür, daß vielleicht manche dieser freiwilligen Helfer zur Reinigung der Literatur letzten