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KM, Rr. 12L. MlaltfüröeOmWllGMM-el : Mttg?ie^de" "die^eÜe^o^^far 36 ! ^ §ei'/* Stellcngeiuche werdcn mit 10 Pf. pro ^ k Z Deutschen Deiche zahlen für jedes Exemplar 30 Mark dez. des Dörsenvereins die viergejpaltene petitzei j»36 Mark jährlich. Nach dem Uusland erfolgt Lieferung Z NaUm 15 6.13.50 6.26 M..'/, 6.50 M-: für Nicht-' A*äbee Leipzig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in^Z Mitglieder 40 pf^ 32 M.. 60^M.. 100 Deilagon werden « WKMüMMörst'lwereW'öerNeUWenB'W Leipzig, Freitag den 26. Mat 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die nationalen Aufgaben des deutschen Buches. Von Hermann Huber-Kempten. Man hat in langen, ein Menschenalter hindurch währenden Friedensjahren nicht bloß den Begriff Vaterland ein wenig aus den Augen verloren, sondern noch viel mehr hat man es verlernt, die ursächlichen Beziehungen der verschiedenen Erscheinungen des vaterländischen Wirtschasts- und Kulturlebens zu dem na tionalen Gemeinwesen zu studieren. Der internationale Waren austausch verwischte in vielen und weiten Gebieten des deutschen Wirtschaftslebens völlig die Grenzen zwischen Vaterland und Außenländern, und in säst allen Zweigen des deutschen Wirt- schaftslebens war die W e l l Marktstellung das erstrebte oder erreichte Ziel, und all« Kräfte der Produktion wurden auf die Beherrschung des Weltmarktes eingestellt. Das Vaterland selbst spielte in diesem ausgedehnten Komplex der Interessen keine wesentlich höhere und wichtigere Rolle als andere Länder, in manchen Fällen vielleicht sogar die geringere oder die geringste. Mit dem Kriege und seiner längeren Dauer ist dies alles gründ lich anders geworden. Der Warenaustausch hat säst gänzlich auf gehört oder ist ganz und gar einseitig geworden und beschränkt sich überdies auf wenige uns benachbarte Länder. Das zwingt fast unwiderstehlich dazu, nicht bloß die Nutzbarmachung sämt licher vorhandenen wirtschaftlichen Kräfte zu betreiben, soweit sie in den Dienst des Gemeinwohls gestellt werden können, son dern es veranlaßt auch mehr denn bisher, den Beziehungen der einzelnen Faktoren des Wirtschaftslebens zu unserem gemein samen Vaterland« und zu der Organisation und Mobilisierung seiner nationalen Lebens« und Widerstandskraft ein beobachtendes Augenmerk zu schenken. Das deutsche Buchgewerbe und insonderheit der deutsche Buch handel in allen seinen Erscheinungsformen darf sich gewiß nicht zu den an letzter und unwichtigster Stelle stehenden Wirtschasts- und Kullurfaktoren des Vaterlandes rechnen. Das hat Wohl auch niemand im Frieden getan, denn ein Glied, dem so gewaltige Kraft und so weil reichender Einfluß innewohnen, kann und muß zu den wichtigeren Teilen des Volkskörpers gerechnet wer den. Ich glaube aber nicht fehlzugehen, wenn ich sage, daß man säst durchweg mehr geneigt war, von der Bedeutung des Buch- Han de Is selbst zu reden und zu schreiben, als von der Bedeu tung des Buches. Von letzterem hat man viel gehört als von einem bedeutsamen K u l t u r faktor, aber auch hier ist meines Wis sens nicht in genügendem Maße die vaterländische Be deutung des deutschen Buches zur Geltring gekommen. Es ist in dem letzten Kriegsjahr mit fast noch steigender Ein dringlichkeit der Schrei nach dem Buche erklungen. Die Soldaten an der Front und in den Lazaretten stießen ihn aus, und ihre treuen Helfer, die Geistlichen, Ärzte und das Rote Kreuz unter stützten diesen Ruf durch nachdrückliche Betonung der hohen Be deutung einer guten Lektüre für die geistige Verfassung und Schlagsertigkeit unserer Armee. Diese Erscheinung, an sich be trachtet, leitet schon ohne weiterer zu dem Schluß, daß nicht die Langeweile allein es gewesen ist, die Millionen von Menschen, denen das Buch früher sicher nicht geläufig war, ein solches in die Hand drückte oder den Wunsch und das Bedürfnis nach einem solchen wachries. Auch nicht das Bedürfnis nach Anregung oder Ablenkung allein vermöchte diese Erscheinung zu erklären, son dern es darf und muß angenommen werden, daß die gewaltigen Anstrengungen und Anspannungen der physischen und psychischen Kräfte des Menschen ganz natürlich auch ein Bedürfnis der re geren Betätigung der geistigen Kräfte auslösen und verlangen. Dies mag vielleicht latent und völlig unbewußt bleiben, aber das schließt nicht das Vorhandensein solcher Reaktion des Geistes aus. Diese Tatsache allein kann aber recht Wohl ernstlichen An laß bieten, zu fragen: Welche Bedeutung hat eigentlich das Buch für unser nationales Leben, und welche Beziehungen lassen sich seststellen zwischen der nationalen Lebens- und Verteidigungs kraft und dem Buche? Eine solche Frage wird auch dann nicht hinfällig und überflüssig, wenn man sich sagen kann, di« oben angeführte Erscheinung, der Schrei von Millionen nach dem Buche, gäbe aus diese Frage selbst schon die einzig richtige und erschöpfende Antwort. Das wäre richtig, wenn sonst keine Wechselwirkungen zwischen dem Vaterland und dem Buche be stünden. Meines Erachtens bestehen sie aber in mehreren an deren Richtungen auch noch. Das deutsche Buch als Faktor des Wirtschaftslebens ist hier wohl mit zwei Sätzen abzutun. Was das Buch und jene Stände, die sich mit seiner Herstellung, seinem Vertrieb und seinem Ver laus befassen, für das wirtschaftliche Leben unseres Vater landes bedeuten, das mögen andere aus dem Studium der Wirk samkeit, der Opfer und der Erfolge des deutschen Buchhandels sich errechnen. Unter Buchhändlern aber brauchen wir es nicht noch eigens zu sagen. Ebensowenig scheint mir an dieser Stelle eine Beweisführung nötig zu sein über die Bedeutung des Ein flusses des deutschen Buches aus unsere Kultur. Ihn nach der guten und schlechten Seite zu ermessen, mag gleichfalls an deren Vorbehalten bleiben. Weniger osl begegnet man aber Gedanken und Ausfüh rungen auch in unseren eigenen Fachkreisen, die die vater ländische Bedeutung mehr ins Licht rücken. Es ist ja klar, daß beide oben genannten Einfluß-Sphären des Buches auch diese Seite in sich schließen können. Aber cs ist auch hier wie überall: die eingehende Betrachtung nnr eines Ausschnitts fördert gar manches zutage, was mit dem Blick aufs Ganze nicht mehr er saßt und ausgenommen werden kann. In den gegenwärtigen Zeiten verdient aber vielleicht gerade das Ausschnittbild mehr Beachtung als das Ganze. Das deutsche Buch hat vor allen Dingen einen wohlgemessenen Anteil an der Organisation unserer nationalen Kräfte. Es ist nicht unwichtig, daß unter den ganz wenigen Dingen, die unsere Gegner an uns heutzutage noch schätzen dürfen und was sie öffentlich anerkennen und sogar bewundern dürfen, unsere unge heure, alles überwindende Organisationskraft ist. Freilich ist Or ganisation zuallererst auch eine in der ganzen Wesensart eines Volkes verankerte Eigenschaft und Fähigkeit, die an bestimmte Voraussetzungen und Gesetze gebunden ist. Daß die Fähigkeit zu organisieren bei uns Deutschen größer ist, als bei unseren Nach barn, darf auch uns Deutschen bekannt sein, und wir dürfen das sagen, ohne uns zu rühmen. Wir können ja nichts für diese Veranlagung. Aber fragen wir einmal nach den Mitteln und Werkzeugen dieser Organisationstätigkeit! Decken wir hier nicht ein ganzes Arsenal von papierenen »Instrumenten und Hilfs mitteln« auf? Großzügige Organisation beruh! vor allen 669