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Redaktioneller Teil. ^i'- 206, 5. September 1916. Den Glückwünschen des preußischen Kultusministeriums gab Herr Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat 1)r. Schmidt in folgenden Worten Ausdruck: Erv. Majestät, hochverehrte Festversammlung! In Kriegs- stiirmen, als Kind des Friedens gelioren, hat die Deutsche Bücherei in ihrem kurzen Dasein schon manchen Strauß nach innen und außen durchzusechten gehabt und damit ihre Lebensfähigkeit bewiesen. Ent standen aus dem eigenen Bedürfnis und der feurigen Tatkraft unseres hochberühmtcn deutschen Buchhandels, ist sie und wird sie ein Ruhmesblatt dieser Zeit bleiben. Wenn ihre Ziele nicht in allen Punkten denen anderer großer Bibliotheken gleichlaufen, wenn ins besondere für andere mehr wissenschaftliche Vollständigkeit genügt, während für sie als Archiv des deutschen Buchhandels lückenlose Vollständigkeit von größter Bedeutung ist, und wenn schließilch hieraus in Art und Verwaltung mannigfache Verschiedenheiten vor- licgen, so liegt doch andererseits klar zutage, daß auch der deutschen Wissenschaft hier eine neue, ruhmvolle Arbeitsstätte geweiht wird. Jedes Buch, das erscheint, sei es auch erst nach 1913, und das der Bücherei zuwächst, ist Material für die wissenschaftliche Arbeit und gleichzeitig eine wundervolle Gelegenheit, die wir bis jetzt nicht hatten, für die bibliographische Arbeit und wissenschaftliche Sichtung unseres deutschen Schrifttums. Daran nimmt auch die preußische Unterrichtsverwaltung wärmsten Anteil, und der Herr Kultus minister von Trott zu Solz, der heute nicht hier sein zu können leb haft bedauert, hat mich beauftragt, hier seine wärmsten Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen. Was die Weiterentwicklung dieses Werkes und sein Verhältnis zu anderen Bibliotheken angeht, so bewähre sich an ihm das Dichter- wort, das einst bei feierlicher Gelegenheit unser allergnädigster Kaiser gesprochen hat: Gleich sei keiner dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten! Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich. Namens der bayrischen Negierung und zugleich in Vertre tung der anwesenden Vertreter der Einzelregierungen sprach der Kgl. bayrische Minister für Kirchen- und Schulangelegenheiten Excellenz vr. von Knilling den Wunsch aus, daß die Deutsche Bücherei dem Sachsenlande sowie dem ganzen Deutschen Reiche zur Ehre und Zierde gereichen möge: Eure Königliche Majestät, Königliche Hoheiten, hochansehnlichc Festversammlung! Im Namen der Königlich Bayerischen Negierung und zugleich im Einverständnis mit den Herren Vertretern der übrigen heute hier anwesenden einzelstaatlichen Negierungen erlaube ich mir, unseren wärmsten Dank für die liebenswürdige Einladung zu der heutigen schönen Feier Ausdruck zu geben und sogleich unsere herzlichen Wünsche für die glückliche bauliche Vollendung und für die günstige Weiterentwicklung des großzügigen Unternehmens zu verbinden, das, noch vor Ausbruch des Weltkrieges in Angriff genommen, trotz der kriegerischen Drangsale der Gegenwart zu einem so glücklichen Ab schlüsse gefördert worden ist. Wir viel geschmähten deutschen Bar baren sind stolz darauf, auch mitten im Kriegsgewinnler nicht darauf zu vergessen, unseren Blick auf die uns obliegenden wichtigen Kultur aufgaben zu richten und das geistige Leben unseres Volkes, getreu den großen Überlieferungen, würdig weiter zu fördern. Darin tritt ein gutes Stück jener Kraft zutage, die, wenn sie es auch offen nicht cingestehcn, heimlich unsere Gegner uns bitter beneiden, jener Kraft, die das deutsche Volk in diesem Kriege zum Staunen der Welt an den Tag gelegt hat und die uns in die Lage setzt, kühn entschlossen die Stirn einer Welt von Feinden erfolgreich darznbieien. Im vollen Gefühl jener Kraft glauben und hoffen wir nicht bloß, sondern wir sind überzeugt und wissen es, daß aus dem ungeheuren Völkerringen Deutschland nicht als unterliegender Teil hcrvorgcht (Bravo!), und H richten wir uns heute schon darauf ein, nach dem Kriege auch auf geistigem Gebiete den erhöhten Anforderungen in jeder Weise ge recht zu werden. Das Fricdenswerk, das wir heute zu unserer Freude fertig erstanden vor unseren Augen sehen, es ist ein be redter Beweis dafür. Es hat seine Bedeutung nicht bloß für einen engeren, örtlichen Kreis, es ist auch nicht eine ausschließlich sächsische Landesangclegcnheit, sondern es soll und wird dem ganzen deutschen Volke in seiner geistigen Arbeit dienen. Deshalb ist der Ge danke, hier in Leipzig einen Sammelpunkt für die neueren gei stigen Erzeugnisse zu schaffen, auch in deickschcn Landen allseitig freudig begrüßt und der Plan überall nach Kräften gefördert wor den. Namentlich der in großem Umfange cingcleitete Tanschverkehr zwischen der Deutschen Bücherei und den einzelstaatlichen Bibliotheken wird fiir beide Teile befruchtend und ersprießlich werden. Und so fasse ich unseren Dank und unsere Wünsche zusammen in ein frohes Glückauf für die Deutsche Bücherei. Möge dieses Kind einer eisernen 1158 Zeit im Frieden blühen und gedeihen, der Stadt Leipzig und dem Sachscnlande zur Zierde und zur Ehre, dem ganzen deutschen Volke und seiner geistigen Arbeit zu Nutz und Frommen. (Bravo!) Die Glückwünsche der Universität Leipzig kleidete deren Rek tor, Herr Geheimrat Prof. 1)r. von Strümpell, in nach stehende Worte: Ew. Majestät, Eure Königl. Hoheiten, hochverehrte Versamm lung! Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler hat die Güte gehabt, auch die Vertreter der deutscheu Universitäten zu dieser schönen Cinwcihungsfeier cinznladen. Gern und mit bestem Danke sind wir dieser Einladung gefolgt, denn Sie wissen alle, daß wir Professoren in enger Beziehung zu allem stehen, was Bücher und Buchwesen betrifft. Wir sind ja von Berufs wegen die Bücher schreiber und gehören zu ihnen, und wenn die Bücher gedruckt und gesammelt werden sollen, so müssen sie zunächst geschrieben werden. Und darum, da wir zu den Schriftstellern gehören, haben wir ge wissermaßen ein väterliches Interesse für alles, was mit dem Biblio thekswesen zusammenhängt. Zwar wissen wir Professoren, daß unsere Aufgabe jetzt nicht mehr diejenige ist, wie früher, wo man uns zu den Stubengelehrten und Büchergelehrten zählen zu dürfen glaubte. Auch wir wissen, daß wir unsere Blicke jetzt stets hinaussendcn müssen aus der Enge der Studierstubc auf das All gemeine, auf die großen praktischen Aufgaben, die unserm Volke jetzt von Jahr zu Jahr in zunehmender Größe erwachsen. Aber an dererseits bleibt es doch wahr, daß die Literatur, die Gesamtheit des Schrifttums der beste Gradmesser fiir die Höhe der Kultur, das heißt, der geistigen Bildung eines Volkes ist, und so wollen wir Professoren, indem wir heute an dieser Einweihungsfeierlichkcit der Deutschen Bücherei von Herzen teilnehmcn, der Bücherei vor allem den Wunsch mit auf deu Weg geben, daß die Büchcrschätze, die hier aufgcstapelt werden sollen, auch in der Zeit nach dem Kriege, wo neue friedliche Aufgaben in großer Zahl unseres Volkes warten, nicht nur an Umfang und Länge, denn in der Beziehung könnte einem manch mal geradezu bange werden, aber an innerem Wert, an Güte und Schönheit stets Zeugnis ablegen sollen von der Größe und der Höhe der geistigen Bildung unseres Volkes. Mit diesem Wunsche haben wir Professoren an der heutigen Feier teilgenommcn, und in diesem Sinne rufen wir der Deutschen Bücherei und ihrer Zukunft ein freu diges und zukunfts-erwartungsreichcs Glückauf zu. (Bravo!) Auf deu Zusammenhang zwischen Technik, Buchdruckerkunst und Buchhandel wies Herr Professor 1)r. E l s e n h a n s, Rektor der Technischen Hochschule in Dresden, hin: Königl. Majestät, Königliche Hoheiten, hochverehrte Versamm lung! Die technischen Hochschulen Deutschlands haben mich beauftragt, in ihrem Namen dem Börsenvercin der Deutschen Buchhändler zur Einweihung der Deutschen Bücherei die herzlichsten Glückwünsche dar- znbringen. Was die deutsche Technik bedeutet, bedeutet fiir die Kul tur der Neuzeit, das ist jedermann offenbar. Ohne sie Hütte auch die Buchdruckerkunst die hohe Vollkommenheit nicht erreichen können, de ren sie sich hclstc erfreut, ohne sic wären wir nicht in der Lage, dieses schöne Haus heute einweihen zu dürfen. Was die deutsche Technik für die Gegenwart bedeutet, das hat die Welt staunend er fahren, das haben unsere Feinde zu ihrem Schrecken bemerkt. Die Ursprungsstätten und Pflanzstätten der deutschen Technik aber sind die deutschen technischen Hochschulen, und ihre Grundlage ist die Wis senschaft. Damit tritt auch für die Technik das Buch in sein-Recht, das die Ergebnisse der Arbeit zusammen faßt, weiterverbreitet und die Brücke schlägt von dem bisher Erreichten zur Anknüpfung wei terer Fortschritte. Und so wird auch dieses schöne Haus in Tausenden von Bänden zeugen von der Arbeit der deutschen Technik. Möge es ihm vergönnt sein, die Werke deutschen Erfinder- und Erforschergeistes von Geschlecht zu Geschlecht zu wahren und zu mehren, und möge es dazu beitragen dürfen, für die Zukunft in der unübersehbaren welt geschichtlichen Entwicklung der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte dem deutschen Volke seinen Platz an der Sonne zu sichern und durch diese ihre Mitwirkung dazu zu helfen, daß cs unter den Völkern der Erde seinen Ruhm in alle Zukunft bewahre und mehre. (Bravo!) Der Verein der Deutschen Bibliothekare ließ durch Herrn Geheimen Hofrat Prof. Or. Boysen, Direktor der Universitäts- bibliothek in Leipzig, eine künstlerisch ausgeführte Adresse über reichen, die von dem Redner mit nachstehenden Worten übergeben wurde: Eure Majestät, Königl. Hoheiten, hochansehnliche Festversamm- lnng! Der Verein Deutscher Bibliothekare hat mich, seinen Vorsitzen-