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^5 110, 17. Mai 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5843 Klägerin dieser Erwartung bei den Verhandlungen mit dem Be klagten Ausdruck gab, so bestand doch Klägerin darauf, daß zu ihren Gunsten Beklagter die Garantieübernahme erklärte, und machte hiervon ihre Verlagstätigkeit abhängig. Sie wollte also für alle Fälle gegen mögliche Verluste durch die vom Beklagten zu leistende Garantie gesichert sein. Es liegt dies so auf der Hand, daß auch Beklagter hierüber nicht im Unklaren sein konnte. Er kann deshalb nicht einwenden, daß er trotz Übernahme der Garantie von jeder Garantiepflicht befreit worden sei, und kann noch weniger sich darauf berufen, daß seine Garantieerklärung nicht ernstlich gemeint gewesen, sondern nur zum Schein ab gegeben sei. Die Revision wurde somit zurückgewiesen. (Aktenz.: IV 316/09.) Königliches Kunstgewerbe-Museum in Berlin. — Im Lichthof des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin ist seit Sonntag, 8. Mai, die Sammlung Ernst Juhl »Zur Geschichte der künstlerischen Photographie« ausgestellt. Sie zeigt gute Bei spiele aus der Entwickelung der Kunstphotographie in verschiedenen Ländern mit besonderer Berücksichtigung ihrer Anfänge. Ham burg, die Heimat des Besitzers, ist reich vertreten. Voran stehen die Werke des Schotten D. O. Hill aus 1843—1846. Herr Ernst Juhl hat einen Führer durch die Sammlung verfaßt und zur Ein führung am Sonnabend, 7. Mai, im Hörsaal des Königlichen Kunst gewerbe-Museums einen Vortrag über »Die Entwicklung der künstlerischen Photographie« gehalten. Universitätsbibliothek in Berlin. — Der Umzug der Uni versitätsbibliothek aus den alten Häusern Dorotheenstraße 9 und 10 nach dem gegenübergelegenen Neubau ist jetzt beendet. Der Ein gang zur Bibliothek ist an der Universitätsstraße. Der Lesesaal für die Universitätsbibliothek ist schon im vorigen Jahre fertig geworden, er liegt an der Dorotheenstraße und dient auch den Zwecken der königlichen Bibliothek. Diese wird einen eigenen Lesesaal von ganz bedeutendem Umfange erhalten, doch dürften bis zu seiner Vollendung noch mindestens drei Jahre vergehen. Die alten Häuser in der Dorotheenstraße werden zur Erweiterung des Instituts für Meereskunde in der Georgenstraße Verwendung finden. (Vossische Ztg.) Tie größte Blindenbibliothek der Welt. — Die nach einem bekannten Wohltäter der Blinden benannte ^ggoeia-tion Valentin in Paris unterhält in dieser Stadt, Rue Duroc 9, eine Blindenbibliothek, über die in der »Uevus cl63 Lib1iotkö<iu68 et ^.roüiveg äe Lel§igue« soeben einige interessante Mitteilungen gemacht werden. Diese Bibliothek ist nämlich die größte ihrer Art in der Welt und bildet gewissermaßen eine Welt für sich, die ausschließlich von Blinden für Blinde in Gang erhalten wird. Auch die Bibliothekare sind Blinde, ebenso sind die Kataloge, die Zettel, die Ausleihlisten usw. in Blindenschrift (Braille-Schrift) hergestellt. Die Bibliothek enthält gegen 26 000 Bände, die fast alle von Wohltätern der Blinden, insbesondere Damen und jungen Mädchen aus den besseren Ständen, in Blindenschrift übertragen worden sind; gibt es doch junge Mädchen, die sich keinen Abend zu Bett legen, ohne wenigstens einige Zeilen für die armen Blinden gesetzt zu haben. Die Bibliothek versorgt sowohl die Blinden der Hauptstadt wie der Provinz mit Lese stoff. Einmal in der Woche, am Mittwoch, ist der Ausleihtag für die Pariser Blinden, die dann in großer Zahl mit schweren Bücherballen auf der Bibliothek erscheinen, ihre Erfahrungen und Wünsche austauschen und dann ebenso schwer beladen wieder ab- ziehen; an den übrigen Tagen wird die Provinz mit Lesestoff versorgt. Da die Typen der Braille-Schrift sehr groß sind und nur auf der Rector-Seite angebracht werden können, sind die Bücher natürlich sehr dick und schwer; ein gewöhnlicher Roman band zu 3 Frcs. 60 Cts. gibt in Blindenschrift acht bis zehn Bände, von denen jeder dreimal so dick und natürlich auch viel größer und schwerer ist als das gedruckte Buch. Obwohl daher die französische Post diese Bücher zum Drucksachentarif befördert, ist durch diesen Umstand den Blinden im Lande die Benutzung der Bibliothek sehr erschwert; denn trotz des Vorzugstarifs kostet die Fracht für einen Roman von durchschnittlichem Umfang dem Blin den ungefähr ebensoviel für das Lesen, wie der Gesundsichtige beim Kauf für den ganzen Band zu bezahlen hat. Da aber gerade die Blinden naturgemäß meist in recht dürftigen Verhältnissen leben, so ist infolgedessen die Benutzung der Bibliothek von auswärts weit geringer, als man bei dem starken Bedürfnis der Blinden erwarten müßte, — ein Übelstand, dem die französische Regierung leicht ab helfen könnte, wenn sie sich entschließen wollte, die ohnedies sehr wenig einbringenden Gebühren für Beförderung von Blinden büchern nach dem Vorgang anderer Staaten völlig anfzuheben. Erst wenn dieses Hindernis der Benutzung beseitigt sein wird, wird die so menschenfreundlich gedachte Bibliothek ihre segens reiche Wirksamkeit voll entfalten können. (Nach: »kevue äsg kid1iotü'6(iu63 et ^rebiv63 äs UelAiyue«.) Bayerische Druckerei L BerlagSanstalt G. m. b. H. in München. — Inder Gesellschafterversammlung vom 16. März 1910 wurde das Stammkapital von .sr 842 600.— auf ^ 78 000.— herabgesetzt. Die Gläubiger werden aufgefordert, sich bei der unterfertigten Firma zu melden. Bayerische Druckerei L Verlagsanstalt Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Geschäftsführer: (gez.) E. Barth, München, Bayerstraße 57. (Deutscher Neichsanzeiger Nr. 111 vom 13. Mai 1910.) * Bereinigte Kunstinstitute A.-G. vorm. Otto Troitzsch in Schöneberg bei Berlin. — Die Generalversammlung vom 9. Mai d. I. setzte die Dividende auf 15 Prozent fest. * Postgebühren in Frankreich. — Im inneren Verkehr Frankreichs und der französischen Kolonien wurden am 8. April folgende Postgebühren eingeführt: Briefe und Geschäftspapiere bis 20 § 10 Centimes, von 20 bis 60 § 15 Cts., von 50 bis 100 § 20 Cts., für jede weiteren 60 § je 5 Cts. Das Höchstgewicht von Briefen ist 1 lr§; Geschäftspapiere bis zu 20 offen versandt, zahlen nur 5 Cts. Porto. Die Geschichte des Athenäums in Boston. — Im März d. I. feierte eine der bekanntesten Bibliotheken der Ver einigten Staaten, das Bostoner »Athenäum«, das Fest ihres hundertjährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß widmet das »lübrar^ Journal« der Geschichte dieser Bibliothek eine Dar stellung, die bei dem eigenartigen — teils privaten, teils öffent lichen — Charakter dieser Bibliothek auch für den Buchhandel nicht ohne Interesse sein dürfte. Das Bostoner (eigentlich Salemer) Athenäum ist der Nach folger zweier älteren Bibliotheken, die im Jahre 1810 unter dem gegenwärtigen Namen vereinigt wurden, nämlich der 1760 ge gründeten »Loeial Indrar^« und der 1782 gegründeten »?bi1c>- 8oxüioaI Inbrar^«. Die »Loeial Indrar^« verdankte ihre Entstehung einem Kreis wohlhabender gebildeter Herren, 28 an der Zahl, die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in einem be stimmten Gasthaus Bostons zusammenkamen und in dem genannten Jahre mit 165 Guineen die Bibliothek als ge meinsamen Besitz gründeten. Ein Bostoner Geistlicher wurde nach London geschickt, um dort die nötigen Bücher anzukaufen, und die Bibliothek am 20. Mai 1761 in einem Schulhause mit einem Bestand von 415 Bänden er öffnet. Die Revolution gefährdete den Fortbestand der Bibliothek sehr, da viele der Anteilhaber nach England flüchteten; doch über wand sie die Störung, wurde sogar 1797 mit öffentlichen Rechten ausgestattet und konnte 1809 ihren ersten Katalog herausgeben. Als sie 1810 in das »Athenäum« überging, betrug die Zahl der Gemeinbesitzer 40. Die »küi1o8oxbiea1 Indrar^« hatte als Kern ihres Bestandes die sehr wertvolle Privatbibliothek des vr. Richard Kirwin in Dublin, die während des Unabhängigkeitskriegs mit der übrigen Fracht des britischen Schiffes »Mars« von dem amerikanischen Schiff »Pilgrim« erbeutet wurde. Sie wurde von Nev. Joseph Willard, dem späteren Vorstand der Universität Harvard, mit einigen anderen Freunden erworben und damit im Jahre 1781 die »kbilosopbieal Indrar^« gegründet. Im Jahre 1810 erfolgte die Vereinigung mit der »Loeial Inbrar^« zum »Athenäum«, dessen erster Vorstand vr. Holyoke wurde. . m Jahre 1857 erhielt diese Bibliothek von Miß Caroline 756*