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1730 Nichtamtlicher Teik 52, 4. März 1899 beschlagen, sollte etwas sparsamer zu Werke gegangen werden. Vei den alten Pergamentbänden, die eine große Anzahl von Blättern zu umschließen hatten, war dies etwas anderes als bei einem Adreßeinband, der wenige oder gar nur ein Blatt einschließt. Darum wäre auch hier Mäßigkeit angebracht, damit der Buch binder nicht zum Sklaven des Silber- oder Aluminiumfabrikan ten wird. Wenn ich nun auf den Masseneinband zurückkomme, so glaube ich, daß es auch hier angebracht ist, von der linken Seite aus, also vom Rücken ausgehend, zu dekorieren. Das ist nicht Willkür, sondern tektonisch richtig. Der Umschlag ist etwas anderes als der Titel. Darum habe ich auch bei der Schrift für die Sonder-^ ausstellung im Königlichen Kunstgewerbemuseum -Die Kunst im Buchdruck-- (Lichtbild) den Titel auf dem Umschlag in die linke Ecke stellen lassen. Daß dies die einzige Lösung wäre, will ich nicht sagen, sie hätte vielleicht auch auf andere Weise erfolgen können; aber ich glaube, daß mit der Schrift uud der Dekorierung vom Rücken als dem festen Halte ausgegangen werden muß. Eckmann hat au dem Buch von Laufs -Herodias- (Lichtbild) ein vortreffliches Beispiel gegeben, wie vom Rücken aus die Decke als eine Einheit behandelt werden kann. Diese Lösung ist ein Beweis origineller persönlicher Kunst, wie ich sie in Amerika und England bei dem Versuche, die Einheit des Bucheinbandes vom Rücken aus zur Erscheinung zu bringen, noch nicht gesunden habe. Eine ähnliche Gesinnung zeigt Ludwig Hoffmann in der Decke zur Kunstzeitschrift -Pan-. (Lichtbild.) Auch er geht vom R cken ans, gestaltet aber jede Seite als geschlossene Einheit. Hier haben Sie ein Beispiel (Lichtbild), daß man auch mit wenigen Mitteln eine schöne kräftige Wirkung schaffen kann. An dieser Decke zur -Leip ziger Kunst, sehen Sie, daß die Verzierungen den Stoff in seiner natürlichen Struktur zur vollen Geltung kommen lassen. Von den vielen englischen Bucheinbänden will ich hier nur ein Beispiel geben (Lichtbild), an oem Sie sehen, daß hier ein origineller Künstler an der Arbeit war, daß hier ein frischer künstlerischer Zug herrscht. Hier habe ich ein paar Bände, die Interessantes bieten, auch vom Verlegerstandpunkte aus. Die Firma hat sich eine Leiste zeichnen lassen, die sie bei allen Bänden anwendet; auf der Rück seite bringt sie ihr Signet an. Die Leiste wird immer in einer anderen Farbe auf die Decke aufgedruckt. Hier z. B. braune Leiste aus grünem Grunde, hier gelbe Leiste auf grauem Grunde. Nach der Farbe richtet sich der Schnitt, das Vorsatzpapier. Sv hat diese Firma bei den Werken Gerhart Hauptmanns immer bei jedem Bande eine andere Farbe, was mir von großer Wichtigkeit scheint. Jedoch ist die Farbe des Kapitelbändchens, des Lese- eichens, hier nicht richtig, ein Beweis, daß man auch diesen Kleinig- citen die größte Beachtung schenken muß. Zum Schlüsse will ich Ihnen noch einen Bucheinband ihres großen. Landsmannes Klinger (Lichtbisd) vorführcn, der von monumentaler Wirkung ist. Dieser Einband zur Brahms-Phantasie mit seiner vornehmen Ruhe ist mustergiltig. Sie, sehen: hier ist große Kunst. Ein großes Hemmnis für die Kunst, eine böse Unsitte ist die private Submission. Sie missen, daß nicht nur vom Staate, sondern auch von den Privaten bei Vergebung von Arbeiten Sub missionen veranstaltet werden. Diese sollte man ebenso bekämpfen wie die staatliche; aber leider ist es sehr oft der Fall, daß gerade diejenigen, welche die staatliche Submission bekämpfen, selbst Sub missionen veranstalten. Diese Unsitte führt uns nur mäßige Kräfte zu; auf diese Weise bleibt die große Kunst beiseite. Ziehen wir den oder jenen Künstler heran; dann wird es auch möglich sein, echt künstlerische Kräfte zur Entfaltung zu bringen. Ich wünschte nur, daß ich eine größere Ausstellung von Bunt papieren hier hätte zur Anschauung bringen können. Das Bunt papier ist heute ein sehr wichtiger Faktor. Daß die modernen Buntpapiere heute gut entwickelt sind, ist erfreulich. Die Arbeiten Eckmanns sind maßgebend für das, was heute nötig ist. Das lithographisch gemusterte Vorsatzpapier liegt aber noch recht im argen. Das Flächenmuster ist noch gar nicht hincingekommcn, anch in der Farbe herrscht noch eine große Trostlosigkeit. Hier ist die neue Richtung nicht in den Grundeigenschaftcn, sondern nur in den zufälligen modischen Aeußerlichkeiten fortschrittlich. Aus diesem Grunde kann man es nicht übclnchmen, wenn einfache glatte Papiere verwendet werden, denn daraus kann man sich Muster nehmen, die zu der Decke passen. — Ich bin am Schlüsse meiner Vortragsreihe. Gerne hätte ich noch manches hinzugefügt. Ich hoffe, daß die Herren Techniker sich be streben werden, mit Frische nnd Selbständigkeit die Anregungen in der Praxis zu erproben. Der ganze Gedankcngang bei meinen Vorträgen war, daß auch in unserem Buchgewerbe die echte wirk liche Kunst platzgreifen möge. Hier gilt es, nicht die neue Rich tung, sondern die echte Kunst, die ernste dekorative Kunst in das Buchgewerbe hineinzutragen. Dies ist möglich, wenn man echte Künstler heranzieht; nur durch diese werden wir im Buchgewerbe die rechte große Kunst erreichen. Wenn wir die deutschen Künstler an ihre richtige Stelle setzen, nur dann werden wir eine deutsche nationale Kunst erreichen, die wir neben jede andere fremde Kunst als eine echt deutsche nationale Kunst stellen können. Wir müssen alle Kräfte einsetzen, selbständig und national zu sein. Wenn wir in diesem Sinne handeln, dann erst werden wir in der deutschen Kunst bestehen. Lassen Sie uns hoffen, daß wir die deutsche Kunst bald neben die anderen fremden stellen können, daß wir bald eine deutsche nationale Kunst besitzen. Lassen sie uns hoffen, daß, wenn wir in nicht mehr ferner Zeit in Paris vor das Urteil der Welt treten, wir auch mit unserer deutschen Kunst im Buchgewerbe in Ehren bestehen werben. Lassen Sie uns hoffen, daß die Kunst im Buchgewerbe nun bald aufhöre, das Stiefkind zu sein; daß es vielmehr die Lieblingstochter werde, damit es wieder mit Recht heißen möge, wie es in dem alten Spruch, mit dem ich schließen möchte, lautet: »Gott grüß' die Kunst!« — Reicher, lang anhaltender Beifall wurde auch dieses Mal, wie immer am Schlüsse eines Vortrages, dem Redner zu teil. — Herr Or. Oscar von Hase, 1. Vorsteher des Deutschen Buch gewerbevereins (des früheren Centralvereins für das gesammte Buch gewerbe), sprach Herrn Or. Jessen den herzlichsten Dank im Namen des Vereins und der Anwesenden aus mit dem Wunsche, daß Herr Or. Jessen auch fernerhin dem Buchgewerbe wie bisher ciu treuer Freund und Berater bleiben möge. Erneuter Beifall zeigte, daß seine Worte im Sinne aller Anwesenden gesprochen waren. — So wären nun diese hochinteressanten Vorträge zum Abschlüsse gelangt, die hoffentlich viel dazu beitragen werden, daß auch ini Buchgewerbe die echte Kunst einem frischen Gedeihen entgegengeht. Herrn Or. Jessen, dem unermüdlichen Kämpfer für die Kunst im Buchgewerbe, gebührt der Dank aller, die im Buchgewerbe thätig sind. Nicht weniger Dank aber gebührt dein Deutschen Buchgewerbevcrein, der in unserer heutigen materiell angehauchten Zeit auch ideale Bestrebungen pflegt und darauf bedacht ist, einen Einfluß der bildenden Kunst auf das Buchgewerbe herbeizu führen. Möge sein Wirken bald allseitig die verdiente Anerkennung finden! IV. Zum neuen, fünfundpuanjigsten, Jahrgänge der -LiblioAiapInk äe Lel^igne«. Die «Uibliograpüio cko Oslgiquo» war schon bisher ihrer Anlage wegen ein bequemes, gut brauchbares Hilfsmittel. Sie erschien in zwei Abteilungen, einer für Bücher, einer für Periodica, alle 14 Tage, nnd am Jahresschlüsse wurden sehr gute systematische und alphabetische Register beigcgeben. Das Bücherverzeichnis brachte nicht nur die in jeder Nummer alphabetisch geordneten Titel der in Belgien erschienenen Bücher und Broschüren, sondern auch die der im Auslande von belgischen Verfassern veröffentlichten nnd die der ausländischen Werke, die auf das heutige Belgien direkten Bezug haben. Das wird auch in Zukunft so bleiben; aber, was für die Benutzer von großem Vorteile ist und sein wird: jeder Nummer der Bücherabteilung sowohl, wie auch der zweiten, der der Periodica, und der dritten (als neu weiter unten zu er wähnenden) wird ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis der biblio graphischen Gruppen mit Angabe der den aufgeführten Titeln Vorgesetzten fortlaufenden Nummern vorausgeschickt, also z. B. ^.ämivistratiov, 1, 117, 141, 152. Die Namen der Verfasser sind, ohne Vornamen, den Bücher- Titeln in fetter Schrift vorgesetzt, mit den Vornamen bzw. deren Abkürzungen, im Texte wiederholt. Umfang, Preis und — für dieAnhänger derDezimal-Klassifikation von Interesse—die Dezimal- Systems-Nummern sind beigesügt. Die zweite Abteilung wird, wie bisher, sämtliche in Belgien erscheinenden Periodica mit Aus nahme der politischen Tageszeitungen aufführen, mit Angabe der Erscheinungsweise, des Formates, des Herausgebernamens und Preises. Aber leider, muß man sagen, ist diese Abteilung im Ver gleich zur ersten etwas stiefmütterlich behandelt, insofern als in der ersten die Verfassernamen fett gedruckt sind, in dieser zweiten aber die Titel der Periodica, oder wenn es auch nur die Stich worte wären, sich gar nicht vom übrigen Texte, nicht einmal durch gesperrte Schrift abheben. Das ist entschieden ein Uebelstand, der leicht hätte vermieden werden können. Neu und von höchster Wichtigkeit ist endlich die dritte Ab teilung, die monatlich in Umschlag erscheinen soll, und als LuUotin moiwuol äss sommairss cles periockigues bezeichnet wird. Der In halt ihrer zweispaltig bedruckten Nummern wird systematisch ge ordnet sein wie die vorliegende erste Nummer, und jede einzelne Angabe in sich abgeschlossen mit dem Namen des Verfassers, dem Titel seiner Arbeit, deren Umfang und dem Titel des sie ent haltenden Periodikums. Ein Schlagwortregister soll am Ende des Jahres beigcgeben werden. Damit hat Belgien auch eine periodisch