Volltext Seite (XML)
303, 30. Dcccmber. Nichtamtlicher Theil. 4907 Sind doch z. V. die wohlfeilen Classiker-Ausgaben bereits ver wundener Standpunkt. Cotta läßt mehrere seiner geringeren Aus gaben eingehen, weil dasjenige Publicum, welches nach den Spott preisen verlangte, seine Kauflust befriedigt hat. Das bessere Publi cum verlangt nach besseren Ausgaben, wie z. B. die neuen Cotta'- schen Ausgaben Schiller zu 3 Thlr. und Goethe zu 8 Thlr. (in klein Octav) — wenn wir recht gehört haben — eine ganz un erwartete Ausnahme finden. Der Verlagshandel muß ja schon wegen der seit 3 Jahren um circa 30 U vertheuerten Herstellungskosten alle seine Produkte in neuester Zeit höher ansehen, als es bisher üblich war; soll er doch noch ein paar Procent mehr ansetzcn, um dem Sortimenter min destens durchweg 33>tzgh geben zu können! Der Sortimenter hat so gut unter den allgemeinen Preissteigerungen der Lebensbedürfnisse zu leiden, als irgend ein Anderer, er braucht die 33sh U. Aber zuerst muß er natürlich dafür sorgen, daß er sic verdiene, und der verdient sie nicht, welcher schleudert! Wozu haben wir alle möglichen Buchhändler-Corporationen, Sortimenter-Vereine rc., wenn sie nicht einmal sich gegenseitig zu verpflichten vermögen, diesen am Mark des ganzen Standes zehren den Auswuchs mit scharfem Messer zu zerstören! Um aber auf die Anregung zu kommen, aus welcher diese Zeilen entstanden: Wo könnte der „Allgemeine Deutsche Gehilfen verband", der ja die halbe Generation der Zukunft in der Tasche hat, ein dankbareres und segensreicheres Gebiet seiner Thätigkeit finden, als hier! Wo so viel guter Wille, so viel nie wieder zu vereinigende ernste Kraft und Energie sich findet, als in diesem jungen Vereine — da ist die Möglichkeit gegeben, den Buchhandel zu regeneriren und in erster, zweiter und letzter Linie für eine Besserstellung der Gehilfen den Weg zu ebnen. Deshalb, verehrte Kollegen vom Verband, setzt Euer Willens- capital ein! Thut selbst den erste» Schritt, bewegt dann den faulen Koloß, den man Buchhandel nennt, den zweiten zu thun — aber herzhaft! und paßt auf: den dritten Schritt thut er selbst, und damit ist Euch und uns geholfen! Miscellcu. Rechtsfrage. — Ist es nach den für Preußen im Jahre 1851 erlassenen Bestimmungen über die Presse als ein Preßv er gehen zu bezeichnen und strafbar, wenn eine Buchhandlung von einer in der ersten Auflage verbotenen Druckschrist, von der nach Verlauf von 2 Jahren eine neue, mit der simpel» Bezeichnung „2. Auflage" versehene Ausgabe erschienen, Exemplare der neuen Auflage öffentlich ausstellt oder zum Verkauf ausbietct, so lange der Vertrieb der 2. Auflage den Buchhandlungen nicht untersagt ist? — Um Aeußerungen hierüber von Sachverständigen wird ergebenst gebeten. Die Jnseraten-Aufforderungs-Jndustrie einiger Agenten hat in jüngster Zeit eine solche Höhe erreicht, daß manche Verlagshandlung täglich mehrere Offerten dieser sogen. Zeitungs- Annoncen-Bureaur, z. B. für die so nobel gehaltenen Fliegenden Blätter, auch für den Kladderadatsch, oft auch für unbedeutende Localblätter, erhält. Wenn man nur einem Theile dieser Aufforde rungen zu „wirksamen" Inseraten entsprechen wollte, so würden die Kosten dafür manche Unternehmung ganz aufzehren, d. h. den zu erwartenden Gewinn übersteigen! — Nimmt man sich nun die Mühe, z. B. einen halben Beilagebogen des Kladderadatsch zu über rechnen, so ergibt sich für einen solchen halben Bogen bei >0 Sgr. für die viergespaltene kleinste Nonpareil-Zeile eine Nettoberech nung von circa 600 Thalern! —Was aber der eigentliche Kostenpreis eines soliden Halbbogens, deren oft 2—3 bestiege», selbst bei 41,000 Auflage, beträgt, das kann sich jeder Sachkundige leicht ausrechnen. x. In Oesterreich-Ungarn erscheinen zur Zeit 1016 Zei tungen in der buntesten Sprachmischung, darunter 204 politische, 642 nichtpolitische, 170politisch und nichtpolitisch zugleich. Deutsche Blätter gibt cs 600, ungarische 170, tschechische 79, polnische 58, italienische 50, slovenische 22, ruthcnische ö, rumänische 8, croatische 6, serbische 5, hebräische 3, griechische, slovakische und französische je 2. Wien allein hat 340 Zeitungen, 59 politische und 281 nicht- politische, wovon 337 deutsch sind, je 2 tschechisch, rumänisch und ruthenisch, 1 französisch. Für die Herren Sortimenter. — Aus dem Kladdera datsch Nr. 57 (15. Dec., Jnseraten-Beilage): Sie wünschen? Das große Schach-Handbuch von Zukertort u. DufreSnr. in weichem man jeden Zug nachschlagen kann, nebst Blind- lingS-Schachbrcl. - Bcdaure! Das Buch ist im Verlage derE. Schwei gger scheu Hof-Bnchhandlung in Berlin, Steglitzer Sir. 38, soeben in 2. Auflage erschienen, und kostet 4^ Thlr. Der Verleger hat es mir noch nicht ge sandt. Darf ich ein Exemplar für Sie bestellen? — Danke! werde mich direct an den Verleger wenden, und bekomme dann vielleicht noch Rabatt. Adien. — Aus dem Reichs-Postwesen. — Zur Erläuterung der Verfügung des General-Postamts vom 2l. November d. I., worin ausgesprochen ist, daß die Bücherzettcl nur zur Bestellung von „Büchern, Zeitschriften, Bildern und Musikalien" dienen dürfen (Börsenbl. Nr. 281), hat dasselbe aus eine Anfrage den Bescheid gegeben, daß die erwähnte Verfügung lediglich den Zweck hatte, einer mißbräuchlichen Verwendung der Bücherzettcl zur Bestellung von „Formularen" vorzubeugen, nicht aber Einschränkungen in der bisher gestattete» Benutzungsweise der Bücherzettcl zu treffen, und diese sonach auch fernerhin zur Bestellung von „Globen, Tellurien, Planetarien oder sonstigen Unterrichtsmitteln" benutzt werden dürfen. — Nach einem Bescheid des General-Postamts vom 19. Dec. dürfen Cliches und Holzschnittstöcke mit Rücksicht auf die Be stimmungen im §. 16., Absatz I. des Postreglements vom 30. No vember 1871 zur Beförderung gegen die für Waarenproben- und Waarenmuster-Sendungen festgesetzte ermäßigte Taxe nicht zu- gelaffcn werden, weil dieselben nach ihrer Beschaffenheit und Ver wendung sich nicht als wirkliche Waarenproben ohne eigenen Kaus- werth charatterisiren. »uvA>-xoben von I)r. 3? Uokxliolckt. >1alirA. 1872. Holl 12. Inirult: /.um Aolctonon ltlittzjubiläutu ctos l^öniAS lloltnnn von Kuobson. — Oor lüosooaal clor 4Vionor länivorsitüts- bibliotbolr. — Ikrnnsösisolis l-ittorutur (los tloutkmsi - brnn- xösisodon LrioAss 1870 — 71 (ldortsetuunA n. 8odluso). — /ur I.ittoi'Ntur clor OosotxAoduQA kür äkt8 Ooutsolro üoiolr (lkortsotvunx). — I-ittsrntur Ullä Nisoollon. — vis Liblio- tbolr äor Ooutsollon OAnto-OosoUsebkrft in Ürosäon. Pcrsonalnachrichtcn. Herrn R. Schultz, früher in Paris und jetzt Director des Hauses Berger-Levrault L Co. in Straßburg, ist vom Könige von Sachsen für seine Thätigkeit für verwundete deutsche Krieger in Paris während dcr Zeit der Belagerung und der Commune das Ritter kreuz des Albrechtordens verliehen worden. Aus dem gleichen Grunde erhielt derselbe schon früher vom Deutschen Kaiser das Eiserne Kreuz 2. Classe am weißen Bande, und vom Könige von Württem berg den Olgaorden. 6 70*