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4906 Nichtamtlicher Theil. ^ 303, 30. Tcccmbci. f. das deutsche Reich, gr. 8? * 13841. Schroetter, B. Frhr. v., politische u. rechtliche Bedenken gegen den Gesetzentwurf, betr. die Grenzen d. Rechts zum Gebrauche kirchl. Straf, u. Zuchtmittel, gr. 8. In Comm. * ^ ^ 13843.Aui'S. Oesterreielusrliei )lilitäi lialeniier f. 1873. 6. ^sirrss. tt?8F. v. L. Klutscksk. 16. 6eb. * 24 13844. öames, 3. victionarv ok tke enFli8>» 3. treneli l3ll8U3ss68. 11. L<1. 8. 2 ^ 13845. Wagner, K. F., die brandenburgisch-preußische Geschichte. 11. Ausl. 8. ' 3 N-^ Nichtamtlicher Theil. Was ist zur Aufhilfe des Sortimentshandels und zur Besserstellung der Gehilfen zunächst nöthig? In Nr. 28S dieses Blattes haben wir in unserer Mittheilung über die Beziehungen des Gehilfenvereins „Ulk" zum „Allgemeinen Deutschen Gehilfenvcrband" in Aussicht gestellt, in einem späteren Artikel der Frage der Besserstellung der Gehilfe» näher zu treten. Es sei „ns vor der Hand vergönnt, unsere Ansicht darüber auszu- sprcchcn, wo und wie die ersten Schritte geschehen müssen, um eine normale Grundlage für die Lösung dieser Frage zu schaffen. Es mag ziemlich paradox klingen, wenn wir behaupten, viel nölhigcr als die Besserstellung der Gehilfen sei die Besserstellung der meisten Prinzipale. Und doch sind leider die Verhältnisse inr lieben deutschen Buchhandel der Art, daß die Mehrzahl der Sor timenter — die Verleger kommen gar nicht in Betracht — beim besten Willen nicht in der Lage sein würde, den Gehilfen ein Salär bieten zu können, das den heutigen Anforderungen des Standes entspricht. Wir wollen jedoch aus die Ursachen dieser traurigen Verhält nisse später eingehcn und uns zunächst mit der Besserstellung der Gehilfen beschäftigen, soweit sie direct möglich ist. Der erste Schritt zu einer solchen ist bereits geschehen. Seine Folgen sind schon erkennbar, und werden hoffentlich mit jedem Jahre erkennbarer und bedeutungsvoller werden. Dieser erste Schritt war die Agitation gegen das Lehrlingsunwesen, die im Stillen, aber um so wirksamer, von Vereinen und von Einzelnen in Scene gesetzt wurde. I» kleineren und mittleren Städten erlaubten sich bisher die welligsten Sortimenter — selbst wenn das Geschäft einer tüchtigen Arbeitskraft sehr nöthig bedurfte — den Lnrus eines ständigen Ge hilfen. Allenfalls wurde gegen Weihnachten ein solcher engagirt, uni zur Ostermcsse wieder entlassen zu werden. Die übrige Zeit hals man sich mit Lehrlingen, deren Aufzucht säst gewerbsmäßig — um nicht zu sagen: fabrikmäßig — geschah, und übri gens (zur Schande sei es gesagt) stellenweise noch jetzt ge schieht. Zum Glück und für den Buchhandel zum Unglück sind die Zeiten vorüber, wo ein strebsamer Primaner, dem es an Mitteln zum Studircn fehlte, sein Heil allein im Buchhandel finden zu können glaubte. Die Misere des Gehilsenstandes ist Dank den Ausklärungen, welche aus seiner Mitte heraus mehr und mehr verbreitet wurden, zu bekannt geworden. Lehrlinge wer den ein rarer Artikel, gute Gehilfen »och rarer; mit der Zeit muß daher die unbefriedigte Nachfrage nach tüchtiger Arbeitskraft zu besserer Würdigung derselben führen, wenn auch eine Uebergangs- periodc schon jetzt nicht zu verkennen ist, wo in den jüngeren Gehil- scnkreisen säst nur noch mittelmäßige — vielleicht weil oft in rücksichtsloser Weise schlecht ausgebildete Gehilfen zu finden sind. Mit der Steuerung des Lehrlingsunwescns glauben wir also Le» erste» Schritt zur Besserstellung des Gehilfenstandes gethan. Fahren wir daher fort, gegen dasselbe energisch zu agitiren I Der zweite Schritt (— um auf die oben ausgesprochene Ansicht zurückzukomme»—) ist der, daß es erreicht werden muß, die Herren Sortimenter-Prinzipale besser zu stellen, oder eigentlich zu bessern! Kaum findet sich, namentlich in Norddeutschland, eine Stadt von 4—5000 Einwohnern, die nicht eine oder gar mehrere wirk liche Sortimentsbuchhandlungeu hätte, — ungerechnet ein halbes Dutzend Buchbinder, die dabei in einigen, überdies nicht eben den unsichersten Absatzgebieten (Schulbücher, Kalender, Gesangbücher) lebhafteren Zuspruch finden alz die Buchhandlungen, und noch den Vortheil haben, daß sie fast ausschließlich gegen baar verkaufen. Hat ein solches Städtchen aber seine 2 oder 3 Sortiments geschäfte, so darf man darauf rechnen, daß der liebe Brodneid das gegenseitige „collegialische" Verhältniß nach der Verträglichkeit von — 81t venia verbo — „Hund und Katze" zu regeln pflegt. Das Knndenstehlc» wird mit möglichstem Raffinement betrieben, und sehen wir: wie? — so ist das erste Lockmittelchen ein kleines Ra- battchen, aber natürlich dem lieben College» zulieb nur von den Ordinärartikeln. — Und warum denn nicht, der liebe College thnt's sicher auch! — Hat der glückliche Kunde einmal Rabatt geschmeckt, so verlangt er ihn natürlich auch beim zweiten Kauf, und da man ihm denn doch schließlich den Unterschied zwischen Ordinär und Netto nur schwer deutlich machen könnte, setzt man lieber von alle» Artikel» den „üblichen" Rabatt ab. — Und warum denn nicht, der liebe College thut's ja auch! — Der Versuch der Verleger, den Kunden-Rabatt durch die Schmälerung des Rabatts von 33^ A> auf 25 gh unmöglich zu machen, war ei» unglückliches Rechenerempel! Sie machten die Bücherpreise wohlfeiler und versperrten sich selbst jeden Schritt zur Erhöhung. Daß doch Denen 10 U von ihrer Lebensfrist vom lieben Herr gott abgezogen worden wären, die für das Rabattiren das Epitheton „üblich" erfanden! Ist denn das nicht eine Schmach und Schande für den Buchhandel, der immer kaufmännischere Formen anstrebc» will, daß er Kunden gegenüber das Wort „Rabatt" kennt? Welcher Kaufmann gibt anders Rabatt, als an Wiedcrverkäuser? Und jeder Kaufmann — selbst im kleinsten Nest — hat seine Concurrenz so gut wie der Buchhändler. Wie oft ist dieser Krebsschaden schon vergeblich gerügt worden! Es ist das Uebel, dessen Beseitigung mit allen Mitteln versucht werden muß, bevor an eine Besserstellung des Sortimentshandcls und darnach des Gehilsenstandes zu denken ist. Hat der Sortimenter nur erst seinen vollen Rabatt sür sich, so kann er wenigstens eristiren, wenn er auch deshalb vielleicht noch nicht in der Lage ist, seine Ge hilfen anständig zu bezahlen. Dem aber wäre nachher schnell ge hoben. Wenn erst das Schleudern überwunden ist, so wird gern der Verlagshandel den dritten Schritt thun, indem er je nach Bedürfnis; bessere Bezugsbedingungen entführt. Der Verlagshandel kann die Bezugsbedingungen günstiger stelle», denn er kann jetzt andere Preise für seine Erzeugnisse verlangen, wie bisher. Das Publicum kauft jetzt wieder, und zahlt auch gern besser alz früher.