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Redaktioneller Teil. 180, 6. August 1914. Beschränkungen für den Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr, j — 1. Postverkehr mit dem Auslande: Von jetzt ab werden! nach dem Ausland und den deutschen Schutzgebieten mit nachstehend aufgeführten Ausnahmen nur noch offene Postsendungen in deutscher Sprache angenommen und befördert. Pakete sind nicht mehr zulässig. Private Mitteilungen in geheimer (chiffrierter oder verabredeter) Sprache oder in anderer als deutscher Sprache, ferner solche über ^ Rüstungen, Truppen- oder Schiffsbewegungen oder andere militärische Maßnahmen sind verboten, cs sei denn, daß sie von militärischer Seite als zugelassen bescheinigt sind. Wertbriefe und Kästchen mit Wertan gabe sowie Postaufträge nach dem Ausland und den deutschen Schutz gebieten können jedoch mtter folgenden besonderen Bedingungen zur Beförderung übernommen werden: Die Auflieferung- ist nur unmittel bar bei Postämtern zulässig, soweit sie nicht militärischerseits für be stimmte Bezirke ganz verboten wird; die Auflieferung bei Postagen turen, Posthilfsstellen und durch die Landbriefträger ist demnach ver boten. Briefliche Mitteilungen, soweit sie überhaupt zulässig sind, müssen in deutscher Sprache abgefaßt sein und dürfen keinen verdäch tigen Inhalt haben. Die Sendungen sind bei den Postämtern offen vor- zulcgen und dann unter Überwachung der Beamten zu verschließen und zu versiegeln. 2. Telegraphen- und Fernsprechverkehr mit dem Ausland und im Inlands. Privattclcgramme nach dem Aus land und im Jnlande müssen in offener und deutscher Sprache abgefaßt sein. Telegramme in fremder oder in geheimer (chiffrierter oder ver abredeter) Sprache sowie solche über Rüstungen, Truppen- oder Schiffs bewegungen oder andere militärische Maßnahmen sind verboten. Die Telegramme müssen bei der Auflieferung mit Namen und Wohnung des Absenders versehen sein. Auf Verlangen müssen sich Absender und Empfänger über ihre Persönlichkeiten ausweisen. Der private Fernsprechverkehr nach dem Ausland und nach einigen am Schalter zu erfragenden Grenzgebieten des Inlandes wird eingestellt. Außerhalb dieser Grenzgebiete dürfen Gespräche im inneren deutschen Verkehr nur in deutscher Sprache geführt werden und keine Mitteilungen über Rü stungen, Truppen- oder Schiffsbewegungen oder andere militärische Maßnahmen enthalten. Der Funkentelegraphenverkehr wird eingestellt. Weitere Beschränkungen oder Erleichterungen des Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehrs bleiben Vorbehalten. Berlin, den 1. August 1914. Der Staatssekretär des Neichspostamts. Kraetke. In der gemeinsamen Tagung der Gesellschaft deutscher Nerven ärzte (8. Jahresversammlung) und der Schweizerischen Neurologischen Gesellschaft am 5. und 6. September in Ber n sind nach der »Münch. Med. Wochenschr.« folgende Vorträge augemeldet von den Herren: 1. L. A sh er-Bern: Experimentelle Differenzierung von erregenden und hemmenden nervösen Mechanismen. 2. S. Erben-Wien: Uber spastische Phänomene. 3. O. F o e r st e r - Breslau: Uber die spezi fische Behandlung der lades äorsalw. 4. I. P. Karplus und Krcidl-Wien: Uber Sympathikuszentren und -bahnen im Zentral nervensystem. 5. M. Nonne-Hamburg: Anatomische Demonstrati onen zum Kapitel der Laeüsxia ü^popkMpriva. 6. A. Säen ger- Hamburg: Uber akute doppelseitige Erblindung. 7. S. Schönborn - Heidelberg: Tetaniesymptome im Greisenalter. 8. G. Steiner- Straßburg: Das Zentralnervensystem bei der Spirillose des Huhns. 9. G. S t i e f l e r - Linz: Uber die therapeutische Wirkung von Schlaf mitteln bei Epilepsie. 10. A. Stoffel-Mannheim: Neues iiber die Ischias und die Behandlung des Leidens. 11. O. Veraguth- Zürich: Tierexperimentelle Untersuchungen über den psychogalvanischen Reflex. 12. Fr. W o h w i l l - Hamburg: Pathologisch-anatomische Befunde im Zentralnervensystem der Syphilitiker (nach gemeinsam mit Prof. E. F r a e n k e l - Hamburg ausgeführten Untersuchungen). 13. Z a n i e t o w s k i - Krakau: Die Fortschritte der elektrodiagnosti- schen Methoden mit besonderer Berücksichtigung eigener Versuche (De- monstrationsvortrag). Auskunftsstelle. — Der Bund der Industriellen (Berlin >V. 9, Königin-Angusta-Straße 15) hat eine Auskunftsstelle eingerichtet, von der alle näheren Auskünfte über die durch die Kriegslage gebotenen Beschränkungen für den Post-, Telegraphen-, Fernsprech- und Eisen bahnverkehr sowie über die im Interesse der Landesverteidigung in Kraft getretenen Ausfuhrverbote von Waffen, Munition, Spreng stoffen, Eisenbahnmatcrial, Telegraphen- und Fernsprechgerät, von Rohstoffen, die bei der Herstellung und dem Betrieb von Gegenständen des Kriegsbedarfs zur Verwendung gelangen, von ärztlichen Instru menten und Geräten usw. zu erhalten sind. Personalniichnchtek. Gestorben: in den Morgenstunden des 4. Augusts Herr Carl Mühl (geb. am 25. März 1841 zu Jüterbogk), lange Jahre Hauptschriftleiter von Meyers Neiscbüchern im Bibliographischen Institut in Leipzig. Während seiner Tätigkeit (vom 1. November 1869 bis zum 30. März 1911) hat er einen wichtigen Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der deutschen Neisebücherliteratur in reger Anteilnahme mit durchlebt. Mit weit ausschauendem Verständnis ist er dabei der im Wandel der Zeiten sich immer weiter ausdehnenden touristischen Erschließung der Land schaften und Länder gefolgt, wobei ihn vorzügliche (auch technische) Kenntnisse des Kartenwescns unterstützten. Unermüdlich hat er am Ausbau der deutschen Neisebücher gearbeitet und manchen Schlager ge schaffen, durch den die Bücher für die deutsche Reisebücherliteratur ge radezu vorbildlich wurden. Gelernter Buchhändler, erfreute er sich im deutschen Buchhandel zahlreicher Freunde, die ihn als äußerst liebenswürdigen Gesellschafter sehr verehrten. Allen aber, die mit ihm und unter ihm arbeiteten, wird er das Vorbild treuen, unermüdlichen Fleißes bleiben. Ein Mitkämpfer in den Feldzügen 1806 und 1870/71, sollte er die jüngste Erhebung unseres deutschen Volkes, an der er den regsten Anteil genommen hätte, nicht mehr mit vollem Bewußtsein erleben. Leipzig. A. Alkier. Sprechfaul. Fachzeitschriften während des Krieges. (Siehe den Artikel an der Spitze dieser Nr.) Im Interesse der Verleger von Fachzeitschriften möchten wir fol gende Frage zur Diskussion stellen: Wir erhielten in den letzten beiden Tagen bereits von 8 größeren Inserenten die Aufforderung, während der Dauer des Krieges, bzw. bis auf weiteres die Aufnahme ihrer laufenden Inserate einzustellen. Vom rechtlichen Standpunkte aus können derartige Anträge natürlich abgelehnt werden, da wir JnsertionSaufträge mit Sistierungs-, bzw. Kriegs-Klausel nicht abgeschlossen haben. Wenn nun aber derartige Wünsche nach einer Unterbrechung der Insertion, wie zu erwarten steht, von einem noch größeren Teile der Inserenten geäußert werden, so wird man sich dauernd der Befolgung und Anerkennung derartiger Wünsche nicht verschließen können, weil sonst im Kreise der Inserenten Mißstimmungen entstehen würden, die später zum Abbruch wichtiger und wertvoller Beziehungen führen können. Andererseits kann man aber auch bei der gegenwärtigen Lage eine solche erhebliche Verminderung der laufenden Inserat-Einnahmen nicht auf sich nehmen, solange die Zeit schriften in bezug auf Erscheinungsweise und Umfang das gleiche wie sonst leisten sollen. Es entsteht deshalb die Frage, ob es für viele Fach zeitschriften nicht angebracht wäre, in Berücksichtigung der Wünsche der Inserenten während der Dauer des Krieges ihr Erscheinen zu unter brechen oder erheblich zu beschränken. Bei einem solchen Entschluß, vor den wahrscheinlich jetzt und in nächster Zeit viele Zeitschriftenver leger gestellt werden, wäre es jedenfalls für alle Beteiligten sehr er wünscht, wenn inan den Standpunkt und die Meinung der Kollegen er fahren könnte, und deshalb erscheint es uns sehr wichtig, einen Gedanken- Austausch hierüber anzuregen. Auch in bezug auf die Abonnenten können Fachzeitschriften vor die Notwendigkeit gestellt werden, sich zu ent scheiden, ob sie während der Dauer des Krieges in unveränderter Weise ivcitererscheinen, ob ihr Erscheinen und ihr Umfang eingeschränkt wer den sollen, oder ob sie ihr Erscheinen für einige Zeit ganz unter brechen. Dies hängt natürlich in erster Linie davon ab, welche Fach kreise und welche Berufs-Angehörigen als Abonnenten für ein Fach blatt in Betracht kommen. Sehen wir einmal von Fachblättern, die sich an großindustrielle Unternehmungen oder an vorwiegend gut situierte Kreise wenden, ab, so werden doch die meisten Fachkreise darauf angewiesen sein, während der Dauer eines Krieges ihre Ausgaben aufs äußerste einzuschränken. Die Angehörigen solcher Berufe werden es daher vielleicht dankbar empfinden, wenn durch Einschränkung oder Unterbrechung in der Er scheinungsweise ihres Fachblattes während der Dauer des Krieges die Abonnementszahlungen erheblich vermindert werden, bzw. in Fortfall kommen. Ja, man könnte befürchten, daß, wenn die Fachzeitungen nicht von selbst in dieser Beziehung rechtzeitig und vorsichtig Einschränkungen eintreten lassen, von seiten der Abonnenten zahlreiche Abbestellungen erfolgen würden, die dann nicht in allen Fällen später wieder durch Wciterbestcllungen ausgeglichen werden. Wir bitten die Herren Kollegen, sich hierüber gefl. zu äußern. 8. 8. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thvma». — Verlag: Der Bürsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsche« BuchhSndlerhaus. Druck: Ramm LSeemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Letmla. GertchtSwea 2« lBuchbänblerhauSI. 1232