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70. 25. März 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel 3439 Nummer, dem Namen des Inhabers und Datum der Ent- leihung versehene Leihkarte. Diese ist bei Bücherentnahme auf der Ausgabestelle der Bücherhalle zu hinterlegen, bei Rücklieferung der Bücher wird sie zurückgereicht. Den 13 656 Anträgen auf Erteilung einer Leihkarte bis zum Schluß des 5. Betriebsjahrs standen nach weiteren drei Jahren bis zum 28. Februar 1907 20 932 Anträge gegen über; die 1904 im Verkehr befindlichen 9864 Leihkarten stiegen auf 13 936, fast dreimal so viel wie am Schluffe des ersten Betriebsjahres. Da in den Wintermonaten 1906/07 die Abfertigung des Publikums auf das äußerste beschleunigt werden mußte, so kam die Verwaltung auf den Ausweg, jedem Leser von vornherein neben der Leihkarte Jnterims- karten auszustellen. Die Bücherhalle bewahrt seitdem die Originalleihkarte aller Leser grundsätzlich auf. Sie wird dem Entleiher auf Wunsch wieder in die Hand gegeben, wenn vorher die Rücklieferung sämtlicher Bücher kontrolliert worden ist. Sobald nun, besagt der Bericht weiter, ein be sondrer Andrang des Publikums eintrat, wurden die zurück gegebenen Bücher nicht mehr sogleich gelöscht, bzw. die zu gehörigen Buch- und Leihkarten ausgesucht, sondern sie wandelten in das Bureau und wurden an bestimmter Stelle bewahrt, um nach Schluß der Ausleihe erledigt zu werden. Damit wurde Stauung an der Rückgabestelle, dem be drängten Punkte der Ausleihe, vermieden, und es konnten die zu verleihenden Bücher unmittelbar abgegeben werden; es ist Vorsorge getroffen, daß wenigstens eine Jnterimsleih- karte für jeden Leser zum sofortigen Gebrauch bereit liegt. Weitergeben von Büchern an solche, die zur Benutzung der Bücherhalle nicht zugelassen sind, ist wie an allen Biblio theken verboten. Der Entleiher hat auf Beschädigungen eines Buchs, die nicht von der Bücherhalle gekennzeichnet sind, aufmerksam zu machen, auch etwaigen Verlust sofort anzuzeigen. In beiden Fällen ist auf Verlangen Ersatz zu leisten. Die ersatzpflichtigen Beschädigungen betrugen im l. Jahre bei 3000 Entleihern und 94 305 Entleihungen 111 Bände „ 4. „ „ 9300 „ „243 796 ., 29 „ S 9864 ., „282 391 ., 49 ,. „ 8. j, „14000 .. „406 602 „ 102 „ Die wirklichen Verluste an Büchern, die nach fünf Be- triebsjahren bei einer Gesamtauslerhe von 970 290 Bänden sechs Bände betrugen, beliefen sich nach acht Jahren bei einer Gesamtausleihe von 2 087 487 Bänden auf 30 Bände. Die Verwaltung stellt in Blocks von je 50 Stück kosten los jedem Benutzer Wunschzettel zur Verfügung, auf denen der Entleiher die Bezeichnung seiner Leihkarte, seinen Namen und Buchstaben und Nummer der Bücher notiert, die er wünscht. Die Signatur (Buchmarke) ist aus dem gedruckten Katalog zu ersehen. Die Buchstaben sind mit einer Linien umrahmung auf weißes Papier fett gedruckt und werden auf den Rücken des Buchumschlags geklebt. Da die Bibliothek ihre Bücher in vier Formate von 20, 30, 40 ow Höhe und darüber eingeteilt hat, so sind für jede Klasse be- sondre Ziffernreihen gedruckt, die je mit 1 beginnen. Der Bandziffer ist noch die Ziffer der Formatgröße 1, 2, 3, 4 beigesetzt. Die Signaturen werden nun in gewissen Ab ständen von der untern Kante des Buchs, und zwar, um die einzelne^ Formatklassen von einander zu unterscheiden, bei Format 1 10 ew, bei Format 2 15 ow, bei Format 3 25 ow, bei Format 4 35 ow von unten ausgeklebt. Auf jedem Bandumschlag befindet sich schräg von links unten nach rechts oben die auf gelbem Papier gedruckte Ermahnung: »Schone dieses Buch und gib es rechtzeitig zurück, denn andre wollen es auch lesen«. Ebenso enthält das Vorsatz jedes Buchs einen auf gelbem Papier gedruckten Auszug aus den Satzungen. Jedem im Magazin ausgestellten Bande wird eine Buchkarte beigegeben, die auf der Vorderseite Buch bezeichnung und Titel des Buchs enthält, auf der Rückseite wird der Name des Entleihers, Datum der Entleihung. und Datum der Rückgabe eingetragen. Besondre Bemerkungen wie »An jugendliche Entleiher nicht abzugeben« werden auf die Vorderseite der Buchkarte mit roter Tiute geschrieben. Um entliehene Bücher von säumigen Benutzern beizutreiben, versendet die Verwaltung zunächst eine auf blauem Papier gedruckte Erinnerung, wenn diese nichts hilft, eine auf rotem Papier gedruckte Mahnung. Früher wurde die Erinnerung häufig als Kränkung empfunden. Das hat aufgehört, seit dem der Abschnitt, auf dem der Entleiher den Empfang der Quittung zu bestätigen hat, mit einem Vordruck versehen worden ist, durch dessen Unterzeichnung der Entleiher die Verlängerung der Leihfrist beantragen kann, und seitdem das Publikum erkannt hat, daß es sich um eine bloße Verwaltungs maßregel handelt. Wenn im ersten Betriebsjahr auf den Leser durchschnittlich eine Erinnerung, auf zehn Leser eine Mah nung kam, so waren es im fünften anderthalb Erinnerungen und bereits auf fünf Leser eine Mahnung, im achten nahezu zwei Erinnerungen und auf nahezu drei Leser eine Mah nung. Der Bericht sieht darin nicht etwa ein schlechtes Zeichen, sondern betrachtet den erhöhten Prozentsatz lediglich als eine Folge der Geduld der Bücherhalle, die den Lesern überall nach Möglichkeit entgegenkommt. Die Benutzung der Bücherhalle hat sich in den ver flossenen neun Jahren erstaunlich gehoben. Waren es an fangs nur 3000 Leser, für die 8000 Bände verfügbar waren, so zählt man jetzt 14 650 Leser und 59 500 Bände. Im neunten Betriebsjahr waren allein 27 000 Bände gleichzeitig ausgeliehen; im ganzen wurden im neunten Jahre, von Zeit schriftenheften abgesehen, 470937 Bände ausgeliehen. Im ersten Jahre 1899/1900 waren es 94305, 1900/01 140938, 1901/02 208 793, 1902/03 243 796, 1903/04 282 391, 1904/05 322661, 1905/06 388001, 1906/07 406602. Das beste Mittel, die Benutzung einer Bibliothek zu heben, erblickt die Kruppsche Bücherhalle in der Einrichtung und besonderen Förderung der Jugendschriften-Abteilung. Die jugendlichen Leser bilden einen Stamm dauernder Leser auch für später. Es wurden entliehen im ersten Betriebsjahre 7961 Jugend schriften, im sechsten 58 570, im achten 89 398, im neunten ist man auf 121105 Bände gekommen. Auch Jugendschriften für kleinere Kinder sind ausgenommen worden. Gegenüber der Steigerung der Benutzung der Jugendschriften - Literatur tritt selbst die der sogenannten »Schönen Literatur« etwas zurück, doch bleibt diese noch immer enorm. Es wurden aus dieser Abteilung im ersten Betriebsjahr 54 000, im sechsten 177 000, im siebenten 205349, im achten 217573 Bände entliehen, 1907/08 waren es 242 743. Zur Erhöhung der Benutzung trug, wie im vierten Bericht näher ausgeführt wird, unter anderm erheblich die Erlaubnis mit bei, mehrere Bände gleichzeitig mit nach Hause nehmen zu dürfen. Von Vorteil war ferner die Einrichtung von Jahresabonnements. Seit Juli 1902 ist nämlich die bei Eröffnung der Bücherhalle eingeführte Berechtigung, gegen 20 H Bringerlohn Bücher ins Haus bringen und vom Haus abholen zu lassen, dahin erweitert worden, daß der Leser gegen eine Jahreszahlung von 4 ^ sich beliebige Ansichts- und Auswahlsendungen ins Haus bringen und gelesene Bücher wieder abholen lassen kann. Freilich steigt auch mit der erstaunlichen Benutzung die Ab nutzung vielverlangter Bücher. Nach fünf Jahren waren 205 Bände ausgeschieden, nach acht Jahren 1357. Der durchschnittliche Satz von 120 Ausleihungen pro Band, bis er aus dem Verkehr zurückgezogen wird, hat sich gehalten, ebenso das Maximum von etwa 190 Benutzungen. Die Bibliotheksverwaltung verfolgt im Interesse der Erziehung des Publikums und der Gesamterhaltung der Bibliothek als Grundsatz, lieber rechtzeitig als zu spät auszuscheiden. 445'