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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 293, 18. Dezember 1914. Dieser Stolz, daß uns die Welt gehört, muß in uns allen so selbstverständlich werden wie ehedem das Herrengefühl im römischen Bürger, dessen »Oivis Komanus sum« noch heute Ehrfurcht genießt. »Ich bin ein Deutscher«, dieses Wort ins Buchhändlerische übersetzt heißt: Du hast es mit einem Ehr lichen zu tun, der gute Bücher bringt, die gediegen her gestellt sind, wohlfeil und von gutem Geschmack: Du brauchst mich, und wenn Du dich dieser Erkenntnis zu verschließen unterfängst, bist Du der Dumme! Schon aber höre ich die ewig Ängstlichen unter den lieben »Kollegen« (für dieses drollige Wort gibt's ja leider kein deutsches) allerlei äußerst kluge und erfahrungsreiche Dinge sagen, die diesen Stolz als höchst geschäftsunklug verdammen und widerlegen. So wollen wir uns das Gegenteil betrachten: Kürzlich wußte das Börsenblatt zu berichten, daß mehrere deutsche Buchhändler sich unter Vermittlung neutraler Länder an Pariser Firmen wegen Wiederanbahnung der unterbrochenen Geschäftsver bindungen gewandt und sich eine gründliche Abfuhr geholt haben. Als ich das las, haben sich mir Ausdrücke auf die nicht ganz temperamentlosen Lippen gedrängt, die den Be stimmungen über den Ton im Börsenblatt sich schlechterdings nicht anpassen lassen! Aber im Sinne dessen, was ich hier aus geführt habe, freute ich mich doch darüber. Denn einen besseren Dienst als diese Lehre konnten uns die feindlichen »Kollegen« nicht leisten. Vielleicht sieht es jetzt so mancher ein, daß dieser Stolz jedem Feinde gegenüber.nicht bloß voions, sondern auch noioas geboten und nicht eine Doktrin ist, son dern ein Gesetz der Zeit, dieser Morgenröte von Deutschlands Weltmachtstellung! Ist nicht auch Englands Handel durch diesen Stolz, der natürlich von tüchtigen Leistungen gestützt war, groß geworden?! Erst als er, entwicklungslos auf seinen Lorbeeren ausruhend, sich zur Anmaßung auswuchs, wurde England von uns, den Tüchtigeren, überflügelt! Diesem hochgemuten Sinne dem Auslande gegenüber aber ist als Grundlage der gleiche Buchhändlerstolz im Jnlande Voraussetzung. Ich setze mich hiermit auf mein im Buch- Handel nicht mehr ganz unbekanntes Steckenpferd, mit dem ich schon oft gegen die Mißachtung des Buches zu Felde gezogen bin. Wir müssen endlich daran gehen, der Allgemeinheit mehr Achtung oder richtiger gesagt d i e Achtung vor dem Buche beizubringen. — Kürzlich las ich in einer großen Zeitung eine Plauderei über eine Wohltätigkeitsver steigerung. Eine Mutter war geschildert, die mit ihrem Sohne besprach, was wohl das von ihrem Sohne gezogene Gewinnlos bringen würde. Die Wohnzimmereinrichtung? Wo stellen wir sie hin? Oder den schönen Edelsteinschmuck? Wird da die Tante Augen machen! Oder das herrliche Silberzeug für den Eßtisch? Da laden wir Meiers ein! Oder ein teures Buch? . . . »Ich fürchte, die Antiquare zahlen jetzt keine guten Preise!« . . . Das Buch war der einzige Gegenstand, bei dessen Ge winn der durchaus nicht spöttelnde Verfasser an den Verkauf dachte! Bücher leiht man, die kauft man nicht! Bücher schenkt man an Wohltätigkeitsausschüsse! Leiht sich einer einen Sessel aus, ein Pfund Butter, ein Auto, ein Bund Zahnstocher, ein Sofakissen, eine Lampe, eine Wurst, Bild, Teppich. Zigarren, Schmuck, Kleider, ohne dafür etwas zahlen zu wollen, so wird er unter anständigen Menschen stets er staunten Gesichtern begegnen. Dieses erstaunte Gesicht ist nur dann eine Unhöflichkeit, eine Ungefälligkeit, ein Zeichen von kleinlicher Gesinnung, wenn einer ein Buch ausleiht. Und wenn er es wiedergibt, dann kannst du noch sehr froh sein, wenn du noch reine Stellen darin entdeckst! Ein Buch hat ja keinen Wert .... ein Buch, ich bitte Sie! Jeder Ver fasser schenkt es seinen Bewunderern, jeder Freund leiht es dem Freunde, und wir müssen noch sehr froh sein, wenn er es ihm zu Weihnachten vielleicht auch einmal schenkt, falls er es beim Antiquar billig und gut erhalten bekommt! .guten Zwecke, das Herz panzern und lieber den Geldbeutel öffnen als den Lagerraum, die Sortimenter, indem sie sich auch bei geringerem Gewinne der guten billigen Bücher annehmen und allmählich Bllchersammler erziehen, indem sie auch schlechten und mittelmäßigen Büchern ihren Laden ver schließen. Denn das schlechte oder mäßige Buch hcrt den Schaden angerichtet: es wegzuwerfen, zu verleihen, zu ver schenken, kostet keine Überwindung. Lieb gewordene Bücher auszuleihen, gewöhnt man sich bald ab. Je mehr sich der deutsche Buchhandel auf sein altes Ideal besinnt, das wertvolle Buch zu hüten, das schlechte, seichte, minder wertvolle aber auch Gewinnmöglichkeiten gegen über zu bekämpfen, um so mehr wird die Achtung vor ihm steigen und dadurch sein eigenes Selbstbewußtsein sich zu jenem Stolze erhöhen, der ihm die Kraft geben wird, das Ausland au sich herankommen zu lassen, statt daß er würde los auf Umwegen es um seine gnädige Kundschaft bittet. Das Ausland — ich wiederhole es — braucht uns alle, die wir gute Bücher drucken und verkaufen, braucht uns, wie es Arzneimittel und Pelze und uns Deutsche überhaupt braucht. Bequemer freilich waren die glatten Straßen, auf denen bisher der deutsche Geschäftsreisende katzbuckelnd seine Erfolge errang. Aber zu großen Zielen führen meist die rauheren Wege. Unser deutsches Vaterland geht jetzt einen sehr rauhen Weg zu dem hohen Gipfel, den es erreichen wird. Möge der deutsche Buchhandel ihm folgen! Es ist der Weg zum Siege! Hans von Weber, München. Llnsere Berufsgenoffen im Felde. Name und Vorname: Billiger, Bruno Breymann, vr. Jo hannes Buchheim, Arthur fConradts, Wilh.*) Curth, Oskar Gornitzka, Georg Hädecke, Walter -f-Hobbing, vr. ptül., Sans**) Hoffmann, W. Jahn, Paul s-Jkenmeyer, Anton***) Knippel, Curt Leichsenring, Paul Mell, Curt Minarskt, Wilhelm Mosengel, F. G. Neef, Walter I. Deutsche Armer. v. (XVIX siehe Nr. 286.) Firma: Dienstgrad » Truppenteil: i. H. Alfred Janssen in Hamburg i. H. I Halle in München i. H. Fr. Foerster in Leipzig i.H. Chr.Friedr.Vleweg, G. m. b. H in Bcrltn- Lichterfelde i.H.Georg D W.Callwey in München Inh.: Georg Gornitzka, Buchh. inBerlin-Wilm. i.H. Strecker L Schröder in Stuttgart i. H. Karl Peters in Magdeburg Inh.: Metzler'sche Buch handlung, W. Hoffmann in Karlsruhe t/B. i. H. Max Busch in Leipzig früher i. H. Leonhard Ttetz, Bücher - Abteilg. in Aachen früher i.H. GeorgD W. Callwey in München i. H. L. A. Ktttler in Leipzig i. H. Hammer-Verlag, Th. Fritsch in Leipzig Inh.: Paul Schober, Akad. Buchh. u. Volks tümliche Bücherei, Verl, in Berlin Inh.: Barth'sche Buchh. in Aachen i. H. Eugen Franck's Buchh. in Oppeln 5.Fuhrp.-Kol.,S.Armeck. Ers.-Rcs. im Landw.- Jnf. Rgt. Nr. 12. Landst.- Ers.- Inf. - Rgt. Nr 133. Garde-Füs.-Rgt. Kriegsfreiw -Kraftf. i. 4. Garde-Rgt. z. F. Wehrmann t. 11. Arm.- Bat. Ers.-Res. i. E> s. Bat. d. Inf -Rgts. Nr. 120 Kriegsfreiw. i. Landw - Inf -Rgt Nr. 46. Vizefeldw. d. L i. Feld- Laz. Nr. 1, 14. Armeek. Ers.-Jnf.-Rgt. Nr. 133. Wehrm. im Jnf.-Rgt. Nr. 25. Kgl. bayr. Schnecschuh- Bat. Landsturmmann i. Ers.- Bat. d. Landw.-Inf.- Rgts. Nr. 133. San Unteroff. d. Ldw. i. Res.-Laz. Nr. 2, Leipzig Möckern. Militärkrankenwärter in Spa i/Belgien Oberleutn. u. Ord.-Off. <Rgt. unbekannt) Ers.-Bat. d. Jnf.-Rgts. Nr. 13ö. Diese Gesinnung müssen wir bekämpfen, jeder von uns, bis aufs Messer! Wir sind die berufenen Kämpfer dafür, ganz allein! Die Verleger, indem sie sich gegen all die! 1782 *> Gefalle», siehe Personalnachrichten Nr. 202. **) Gefallen, siehe Personalnachrichten Nr. 288. ***) Gefallen, siehe Personalnachrichten Nr. 289.