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s Seile umfaßt 360 vrer.jcfpattcus 'Petitzeilen, i r deren Liaum kostet 75 Pfennige; Mitglieder b., —, Dörsenvorrins zahlen für eigene Anzeigen 25 Pfennige siir die Seile, für r,. S. 75 M-. '/§ 6. 38 M.. '/^ S. 20 M.. Stellen- A gesuche werden mit 20 Pf. die Seile berechnet. In dem 5? illustr. Teil: für Mitglieder des Dörjenvereins '/, 6. 32 M.. ! r/.> S. S0 M.. S. 115 M.. für Mchtmitglieder 70 M-. 135 M.. 230 2M Beilagen werden nicht angenomrnen. ^ Deiderfei- Nr. IS (R S) Leipzig, Dienstag den 20. Januar 1920. 87. Zahrgkug. Redaktioneller Teil. Buchkultur und Buchreklame. Von R. Engel- Hardt in Leipzig. Jas Wort »Aufstieg« ist heute in vieler Munde, und allent halben zeigt sich das ehrliche Streben, «ine verloren« Kultur zurückzugewtnnen. Auch im Hinblick auf das Buch müssen wir von einem Kulturgebiet reden, dessen einstige Höhe es wieder zu erreichen gilt, und zwar unter Einsetzen aller verfügbaren Energien. Dazu bedarf es nicht neuartiger Ausdrucksformen, es gilt vielmehr, jenen hohen Stand buchtechnisch-künstlerischer Einheit erneut zu schaffen, auf den wir vor dem Kriege mit Recht stolz waren. Sorgsam und liebevoll gestaltete Edelbllcher, Selten heitswerte oder raffinierte Luxusbände vermögen uns nicht über die Dürftigkeit vieler Bücher und Zeitschriften unserer Tage, über unechte Stoffe und den Grundzug unsolider Hcrstellungsweisen hinwegzutäuschen. Gewiß trägt die Hauptschuld an diesem Zu stande der jetzige ungeheuerliche Rohstoffmangel, aber seien wir ehrlich: wir haben uns schon zu sehr an die Einschränkungen gewöhnt, mit Mangelhaftem abgefunden, um uns in jedem Falle, der sie ohne zwingenden Grund zeigt, zu berechtigter Kritik aufzuraffen. Es wäre Zeit, daß wir für unsere oft treuesten Begleiter durchs Leben, die Bücher, ein schärferes Auge be kämen, besonders im Hinblick auf ihre Ausstattung. Dabei sind alle Beteiligten ehrlich bestrebt, diesem unerfreulichen Zustande zu steuern, aber Hemmnisse in allen erdenklichen Formen stellen sich ihnen entgegen. Zu diesen gehören nicht allein Rohstoff mangel und hohe Druckkosten, sondern vielleicht auch das Fehlen einer Möglichkeit, sich mühelos über alle wesentlichen Vorgänge auf dem Gebiete der Stilbildung, über Neues auf dem Gebiete der Materialgewinnung, der Arbeitsmethoden und ihrer Ein flüsse auf die Buchgestaltung usw. zu unterrichten. Auch das Stärken kritischer Veranlagung (und Kritik ist heute mehr denn je am Platze), sodann der stete Hinweis auf Vorgänge oder Er scheinungen, durch deren Weiterentwicklung dem Buche Gefahr droht, dürfen nicht fehlen. Aus diesen Erwägungen heraus erstand der Gedanke, unter dem Sammeliitel »Buchkultur und Buchreklame« eine fort laufende Reihe von Artikeln in den Spalten dieses Blattes zu bringen, die in regelmäßigen Abständen über die technische und künstlerische Gestaltung des Buches berichten sollen, und zwar unter steter Rücksichtnahme auf Gewesenes, bestehende Verhält nisse und künftige Entwicklungsmöglichkeiten. Nicht der Unter haltung oder Belehrung sollen diese kurzen Abhandlungen dienen, vielmehr soll der Sinn für das liebevolle Eingehen auf alle Ein zelheiten im Buchorganismus gestählt werden, der im Buche ein Kulturwerk sieht und es so zu sehen oder zu gestalten wünscht. Es schien der Schriftleitung des Börsenblattes ferner von Vor teil, außer einer Behandlung aller der Buchkultur zugehörigen Fragen den zu behandelnden Stoff auch auf das Gebiet der Buchreklame auszudehnen. Diese gewiß nicht leichte, aber außerordentlich dankbare Auf gabe glaubte die Schriftleitung des Börsenblattes dem Verfasser übertragen zu können, der sich als Buchgewerbler und Leiter eines Lehrinstituts in enger Fühlung mit allen graphischen In dustrien weiß und sich des Vorzugs vollkommener Unabhängig keit von diesen an der Buchgestaltung beteiligten Gewerben er- freut. Damit wären die hauptsächlichen Voraussetzungen zur Lösung der Aufgabe erfüllt, es handelt sich also nur noch darum, daß diese kurzen Abhandlungen so gegeben werden, wie sie Schriftleitung und Leser zu sehen wünschen. Der ihm gestellten Aufgabe gedenkt sich der Verfasser mit Hingebung zu widmen, es bedarf freilich einer gewissen Zeit zur rechten Einfühlung in das reiche und schöne Stoffgebiet, das er bestellen soll, und dämm bittet er die geschätzten Leser zunächst um einige Nachsicht und gütige Unterstützung. I. Die Freude am Echten. Neben der Freude am Echten hat schon immer die Freude am Schein bestanden. Während elftere sich vielfach bet einfachen, ja anspruchslosen Gestaltungsformen äußert und sich in der Genugtuung eines Menschen kundtut, etwas Wahr haftes, Echtes, vielleicht anerkannt Historisches zu besitzen, etwa eine Münze aus der Römerzeit, eine Tmhe aus der Zeit der Gotik oder einen Grolierband, und den Besitzer dieser Dinge im Bewußtsein der Echtheit über kleine Schönheitsmängel liebe voll und nachsichtig hinwegsehen, ja sie sogar als notwendige Begleitumstände mit in den Kauf nehmen läßt, gibt sich die Freude am Schein ganz anders. Sie ist zumeist weniger tief veranlagten und oberflächlichen Naturen eigen, denen ein Ding vor allem wertvoll und prunkvoll scheinen soll, die sich dabei über die Mängel ihres Besitzes vollkommen im klaren sind und das Unechte nur so beschaffen zu sehen wünschen, daß es andere vom Echten nicht zu unterscheiden vermögen. Natür lich gibt es auch anspruchslose Naturen, die Bedürfnis nach Kunstbesttz haben, deren finanzielle Mittel die Anschaffung eines solchen Gegenstandes aber nicht gestatten und die darum zum Surrogat, zum Ersatz greifen müssen. Auch die Geschichte des Buches ist reich an Perioden, die neben der Freude am Echten nicht minder die Freude am Schein erkennen lassen. Die vergoldeten Metalldeckel mittelalterlicher Co dices, mit bunten Glasflüssen und Halbedelsteinen besetzt, trugen der Freude am Schein Rechnung, denn ihre Besitzer wußten um die tatsächliche Beschaffenheit dieser Pscudokleinodien. Daß andere eine abweichende Auffassung in dieser Hinsicht bekundeten, be weisen zahlreiche Bände dieser Art, die ihres Schmuckes be raubt sind. Wenn alte Drucker ihre Werke durch Illu minatoren mit Initialen und Randleisten kunstvoll ausstatten ließen, so leitete sie das Streben, ihren Meisterdrucken das An sehen kostbarer Handschriften zu geben. Man kannte das ge druckte Buch als künstlerische Einheit, die Freude an solchem Werk noch nicht, erst spätere Geschlechter schätzten rein typo graphische Werke wie etwa das Psalterium Peter Schössers vom Jahre 1457, empfanden die Freude am typographisch Echten. Wie groß die Freude am echten Druckwerk vereinzelt auch schon in früheren Jahrhunderten war, erhellt daraus, daß der Humanist Mutianus Rufus (1472—1526) angeblich vor Freude geweint haben soll, als ihm ein Freund einige »Aldinen«, das sind von Aldus Mauritius gedruckte Bücher, schenkte. Ja