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^ 253, 29. Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil. 9449 Nach kurzer Debatte entscheidet sich die Versammlung für Schleswig. — Herr Otto Meißner überbringt im Namen und Auf träge des Hamburg - Altonaer Buchhändler-Vereins dessen herzlichste Glückwünsche zum Jubelfest; sei dieser doch der eigentliche Vater des Kreises Norden. Schon viele Jahre früher wären im Hamburg - Altonaer Buchhändler-Verein Bestrebungen auf engeren Anschluß der Kollegenschaft in der Provinz laut geworden; aber erst das Jahr 1879 habe diese Bestrebungen in feste Bande geschlossen. Hier in diesem Hause stand die Wiege des Kreises Norden. Zum bleibenden Andenken an den heutigen Tag über reiche er im Aufträge seines Vereins einen Hammer, trete damit allerdings in einige Konkurrenz mit der von Han nover - Braunschweig überreichten Glocke. Möge der Kreis Norden auch in ferneren Jahren blühen und gedeihen zum Wohls des deutschen Buchhandels. Er fordert die Ver sammlung zu einem Hoch auf den Vorstand auf, das jubelnd ausgebracht wird. Der Vorsitzende dankt dem Redner für die über brachten Glückwünsche samt Gabe und schließt um 3 Uhr die Versammlung. Kleine Mitteilungen Verbotenes Buch. — Das königliche Landgericht zu Brom berg hat durch Urteil vom 1. Februar dahin erkannt: Alle Exemplare des Liederbuchs »2bior-?is8vipölslriob, zusammengcstellt von Stanislaus Tomaszewski (4. ver mehrte Ausgabe, Bromberg 1900)«, sowie die zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen sind unbrauchbar zu machen. Dieses Urteil ist, nachdem das Reichsgericht durch Urteil vom 23. September die Revision verworfen hat, rechtskräftig und vollstreckbar geworden. Neue österreichische Postmarke. —Laut Verordnung des österreichischen Handelsministeriums vom 19. d. M. gelangen vom 7. November d. I. ab Postfrankomarken zu 72 Heller zur Aus gabe. Diese neue Marke soll hauptsächlich zur Frankierung von Nachnahmepaketen bis fünf Kilogramm mit Nachnahme bis 24 Kronen dienen. Sie ermöglicht, die häufig oorkommende Ge bühr von 72 Heller, zu deren Berichtigung gegenwärtig drei Frankomarken notwendig sind, durch eine Marke zu decken. Zoll auf gebundene Bücher nach Italien. — Wie in Nr. 177 d. BI. vom 2. August 1904 mitgeteilt worden ist, werden gebundene Bücher, die als Drucksachensendung mit der Post nach Italien cingehen, wenn die Sendung das Gewicht von 400 Z übersteigt, entweder ohne weiteres mit der Bemerkung »non ackmis« zurückgesandt, oder — fast unglaublicherweise — unter Vorladung des Empfängers und Androhung von Beschlagnahme und Strafe wegen Zollhinterziehung diesem erst unter Auf erlegung von großen Widerwärtigkeiten, Geld- und Zeitopfern ausgehändigt. Um diesen Umständlichkeiten und tatsächlich be stehenden Gefahren für die Unbescholtenheit der Empfänger ent- gegcnzutreten, bietet die Buchhandlung Carl von Schmidtz in Ascona befreundeten Handlungen ihre Vermittlung an. Sie schreibt uns hierüber folgendes: »Da Ascona unmittelbar an der italienischen Grenze liegt und fast täglich ein Bote von uns nach dem benachbarten italienischen Postamt Canobbio geht, so haben wir die Ein richtung getroffen, daß uns befreundete Firmen ihre Drucksachen sendungen durch unsre Vermittlung machen. Wir machen hiermit diese Einrichtung dem ganzen deutschen Buchhandel zu gänglich, und erklären uns bereit, gegen eine jährliche Ent schädigung von 5 (voraus bezahlbar) allen Kollegen die Ver mittlung der als Drucksachen für Italien bestimmten gebundenen Bücher zu besorgen. Die Verzollung wird alsdann von uns an der Grenze vorgenommen. Drucksachensendungen müssen franko an uns gesandt werden und den Vermerk „Für Herrn N. N. in N. N, Straße ..." auf der Rückseite tragen. Die morgens 8 Uhr eingehenden Sendungen werden noch am selben Tage auf die italienische Post befördert. »Die Spesen betragen außer dem angegebenen Abonnements betrag 10 Cts. für jede angefangene 500 ^ Bücher brutto, ferner 10 Cts. italienischen Stempel für jede Tagessendung, und das italienische Porto, für 50 A Drucksachen 2 Cts. »Den zur Beförderung der italienischen Drucksachen bei uns Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. abonnierten Firmen eröffnen wir ein Konto, in dem alle be förderten Sendungen mit Gewichtsangabe vermerkt, und in dem sie für die jedesmal von uns ausgelegten Zoll- und Portospesen belastet werden. Wir werden monatlich einen Rechnungsauszug erteilen. »Wir hoffen, durch diese Einrichtung die durch das italienische Zollgesetz dem deutschen Buchhandel geschaffenen Schwierigkeiten überbrücken zu können. -Hochachtungsvoll (gez.) ppa. C. v. Schmidtz, 6a.8a sckitrios o librsria. Verlag und Buchhandlung. Metzner. Volks-Lesehalle in Nürnberg. — Für eine in Nürn berg geplante große Volksbibliothek und Lesehalle hat der dortige Kommerzienrat Berolzheimer in Gemeinschaft mit seinen in New Uork lebenden Söhnen den namhaften Betrag von 208000 ^ gestiftet. Das Stiftungsoermögen beträgt nunmehr 240000 so daß der Bau begonnen werden kann. Künstler-Steinzeichnungen. — Die Familie des ver storbenen französischen Malers Fantin-Lalour hat der Liblio- tbsgus dlatiovalg in Paris eine Sammlung von hundertfünfund siebzig Lithographien, die der Künstler selbst angefertigt hat, geschenkt. Von andrer Seite wurden noch vier Blätter hinzu gefügt, die als die ersten Versuche Fantin-Latours in der Stein zeichenkunst von Interesse sind. Große Berliner Kunstausstellung 1904. — Der rech nerische Abschluß der Großen Berliner Kunstausstellung 1904 weist einen Reingewinn von mehr als 100000 ^ nach. Verein jüngerer Buchhändler zu Halle a. S. — Der Verein jüngerer Buchhändler zu Halle a. S. wird am 5. und 6. November 1904 sein sechzigstes Stiftungsfest feiern. Das Fest soll im Ratskeller stattfinden. Ein Kommers am 5. November, 9 Uhr abends, wird es eröffnen. Für den Sonntag, 6. November, ist ein Rundgang durch die Stadt in Aussicht genommen. Zusammen treffen um 11 Uhr im »Franziskaner-, große Märkerstratze. Nachmittags 3 Uhr beginnt die Tafel (Gedeck 1 75 H; kein Weinzwang). Ein Ball wird sich anschließen. — Anmeldungen zur Tafel nimmt bis Sonnabend den 5. November der Vorsitzende, Herr R. Rief, Steinweg 31/1, entgegen. Photomechanische Lithographie. — Die lithographische Kunstanstalt und Steindruckerei von Schumann L Co., Kom manditgesellschaft in Leipzig-R., Lilienstraße 21, hat sich ein Steindruckverfahren patentieren lassen, das in der Hauptsache auf der Verwendung einer Lichtdruckplatte beruht, wodurch es ermög licht wird, sämtliche Farbplatten durch direkten Umdruck auf den Stein zu bringen. Cs geht schon hieraus hervor, daß das in Rede stehende Verfahren nichts gemein hat mit der schon jetzt gebräuchlichen Verwendung einer Lichtdruckplatte zum abtönenden Überdruck von Chromolithographien; der Prozeß ist ein rein litho graphischer. Gleichwohl besitzen die Bilder, da die einzelnen Farbenplatten auf dem Wege des Lichtdrucks geschaffen werden, die Tonsülle und Schärfe desselben bei gleichzeitiger Weichheit, und cs ist eine natürliche Folge dieser Eigenschaften, daß schon wenige Platten genügen, um ein vollfarbiges Bild und Effekte zu erreichen, für deren Erzielung bei dem gewöhnlichen lithographischen Verfahren mittels Handzeichnung eine weit größere Anzahl Farbplatten erforderlich sind. Hieraus ergeben sich naheliegende Vorteile. Da die Aufnahme und Übertragung auf dem Wege der Photo graphie und des Lichtdrucks erfolgt, so kann die Herstellung von druckfertigen Platten, seien sie mono- oder polychrom, in sehr kurzer Zeit geschehen, und die nächste Folge wird sein, daß sie auch zu wesentlich billigerem Preise geschehen kann als bei dem bisherigen Verfahren. Daß das neue Verfahren, das man als photomechanische Lithographie bezeichnen kann, sich aber für die verschiedensten Arten der lithographischen Reproduktion eignet, dafür liegen mir als Beweis eine Anzahl Drucke vor: ein Bildchen zu einem Spielwaren-Katalog hat Ähnlichkeit mit litho graphischer Autographie; ein Quartbild in braunem Ton (Kaiser- monument) zeigt den Charakter des Lichtdrucks; ein hand koloriertes Modenbild ist kaum von einem lithographischen Druck zu unterscheiden; ein sechsfarbiges Straßenbild erinnert an die Photochromie, ist indes von größerer Weichheit und ohne Glanz; ein achtfarbiges Damenbild ist besonders reich an Tönen und zarten Übergängen, dabei frisch und kräftig in den Farben; eine Ansichtspostkarte zeigt, daß sich die mechanische Lithographie auch für solche Masscndrucke eignet, und zwei große Bilder für den Anschauungsunterricht in den Schulen, im Format von 90:65 om Bild- und Schriftgröße, scheinen darzutun, daß dem neuen Verfahren (dem auch nachgerühmt werden muß, daß es keine Rasterkörnung aufwcist, wie die Autotypie) in räumlicher 1241