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1155 39 1156 andern Elementen, als seinen eigenen, restaurirenzu wol len. Auch ich halte dafür, daß die jetzige Gestalt des Süd deutschen Buchhandels Unbequemlichkeiten hat, die über flüssig sind, allein ich bin weit entfernt, das System des Abrechncns von Hause aus und des Bezahlens an einem an dern Orte als in Leipzig für schlechthin verwerf lich declarircn zu wollen. Das Hmiptgcbcechen der jetzigen Süddeutschen Einrichtung scheint mir darinzu liegen, daß kein fester Termin besteht, bis wann der Schuldner seinen Gläubiger bezahlt haben muß, ein Uebelstand, dem die, von mehreren Süddeutschen Handlungen in der letzten Messe ausgcgangencn Vorschläge keineswegs abhelfcn, weil sic zwar eine Zeit der Abrechnung nennen, aber den O r t der Bezahlung eben so unbestimmt lassen, als ec es bisher war. Es ist das Abgeschmackteste von der Welt, wie jetzt im südlichen Deutschland Tratten und Rimessen umhcrirren, wie sic sich kreuzen und einander den Weg verrennen, bis sie endlich Schutz finden. Herr A. trassirte zum Beispiel gestern über sein Guthaben auf mich; ich habe ihm aber gleichzeitig durch eine Rimesse auf mein Guthaben bei B. Deckung gesandt, Hr. B. dagegeü hat seinerseits seinen Schuldner Hrn. C. am nämlichen Tage beauftragt, die Summe, welche ichvon ihm zu bekommen habe, an mich zu bezahlen. Solche Falle passiren täglich, und cs ist sehr wünschenswert!), daß diese Ungebühr abgcstellt werde. Al lein warum man deshalb aus dem Regen unter die Traufe gehen- warum man auch den, bisher von der Wander schaft nach und von Leipzig versch ont gebliebenen Thcil unseres Gesammtcapitals dazu verdammen will, sie zu ma chen , sehe ich nicht ein. Die Abhülfe liegt so nahe. Man bestimme eine» eisernen Termin, aber einen solchen, der praktisch möglich ist, nicht den 30. April, wie es schon ge schah, nicht den 30. Mai, sondern den 30. Juni, bis zu welchem Tage jeder Gläubiger warten muß, wie ihn sein Schuldner bezahlt, denn dem Debitor muß es überlassen bleiben, die Summe, die er schuldet, auf die wohlfeilste Art seinem Cceditoc in die Hände zu legen, und der 30. Juni ist darum der passende Termin, weil jeder frü here von der Mehrzahl der Süddeutschen Handlungen, die sich doch ja darüber keine Illusion machen mögen, nicht beob achtet werden kann, und weil bis dahin auch im nörd lichen Deutschland die Frist der Solidität sich auSdehnt, denn wer dann noch bezahlt, sigurirt noch nicht in Herrn Otto Wigand's schwarzem Buche, und Herr Julius Eampe streicht ihn gern von seiner Liste der Noblesse. Es ist nimmermehr mit der Ockonomic vertraglich, die durch die anschwellende Concurrcnz jedem Einzelnen zum Gesetze ge macht wird, daß das Personal des Geschäfts so sehr ver mehrt wird, um einen frühem Termin des Abrechnens statthaftzu machen, denn in den meisten Handlungen könnte dies nur geschehen, wenn sie mehr Personen salarire». Daß die Handlungen im nördlichen Deutschland im Stande sind, so viele Leute zu halten, daß sie schon im April parat sind, mit allen Eollcgcn abzurcchnen, ist sehr schön. Der Süden mit seinem weniger ergiebigen Boden hat sich auf dicnothwcndigsten zu beschränken. Ein Cccditor, dem bis zu dem genannten letzten Termine fein Saldo nicht bezahlt worden ist, soll aber ermächtigt sein, über sein Guthaben durch Wechsel zu verfügen, und der säumige Schuldner sei verbunden, jenen für den baacen Verlust, den er durch das Tcassiren erleidet, zu entschädigen. Wenn einige rc- nommirle Handlungen sich gegenseitig obligiren, diesen, oder einen ähnlichen Vorschlag — bewahre, daß ich den mci- hiigen für mehr als relativ zweckmäßig halte! —auszufüh- Oen, so ist eine Usanz hergestellt, die bald allgemein beob achtet werden wird, weil sic nicht zu viel verlangt, und das Neue aus dem Alten regeneriren will. Schließlich muß ich noch bemerken, daß unccc denjenigen Herren, welche einen totalen Umsturz der jetzigen Ordnung wünschen, eine Meinungsverschiedenheit zu herrschen scheint, denn das obenerwähnte Eirculair spricht vag blos von einer Ab rechnung, die zur Leipziger I u b"i la tem css e Statt fin den soll, die also auch wo anders als in Leipzig Statt finden kann, während der Verfasser des Artikels, dem ich den ge genwärtigen widme, offenbar eine Abrechnung in Leipzig meint. Die Idee, die Sendungen nach gewissen Plätzen franco zu liefern, welche zugleich in jenem Eirculair ange regt wurde, möchte so lange eine ganz unpraktische bleiben, bis man ausfindig macht, wie die Commissionaice aus die sen Plätzen, die seither durch Provision auf versandte und empfangene Packcte für ihre Mühen, Gefälligkeiten und Auslagen entschädigt wurden, belohnt werden sollen. Die Proponenten dieser Maßregel mögen dafür einen Modus Vorschlägen, wie ec von Sachkennern erwartet werden darf, ot »ans verrous! * * * * lieber das Colportcurgcschaft im Buchhandel. Ein großer Mißbrauch wird jetzt im Sortimentshan- dcl dadurch getrieben, daß die Bücher, welche in Heften, auf Subscription angckündigt und hcrausgegeben werden, leider viele Handlungen nicht allein durch die in ihrem Dienst stehenden Leute, sondern auch durch verdorbene Lohn- bedicnten—> Straßenjungen, ja sogar durch — Frauen zimmer — besorgen lassen. Da diese Racen nun von den 'Handlungen keine ordentlichen Gehalte beziehen, sondern nur auf gewisse Procente von den abgesetztcn Exemplaren verwiesen sind, so kann man sich vorstellen, wie diese Ge schäfte bei der nothwcndig verfallenden Concurrenz getrieben, und wie dadurch die Bücher, oder vielmehr der ganze Buch handel selbst hecabgewücdigt wird. So wie die obenge nannten Subjecte die Listen und ein Probeexemplar des zu verkaufenden Buches in Händen haben, so geht es damit durch die Straßen, und zwar Haus bei Haus —- und die Leute werden so lange gequält, bis sie unterzeichnen, oder die Exporteurs zur Thüre hinauswerfen. Unter diesen Um ständen muß man freilich sich oft sagen lassen, daß jetzt der Buchhandel wohl nur auf einer sehr nieder» Stufe stehen müsse, da der Handel mit keinem Lebensbedürfnisse u. s. w. so trödelhaft getrieben werde, als der Buchhandel, vor dessen Zumuthungen man sich kaum zu retten weiß. Es ist nicht zu läugnen, daß ein großer Theil der Schuld an die sen erbärmlichen Handel den Verlegern oder den Herstel lern der Heft-Ausgaben zur Last fällt, denn wenn solche Dingerchen nicht mehr erschienen, so würde jener Hausir- handcl von selbst aufhören müssen, und man würde sich