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546 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 10, 13. Januar 1912. Sine internationale Konferenz für Funkentelegraphie wird am 4. Juni in London zusammentreten. Auf ihr werden alle Regierungen, die den Berliner Vertrag unterzeichnet haben, also auch die deutsche, vertreten sein. Die Gesamtzahl der auf der Erde bestehenden festen Funkentelegraphenstalionen beläuft sich auf etwa 1100. Davon entfallen auf die Union 243, auf Großbritannien 63, auf Deutschland 83, auf Rußland 58, auf Frankreich 40 und auf Kanada 61. Auf Handelsschiffen sind ins gesamt 869 Stationen vorhanden, von denen auf Großbritannien 305, auf die Union 206, auf Deutschland 143, auf Italien 61, auf die Niederlande 35 und auf Frankreich 31 entfallen. Personalnachrichten. Aureliano Veruete -s-. — In Madrid ist der Landschafts maler Aureliano Beruete im Alter von 65 Jahren gestorben, dessen vielfach preisgekrönte Werke, wie z. B. »Am Ufer des Manzanares«, »Strand bei Vigo«, »Brücke von Alcäntara in Toledo« u. a., auch in Deutschland bekannt geworden sind Mehr aber noch als seine Bilder werden seine kunstkritischen Arbeiten, insbesondere sein Werk »Velazquez und seine Bilder« gerühmt. Sprechsaal. Klagen oder arbeiten und danken? Eine (verspätete) Silvesterbetrachtung. Für mich war der bei jedem zum Jahreswechsel sich auf drängende Rückblick auf das. was war, und der Ausblick auf das, was kommen wird, eine ernste Betrachtung und Vertiefung in mein eigenes berufliches Sein, da ich mein jahrelang geführtes Geschäft verkauft habe. Aber gleichzeitig drückt mir meine nicht erloschene Liebe zum deutschen Buchhandel wieder die Feder in die Hand, um diese Neujahrsbetrachtung meinen fleißigen, strebsamen Kollegen im Verlag und Sortiment gleichsam als Abschiedsgruß bei meinem Austritt aus dem Börsenverein zu senden. Die Zeit mit ihrem erhöhten und durch vermehrte Ansprüche erschwerten Wettbewerb ist auch besonders für den Buchhändler zu einer ernsten geworden. Durch die neuzeitlichen Bestrebungen und Anschauungen sind gefahrdrohende Kräfte in nie geahnter Ausdehnung und Gewalt frei geworden, die althergebrachte eigen artige, aber dem Buchhandel notwendige Einrichtungen zu er schüttern suchen und später verdrängen können. Meine gewöhnlich vor den Kantateversammlungen erschienenen Warnungsruse vor immer weiterer Abbröckelung alter Gewöhn- heiten und Verordnungen im Buchhandel mußten daher im Strome dieser neuen großzügigen Handelsanschauungen ungenutzt verklingen. Es blieben so unbeachtet; Meine Ansichten über eine Verpflichtung zu genügender Rabattgewährung für das Sortiment, über eine vollständige Aufhebung des Kundenrabatts, über die Pflicht gleicher Ver kaufspreise für Verleger wie Sortimenter und endlich meine An- sicht, daß eine Börsenblattanzeige für den anzeigenden Verleger die Verpflichtung in sich schließe, auch zu diesen Verkaufs bedingungen an jeden im Börsenverein organisierten Sortimenter liefern zu müssen. Die so geschaffene bevorzugte Stellung des Verlagsbuch. Handels mußte notwendigerweise im Sortiment, das sich seiner aus Brotneid und gegenseitiger Mißgunst entstandenen Schwäche und seiner gedrückten Lage wohl bewußt ist, eine Verstimmung Hervorrufen, die auch persönliche freundschaftliche Beziehungen nicht beseitigen konnten. Nur in dem Grundsätze herrscht auf beiden Seiten mit wenigen Ausnahmen noch gleiche Gesinnung und Einigkeit, in der Ansicht: Der vomVerleger festgesetzte Ladenpreis ist für den Buchhandel notwendig und darf nicht aufgehoben werden. Ohne ihn würde dem Buchhandel der größte Teil seiner An gehörigen abwendig gemacht werden. Seit meiner ersten Veröffentlichung aus dem Jahre l906r Der Kundenrabatt im Buchhandel ist ein Unrecht, habe ich für einen einheitlichen festen Ladenpreis ohne jede Ausnahme gestritten. Ich mußte aber während meiner Selbständigkeit immer mehr und mehr einsehen, wie gerade der Verleger, dem geschäftlich am meisten an der Einhaltung eines von ihm selbst bestimmten Verkaufspreises liegen muß, es war, der kurzsichtig, nur an äugen- blicklichen Vorteil denkend, den Glauben an den festen Ladenpreis im Buchhandel erschüttert hat. Wenn der deutsche Verlagsbuchhandel durch geschlossenes Ein treten für den zu seinen Lebensbedingungen gehörenden festen Ladenpreis das Erworbene wieder zurückerwerben will, um es ganz als sein Eigen zu besitzen, so kann er heute noch auf die Anerkennung und treue Mitarbeit des Sortimentsbuchhandels in seiner Allgemeinheit rechnen. Hierbei möchte ich die Herren vom Verlag nur an die be- ständigen Erregungen erinnern, die ihnen die zunehmenden Ladenpreiserschütterungen ihrer eigenen Berlagsartikel bereiten sobald sie nicht von ihnen selbst ausgegangen sind. In dieser schweren Zeit wirkt für den wahren Buchhändler oft nur allein das Bewußtsein erhebend, dem Geiste, der Wissen schaft, der Kunst und dadurch der Welt durch den Bücherverkauf zu dienen. Denn er hört wohl den Born des Wissens rauschen, aber wann findet er Zeit und Sammlung, selbst daraus zu schöpfen? Befreit von den Sorgen eines Buchhandlungsinhabers, erlebe ich jetzt wieder Freude an der Literatur, die in meinen jungen Jahren mich zum Buchhandel trieb, um dort, selbständig ge- worden, das Ersehnte entbehren zu müssen. Das beunruhigende, oft beängstigende Gefühl gegenüber der Masse der Neu- erscheinungen im Buchhandel ist geschwunden und an seine Stelle die beständige Freude an jeder wertvollen Büchergabe, die mir in die Hände kommt, getreten. Die Beschäftigung mit der Literatur führte mich zu einem gründlichen Suchen nach Wissenswertem in den Verlegeranzeigen und Weihnachtskatalogen, in denen so vieles Interessante zu sammengetragen und besprochen ist. Betrachtet man diese Arbeit, wie sie von den Verlegern und den Barsortimentern geleistet wird, um die Tätigkeit des Sorti menters zu unterstützen, so kann man nicht mehr an der Zu- sammengehörigkeit aller, die dem Buche dienen, zweifeln. Früher habe ich stets alle schnell eingetroffenen Besorgungen als eine selbst, verständliche, mühelose Tätigkeit angesehen, aber in meinem neuen Wirkungskreise erkannte ich den Unterschied zwischen einer rein mechanischen Tätigkeit und der besorgten, pünktlichen Pflicht erfüllung, die nicht nur sich, sondern auch den anderen nützen will. So habe ich die Frage am Kopfe meiner Betrachtung selbst beantwortet und kann nur mit der herzlichen und auf- richtig gemeinten Mahnung an die Herren Kollegen im Deutschen Buchhandel schließen: Mehr Arbeit für einander und Dankbarkeit zu einander! Stuttgart, Januar 1612. Gustav Horn-Danzig. „Ptie kembrsncN, olcl sncl new fNsgters", so nennt sich eine Kunsthandlung in New Vork, die mir kurz vor Weihnachten einen größeren Auftrag ohne Angabe von Refe renzen mit der Bestimmung erteilte, die Waren müßten noch für das Weihnachtsgeschäft rechtzeitig eintreffen. Die Herren Kollegen wird es interessieren, zu hören, daß die Firma unter der von ihr selbst mitgeteilten Adresse: »312 West 47>K Ltrset« nicht zu finden ist und auch entgegen ihrer Bekanntgabe keine Telephon- Verbindung besitzt. Düsseldorf, den 10. Januar 1912. L. Schwann. Anfrage. Ist der Verleger von amtlichen Publikationen verpflichtet, diese gegen Bezahlung jedem Buchhändler zu liefern? Berlin, 10. Januar 1912. Axel Junckers Buchhandlung Karl Schnabel.