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28S, 12. Dezember 1S12. Nichtamtlicher Teil. «Irin,«-» f. d. Dts«». vuchh-ud-r 1L917 I Wahrscheinlich auch außerordentlich leicht verkaufen lassen (Preis je^t-i—). Recht frisch in der Auffassung und Farbengebung sind die Blätter Neckarstädtchen und Vor der Herberge von K.Wendel (Preis je 8.—). Hier ist das, was die Technik der Stein zeichnung zu bieten vermag, Wohl auf das Höchstmaß gebracht. Es sind Bilder, die das vielgebrauchte Wort vom künstleri schen Wandschmuck mit vollem Rechte auf sich anwenden dürfen. Von Zirges ist ein Elbidyll mehr dürch den großen freien Blick, den es gewährt, als durch die farbige Lösung beachtenswert (°tk8.—); von Prentzel dürften einDorsbach und einSchwäbisches Nest schon um ihres ungemein liebenswürdigen gegenständ lichen Reizes willen (Preis pro Blatt -Ä K.—> viele Freunde > finden. Ein Blatt von ter Hell erschließt mit schönem Ge lingen den ernsten Charakter der märkischen Landschaft (Preis 6.—). — Der Verlag E. A. Seemann, Leipzig, setzt seine Be strebungen, in den Heften »Meister der Farbe« die künstlerischen I Bedürfnisse ebenso zu befriedigen, wie die der auf farben- I freudige Akkorde gestimmten Seele, im neuesten Hefte mit I bestem Gelingen fort. Ein sehr feines Bild des Landschafters I Strützel, ein noch nicht gar so populär gewordener Spitzweg, I der einen Mönch an einem Rosenstrauch darstellt, eine jener i faszinierenden orientalischen Szenen des Alexander Lunois, « und drei andere wohlgelungene Blätter sichern der Sammlung « ihren alten guten Ruf. — Baumgärtners Buchhandlung in I Leipzig hat in ihren Kunstmappen auch dem berühmten Hol- I länder Aelbert Cuijp ein schönes Denkmal geschaffen. Cuijp I gehört zwar nicht zu den Vielbewunderten und Lautgepriese- ü nen, vor dessen Namen man in Ehrfurcht erstirbt, aber die I ehrlich überzeugten Kunstgelehrten wissen, daß auch er ein S Könner ersten Ranges war. Seine Genrebilder und Porträts, I seine Landschaften, die er meist aus warme, goldige Töne ab- » stimmt, halten oft den Vergleich mit dem Besten seiner Zeit 8 aus. Die zwanzig Blatt, die hier zu einer Mappe vereint L sind, geben immerhin einen genügenden Eindruck von seiner I Art. Sehr gut war es, daß einige der schönen Handzeichnun« r gen beigegeben wurden. Der Preis ist «tk 25.—. Eines Werkes R möchte ich dann noch gedenken, das von mir selbst stammt. 8 Es heißt »Freude an der Kunst« und ist in Loewes Verlag s Ferd. Carl in Stuttgart erschienen (Preis 4.50 geb.j. Das o Buch erhebt nicht den Anspruch, ein kunstgefchichtliches Werl 8 zu sein, und wendet sich also auch nicht an die, die mit der I Kunst auf dem Duzfuße stehen, resp. dorgeben, es zu tun. Es k ist für junge Menschen wie für Erwachsene bestimmt, die llber- » Haupt noch nichts von der Kunst wissen, und denen nun in « einfach erzählender, leichtverständlicher Form die Verdauung I des Stoffes so angenehm wie möglich gemacht werden soll. » Für alles Gute und Schöne, was aus den Kunsterscheinungen 8 der Jahrtausende herausragt, Freude und damit auch ein I tieferes Verständnis zu erwecken, war die Absicht, die mir dabei H vorschwebte. Ob sie erfüllt ist? Der gute Wille, aus dem D überreichen, gewaltigen Stoff das Beste herauszuholen, war W jedenfalls da. Aber Menschenwerk ist Stückwerk. Wie die R umfangreichste Kunstgeschichte niemals alles das erschöpfen U kann, was auf diesem großen, endlos weiten Gebiete Herrliches U geschaffen wurde, so war cs auch nicht möglich, in diesem Band » alles zu vereinigen, was mir selbst wichtig erschien. Dennoch R aber hoffe ich, daß das Buch als freundlicher Anreger und U Berater seine Aufgabe erfüllen, und die schöne Ausstattung, 8 die ihm der Verlag zu teil werden ließ, auch die Bemühungen I des Sortiments erleichtern wird. I Daß es auch für das diesjährige Weihnachtsgeschäft nicht M an bedeutenden Kunstpublikationen fehlt, ist bei der Reg- I samkeit der Verleger nur verständlich. Die Kriegstrompeten I schweigen wieder, und wenn nichts Unerwartetes daztvischen- Ä kommt, werden wir auch diesmal in Frieden und Eintracht I unsere Weihnachtslieder singen können. Hoffentlich hat von W der befreienden politischen Entwirrung auch das Geschäft, und U besonders das immer am ersten gefährdete Kunstgeschäst, sei-§ W Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. neu Nutzen, so daß die Verleger, die sich mit ihren Publi- I kationen an das Publikum wenden, das meist zuerst mit dem I Kaufen zuruckhält, nämlich das besitzende, nicht ganz in ihren I Erwartungen enttäuscht werden. In einer Ausstellung, die I allen unvergeßlich bleiben wird, die sie sahen, feierte man im D Frühjahr das Andenken des großen Preußenkönigs. Jetzt > liegt zur dauernden Erinnerung daran das schöne Werk: I »Friedrich der Große in der Kunst« vor, das in seiner Art ein I kultur- und kunslhistorisches Dokument ohnegleichen ist. Das D überwältigend reiche Bildermaterial, in dem die herausge- » bcnde Photographische Gesellschaft in Berlin wieder > einen glänzenden Beweis ihres Könnens erbracht hat, ist » von höchster technischer Vollendung, die textliche Bearbeitung- > ausgezeichnet, das Ganze von jener monumentalen Wirkung, I wie sie der Größe dessen entspricht, dem es gewidmet ist. I Nicht für die große Menge bestimmt, das läßt schon die be- D schränkte Auflage (nur 350Exemplare) und der Preis («« 210.—) I nicht zu, aber für die ja noch immer vorhandenen Liebhaber I solch gewaltiger Kunstdenkmäler, wird es gewiß mit schönem > und lohnendem Erfolg für den Kunsthändler seinen Weg machen. I Wie die Kunst unserer Zeit selbst so seltsam verworren I ist wie nie zuvor, so geht es auch den kunstphilofophischcu, I -historischen und -literarischen Erörterungen, die wie Pilze ans I der Erde schießen und, gestehen wir es nur ehrlich, die Ver- I Wirrung oft noch größer machen. Da wirkt es immer wie I eine Erlösung, wenn einmal einer hergehl und vom Funda- I ment seines praktischen und theoretischen Wissens aus in ge- I lassener Ruhe und Konsequenz Klarheit schafft und verbreitet I und all den erhitzten Gemütern beruhigende Pflaster auflegt. I Das hat der große Franzose Eugene Delacroix getan, der, I einer der glänzendsten Techniker seiner Zeit, die Feder mit I einer Sicherheit führte, um die ihn mancher professionelle I Kunsthistoriker beneiden kann. Delacroix als Literat, kann I man über dieses Buch setzen, dessen Herausgabe für den I Insel-Verlag ein dankenswertes Verdienst ist. Es gibt Kunst- I bllcher, die als Schlafmittel ganz Probat sind. Hier bei I diesem 400 Seiten starken Bande empfindet man das Gegen- I teil. Aufgerüttelt wird man, und ein Kapitel wie das andere, s ob Delacroix über Michelangelo seine verehrungsvollen Sätze i schreibt, ob er über die Frage des Schönen spricht, über Kunst- j kritiken oder den Realismus, immer fesselt die geistvolle Art, I die nie zur Geistreichelei herabsinkt und uns immer die Ach- ! tung vor dem aufdrängt, der selbst mit so großer Achtung von > künstlerischen Dingen zu reden weiß. Ein Buch, für unsere I Zeit direkt geschaffen und mit Recht den Anspruch erhebend, H daß es Gemeingut aller derer wird, die da vorgeben, sich mit I Kunst zu beschäftigen. Das vornehm ausgestattete Werk mit I Reproduktionen nach elf Handzetchnungen des Meisters, kostet ! ^ 10.—. Aber noch über eine weitere bedeutende Erscheinung dieser ; Art ist zu berichten. Dort predigte der Künstler, hier in den ; von F. Bruckmann A.-G. in München herausgegebenen Ge- i sammelten Schriften zur neueren Kunst von Tschudi spricht der , feinsinnige Theoretiker, der feinste vielleicht, den das 19. Jahr- i hundert besessen. Es ist eigentlich nicht viel, was Tschudi in seinem Leben geschrieben hat. Aber es sind die Äußerungen eines Menschen, aus dessen reichem Wissen und Können sich i eine hohe Auffassung von der Kunst herauskristallisiert hatte, wie sie nicht allzuviele seines Faches aufweisen. Tschudi war s eine vielumstrittene Persönlichkeit, und seine exponierte Stel- ! lung an der Nationalgalerie mag ihm nicht nur eine Quelle der Freude, sondern auch eine solche des Leids geworden sein. Diese Schriften geben über manches Aufschluß und werden das Andenken an diesen treuesten und aufopferndsten Freund und Verkünder der Kunst in ein Helles Licht rücken. Der von vr. Schwedelen-Meyer, mit einer die ganze Persön lichkeit Tschudis rein analysierenden biographischen Skizze so?»