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Wir aber blicken heute frohen Herzens zurück auf die Bahnen, welche unfer Verein durchschritten hat, und wir erfreuen uns dessen, was durch redliche Arbeit und Kämpfe errungen ist. Und so lassen Sie uns heute das Goethc'sche Wort hier anssprechen: Dies ist unser! So lasset uns sagen und so es behaupten! L. An den Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig. Bei der Wiederkehr des Tages, an dem vor 50 Jahren der Grundstein gelegt wurde zu dem Gebäude, unter dessen schützen dem Dache der deutsche Buchhandel seine heutige Blüthe erreichen konnte, fühlt sich der Unterzeichnete Vorstand, im Namen des Hamburg- Altonaer Buchhändlervereins, gedrungen, dem Vorstände des Börsenvereins der deutschen Buchhändler seine aufrichtigsten Glückwünsche darzubringcn. Der Verein in derjenigen Stadt, welche Friedrich Perthes mit Stolz den Ihrigen nennt, will nicht znrückstehen, wo cs gilt, Zeugniß dafür abznlegcn, welche reiche Wirksamkeit des Börsenvereins dieser lange Zeitraum umsaßt. Gilt es doch dabei mit tiefstem Dankgefühle zu gedenken nicht allein der Männer, welche die Idee der Vereinigung erfaßten und zur Ausführung brachten — der Männer wie Horvath, Campe, Voigt — sondern auch der Glieder unseres Standes, welche während dieser 50 Jahre im Vorstande durch Rath und Thal daran gearbeitet haben, den Verein so auszubauen, daß er jetzt fest und sicher dastcht — eine Macht, die kaum erschüttert werden kan». Und es hat dem Verein nie an tüchtigen Leitern gefehlt, die das Beste wollten und auszusührcn wußten. Es genügt, Namen wie: Fro mm an»,Duncker, Perthes,Erhard,Ruthardt,Reimer,Enslin,Veit,Springer zu nennen und es steht jedem Buchhändler vor Augen, was sie geleistet. Der Börsenvcrcin ist es, welcher hauptsächlich dazu bcigetragen hat, dem deutschen Buchhandel die feste Organisation zu schaffen und zu erhalten, — jene Organisation, die jedem Mitgliede das sichere Gesicht der Jnteresscn-Ge,neinschaft eingepflanzt hat. Der Börscnverein ist es, welcher, durch seinen Vorstand auch nach Außen vertreten, thcilgenonimcn hat an der Gesetzgebung des Vaterlandes, indem durch seine Gutachten oder seine Vorstellungen manches Gesetz zu Stande gekommen ist, welches nicht nur dem Buchhandel speciell, sondern auch dem mit ihm enge verbundenen Schriststcllcrlhnm zum Vortheil gereicht. Und wohl kann gesagt werden, daß die Ehre, das Ansehen und das Gedeihen des deutschen Buchhandels zum größten Theile der großen Vereinigung zu danken ist, welche heute mit Stolz auf eine Vergangenheit von 50 Jahren zurückblicken darf. So ist denn der heutige Abschnitt in der Geschichte des allgemeinen Buchhändlervereins für den kleineren Verein im Norden Deutschlands die willkommene Veranlassung, dem jetzigen Vorstande den Wunsch anszusprechcn, daß der Börsenverein der Deutschen Buchhändler anch ferner blühen möge, — und die Ueberzeugung, daß er stets seine große Ausgabe, die Ehre und das Wohl befinden unseres Standes zu fördern, erfüllen werde. Hamburg und Altona, Ostermessc 1875. Der Vorstand des Hamburg-Altonaer Buchhändlervereins. C. E. Gaßmann, erster Vorsitzender. Carl Theodor Schlüter, zweiter Vorsitzender. H. F. Graf, Cassirer. Ehr. Aug. Noodt, Archivar. Lucas Gräfe, Schriftführer. 8. Einem hochverehrten Vorstande des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig. Verehrteste Herren! Es gereicht demVorstande der„Gesellschast zurFördcrung buchhändlerischerJnteresscn in den Niederlanden" zur großen Freude, aus dem befreundeten, benachbarten und stammverwandten Holland zum heutigen Jubiläum einen herzlichen Glückwunsch bringen zu können und dazu ein Wort des Dankes für den wohlthätigen Einfluß, den das rege Schaffen des jüngeren Schwesterbundes oft aus den älteren ausgeübt hat. Das Wirken des Börsenvereins in den 50 Jahren seines Bestehens ist so rege und unermüdlich gewesen, die Stiftungen waren so zahlreich, der Einfluß ans Literatur und Wissenschaft, auf Recht der Schrift, aus Freiheit des Wortes so mächtig, eingreifend und segensreich, daß in ganz Deutschland und überall, wo die deutsche Zunge klingt, dieses Jubiläum zu feiern ist. Wer könnte genügend preisen die Verdienste des Börsenvereins in Vernichtung des Nachdrucks, Begründung der Rechte von Schriftsteller und Verleger, Abwehr der Censur, Regulirung des Rechnungs- und Handlungswesens, um praktische Hebung der Handlung durch Börse, Börsenblatt, Bibliothek, Buchhändlerschule, — moralische Hebung dnrch Handhabung guter Sitte, Wahrung der Billig keit, wo die Rechtsnorm fehlt, und Hilfe für Wittwcn und Waisen? Vor 50 Jahren hatte in dem zersplitterten Deutschland jeder Staat seine eigenen Rechte über Zoll, Münze, Zunft, Pri vilegien, Autorrecht, Censur u. s. w.; der Nachdruck wucherte üppig und unverschämt; das Eigenthum war schwer zu beschützen; die Richter waren unbekannt nnt dem Recht, welches zu sprechen sie berusen waren ; die Censur schwang hämisch und strenge die Geißel; Organe des Handelsverkehrs fehlten; Hader zwischen Bcrussgenosscn war keine Ausnahme; Eigennutz und Unwissenheit der Lehrherr» keine Schande; Wittwen und Waisen waren verlassen. Da hat der hehre Math und die Hoheit der Gedanken der Stifter dieses Vereins Tag geschaffen, wo es Nacht war! Sie haben das Reis gepflanzt, das unter der energischen Sorge und Hut der Nachfolger zu dem schönen Baum gewachsen ist, der sür ganz Deutschland die edlen Früchte trägt. Ehre und Segen ihrem Andenken! Großes haben sie geschaffen! Sie haben sich verdient gemacht durch ihre Arbeit überall, wo deutsche Wissenschaft geehrt, deutsche Sprache gesprochen wird.