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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 131, 26. Juni 1919. Spaeth, I. M., Buchhandlung, Berlin, ging mit Alt. n. Pass, in den Besitz von Gotthold Hoppe über. Die Prokura des Gustav Hoppe ist erloschen. Richard Mecke wurde zum Geschäfts führer bestellt. sDir.) Springer, Heinrich, Landeshnt (Schlesien), ging Juni 1919 käuflich an Alfred Deich über. sB. 126.) *2tern, Paul, Wien 1, Goldschmicdgasse 7u (Trattnerhof). Bnchh. n. Antig. Spczialabt.: Kunst, Mode, Sport. Gegr. 1./IV. 1919. Fernsprecher V1II/5629. Leipziger Komm.: Fleischer. (Dir.) Leusel, Robert, Asperg (Würlt). Stuttgarter Komin.: Südd. Grosj-Bnchh, (Dir.) Thüringer Mnsikhans Hermann Men sing, E r f ll r t. Inhaberin ist Frl. Helene Kreußler. Leipziger Komm, jetzt: Lim- rock. (H. 12./V1. 1919.) U l r i ch, C a r l, L C o., Ve r! a g, Be r l i n. Die Firma wird auf gelöst. (Dir.) Bclhagen K Klasing, Bielefeld n. Leipzig, hat Post scheckkonto für Bielefeld Amt Hannover Nr. 9192, für Leipzig unter Daheimcxpedition (Bclhagen K Klasing) Amt Leipzig Nr. 53 888. (Dir.) W a l d h e i m - E b e r l e A.-G., Wien. Carl Friedr. Ahlgrimm ist nicht mehr Proknr. u. Leiter des BerlagsgeschäftS. sDir.) WehrIi A. - G., K ilchberg b. Z ii r i ch. Die Prokura der Marie Biihlcr ist erloschen. Dem Fritz Gerster wurde Prokura erteilt. s.H. 12./VI. 1919.) Wichert L Schoos, Berlin. Die Firma wurde im Handels register gelöscht. sB. 124.) Winter's Bnchh. n. Antiquariat, C., Carl Heisecke, Chemnitz, hat Postscheckkonto Leipzig 41 220. (Dir. I Zetzsche, Hermann, Frei bürg (Breisgau). Stuttgarter Komm.: Südd. Groß-Bnchh. sDir.) Ziegert, Max, Frankfurt (Main). Bankkonto jetzt: Frank furter Bank. Leipziger Komm.: Maier. sDir.) *Zimmer, Rudolf, Verlag, Stuttgart, Tübingerstr. 45. Gegr. 1./IX. 1918. Postscheckkonto 11 723. Leipziger Komm.: F. E. Fischer. >Dir.) Der Zirkel. A r ch i t e k t n r - B e r l a g G. m. b. H., Berti n. Die Prokura des Ernst Müller ist erloschen. s.H. 13./V1. 1919.) Kleine Mitteilungen. Der Streik im Berliner Papicrgcivcrbc (siehe Nr. 129 des Bbl.), der Montag, den 23. Juni, beginnen sollte, wurde noch in letzter Minute abgesagt. Vor einer paritätisch zusammengesetzten Tarifkommission werden die kaufmännischen Angestellten des Papierfaches mit den Arbeitgebern verhandeln und hierbei voraussichtlich wohl zu einer Einigung gelangen. Personalnachrichten. Gestorben: am 20. Juni in Nauheim, ivo er Heilung suchte, plötzlich und un erwartet am Herzschlag Herr Konsul a. D. Ernst Bohsen, Inhaber der bedeutenden Verlagsbuchhandlung Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) in Berlin. Am 1. Oktober 1891 war Dietrich Arnold Reimer aus der von ihm 1845 gegründeten Verlagsbuchhandlung ausgetreten, die er seit 1868 in Gemeinschaft mit Hermann Hoefer betrieben hatte. An Reimers Stelle trat damals Ernst Vohsen, der früher deutscher Konsul in Sierra Leone gewesen und dann in gleicher Eigenschaft als Nachfolger von Karl Peters nach Ostafrika gegangen war. Mit ihm kam ein neuer, frischer Zug in das Geschäft, das Vohsen, nachdem auch Hoefer aus der Firma geschieden war, seit 1895 allein führte, und das unter seiner großzügigen und umsichtigen Leitung zu höchster Blüte gedieh. Er verlegte die Geschäftsräume nach Wilhelmstraße 29 und verband mit dem Verlag eine Litho graphische Anstalt mit Steindrnckerei und Buchbinderei, auch war in dem neuen Geschäftshanse Raum für die bis dahin in Potsdam betriebene Fabrik für Erd- und Himmelsgloben. Ferner er richtete Vohsen eine eigene Knpserstccherei »nd Knpferdrnckerei, ans denen die vorzüglichen deutschen Admiralitätskarten hervorgingcn, deren Hanptvertriebsstelle die Firma Dietrich Reimer war. Die hervor ragend genauen Kartenwerke, Globen nsw. kamen im Jahre 1914 auf der »Bngra« in Leipzig in übersichtlicher Weise zur Anschauung und werden noch in Erinnerung vieler Bernfsgcnossen sein. Der Bnchver- lag brachte unter der Leitung von Vohsen eine große Reihe wertvoller und gediegener Werke geographischen, ethnographischen und kolonialpvlitischcn Charakters. Herr Konsul Vohsen, eine in literarischen und kolonialpolitischcn Kreisen sehr be kannte und hochgeachtete Persönlichkeit, war Vorstandsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft und des Deutschen Flottenvercins, Na men, die neben der Trauer um den hervorragenden Berufsgenossen gerade in jetziger Zeit wehmütige Gefühle anslösen Carl Kühler in Wesel s. — Uber den Tod des Buchhändlers und Bnchdrnckcrcibesitzers Carl Kühler in Wesel, den wir in Nr. 119 des Bbl. ohne Kenntnis der Gründe für seinen Selbstmord nur kurz ge meldet halten, enthalten jetzt die Zeitungen nähere Mitteilungen, die über den Vorgang einen erschütternden Aufschluß geben. Durch ein falsches Gerücht war Kühler in den Verdacht gekommen, deutschfeind liche Plakate in seiner Druckerei hergestellt zu haben. Als Weseler Einwohner ihm deshalb durch eine Demonstration vor seinem Hause ihre Mißachtung knndgeben wollten, stürzte er sich vor der drohenden Menge ans dem Fenster und fand dabei den Tod. Der Sachverhalt, der dem Gerücht zugrunde lag, ist jetzt wie folgt festgestellt worden: Die Stadt Büderich wurde von den Belgiern unter Androhung einer hohen Strafe gezwungen, Plakate, die in Büderich von den Belgiern angcheftet, von der Bevölkerung aber teilweise zerstört worden waren, innerhalb 24 Stunden zu ersetzen. Der Bürgermeister wandte sich an die Druckerei Kühler in Wesel, weil er bei ihr die Gewißheit zu haben glaubte, die Plakate in der vorgeschricbenen Frist zu erhalten. Ter Geschäftsführer der Druckerei übernahm die Lieferung, bei der es sich um wenige Ersatzplakate, demnach um keinen Auftrag handelte, bei dem ein wesentlicher Gewinn zu erwarten war. Der Bürger meister handelte nur unter dem Zwange der Besatzung und nicht ans Entcntcfrcundlichkcit, und der Geschäftsführer der Druckerei erwies lediglich dem Bürgermeister in seiner Notlage eine Gefälligkeit. Das Bezirkskommando Wesel veröffentlicht eine Erklärung, in der festgestellt wird: »Die vom Bezirkskommando veranlasse dienstliche eingehende Untersuchung der Gerüchte über den Druck feindlicher Pro- pagandaliteratur bei der Firma Carl Kühler hat ergeben, daß die Plakate, im ganzen 25 Exemplare, tatsächlich auf Anfordern des Bür germeisters von Büderich, der persönlich bei der Firma ivar, ohne Wissen und ohne Verantwortung des Inhabers, des jetzt verstorbenen Hauptmanns d. L. a. D. Kühler, gedrncki worden sind. Die von ver schiedenen Seiten an dieses Vorkommnis geknüpften, die Ehre des Herrn Kühler schwer verdächtigenden Folgerungen, die diesen in den Tod getrieben haben, finden in den Tatsachen keine Bestätigung. Die Zeitungen und die Bevölkerung werden daher gebeten, nunmehr irgendwelchen gegenteiligen Gerüchten entgegenzutreten, da die An gelegenheit von hier ans im Einvernehmen mit dem Abschnittskom mando 1 einwandfrei aufgeklärt ist. Der Landwehrbezirk Wesel ver liert in dem Verstorbenen ein Mitglied, das sich während des Krieges trotz vorgerückten Alters in den Dienst des Vaterlandes gestellt und seine Dienstobliegenheiten mit Gewissenhaftigkeit ausgeführt hat. Wir bedauern den Tod dieses pflichttreuen Offiziers.« So ist ein vaterländisch gesinnter Ehrenmann, wie es Carl Kühler war, der Bestürzung über das durch einen Irrtum hervorgerufene Ver halten eines-Teils seiner Mitbürger zum Opfer gefallen. Franz v. Liszt ch. — Der bekannte frühere Strafrechts-und Völker rechtslehrer der Berliner Universität Professor Franz v. Liszt ist am 22. Juni im 69. Lebensjahre in Seeheim an der Bergstraße gestorben. Ter berühmte Rechtslehrcr war der Hanptvertreter einer wissenschaft lichen Richtung, die im Gegensatz zu der herrschenden, hauptsächlich ab strakt arbeitenden Schule das Verbrechen als soziale Krankheit betrach tet und behandelt wissen will. Schon als Dreißigjähriger vereinigte sich v. Liszt mit A. Dochoiv, um ihre dahin gehenden gemeinschaftlichen Anschauungen zu vertreten. ES entstand die von beiden geleitete »Zeit schrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft«. Die sonstige schrift stellerische Tätigkeit des Gelehrten war äußerst umfassend. Von den größeren Arbeiten seien angeführt: »Meineid und falsches Zeugnis«, »Die falsche Aussage vor Gericht«, ferner sein »Lehrbuch des öster reichischen Prcßrechtes«. Im Jahre 1889 erschien ans seiner Feder ge wissermaßen als Gegenstück dazu: »Lehrbuch des deutschen Neichspreß- rechtcs«, dem ein Jahr später das »Lehrbuch des deutschen Strafrechts« folgte, das demnächst in 21. und 22. Auflage erscheinen wird. An de» Publikationen der Internationalen kriminalistischen Vereinigung be teiligte Professor von Liszt sich ebenfalls. Der 1. und 2. Band des Werkes »Das Strafrecht der Gegenwart in rcchtsvergleichender Dar stellung« wurde von ihm hcransgegeben, auch besorgte der Gelehrte die späteren völlig umgcänderten Auflagen von den Slraf- rechtsfällen, die sein Freund Dochow herausgegeben hatte. Der Beschäf tigung mit dem Völkerrecht entsprangen das knrzgefaßtc Lehrbuch »Das Völkerrecht«, sowie die übersichtliche Darstellung desselben Gegen standes in Birkmeyers »Encyklopädie der Rechtswissenschaft«. Verantwort!. Red. t. V.: N « ch a r d N l b e r t«. - Verla«: DerBörsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche« BuchhändlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Rcdaltion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BuchhändlerhauS). 524