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>L I», 13. Januar 1925. Redaktioneller Teil. «»r<a,dl-l> >. d. «uLb-xd-r SIS Redaktioneller Teil (Nr. 5.) Verein der Buchhändler zu Frankfurt a. M. In der Hauptversammlung am 30. Oktober 1924 wurde für das Jahr 1924/25 folgender Vorstand gewählt: Fritz Kegel in Firma Schillerhof-Buchhandlung. 1. Vor sitzender; Hermann Helbing in Firma Joseph Bari K Co., Sortiment, 2. Vorsitzender; l)r. L u d w i g F el lh a u e r in Firma Peter Kreuer G. m. b. H., Schriftführer; Samuel Goldslein in Firma A. Goldstein'sche Buch handlung, Kassenwart. Der Mitgliederbeitrag wurde auf 5 Mark festgesetzt. Der Geschäftsführer: vr. Fellhauer. Das Weihnachtsgeschäft 1924. Zahlreicher als sonst sind der Redaktion des Börsenblattes dieses Jahr die erbetenen Weihnachlsbericht« zugegangen, wo für sie ihren Dank ausspricht. Diese Berichterstattung scheint sich «inzuibürgern. Der Sortimenter liest mit Aufmerk samkeit, wie Kollegen in anderen Orten abgeschnitten haben. Aus den meisten Äußerungen kann er für sich Lehren ziehem oder er findet in ihnen wenigstens ein« beruhigende Bestätigung seiner eigenen Erfahrungen. Der Verleger verfolgt selbst verständlich mit großem Interesse, welchen Verlagserscheinungen sich die Gunst der Bücherleser zugewandt hat, und kann sich daraufhin unter Umständen einstellen. Ein Fehler muß bei der Wertung der einzelnen Berichte vermieden werden: Sie sind keineswegs als »offiziell« oder »offiziös« anzusehen, die etwa dem vorjährigen Weihnachtsgeschäft von Börsenvereins wegen eine Wertmarke geben sollen, sie sind vielmehr die subjektiven Meinungen der verschiedenen Einsender, die ihre Erfahrungen gern der Kollegenschast zum Nutzen der Allgemeinheit Mit teilen, aber auch selbst die Verantwortung für die oft durchaus persönlichen Äußerungen tragen. Rur zum Schluß, wenn alle Berichte eingelaufeu und veröffentlicht sind, kann man mit einiger Sicherheit ein Gesamtbild des vorjährigen Weihnachts geschäftes zeichnen. Damit dieses recht wahrheitsgetreu werde, bitten wir alle, die mit ihren Berichten noch im Rückstand sind, um baldige Einsendung. Der Abdruck soll möglichst im Alphabet der Städte erfolgen. Um das Verständnis der zuweilen ganz kurzen, unter Hinweis aus die Nummern unserer Fragen gegebenen Antworten zu er- leichtern, müssen wir diese Fragen hier voranstellen: 1. Wie war die Kauflust des Publikums? L. Welche Literaturgattungsn wurden besonders bevorzugt und welche Preislagen meist gewählt? 8. Welche einzelnen Bücher standen !m Vordergrund des Interesses? 4. Fand ernstere oder leichter« Literatur größeren Anklang? 5. Wie war der Verkauf von Klassikern? K. Fanden Jugendbücher und Bilderbücher lebhaften Absatz, In wel chen Preislagen? 7. Wurde ein Einfluß der erhöhten allgemeinen Werbetätigkeit be merkt? 8. Wurde wieder wie in früheren Zeiten Kredit beansprucht? l>. Was ist sonst noch Bemerkenswertes über das Weihnachtsgeschäft zu berichten? Allenstcin: Das Weihnachtsgeschäft war zwar lebhaft, aber die Ein nahmen entsprachen nicht den Erwartungen, denn die großen Einkäufe besonders der Grundbesitzer sind ganz ausgeblieben. überhaupt wurden nur Bücher in mittlerer und billiger Preis lage gekauft; Klassiker wenig, dagegen mehr politische Werke, Erinnerungen und ernste Literatur. Die höchste Absatzzisfer er reichten Herzog: Wieland der Schmied«, Winckler: »Der tolle Bömberg« und Schleich. — Bilderbücher gingen gut, besonders die von Loewes Verlag, die, schön ausgestaltet wie vor dem Kriege, zu Preisen von 1.10 bis 6.— Mk. leichten Absatz fanden. Von einem Einfluß der erhöhten Werbetätigkeit habe ich direkt nichts verspürt. Auch hat die Jugend-Buchwoche der Papier- Händler in keiner Weise Einwirkung gehabt. Das lag wohl daran, daß sie schon im Oktober stattsand. Die Bestrebungen des Reichsbundes deutscher Papier- und Schreibwarenhändler können aber zu einer Gefahr werden, wenn sie wie diesmal von den Verlegern durch Kommissionssendungen mit vollem Rabatt unterstützt werden und der Buchhandel sich nicht darum kümmert Karl Dane hl. Aschaffcnlnirg: 1. Die Kauflust war rege, setzte jedoch erst spät ein, während 1923 das Weihnachtsgeschäft schon im November sich in der Hauptsache abwickelte. 2. Gute Romane wurden bevorzugt, in der Hauptsache fast nur bekannte Autoren. 3. Von besonderen diesjährigen Schlagern war nicht die Rede. 4. Ernstere Literatur wurde bevorzugt, jedoch wurden in folge der Geldknappheit größere, mehrbändige Werke nur verein- zeit gekauft. Luxusdrucke wurden gar nicht gefragt, Lederdände fanden wenig Käufer. 5. Billige Klassikerausgaben fanden guten Absatz. 6. Nicht zu teure Jugendbücher und Bilderbücher wurden sehr gut gekauft. 7. Der Einfluß der Werbetätigkeit ließ sich hauptsächlich aus Besprechungen in Tages- und Fachzeitschriften erkennen. 8. Kredite wurden reichlich in Anspruch genommen, im Kunsthandel für gerahmte Bilder, Ölgemälde ganz besonders. Das Ralenzahlungsshstem wurde sehr in Anspruch genommen, und viele Verkäufe sind überhaupt nur durch Anbieten von Teil zahlungen möglich gewesen. 97 Der Mangel an Geldreserven im Mittelstand war sehr fühlbar. Schöne Kunstkalender waren ein beliebtes Geschenk. Alles, was preiswert und nicht über die Grenze von 5—6 Mark ordinär ging, fand leichten Absatz. Großer Bücherbedarf ist da, viele möchten ihre Bibliothek ergänzen, aber die nötigen Mittel fehlen allseitig. Im Antiquariat überstieg zeitweise das Angebot die Nachfrage. Allgemein gesagt: Es wird schon wieder zuviel gedruckt, dabei viel Minderwertiges produziert. Leichte Lektüre wird nicht mehr gefragt. Radioliteratur ist gut gefragt. Große Kvmpendienwerke finden zurzeit nur gegen Raten bescheidenes Interesse. Prognose für 1925: Verleger, bringt gediegene gute Litera tur zu mäßigen Preisen, spart nicht an Prospektmaterial, be denkt, daß der Sortimenter auch Kredit geben muß, und erhebt nicht ein und denselben Rechnungsbetrag dreimal bei der BAG (wie es mir wiederholt passierte)! Zur Messe nach Leipzig schickt keine zu jungen Leute an den Stand, die nur faule Witze untereinander machen und die Nichtkäufer bei ihrem Stande mit strafenden Nachrufen wie »Orientale«, »Matrose«, »Seeleute« usw. beehren. Diejenigen Verleger, welche die Messe als Re- präsentationspflicht aufsaffen und die Beziehungen zum Sorti ment vertiefen wollen, wenden reichlich auf ihre Rechnung kom men. Der Anreiz des Messebesuchs für beide Teile: die Freude des Wiedersehens und geschäftlichen Erlebens, wird wirksam bleiben. Darum Parole: Messebesuch I. bis 7. März 1925! Otto Wolf, Inhaber der Fa. Willy Walter, Buch- u. Kunsthandlung. 73'