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L7, 9. März ISIS. Nichtamtlicher Teil. Mrs-Nbl»« ,. d. Dtlchn. Suchhund,l. 3069 Thron sich als erste dort niederließ, kaum ein halbes Dutzend Verkaufsläden aufwies und als eine der ruhig, stsn und vornehmsten Straßen der oberen Stadt galt. — Die altangesehenen llnioersttätsbuchhandlungen von H. Lamertin und Mayolez L Audiarte mußten die wohltuende Nähe der Universität in der ehemaligen Lue äu dlarobs au Sois verlassen; die erstere zog als Dritte im Bunde in die neue Uns Louävnbsrg, letztere in die Ru« Lrvest Lllarä, in die Nachbarschaft der Buchhandlung Ernest Goostens, von der sie allerdings durch deren kürzlich erfolgten Konkurs bald wieder befreit wurde. — Falk fils (die frühere Muquardtsche Hof buchhandlung) zog aus der Ras äu Larobomiv in die Ras äss Laroissisus, in der die letztgenannte Firma vor Jahren be reits ihr Domizil gehabt hatte. Auch diese Straße ist mit der heiligen Dreizahl gesegnet und beherbergt außer der er wähnten Firma noch die Buchhandlungen von Vromant L Cie. und Charles Van de Waele (lubrairis I-acomblve). Der letzte und wichtigste Umzug war der der Firma Lebdgue L Cie. (Oktios äs Uublieits), des größten buchhänd lerischen Betriebes in Belgien, der die seit dem Jahre 1866 bewohnten, stattlichen Räume in der Uns äs la üaäslsivo verließ und sich in der Ras Usuvs, der kommerziellsten Straße Brüssels, niederließ, und zwar im ehemaligen Geschäftshause des Warenhauses L. Tietz, das vor ca. 2 Jahren den großen Prunkneubau in der gleichen Straße schief gegenüber bezogen hatte. Daß diese Nachbarschaft einen intensiven Konkurrenz kampf zwischen den beiden Firmen zeitigen würde, war vorauszusehen. Er ist um so tragischer, als die Buch abteilung des Warenhauses Tietz sich bisher nicht dazu entschließen konnte, sich den für Belgien festgesetzten Ver kaufsbedingungen für französische und belgische Literatur anzuschließen, während sie sich hinsichtlich des Verkaufs deutscher Bücher in anerkennender Weise zum Einhalten dieses Reglements verpflichtet hat. Noch erwähnt sei schließlich, daß die Firma Lebdgue L Cie. für ihr ausgedehntes Verlags lager (speziell Schulbücher) und für ihre Ateliers außerdem noch ein zweites Geschäftshaus in der Uns dlarcg ein gerichtet hat. Die zum Abbruch bestimmten, von der Firma Lebdgue verlassenen Räumlichkeiten sind einstweilen doch wieder in den Dienst des Buchgewerbes gestellt worden. Wie ich in einem früheren Briefe mitgeteilt habe, hat der belgische Buchgewerbeverein, das »Llusds äu I-ivrs« aus dem ihm von der Regierung zur Verfügung gestellten Hause in der Rus Villa Lsrmosa ausziehen müssen. Seine Sammlungen sind vorübergehend in einem Saale des königlichen Kunstgewerbe museums im »OiuguautsllLirs« untergebracht worden, dessen Lage insolge der großen Entfernung vom Zentrum der Stadt für die Zwecke des Buchgewerbes wenig vorteilhaft ist. Nach langem Suchen und vielen persönlichen Be mühungen ist uns nunmehr das ehemalige Lebdguesche Ge schäftshaus bis zu besten Niederreißen, jedenfalls aber für anderthalb Jahr überlasten worden, so daß wir vorläufig wieder geborgen sind und Zeit gewinnen, um den Erwerb eines eigenen Heimes, das gleichzeitig allen mit dem Buchgewerbe in Verbindung stehenden Vereinen, Institutionen und Fachschulen dienen soll, zielbewußt anzustreben und hoffentlich auch zu verwirklichen. Der Buchgewerbeoerein und der belgische Buchhändlerverein werden die neueren Lokalitäten jedoch erst Anfang April beziehen können, da sie bis dahin noch von der Ausstellungsleilung der großen Brüsseler Wellausstellung von 1910 besetzt sind, die hier die von der Ausstellungslotterie herrührenden und nicht abgeholten Losgewinne untergebracht hat, um sie demnächst öffentlich zu versteigern. Ihr Wert beläuft sich auf rund eine halbe Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Million, die dazu dienen wird, das von dem AusstellungS- brand im August herrührende Defizit zum Teil zu decken.') Aus dem belgischen Vereinsleben sei noch mitgeteilt, daß infolge der großen Propaganda in den Kreisen des Provinz- buchhandels und des unermüdlich weiter ausgefochtcncn Kampfes gegen das Rabattunwesen und die Schleuderei die Gesamtzahl der Mitglieder (»blüsotiks« und »^äbdrsats«) nunmehr auf 606 angewachsen ist; sie hat sich in den letzten 4 Jahren nahezu versechsfacht s Die Sanierungsarbeit richtet sich neuerdings gegen diejenige Gruppe von Auchbuchhändlern, die dem regulären Buchhandel auch in Deutschland viel zu schaffen macht: die Bücherkonsumgesellschaflen, die von ein zelnen Interessengruppen und Berufsständen gebildet werden, um den Sortimentsbuchhandel auszuschalten. So haben wir jetzt auch in Belgien eine Vereinigung von Gerichtspersonen und Rechtsanwälten, die gegen einen Jahresbeitrag von 20 Frcs. nicht nur eine Vereinszeitschrifl liefert, sondern auch die Lieferung von Büchern mit einem Rabatt von 20"/, übernimmt — soweit es ihr eben gelingt. Ähnliche Ein richtungen für Jngenieurkreise und Buchhaltungsbeamte geben sich ebenfalls alle Mühe, den Ladenpreis bzw. den Maximalrabatt von 10"/, zu untergraben, während sich in Lüttich eine Anzahl Studenten unter der Leitung ihres Pro fessors zusammengetan hat, um beim Bezug ihrer Lehr bücher direkt von den Verlegern bessere Bedingungen heraus zuschlagen. Ein weiterer fühlbarer Mißstand hat sich im Laufe der Jahre dadurch entwickelt, daß die Autoren, die, wie ja auch anderswo, bei der immer mehr anwachsenden Produktion mehr und mehr genötigt sind, ihre Werke auf eigene Kosten drucken zu taffen, direkt ans Publikum liefern und dem Sortimenter nur ganz ungenügenden, vielfach sogar gar keinen Rabatt bewilligen. Es ist deshalb schon mehrfach der Wunsch ausgesprochen worden, derartige Werke nach Möglichkeit zu boykottieren und dadurch die Autoren zu nötigen, vom Selbstverlag zu der für den Buchhandel ent schieden gesünderen Form des Kommisstonsoerlages zurück- zukehren. Ein buchhändlerisches Ereignis ist der Übergang der offiziellen »Libliograpbis äs la Uslgigus« in den Besitz der Königlichen Bibliothek, die für deren Redaktion, Drucklegung und Expedition einen besonderen Dienst eingerichtet hat, während der Kommissionsverlag der hiesigen Veüagsbuch- handlung G. van Oest L Cie. übertragen worden ist. Der bisherige Herausgeber und Verleger, Herr Ernst Vandeoeld, derzeitiger 1. Vorsitzender des belgischen Buchhändlervereins, hat diese Bibliographie 17 Jahre lang geleitet und allmählich zu einem mustergültigen und außerordentlich vollständigen, Bibliotheken wie Buchhändlern gleich unentbehrlichen Organ ausgebaut, worauf Schreiber dieses bereits bei früheren Gelegenheiten hingewiesen hat. Mit der Übernahme der Bibliographie durch die Königliche Bibliothek sind ver schiedene redaktionelle Neuerungen verbunden, über die bei Erscheinen der I. Nummer des neuen Jahrgangs berichtet werden soll. Auch die rührige, produktive »Lssooiativll äss dorivaios bslgss« hat seit diesem Winter den Verlag ihrer Publikationen — neben einer Sammlung von literarischen Monographien hauptsächlich Romano und andere Belletristik — selbst über- ') Unter den vielen Kollegen, die die Ausstellung besucht haben, dürsten sich jedenfalls noch manche befinden, die seinerzeit mit Losen nach Hauie zurückgekehrt sind und diese bisher nicht aus eventuellen Gewinn hin geprüft haben. Ich erkläre mich gern bereit, die Nummern aus dem Lotterie-Bureau hier nach, sehen zu lassen und eventuelle Gewinne, bzw. den durch die Versteigerung dafür erzielten Erlös zu übermitteln. «00