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56, 25. März 1919. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel beiden Versammlungen beizutvohnen, sind leider bisher ergeb nislos gewesen, was sehr zu bedauern ist. Vom V nstande ist an die Hannoversche Handelskammer die Bitte gerichtet worden, daß man in buchhändlerischen Ange legenheiten Sachverständige aus dem Buchhandel zuziehen möchte. Die darauf gemachte Zusage ist schon in einem Falle in Wirkung getreten, indem Verband und Ortsverein aufgefordert wurden, für Nachprüfungen buchhändlerischer Umsatz- und Luxussteuerangaben in Hannover einen Vertrauensmann nam haft zu machen. Beide Vereine einigten sich auf Herrn Ver lagsbuchhändler Otto Steinbicker, der als bisheriger Sorti menter über genügende Fachkenntnis verfügt und als Privat mann auch genügende Objektivität voraussetzen läßt. Anläßlich der vom Stellvertretenden Generalkommando für Auslandsendungen getroffenen Verfügungen, alle Sendungen nur beim Hauptpostamt an einer Stelle aufzugeben, erreichte der Vorstand durch mehrfache Eingaben bei der Oberpostdirek- tion und dem Stellvertretenden Generalkommando, daß, entle generen Firmen andere Auflieferungsstellen zugewiesen wurden, die ihnen günstiger lagen. Durch den Waffenstillstand sind na türlich diese Bestimmungen überhaupt hinfällig geworden. Da für sind die Erschwerungen des Verkehrs nach den besetzten Gebieten an ihre Stelle getreten, die erst durch die neu erlas senen Bestimmungen eine kleine- Erleichterung erfahren haben, aber doch noch sehr unangenehm bemerkbar sind und den Ver kehr kolossal erschweren und beschneiden. Hoffentlich gelingt es den Bemühungen unserer Regierung, darin Wandel zu schaffen. Vom Börsenverein wurde mitgeteilt, daß Verleger des neu tralen Auslandes das deutsche Sortiment auffordern, im Aus land erschienene und in Deutschland für den Vertrieb verbotene Werke zu bestellen und bis zur Freigabe bei dem auswärtigen Verleger lagern zu lassen, Barfakturen jedoch im voraus ein zulösen. Das damit bezweckte Abfließen deutschen Geldes nach dem Ausland hält das Stellvertretende Generalkommando für durchaus unerwünscht und warnt daher auf das Angebot ein zugehen. Vom Verband deutscher Textilgeschäfte, Ortsgruppe Han nover, wurden wir zur Beteiligung an einer Eingabe an den Magistrat wegen Einführung der Sonntagsruhe aufgefordert. Da es sich um lokale Maßnahmen handelt und im Buchhandel Hannovers schon die Sonntagsruhe üblich ist, haben wir unter Verweisung auf den hierfür zuständigen Ortsverein die Be teiligung an der Eingabe abgelehnt. — Am 28. September folgte Ihr Vorstand einer Einladung des Kreises Norden in Lübeck zum Verbandstage, wobei sich die gewohnte herzliche Gast freundschaft des uns befreundeten Vereins wieder aufs beste bewährte. Bei der Vereinstagung gewonnene Eindrücke ge denken wir in unserer nächsten Verbandssitzung zur Besprechung zu bringen. — Am 6. Dezember nahm Ihr Schriftführer in Vertretung des Vorsitzenden an einer Sitzung zur Gründung eines Arbeitgeberverbandes in Berlin teil, zu der der Vorstand des Börsenvereins eine Aufforderung hatte ergehen lassen. Der Abeitgeberverband ist, wie auch wiederholt im Bör senblatt angezeigt war, unterdessen gegründet worden, und wir einpfehlen unseren Mitgliedern, sich diesem Verbände unbedingt anzuschlietzen. Wie noch nicht allgemein bekannt sein dürfte, wird die jetzige Regierung anordnen, daß alle Lohnfragen nur pari tätisch zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden ge regelt werden dürfen. Alle Einzelabmachungen einzelner Fir men sind zwecklos, und alle von Arbeitnehmergruppen gestellten Forderungen können nur durch Verhandlungen mit den Arbeit geberverbänden auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden. Die einzelne, nicht angeschlossene Firma ist der Willkür der Ar beitnehmer vollständig preisgegeben und muß sich ihnen fügen, wenn ihr z. B. der Betrieb gesperrt wird, falls sie einer Lohn forderung nicht nachgeben will. Da der Beitrag nur auf 50 H für jedes Tausend Mark gezahlter Jahreslöhne festgesetzt ist, so liegt es im Interesse jedes einzelnen, sich vorzusehen und die geringe Versicherungssumme zu zahlen, ehe er zu seinem Scha den erfährt, daß wir in eine neue Zeit mit neuen Rechtsbe- griffen eingetreten sind. Neben den allgemeinen Grundlohn- festsetzungen wird nach Art der im Buchdruckerverband üblichen Lokalzuschläge auch den lokalen, oft weit voneinander abwei chenden Verhältnissen Rechnung getragen werden. Da der neu gegründete Arbeitgeberverband den gesamten Buchhandel unb ihm verwandte Berufe umfassen wird, und da außerdem die großen Arbeitgeberverbände unter sich noch wieder in ein Kar tellverhältnis treten werden, wird eine machtvolle Gruppe ge schaffen, die jeder Willkür der Arbeitnehmer geschlossen entgegen treten kann. Es wird dadurch auch die Möglichkeit geschaffen, die Auswüchse der gegenwärtigen unhaltbaren Lohnbewegung zu beschneiden und mit der Zeit auf ein gesundes Maß zurück zuführen, so wie es zum Gedeihen unseres Volkes und der einzelnen^öerufe im besonderen nötig ist. Wer also diese Ein richtung stärkt, dient dem Vaterlande und sich selbst. Die Erfüllung unserer vor zwei Jahren dem Verband der Kreis- und Ortsvereine gemachten Zusage betreffs eventueller Übernahme der Vorstandsämter stößt auf Schwierigkeiten, unb wir haben uns daher mit dem Kreise Sachsen-Thüringen wegen Übernahme der Ämter in Verbindung gesetzt. Dieser ist bereit, sich zur Verfügung zu stellen, wenn unser Verband zur Oster- meß-Tagung einen entsprechenden Antrag einbringt, wozu wir bereit sind. Hiermit wären wir am Ende unseres Berichtes angelangt, dessen Besprechung diesmal erst auf dem im Sommer stattfin- denden Verbandstage erfolgen kann. Als Tagungsort ist Hil de s h e i m im Juni in Aussicht genommen, das die beste Bahn verbindung hat und durch seine schöne Umgebung bevorzugt ist. In der Erwartung, eine große Zahl unserer Mitglieder auf dem kommendenVerbandstagebegrüßen zu können, und in der Hoffnung, daß unterdessen ein wirklicher Gerechtigkeitsfrieden zum Abschluß gekommen ist, der uns die Möglichkeit bietet, unser tief gebeugtes Vaterland wieder aufzurichten, die ihm geschla genen Wunden zu heilen und die der Lösung harrenden Kultur aufgaben in Angriff zu nehmen, rufen wir Ihnen: Auf frohes Wiedersehen! zu. Der Vorstand. Vorschläge für Verbesserungen im Sortimentsbetriebe. Von A. Baumeister-Stuttgart. Wir stehen am Wendepunkte einer neuen Zeit, die mit ihren wachsenden Lasten einer verbesserten Arbeitsleistung be darf. Zeit ist Geld; mehr denn je ist dieser Spruch jetzt zur Wahrheit geworden, und deshalb gilt es, die bisherige Ar beitsmethode daraufhin zu prüfen, ob und wie an den Ar beiten Zeit gespart werden kann. Eine gute Arbeitsleistung kann nur dort erzielt werden, wo die Grundlagen dazu bequem und übersichtlich sind. Deshalb müssen diese so beschaffen sein, daß die Arbeit durch die Bequemheit zur Lust und nicht durch Umständlichkeit zur Last wird. — Wenn man die modernen Kon- torcinrichtungen der großen Geschäftshäuser mit den in den meisten Fällen primitiven Einrichtungen in vielen Buchhand lungen vergleicht, so mutz man sich wirklich wundern, daß diese Geschäfte bei dem heutigen Wettlauf der Konkurrenz noch be stehen können. Es ist deshalb endlich an der Zeit, mit den vorväterlichen Einrichtungen zu brechen und einem modernen Zuge zur Verbesserung aller grundlegenden Arbeiten freien Lauf zu lassen. In großen Zügen seien hier nur die Hauptbeschäf tigungen erwähnt, bei denen Verbesserungen in den meisten Fällen dringend notwendig sind, die aber mit etwas gutem Willen leicht durchführbar sind. Das Bestellbuch. Wohl die wenigsten Sortimente haben gerade in diesem wichtigen Behelfe irgend eine Neuerung cintreten lassen, ob wohl alle diejenigen, die mit dem Bestellbuche beschäftigt sind, der Meinung sein werden, daß beim Aufsuchen von Bestellungen und besonders beim Abstreichen der Rechnungen unverhältnis mäßig viel Zeit in Anspruch genommen wird. Und doch ist es nicht schwer, mit Hilfe der Kartei eine Ordnung zu schaffen, die eine klare Übersicht und ein bedeutend rascheres Arbeiten ermöglicht. Genau wie man in sehr vielen Fällen davon abge kommen ist, die Kunden und deren Geschäftsvorfälle in sest- 191